4
brechen,
V., unr. abl.;
vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 280
;
331
;
386
;
444
. – Die Grundbedeutung, die die Vorstellung des Trennens, Spaltens einer Ganzheit enthält, differenziert sich in eine Vielzahl von Einzelbedeutungen, die sich nach intrans. (1-11), trans. (12-30) und reflex. (31-33) Verwendung ordnen lassen.
1.
von Gegenständen, ›zerbrechen, zerreißen, zerspringen, auseinanderbrechen‹; ütr. auch vom Menschen.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
do was der Rin bestanden boven ind neder, also dat de lude uis Coelne mit groissen heufen overgeingen zo Duitze, ind dat is wart brechen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1187
(
mrhein.
,
um 1335
):
Vil lieber knabe, suche mir das sper. | An Iesu siten ist min ger. | so wil ich in dorchstechen, | daz ime sin herze můz brechen.
Froning, Alsf. Passionssp.
6669
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich bevele mich yn syne hende! | eya hercz nu brich: | myn groiß noit ist ßo bitterlich.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
148, 10
(
Frankf.
1535
):
Der Lazursteyn / des farbe ist himel blafar / gantz mitt güldin düpfflin / [...] der nit leichtlich bricht / vnd grosse stuck hat.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
141, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Aber die glene kame dem hünde tüschen sin fordersten beyn / vnd ginge in die erde / das sy brach.
Luther, WA (
um 1535
):
Wenn der strick am hertisten hellt so bricht er.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Bald abr ein theyl sich ubersicht, | Sein trew an seim gemahel bricht | Und sich trwloß von im abwenckt.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. Corr. ad art. (
nobd.
,
16. Jh.
):
das vff denselbigenn gefenklich gehaltten personen mancherley nachteyls stet: Erstlich das viel vncostens darauff geet; Zum andernn, das solche persone aussteigen oder brechenn mogen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 10
(
els.
,
1362
):
Des súbenden tages so schlahent die steine annander das sú brechent.
Ebd.
192, 9
:
do brach die kercze in zwei stúcke, vnd bleib daz eine stúcke der frowen in der hant.
Ebd.
744, 17
:
Es beschach do su uf daz mer koment daz ein wetter kam vnd daz schif brach.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer ein astigen baum will in ein Hauß bringen / der muß nicht die zweige woͤllen vor hinein bringen / da sie bald werden brechen / oder sich sperren.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Und wart úncz an die elenbogen | Im úber sin arm hin gezogen | So grimmú, vesteklichú bant | Das hut und flaisch im brach zehant.
Koppitz, Trojanerkr. (
alem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Der gast den amiral do stach | Daz das scharpfe spere brach.
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 105
(
Basel
1494
):
Dan̄ vns bricht mastboū / saͤgel / schnůr.
Weber, Füetrer. Poyt.
174, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
do payde her vermenngten sich, | do prachen sper auf schillden manig hunndert.
Klein, Oswald
91, 48
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
in kainerlai wandels mail | brach das sail.
Schmitt, Ordo rerum
654, 5
;
Voc. inc. teut.
d ijr
;
t vjr
;
Hulsius
B ijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 26
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 65
;
Patocka, Salzwesen.
1987, 134
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 120
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 17
;
Göpfert, Wb. Katechismus
51
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Preuss. Wb. (Z)
1, 790
;
Bad. Wb.
1, 314
;
Öst. Wb.
3, 804
f.;
Vorarlb. Wb.
1, 439
f.;
2.
›in Richtung auf, gegen jn. vordringen; einbrechen, eindringen‹; auch ütr.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dese dry braichen vp in zemale | ind gauen eme so menchen groissen slaich.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Als der brâdem des wînes brichet in daz vezzelîn des wazzers, in aller dirre wîse brichet gotes kraft in die sêle.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Si begonden in dem selben zil | Under einander sprechen | Daz si wolden brechen | Zu im, und wolten in sehen.
In des himels hohe ich sach | Ein tube, der vluc gein mir brach, | Als ob sie wolde zu mir kumen.
Do unse liebe herre sach | Wie Zozimas sin herze brach | Kegen im in steter tugent.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
so wolten sie [die feint] dann mit dem ganczen hauffen auf die unsern brochen haben.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
263, 33
(
Nürnb.
1548
):
wenn ein Christ / gleich yetzt den todt fuͤr augen sihet / der wie ein vngestuͤm̄e flut herein bricht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und so zugen sie dann [...] und verpranten dann die stett und prachen in die kirchen überall.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1560
):
Auf dornstag [...] ist bei der nacht ainem schůster in sein ladn gebrochen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der vil künsche tegen | Ainen grossen beren sach, | Der vast gegen dem viche brach, | Den sach er serre brochssen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ellú herzen nah mir soͤltin brechen.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
do sturmpten wir an die statt ze ring umb und umb und brauchent in die keller an der ringmur.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Mit dem so pricht der künig in der haiden her.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Welcher einen gewaltig in sein haus bricht oder dergleichen muetwillen yebt ist dem gericht verfallen.
3.
›hervor-, herausbrechen‹, auch ütr. von geistigen und seelischen Regungen des Menschen.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Verstantnisse brichet ze dem êrsten ûz vernünfticheit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. 3. V. Bl.  (
osächs.
,
1343
):
daz her von der gotheit des heilandes hôer scrîbe und daz von ime ûz breche daz wort gotis.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Got claget disse mere, | Durch Moysen er brichet | Clegelich unde sprichet.
Gille u. a., M. Beheim
436, 41
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er müst in fräden brehen, | solt er nur ainen augen blik | daz lieplich antlut ane schawen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Soll die freüd nit auß mir brechen?
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
sie huesteten oft und dick, daß aiter, pluet und rotz von in prach.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1750
(
halem.
,
um 1435
):
Mit ungefuͤges zornes brechen | Hiess er ab dromen ir gewand.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
ahi waz starker schupfen ez von dem wurme brach.
4.
›durchbrechen, durchdringen, sich durchsetzen‹.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
Brecht, meine Seufzer, durch die Luft, | weil ich mich ganz hab‘ abgeruft.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4314
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Ich er man dich an das ungemach | Das dir durch din hertze brach.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
143, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Lamedon stift‘ do wunder, | wann er prach durch / die rott für unnd entzwer.
Munz, Füetrer. Persibein
171, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Der markes hurticleiche | schwind durch den punnder prach | auff den helld ellensreiche.
Weber, Füetrer. Poyt.
176, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Von Turkany mit seinem van | prach durch das wal.
5.
›aufbrechen‹; ütr. ›anbrechen, beginnen‹.

