betrieglich,
seit dem mittleren Frnhd. vereinzelt
betrüglich,
Adj.
1.
›in / mit falscher Absicht, mit Täuschungsabsicht, trügerisch, täuschend, verführerisch, blendend, falsch‹; zu  1; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 45,  3, , , ,  4, , , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
b. läugen / sprechen / schweren, etw. b. tun
;
der betriegliche geist / geselle, die betriegliche asche / farbe / falle / lere / wollust / wunde, das betriegliche baren
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
die betrugliche lere, von dem vater der lugen auff gangenn.
Ebd. (
1521
):
[Die Papisten] folgen yhrem ungewissen, betrieglichen guttduncken.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 34, 13
(
Wittenb.
1545
):
Da antworten Jacobs söne dem Sichem [...] betrieglich
[
Mentel
Var. 1475
2
:
in falsch
]
/ Darumb das jre schwester Dina geschendet war.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
15, 48
(
Magdeb.
1608
):
ein redlich Hertz also fleugt / | Denselben / der betrieglich leugt.
Ebd.
41, 21
:
sagt Broͤseldieb erst von den betrieglichen Meusfallen / vnd moͤrderlichen gifft.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein Weib / Pferd vnd der Wein / seynd drey betriegliche wahren.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Fallax. Falsch betruͤglich.
Dolosus. Listig arg / trieghafft betrieglich betriegig tuͤckisch fuͤchsisch auffsetzig ränckisch.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
2, 16
(
nürnb.
,
1446
):
der vnsichtige feint, dieser werlt betriglichß paren vnd unsers aygnes flaisches natürliches belangen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
80, 5
(
Frankf.
1535
):
Man püluert es aber auff die betruͤglichen wunden die vmb sich essen.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 6, 21
(
Leipzig
1520
):
sucht Bruder Martinus [...] tzu schmincken vnd mit anderer betriegklicher farb antzustreichen.
Ebd.
13, 6, 6
(
Leipzig
1522
):
Hiru͂b ist auch alles ketzrisch / falsch / vnd vorthumlich / dz Lud’ auff disem betrigliche͂ ketzrischen widerspruche / gebauet hat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
177
(
Nürnb.
1517
):
Der ist arm [...], dem beheglicher sein die betriglichen dann die gewissen.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 71, 11
(
Coburg
1634
):
Metaphora [...] / wie viel Arten derselbigen / wie solche nuͤtzlich / auch betrieglichen zugebrauchen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Wasser mit bösen faͤligen oder betruglichen furten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Betruͤgliche asch / wann in der aschen noch heisse glut verborgen ligt.
Betrieglich / betriegisch / subdolus, dolosus, fallax, fraudule͂tus, versipellis, hypocritta, met. vulpus, polypus, sepia [...]. Ein betrieglicher boͤser Mensch [...]. Betrieglich handel / ist jetzt aller Welt sitt. Junger Gesell sihe fuͤr dich / Die Jungkfrawen sind betrieglich. [...]. Etwas fälschlich vnd betrieglich thun.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
91, 8
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wann dew menschleich [infliessung gots], die ist petriegleich vnd die goͤtleich vnpetriegleich.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
18, 32
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Steer, Schol. Gnadenl.
6, 38
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v. ,  13.
2.
›mit betrügerischer Absicht, mit der Absicht der Übervorteilung‹;
Syntagmen:
b. etw. ändern / einnemen / fälschen / machen, jm. etw. b. abläuseln / zufügen, b. mit etw. handeln / umgehen; das weib b. sein
;
die betriegliche furt / ware, das betriegliche mas / mittel / spiel
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Das auch der Bapst wol ein ertzdieb genandt mag werden, der aller welt gut und gelt betrieglich zu sich zeucht.
Köbler, Ref. Wormbs
94, 13
(
Worms
1499
):
so ein vormund arglistiglich oder betrüglich mit des Pupill oder kindes gütern geschandet.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
welche brieff / sigel / vnd ouch die müntz felschen / deßglichen wissentlich vnd betrüglich falch zügen vnd brieff / stellen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
sulcher handhaftiger tat, wie er mit seiner vorkaufung mit dem betruglichen
[auch als Ableitung von
betrug
auffaßbar]
maße felschlich geubet hat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1501
):
und heten betrieglichen auf ir gesellen etlich tag solt eingenumen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Denn wirbt umb sie einer oder vier, | Die zu irem geldt haben begier, | Durch kuplerey und schmeichlerey | Wohnen sie ir betrieglich bey.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
wie das Urtheil vieler Menschen ungleich, widersinnig vnd betrüglich ist.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1605
):
sodaß
oft einem koufherren allein durch sölliche betrugliche und ungepürliche mittel uff ein jeden jarmerckt uber die hundert centner zugestelt werdindt.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
dennocht moͤcht der gemain nutz grůnen by unsern vordern oͮn die kúnst der betriegenlichen spil.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
):
unchristlicher wucher, untzimlicher fürkauf, betrügliche wahren, falsche gwicht.
Köbler, Ref. Wormbs
161, 2
;
360, 3
;
ders., Ref. Nürnberg
70, 9
;
ders., Stattr. Fryburg ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
286, 2
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
42
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.