1
ar,
der
;
-(e)n/-(e)n
;
vereinzelt ist das
-n
des obliquen Kasus in den Nominativ gedrungen:
2
arn
; dazu epithetisch:
arend
; weitgehend paralleles Bedeutungsfeld wie bei ; bis auf 1 seltener belegt. Zur späteren Archaisierung vgl.
Kuhberg, Verschollenes Sprachgut.
1933, 23
;
Kluge, Wortforschung u. Wortgesch.
1912, 83-89
.
1.
›Adler (als Vogel)‹; die ihm zugeschriebenen Qualitäten führen zu metaphorischen und metonymischen Verwendungen, vgl. 3.
Syntagmen:
den a. deuten / erkennen
;
a. fliegen hoch, fliegen auf, schwingen in die luft, streichen durch den himmel / über jn.
;
auf aren acht geben
(›den Flug des Adlers beobachten‹; Zweck: Prognostik);
mut / federn / wirde des a.
;
alter / edler / stolzer a.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Durch daz dutet her [Johannes] den arn, | Wen der arn durch sine guft | Swinget hoger in die luft | Dan der vogele keiner tu.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Des himels tou en begoz | So sere daz im entsproz | Har glich eim alden aren.
Jahr, H. v. Mügeln
89
(
omd.
, Hs.
1463
):
sins arn und sines leuwen mut | lacht, wann er adellichen tut.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
in hohen springen vor mir scherzen: | blawfuͤß, falcken mit iren terzen, | habich, sperwer und edel aren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
zwey weiber [...] hetten flúgel als die aren.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô hüet ain gans allzeit und rekt den hals auf, daz der rauber, der ar, iht köm. diu gans erkent wol den arn vor dem geirn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das unser vorvodern auf die vögl, nemlich in sunderhait aren geier raben acht gaben.
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Palm, Veter Buoch ;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Niewöhner, Teichner
342, 5
;
Munz, Füetrer. Persibein
44, 2
; 4;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
plastische Formung oder bildhafte Darstellung des Vogels auf Wappen (als Herrschaftszeichen), auch Verwendung als Zierstück.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
236, 31
(
preuß.
,
1447
):
1 kappe gruͤne samyt und 14 aer und 14 lewen vorgold.
Ebd.
241, 23
(
1452
):
14 arn vorgoldt und 14 lewen vorgoldt.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3034
(
Köln
1476
):
Dat dye Nuysser vortme soulden | Eynen gulden arn zom wapen hayn | In eym swartzen schylde stayn.
3.
in metaphorischer oder metonymischer Verwendung steht
ar
für das Heilige Römische Reich sowie für herausragende Personen.
Syntagmen:
den a. gemeiden, von dem a. not dolen
;
mächtiger / stolzer a.

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
96
(
omd.
, Hs.
1463
):
der leu bedütet Bemerlant, | der ar zu Rome milde fant.
Pyritz, Minneburg
5073
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann mich hat in starkem grymme | In sinen clowen ein mechtig ar.
Ebd.
5102
:
Du solt verhoren von mir wol | Waz arn ez sy, da von ich dol | Sulich not.
Ebd.
5319
:
Wie wenestu daz ich ane dich | Muge gesin und auch daz ich | Gemyden muͤg den stoltzen arn, | Dez wirde man sicht so hoch uff varn.