Belegblock:

Sappler, H. Kaufringer
2, 212
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Der jud die nacht da vertraib | gar mit grossem ungemach, | bis das der liechte tag prach.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da prach die huet und rannten den Onsorgen über.
Munz, Füetrer. Persibein
401, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
dicz was zer nacht, nach dem der tag | her durch dy wolken prach mit liechtem gliczen.
Ebd.
449, 1
:
Nw morgens, da her prechen | der tag wollt mit der sunn, | do sach man den helld frechen | verwappen sich.
6.
von Erzen, ›vorhanden sein, vorkommen‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1527
):
dieweil auf demselbigen bergwerck [...] in etlichen zechen gewaltiglich bleierz bricht neben den andern erzen.
Ebd. (
schles.
,
1528
):
hat sich in zweien zechen das bleierz abgeschnitten und bricht darunter ein gut silbererz.
Veith, Bwb. f.
7.
von Wein, ›umschlagen, trübe werden‹.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
35, 41
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Daß ein wein nicht bricht.
Ebd.
36, 2
:
Wiltu wein haben, der nicht bricht, weil man davon trinket, so brenne rebenholz zu asche, das von spunde gehet bis zum boden oder aufn grund, so bricht der wein nicht.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
213r, 20
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer gebrochen win welli machen gestendig, / der nem mandelmilch vnd alun klain gestossen vnd sied das vnder ain ander.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
612, 33
(
halem.
,
1450
):
úber saͤch er aber das und schankty brochen win.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1536
):
Der gut parisch wein war dises gar gewagssen, so er vergirt het, was er strack grob und von art aller laugfarb, wye geprochner osterwein.
8.
›eine schlechte Tat, ein Verbrechen begehen‹; im christlichen Sinne auch ›eine Sünde begehen, sündigen‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
haben aber se daz bloze swert oder ander wapfen gehabet, damite hant se gebrochen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gebrochen han wir swerlich, | Unrechtes vil begengen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do riet der Gotes getruwe | Im an stete ruwe, | Wan da was grob gebrochen.
Daz er durch sinen leiden spot | Gebrochen hete wider Got.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
7617
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Ich waiß wol, ich hab gebrochen: | Das sol an dir werden gerochen.
9.
mit präp. Anschluß (
ab, an
) ›sich von jm/etw. abwenden, abfallen, jm. die Treue brechen‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Daz er mit vlieze danke | Gote und nicht enwanke | Und ouch mit nichte breche | Er alle tage spreche | Gotes lob jo syben stunt.
Burkhardt, UB Arnstadt (
thür.
,
1345
):
were iz daz an uns und den unsern gebrochen wurde, so sullen die viere zu Salcza infaren zů hant, wanne sie gemant wurden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
und beclagt sich wider seinen sun und wider den babst und wider die, die an im geprochen hetten.
prechen sie an dem vatter, der sun trawet in nit mer frumkeit und versehe sich desgleichen an im auch zu beschehen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1390
):
zů derselben zit do wolten die von Pern han geprochen an dem von Mailand und wolten herzog Stephan die stat han gegeben.
Ebd. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da wolten die von Bern in Lamparten an irm rechten herren, an dem von Mailand geprochen han und wolten sich ergeben han an hertzog Steffan von Bairn.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
hetten die zwelffpoten an got geprochen, was wern dann die jungern gewesen?
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
Soͤlich schuld wolt der fuͤrst inen nit usrichten, darumb, das si ab im gebrochen waren und zů den Eidgnossen gesworn hatten.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1197
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das hăt manger me gesprochen, | Der doch an mir [Christus] hat gebrochen.
10.
mit Dat. d. P. ›fehlen, mangeln‹.

