bader,
bäder
(letzteres sehr vereinzelt md., älteres Frnhd., jeweils in der Schreibung
beder
),
der
;
-s/-Ø
, in 1 md. Beleg:
-e.
1.
›Bader, berufsmäßiger Verwalter, Betreiber einer Badestube‹; zu den Tätigkeiten des Baders gehörten (teils genehmigungspflichtig) das Rasieren, Zahnziehen, der Aderlaß, das Schröpfen sowie die Betreibung der Wundarznei (vgl. dazu 2).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
1, 1339/40
und
Hrg
1, 281/2
, zum gesellschaftlichen Ansehen und Ruf des Baders vgl. die Belege.
Phraseme:
der bader lobt sein kübel
;
in baders namen!
; oft in der Fügung
bischof und / oder / noch bader
, z. B.
bischof oder bader werden
›es darauf ankommen lassen‹;
bischof oder bader mit jm. werden
›sich irgendwie zu jm. verhalten, Stellung beziehen‹;
bischof oder bader geworden sein
›jm. schlecht ergangen sein‹;
bischof oder bader
›Herr oder Knecht, aut Caesar aut nihil‹;
weder bischof oder bader
›kein Mensch‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1, , .
Syntagmen:
den b. schmähen
;
b.
(Subj.)
geloben / schwören (etw.), b. bad halten, badstube erhalten, das bad ausleschen, b. jn.
(z. B.
juden, beflekte / kranke personen
)
nicht baden, b. scheren mögen, wasser tragen, feuer leschen, b. (von der badstube) etw.
(Naturalien oder Geldbeträge)
geben / zinsen, b. jm. zur ader schlagen
;
von b. geboren sein, von dem b. etw. nemen; edler denne ein b. sein
;
ordnung des b.; b. mit der quaste
;
beeidigter b.
Wortbildungen:
baderamt
›Zuständigkeitsbereich eines Badergewerks‹ (so
Preuss. Wb. (Z)
1, 369
),
baderbecken
,
baderbube
›Sohn‹ oder ›Gehilfe eines Baders‹,
badergeld
›Badekosten‹,
badergeselle
1 ›Gehilfe des Baders‹,
badersquast
›Badewedel‹,
badertier
›furchterregende, geheimnisvolle Phantasiegestalt‹,
baderwasser
(dazu bdv.: vgl. ),
baderzeche
›Baderzunft‹,
baderzins
,
badergeselschaft
,
baderstube
›Trinkstube der Bader‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 440, 25
(
preuß.
,
1425
):
so synt dy bader, scherer, woge und fleischbenke in den steten von uns begernde in czu dirhogen ir lon.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
ein bader lobt sin kubel | fur alls sin huß gesind.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
157
(o. O.
1558
):
das im meyster Zempel, der bader, auff deütsch arschkrauer, grosse schelmmbeyn hat herauß gethon.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 27, 12
(
md.
,
1452
):
Wer bie uns [...] lernen wil, der sal kuntschafft brengen, das er elich geborn ist von vater unde muter unde nicht von Scheffers art, Lynewebir, Badir, kesszeler, lutensleger etc.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1590
):
Nachdem auch die bader von alters hero schuldig gewesen, [...], den armen im hospital alhie alle quartal jederm ein stück flaisch, ein weißbrodt und ein echtmaß weins zu geben.
Ebd. (
1463
):
mogen die bedere in den batstoben scheren, wer des begert.
Ebd. (
1377
):
insal kein scherer mit keim beder teil oder gemein han.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
brenge mir den muller mit der meczen, | den wil ich czuͤ hinderst in dyͤ helle seczen, | brenge mir ouch den beder mit der questen, | den salczman mit der mesten.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
ain reicher kaufman und ain gut gewerb | Und ain pader und ain schimlige arskerb | [...] | Die dink fügen alle wol zu sammen.
Gille u. a., M. Beheim
301, 153
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wan er [planet Luna] gepiret müller, | vischer, bader. varnd schüller, | gakler und lant laffer.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
184, 35
(
nobd.
,
1475
):
Aller hantwercklewt knecht [...] sind verbot [...] worden: Schuwartn, [...] bladner, kurßner, butner, bader, zimmermenner, metzler, lober, weyßgerber.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1505
):
het er in den prunen gesprungen und was ertrunken. und da zugen in die padknecht herauß.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1516
):
dem maister Hans pader am Czottenperg fur allerlai czenwasser, [...], facit 1 fl.
Sachs (
Nürnb.
1548
):
Ieder het ein baders-questen | Und ein scheflin.
Ebd. (
1553
):
Komb zu dem bader, | So muß er schlagen dir zwo ader.
Ebd. (
1562
):
Den balwirer nennt ein leußjeger, | Den bader aber schmecht er weger | Und ihn einen arßkrawer nannt.
Ebd. (
1563
):
Schwanck: Das baderthier. Einsmals ein bader fraget mich, | Wie er mit seinem werckzeug sich | Verbutzen möcht in solchen furm, | Daß er seh gleich eim wilden wurm.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
sie [arzet] haben nit gelernt das sie lernen solten, sonder von inen selbs aus der dölpischen erfarenheit ir arznei in ein brauch gebracht, als ir sehen von den balbirern, badern und andern schwezlern, hausirern und dergleichen.
Ebd. (
1530
):
wiewol ich mich versich, das die apoteker, scherer und bader werden von irem suppenwust nicht weichen.
