bevor,
bevorn
(md., seltener als erstere Form),
bevorens
(rib. belegt),
Adv.
(1; 2; 5),
Adj.
(3; nur prädikativ),
Konj.
(4),
Präp.
(1 Beleg; 4).
1.
›zuvor, zu Beginn, zeitlich vor allem Weiteren‹; gehäuft als Höflichkeitsformel im Eingang von Briefen.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
sampt meinen vnterthenigsten gehorsamsten vnd pflichtigsten diensten beuor.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Unser friuntschaft bevor Joͤrig Ploß.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das ain ieder richter aus der järlichen steur pevor hat 20 ß.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
71, 13
(
mslow. inseldt.
,
1602
):
vorleśśt śie ihrem Sohne Pauln den dritten tail beuor.
Vgl. ferner s. v.  4.
2.
›vor einem Bezugszeitpunkt, zuvor, vorher, früher‹.
Phraseme:
hie bevor
.
Bedeutungsverwandte:
, , , , , .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Zůuor vorhin zůuoran zůuorauß beuor zůuorab beforder.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Als si inninclich bevorn | Um den armen mensch verlorn | Gebeten hatte sere.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
ORigenes wissagede hi bevoren von seben werleden.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
als David hie bevore jach | in dem salmen.
her begunde sich sere mun, | also ich uch schreib da bevorne.
Chron. Köln (
rib.
,
1400
):
in der selver zit, in den mainde bevoerentz, wart deme herzogen van Hollant vergheven.
Ebd. (
1. H. 15. Jh.
):
da bevorentz wal 3 jar waz ein pladdere zu Kollen.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
als da er sein Wares Fleisch zu geben beuor Verheissen / vns nu mit einer schlechter figur het absetzen vnd begaben woͤllen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
94, 8
(
mslow. inseldt.
,
1610
):
alß welche [fründ] śie allweil beuer śchon, [...] abgericht.
Große, a. a. O. ;
Fischer, a. a. O. ;
Reissenberger Väterb. ; ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2896
;
Gerhard, Hist. alde e
2825
.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›(einer Organisation) vorgesetzt, sie leitend‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Darnâch der dritte meistir wart, | der hîz brûdir Herman Bart | und was dem ordin lanc bevor.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Unde weren doch irkorn | Der stat Babylon bevorn | Wesen von des kunges hant.
Piirainen, Stadtr. Sillein
44b, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von den schephen dy der | stat bewor seynt.
4.
dient nebensatzeinleitend der Kennzeichnung der Nachzeitigkeit des Geschehens: ›bevor, ehe‹; als Präp.: ›zeitlich vor etw.‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
daz ich der bin | Der durch der menschen herze sicht | Bevor er der gedanc geschicht.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
[Der Weihrauch] wird [...] von niemanden gepriesen / ehe und bevor er auf die Gluht geworfen [...] werde.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
liesse K. Rudolphus, bevor sie voneinander reiseten / die Fuͤrsten zusam͂enberuffen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beuor Winterszeiten.
5.
dient der Heraushebung von etw. aus einem allgemeinen Rahmen: ›insbesondere, speziell, vor allem, zumal‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
bevor [...] sonderlich zůforderst insonders in sonderheit besonderlich fuͤrnemlich sonder.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
39, 34
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Und bevorn auch hab ein jeder hausvater achtung auf seines gesindes [...] kleidung.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
wie wir dann befor zu gott, dem allmechtigen, und zu ewer erber weyshait gut vertrawens haben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1607
):
Das grasen in den weingärten ist verboten, und bevor wen die weinper im reimb stehen.
Dietz, Wb. Luther f.