Belegblock:

Gerhardt, Meister v. Prag
156, 7
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
Da sach in Ihesus an [...] vnd sprach zcu im: eines pricht dir noch.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Ey, lieb nachtbewrn, was hat im brochen?
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Kulm.
128, 252
(
Nürnb.
16. Jh.
):
manchem an parem gelt vil bricht.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Reichtumb oder schön gestalt | Schätz ich in meinem synn für nicht, | So mir sölicher fräden pricht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
das erwarb im sant Uͦlrich umb got, das im nichtz prach.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 10, 12
([
Augsb.
]
1525
):
wie trew auch die selben seyn den augen / beweyßt sich auß dem / so jnen was bricht / das sy gleych zů hand da seyn / vnd begeren jn zů helffen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
522, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
auch pricht uns nicht getranck und leibes nar.
11.
phras.:
mit etw. brechen und bussen
›mit etw. frei schalten und walten, über etw. frei verfügen‹.
Rechtsschriften.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1347
):
tragen sie ime uf an diesem brieve, ho und dief, zů brechen und zů bußen mit in als mit andern sinen eigenen luden.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1362
):
důn kůnt, daz wir virkauft han eines rechten stragken virkeuffens [...] den herrin gemeinlichin dez Důtzschin husis by Margburg ewecliche und eigentlichen zu habinde unde mit ym zů brechin und zů bůzsende, zu tůnde und zů lazsinde als mit andern irn eygen ludin von gotz lehende.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
also daz he nach myme dode dar mit mach dun unde laßen, brechen unde bußen, setzen unde entsetzen, als anders mẏt sẏme eẏgen gude.
12.
›etw. (z. B. Steine, Waffen, Gegenstände) zerbrechen, zertrümmern, zerreißen‹.
Phraseme:
über jn. den stab brechen
›über jn. ein hartes Urteil fällen, jn. verurteilen‹.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 11
(
Frankf.
1535
):
Adamas ist [...] also hert das er weder mit feur noch mit andern dingen gebrochen werden mag.
J. W. von Cube. Hortus
86, 19
(
Mainz
1485
):
Die kerbel wůrtzel [...] brichet den steyn in der blasen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wiltu den kernen haben, so můstu die schalen brechen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
206, 29
(
thür.
,
1474
):
her habe sechtczig fuder steyns gebrochen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Darnach mugen si si [pfenninge] brechen, wo si si vinden, uf dem marcte.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
alleine sin die bant da er mit gebunden ist vil stark und mulich zu brehene.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
doch wart sich neken | Der pforten die vil gute, | Creftlich des rigels hute | Brach sie an deme garten.
Keil, Peter v. Ulm
239
(
nobd.
,
1453
/
4
):
du solt auch mercken, daz daz electuaria [...] den stain fast pricht.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
132, 32
(
els.
,
1362
):
Dine knehte forhtent sich daz sú ire gotte soltent brechen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
so kan ain aigennutziger die gůte reichsmüntz [...] in Schweitz und andern frembden nationen aintweders brechen und in geringe müntzen verwenden.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
dar umb daz si bi in in iren muͥlinen und lehen malen und kern brechen oder malen haissen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
Swelich vlosman einem unserm burger ein weinvas prichet oder gůt in dem wazzer versenchet, dem ist fuͤrbas diu stat und diu Iser verpoten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
500, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ee sich das her gemenget, | prach man auf schilten mangen schaft vil grossen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1462
):
viii eysen wekhen, stain ze prechen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