Spanier, Murner. Narrenb.
4, 119
(
Straßb.
1512
):
Kembstu den vnd klagtests mir, | Das dyn kindt nit volgte dir | [...], |Jch wolt dir bald ein antwurt sagen: | Wes seügtests nit, ins baders namen! | Vnd knipffst dyn brüst mit widen zamen?
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 99, 28
(
Straßb.
1520
):
doctor martin der bleipt verstocket vff seinen fünff augen / vnd wil sich weder babst noch bischoff oder bader lassen berichten.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
E sich ain bader tæt weren, | Er tæt aim e das har im ars abscheren.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
scherer, bader, schrepfer und söllich die uß und in luffend, dero was cccx.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
gedacht, [...], unangsechen iemands verderben und ungluͤk, understat bischof oder bader zewerden, ja iedoch ander mit im in arbetseligkeit zebringen.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1538
):
das allenthalben [...] by den zollnern, torwarten, wirten, schaͤrern, bader etc versorget werde, uff die toͤuffer zeachten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 586, 38
(
schwäb.
,
1588
):
Da auch dise presthafte personen in die bäder kommen solten oder wurden, daß alßdann die bader schuldig sein sollen, dieselben [...] von stundan dem vogt anzuzaigen und alßbald usser dem bad zu schaffen.
Ebd.
678, 1
(
um 1530
):
Des baders ordnungen. Item die badstueben verleiht die herrschaft, und darumb soll ein bader, so ihme geliehen würdt, der herrschaft geloben und schwören, wüe hernach volgt.
Ebd.
679, 12
:
Wan aber daß geschray [im bad] groß will werden, soll der bader, sein knecht oder reiber schreihen, daß man still sey.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er [Graf] schuef und machts zu hof, wie er nur wolt, es dorft im weder bischof oder bader einreden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
sollen [...] die bader solliche befleckte und andere frembde personen in bädern nit baden lassen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Ein Bach [...] lauffet durch die Stadt / vnd dienet den Badern / Faͤrbern / Muͤllern / Gerbern vnd anderen Handwerckern sehr wol.
Grawtucher oder Lodner⸗Zunfft / bey welchen sich finden die Balbierer / Bader / Hutmacher / Faͤrber / Zeugwuͤrcker.
Henisch [167/8] (
Augsb.
1616
):
Ein guter Bader / gibt ein guten trincker. Warhafftig Weib vnd ein bader becken / klingen vil. Herren / Richter / Pfaff vnd Bader / Verderben keinen zanck noch hader. [...]. Drein oder druͤber / Bischoff oder bader.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
ob ein fewr hie aufge in der stat, daz dann die amer darzů lauffen mit iren zuͤbern und auch die pader mir iren schaefflein.
Ebd. (
2. H. 14. Jh.
):
So sol dhain pader den juden, ir hausfrawn, irew chind, ir ehalten nicht paden.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1428
):
gelegen im Nidern veld zenagst der Paderzech weingarten ze Wienn
[Regestbeleg].
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
da wolten bêd parteien dem krieg ent geben, aintweder bader oder bischof werden, rüsteten sich gegen einander.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1610
):
sollen alle bader, [...], mit demselben empern vol wassers eylends zulauffen, wasser tragen und das fewer zu löschen verhelfen.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
98, 39
;
120, 24
;
Girgensohn, Berl. Kämmereirechn.
102, 19
;
Brinkmann, Bad. Weist. 59, n. ;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 6, 36
;
289, 29
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
56, 24
;
58, 25
;
89, 8
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Gehring, a. a. O.
679, 4
;
36
;
750, 1
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Auer, Stadtr. München ;
Dirr, a. a. O. ;
Uhlirz, a. a. O.
1, 1093, 20
;
Thiel, Urk. Weltenb.
298, 9
;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
111, 11
;
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
102, 17
;
Bremer, Voc. opt.
1, 31041
;
Schmitt, Ordo rerum
257, 7
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 368/9
;
Öst. Wb.
2, 76/7
;
3, 1222
.
2.
›Bader in seiner Eigenschaft als Wundarzt‹; teilweise offen zu 1.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ein alter Priester one Buch, | Ein alter Bader one Bruch, | Ein alter Rath on gut gericht.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
62, 11
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Kein barbirer oder bader soll einigen verwundeten, er habe seine schaden in oder außerhalb der stadt entpfangen, verpinden, er habe es dann zuvor den gerichtsheltern angezeigt.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Das war ein rechter diebeshader. | Ietzt bindt man sie all drey beym bader.
Sappler, H. Kaufringer
13, 68
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [ritter] sant nach ainem pader, | der der kunst ain maister was.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 17. Jh.
):
macht er dan ain fliessente wunten so nit gefehrlich, hiervon 6 ₰ 2 ₰ und dem beschedigten wögen deß paderlohn seinen willen zu machen.
Sappler, a. a. O.
13, 94
.
3.
›Badender; Besucher eines Bades‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
badergesang
›Lied für Badbesucher‹,
badergeselle
2 ›Badegast‹.

Belegblock:

Henisch [168] (
Augsb.
1616
):
Bader / welcher badet / balnearius, qui lauatur, vel qui in balneo versatur.
Schweiz. Id. (a.
1580
); 7, 725 (für
badergeselle
2, a.
1578
); 7, 1183 (für
badergesang
, a.
1663
).