bedauern,
betauern,
V.;
erstere Schreibung gehäuft wmd. (als Folge des Lautverschiebungsstandes) und alem. (hier als Folge der binnendeutschen Konsonantenschwächung); mehrfach subst.
1.
›jn./etw. bemitleiden, bedauern‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, (V.) 1,  1.
Syntagmen:
mit persönlichem Subj.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Misereri. Sich etwas Erbarmen behertzigen bethauren jamern lassen.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
Bist du nur, Vaterland, nicht gar so übel dran, | daß du noch einen hast, der dich betauren kan.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch  (
rhfrk.
,
um 1405
):
Das du das nit habest getaen | Aen die milde salbonge vor zu haen | Des bedurens und mitlidens!
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Dieser Graf ist […] von vielen sehr bedauret worden.
M. Cunitia. Ur. Prop.  (
Öls
1650
):
Weil ich dann solches […] hefftig betawret.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
wie ist […] der gute Mann zu bedauren vnd betrauren, daß er in ein so grosses Haußcreutz gerathen.
2.
›jn. zum Mitleiden bewegen, js. Mitleid erregen; jm. nahegehen, jn. betrüben, jn. seelisch schmerzen; jn. kränken, jn. ärgern; jm. wehtun‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, (V.) 2,  2.
Syntagmen:
mit sachlichem Subj.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Miseret me. Es Erbarmt behertzigt bethaurt jamert mich. Gehet mir zů hertzen.
Gille u. a., M. Beheim 
453, 998
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die Venediger daz begund | Ser petaurn und verdriessen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
hand ir inn lǎssen fachen, daz uns nun bedurret, die wil er ǔch ǔwere kronnen […] wyder geben hat.
Jörg, Salat. Reformationschr.
241, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
bedurett das […] den vatter der cartus […] gar hertzlich.
Ebd.
379, 2
:
darab jr biderben lüt gros beduren und truren haͤttend.
Lemmer, Brant. Narrensch. 
96, 6
(
Basel
1494
):
So jn syn schenck so fast bedürt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
[das
, die Kriegführung
] die von der erberkeit […] zum höchsten betauret hat.
Roloff, Brant. Tsp. 
1101
;
West, Dasypodius.
1989, 274
.
3.
›vor etw. zurückschrecken, (Mühe o. ä.) scheuen, jn. reuen‹, meist in negativer Ausdrucksweise.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die arbeit / müe, das geld / leben
)
jn. b., etw. jn. übel b., sich nichts b. lassen, sich arbeit / kosten / müe b. lassen
;
sich der arbeit / zeit b. lassen
;
sich an etw. b. lassen, sich mit handeln / arbeiten b. lassen
.

Belegblock:

Adrian, Saelden Hort 
6406
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
och an den aventúren | wil ich mich nit betúren | lan redliches kosten.
Kurz, Murner. Luth. Narr  (
Straßb.
1522
):
Laß doch dein leben dich beduren; | Dan wiltu nit das schloß vff geben, | So gilt es dir fürwar dein leben.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Und beduret in kein kost noch arbeit.
Jörg, Salat. Reformationschr.
64, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
achte mir das niemand für übel / so jch dis secter ettwan allso nemm / oder hab niemand verdruß und beduren darab.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 58, 3
(
halem.
,
1498
):
und syen damitt gott bevolhen […], uns des, so üch begegnot, ân beduren und abbruch zůzekünden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich der arbeit Bedauren lassen / Vngern oder vngeflyssen arbeiten.
Lauater. Gespaͤnste
28v, 30
(
Zürich
1578
):
Ein Eersamer Radt ließ sich kein kosten můy noch arbeit beduren.
Meisen u. a., J. Eck 
35, 32
;
Gagliardi, a. a. O.
2, 121, 1
;
Jörg, a. a. O.
687, 14
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Bächtold, H. Salat ;
Bachmann u. a., a. a. O. ;
Öst. Wb.
4, 1050
.