pokespluot alsô frischez und noch warm hât die kraft, daz ez den herten adamas pricht.
wenn man des krautes wurzel nimpt in wein, sô pricht si den stain in der plâtern.
13.
›Bauwerke (z. B. Burgen, Klöster, Mauern, Tempel) niederreißen, zerstören‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz hus of de erden brechen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1118
(
mrhein.
,
um 1335
):
Dirre ist, den ich horte sprechen, | man sal den tempel brechen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1356
):
in disem jare wart Nuwen-Langenauwe, gelegen zuschen Nassauwe unde Anre uf eime berge bi Lanen, gebrochen.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1360
):
Unde fingen uf dem huise den haubtman hern Philips [...] unde brachen daz huis in den grunt.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Und zu den geziden wart sant Albans monster und sant Jacobs monster ußwendig Mentze gebrochen.
Beyer, UB Erfurt (
thür.
,
1326
):
Swaz festenen gewunen wörden, die sal man breichen.
Luther. Hl. Schrifft.
Joh. 2, 19
(
Wittenb.
1545
):
Brechet diesen Tempel / vnd am dritten tage wil ich jn auffrichten.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
her sal dy burg adir dy veste adir dy stat vf dy erde brechen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
um 1420
):
am samstag vor Maria Magdalene brach man Reicheneck dy vesten.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
do sol der nest vicary [...] ir [der stat] fryheit abtůn und ir muren brechen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
er lies auch vil öder und brocher klöster widerumben pawen in Beirnland.
die reichstet [...] tetten grossen schaden mit rawb und prant und prachen dem adel vil geslösser.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Er prach auch daselbs noch ain stat, genant Tungers.
Piirainen, Stadtr. Sillein
44a, 3
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dy swaben schelden vrtail | Von den gepauͤwe daz | man prechen sol.
14.
›etw. (z. B. ein Stück Brot) (ab)brechen‹.
Zur Bedeutung in der christlichen Abendmahlslehre:
Rgg
1
, 10f., bes. 16.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
3, 4, 18
(
Wittenb.
1525
):
das das brot / wilchs gebrochen genommen vnd gessen wird / sey der leyb Christi.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. M. (
osächs.
,
1343
):
her nam di funf brôt und di zwêne vische [...] brach si und gap sînen jungern di brôt.
Andreae. Ber. Nachtmal 19R,
11
([
Augsb.
]
1557
):
Da sy aber assen / nam Jesus das Brot / dancket / vn̄ brachs.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Och inen sagen wie es was | Und wie dú kuntsami beschach, | Do er das brot vor inen brach.
Bauer, Imitatio Haller
61, 23
(
tir.
,
1466
):
Ir sint gar vil, die da nach sint vollgen Jesum pis czue dem prëchen des protes.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
30, 38
(
tir.
,
1464
):
Du solt prëchen dem hungrigen dein prot vnd die armen vnd die ëlentten die füer in dein haus.
Ebd.
58, 35
:
Si werden vmgen die stat als die hungrigen hunt, die niemant haben, der in das prot prëch.
15.
›etw. (z. B. Blumen, Früchte) von etw. abbrechen‹; auch mit Gen. d. S.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
GAt ein mensche in eyne sat, on in hůnghert, her soll der vrůcht brechen vnde mit der hant dar vz riben vnde ezzen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Das weip sah die fruchte an [...] unde brach der epphel unde ass.
Opitz. Poeterey
35, 1
(
Breslau
1624
):
Rot roͤßlein wolt‘ ich brechen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
550, 16
(
els.
,
1362
):
die bŏme weindent wanne man ein blat oder fruht do von breche.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Nu tett das kint vil dike das | Und brachte krut das man ǎss. | Och brach der selbe Gottes trut | Dar nach an ainem tage krut.
Drescher, Hartlieb. Caes (
moobd.
,
1456
/
67
):
Nicodemus prach mirren und aloes bey zwayn hundert pfuntten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
man schol die rôsen prechen, wenn si sich zemâl habent auf getân.
16.
›etw., z. B. Flachs, bearbeiten‹.

