augenblik
(in 1 Beleg:
aublik
),
der
;
-bliks, -blickes /
auch
-Ø.
1.
›Blick der Augen‹; metonymisch auch: ›Anblick, was man mit einem Blick der Augen aufnimmt‹.
Bis ins 16. Jh. belegt; religiöse und didaktische Texte.
Phraseme:
einen augenblik auf etw. haben
›auf etw. achten, etw. im Auge behalten‹ (
Dietz, Wb. Luther
).
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
das
1, ,  1,  3,  2.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
103, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir lieplich augenplik all stund | mir kummer waren bussen.
Sachs (
Nürnb.
1540
):
Thet doch allein sein hertz erquicken | Mit etlich heymling augenblicken.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do sprach er: ‘nu gang her zuͦ dem vensterlin und tuͦ einen ogenblik!’ Er tet daz venster uf, do sah er vor dem venster stan den [...] schuͦler.
owe des anblickes! Owe, wel ein oͮgenblik daz was! Wie erstarb in mir min herze.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4702
(
schwäb.
,
1453
):
Ains mals ward mir ain ougenblick | Von ainem wild, das was gehür.
Sermon Thauleri
11ra, 32
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Mylius (auch zu 2 stellbar).
2.
›einem Blick der Augen gleiche kürzeste Zeitdauer, Moment, Augenblick‹; Ütr. zu 1; offen zu 3.
Phraseme:
im ersten augenblik
›im Augenblick der Schöpfung, seit jeher‹; vgl. dazu  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swer in disen grunt ie geluogete einen ougenblik.
Einen ougenblik von gote scheiden, daz ist êwiclîche von gote gescheiden.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Repentè. ploͤtzling vrbrisch vnuersehens in eim huͤy im augenblick augenblicklich vrblitzlich.
Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 20, 5
(
Wittenb.
1545
):
Weissestu nicht / [...]. Das der rhum der Gottlosen stehet nicht lang / vnd die freude des Heuchlers weret ein augenblick?.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
liebkosen, widerburren, lachen, weinen kan sie wol in einem augenblick.
Ebd.
32, 16
:
mit einem augenblick verswindet es, mit dem winde verwischt es.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 89
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
den wirt tag und nacht kein rue gegeben, noch auf einen augenplick kein trost.
Gille u. a., M. Beheim
78, 95
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
es wurt Cristi menschait | im erstem augenplik perait.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
mag ein englischer pot | Einß augenplikes hie und dort | Zu himel und auff erden sein.
Ebd. (
um 1480
):
Daz do in schnellem augenplik | Der schopfer in dich [Maria], creatur, sich neiget.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
in diseme ein stunde zuͦ sinde, jo einen ougenblick, daz ist tusent werbe nútzer.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 199
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
kraft der sunnen, die in einem oͮgenblicke, wan sú vf gat, erlúhtet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
/
1518
):
ir geslecht das do was edeler daz wart verwúst mit einer geche
[Z-Oa:
in einem augenblick
].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 350, 11
(
Hagenau
1534
):
Es geschach in eynem augenblick. Wir Deutschen haben der Hyperbolen vil / damit etwas bald und schnell geschicht. Inn einem nun was es geschehen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Augenblicks zeyt / Ein gar kleine vnd kurtze zeyt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht niderslahen in aim augenblick.
Klein, Oswald
90, 15
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wo herzenlieb beinander ist, | da durt die nacht ain ougen blick.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
46, 19
(
tir.
,
1464
):
Du woltest Moÿsÿ nicht zaigen dein gëgenwürtikhait ainen augenplikh.
Ebd.
116, 41
:
als pald da ward mein sël wider vmb geantwurt meinem leichenamen in ainem augenplikch.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Quint, a. a. O. ; ;
Gille u. a., a. a. O.
134, 210
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Eichler, a. a. O.
1, 141
;
2, 1557
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5462
;
Eschenloher. Medicus ;
Bauer, a. a. O.
51, 36
;
Alberus
t ijr
;
Hulsius
A iiijv
;
Rot
329
;
Dietz, Wb. Luther .
3.
phras.:
al augenblik, alle augenblicke, jeglicher augenblik
›jederzeit, fortwährend, immer‹;
kein augenblik
›niemals‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, ,  3,  2,  1, ,  1, (jeweils zur ersten Angabe).

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Daß er [Feindt] mit seiner List vnd Tuͤck, | Mir schaden moͤg kein Augenblick.
Ebd. (
Bautzen
1567
):
gib o lieber Gott das mag ich, | Pruͤffen all stund vnd augblick mich.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
all augen blickh | wintsch ich mich dir inns herze hinein.
Nun ist es doch kein augenblickh, es wirt an sie gedacht.
Sermon Thauleri
1rb, 14
(
Leipzig
1498
):
die minniglichẽ geburt die alle tag vnd in allen augenblicken sal geschehen vñ geschiet in einer iglichen guten heiligen sele.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
72, 19
(
Nürnb.
1548
):
Derhalb solten wir alle augenblick auff vnsern knyen ligen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
daz er die alle sammet vor habe in eime iegelichen ougenblicke.
4.
phras.:
seine fünf augenblicke
›seine fünf Sinne‹;
vgl. am ehesten  10.

Belegblock:

Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 118, 17
(
Straßb.
1520
):
erscheint da bei wol das er von dem Bapst so offt ersuͦcht / dannocht vff seinen fünff augenblick.