7. Die Anlage der Wörterbuchartikel: Allgemeines

Alle im Kapitel 4.3. aufgelisteten möglichen Fragen von Wörterbuchbenutzern setzen (wie die Fragen zur Behebung textlicher Produktionsschwierigkeiten) das Verständnis von Texten voraus oder zielen auf die Semantik von Texten, von Varietäten oder der Gesamtsprache Frühneuhochdeutsch. Dabei soll ‚Semantik‘ in einem weiteren, die Pragmatik einschließenden Sinne verstanden werden: Die Symptomwerte liefern zwar keine Weltinformation, wohl aber geben sie die Möglichkeit zur Erschließung des kommunikativen Handlungsfeldes, aus dem heraus für einen Text erst erkennbar wird, wie er gemeint war.

7.1. Bedeutungswörterbuch

Der semantischen Ausrichtung der Benutzerfragen entsprechend ist das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch konsequent als Bedeutungswörterbuch konzipiert. Dies schlägt sich in den Einzelartikeln bis in die Fachsyntax und Fachterminologie, vor allem bis in Art und Gewichtung der einzelnen Informationspositionen hinein nieder.

7.2. Informationspositionen

Folgende Informationspositionen sind maximal vorgesehen:

  1. Lemma

  2. Wortvarianten

  3. Angaben zur Wortart und zur Morphologie

  4. Hinweise zur Etymologie

  5. die Erläuterung der Bedeutung, zum Teil in Verbindung mit kulturgeschichtlicher Information

  6. die Angabe von Symptomwerten

  7. Angaben zur onomasiologischen Vernetzung des Wortes

  8. die Angabe typischer Syntagmen

  9. Angaben zur Wortbildung

  10. die Angabe von Belegen und Belegstellen

  11. Hinweise auf die Häufigkeit von Wörtern und Worteigenschaften

  12. lexikographische Kommentare zu Eigenschaften des Wortes

  13. Literaturhinweise.

7.3. Artikelkopf und Artikelrumpf

Alle diejenigen Informationspositionen, die Information zum Wort als Ganzem enthalten, bilden den sogenannten Artikelkopf. Zu ihm gehört außer den Positionen 1 bis 4, deren Information auf keinen Fall unter den Positionsnummern 5 bis 13 erscheinen kann, in einer Anzahl von Fällen auch die Information der Positionen 6; 9; 11 bis 13, und zwar immer dann, wenn sie sich nicht, wie üblich, auf Einzelbedeutungen oder Einzeleigenschaften des Wortes, sondern auf das Wortganze bezieht. Die Positionen 5; 7; 8; 10 sind prinzipiell, die Positionen 6; 9; 11 bis 13 nach dem gerade Gesagten in einigen Fällen auf eine (bei monosemen Wörtern: auf die) Bedeutung des Wortes bezogen. Diese einzelbedeutungsbezogenen Positionen (wie man sie nennen könnte) haben zusammengenommen in aller Regel einen erheblich größeren Umfang als der Artikelkopf. Umfangssteigernd wirken insbesondere die Beleg- und Belegstellenangaben.

7.4. Anordnung der Informationspositionen im Artikel (Artikelposition)

Der Zielsetzung nach ist für jeden Informationstyp des Wörterbuchartikels eine eigene Artikelposition vorgesehen, um dem Benutzer eine möglichst rasche Orientierung vor allem für längere Artikel zu gewährleisten. Jede Position ist außerdem durch je besondere Mittel der Textinterpunktion, z. T. zusätzlich durch Zahlenangaben und nochmals zusätzlich durch die typographische Gestaltung des Druckes (Schrifttypen, Schriftgröße, Absatzgliederung) von der vorangehenden und folgenden Position abgehoben. Der Grad der Festlegung wird aber nicht zum Selbstzweck. Wo die Darstellung es als sinnvoll erscheinen läßt, können geringfügige, die Gesamtordnung nicht störende Modifikationen der Reihenfolge vorgenommen werden. Insbesondere die Häufigkeitsangaben (vgl. 18.), die lexikographischen Kommentare (vgl. 19.) und die Literaturhinweise (vgl. 20.) stehen an jeweils wechselnden Stellen, eben da nämlich, wo die betreffende Eigenschaft des Wortes gerade behandelt wird, dort aber wieder in festgelegter Position.

Die Information jeder Artikelposition ist einerseits von derjenigen der anderen Positionen getrennt und hat insofern eine gewisse Eigenständigkeit; andererseits aber – und das ist wichtiger – bilden alle Positionen zusammen ein Textganzes; jede Einzelinformation wird deshalb nur aus dem Ganzen verständlich, sie wird überdies durch die Information anderer Positionen aspektuell ergänzt, so wie auch die Gesamtinformation eines Artikels nicht als Summe, sondern als Integral von Einzelinformationen zu verstehen ist. Am Beispiel verdeutlicht: die Erläuterung einer bestimmten Bedeutung eines Wortes erfolgt primär in der dafür vorgesehenen Informationsposition; ihr Stellenwert wird aber nur dadurch faßbar, daß man zusätzlich z. B. die Angaben zur onomasiologischen Vernetzung der Bedeutung, die Abgrenzung gegen andere Bedeutungen des gleichen Wortes (semasiologische Vernetzung), die typischen Syntagmen, die lexikographischen Kommentare und die Belege beachtet, die die Bedeutungserläuterung aspektuell ergänzen und erst mit Leben füllen. Vom Textganzen her gesehen: Nur der gesamte Wortartikel bietet den Rahmen für Rolle, Gewicht, eigentliches Verständnis der Einzelinformation.