Belegblock:

Bergner, Urk. Kahla (
thür.
,
1455
):
Ouch sal nimand lassen derren, bluwen, brechen flachs noch ander gespinste inn der stad bie tage noch nacht.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
60, 28
(
osächs.
,
1570
/
7
):
So man den flachs, so heuer gewaxen, ungebrechet ligen lesset bis uber ein jahr, da lesset man ihn [...] hienaus legen, und fur der sonnen weg brechen.
17.
im Bergbau, ›etw., z. B. Erze, abbauen, gewinnen‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1524
):
Was aber betrifft dasselbte ertzt, so die gewerken bey der zeit des widerwillens mit irer eygen unkost und darlog gewonnen und gebrochen, soll denselben gewercken [...] zustehen.
Ebd. (
schles.
,
1526
):
In welchem schacht ader mass aber kein erzt gebrochen oder gewunnen [...] wird, sollen die gewerken von einer lachter ein ort eines gulden zalen.
Ebd. (
schles.
,
1625
):
Auch weisen die berge darhinter gegen mitternacht, da schöne quartz gebrochen seyn.
Ebd. (
schles.
,
1692
):
dass er in specie zu Kupferberg bis 4000 centen erz zum schmelzen habe brechen lassen.
Veith, Bwb. .
18.
›den Acker umbrechen, pflügen‹.

Belegblock:

Schoop, Qu. Düren
20, 5
(
rib.
,
1588
):
Von einem morgen lands in die korn sat zu ackern, nemlich von vier foir zu stulpen, zu prachen, zu droissen und in die sat 7 gld.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
du solt daz lant roden und brechen und daz unnütze crŭt ŭz zihen und solt bouwen und phlanzen.
19.
›jm./sich Körperteile (z. B. Augen, Beine) verletzen‹.
Phraseme:
jm. das herz brechen
›jm. großen Kummer bereiten‹;
etw. bricht mir nicht das bein
›es macht mir nichts aus‹. Sprichwort:
eile bricht den hals/rücken
›zu große Eile bringt Schaden‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen swenne die predigere | Die gerechten waren mere | Der heiligen schrift sprechen, | So mugen ir herze brechen | Die nicht enwollen volgen.
Ziesemer, Proph. Cranc
30, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ich wil widir Pharaonem, den konig Egypti, und wil zu stuckelin zuquetzin sinen starkin arm, den brochin.
Froning, Alsf. Passionssp.
6353
(
ohess.
,
1501ff.
):
den schechen brechen mer auch ir beyn, | daß sich ende ir noit | und sterben beyde vor uns doit.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
er brichet ein bein, einen arm oder verliuset ein ouge.
Luther, WA (
1531
):
es bricht mir kein bein, es ist eine Weltliche sache.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Dem Sohn die dornen Haupt vnd Stirn | Das Hertz der Mutter brochen.
Henschel u. a., Heidin
350
(
nobd.
,
um 1300
):
Got half ovch dem gaste | Daz er saz als ein stein | Manchem brach er die bein.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Von faulheit han ich großen schaden, | Ein prochens pein, geschwollen waden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 71, 28
(
Hagenau
1534
):
Eyle brach den halß.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ainem brach man die augen dem andern stach mans aus.
20.
›etw. aus etw. herausbrechen‹; ütr. ›etw. entfernen‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
176, 56
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und auch ein wunder, wie der man, | der in seinn augen hat ein tran, | andern leuten ein agel van | den augen czeucht und prichet.
Sappler, H. Kaufringer
11, 125
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Ich haun alhie in meinem mund | ain zan, der ist ungesund. | den prich mir aus dem halse mein | so ringert sich der frawen pein.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1498
):
Mer ain lannge truchen mit zwain slossen, auß der stuben gebrochen worden.
21.
›etw. Verschlossenes aufbrechen, öffnen‹.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1931
(
Köln
1476
):
Vp stillen vrijdaegh waren | Dye Lumbarden by geuaren, | An sent Quiryns port zo brechen.
Luther, WA Br. (
1536
):
Abwesens M. Philippi hab ich ewr schrifft mussen brechen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
548, 4
(
els.
,
1362
):
Vber lange zit hie noch koment die heiden vnd gewunnent die selbe insele vnd brochent das grab vnd wurfent das gebeine vnwertlich durch die insele.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
als er es gestolen hett, da hett er das kestlin gebrochen, darin die büchsen mit dem gelt was.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1550
):
da wellen sie ain peut finden, wie dann der casten und der armen leut stock vonstundan brochen worden ist.
22.
›jm. etw., z. B. Waffen, wegreißen, entwinden‹.

Belegblock:

Brandstetter, Wigoleis
201, 14
(
Augsb.
1493
):
mit einem schlage vellet er in zuo der erden. vnd prache jm den helm von dem haubt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Vil schier och von dem hopte brach | Den sinnen do Paris.
Weber, Füetrer. Poyt.
243, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er erpaisste auch nider in das gras | vnd prach den hellm vom haubet do dem werden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
als er im das swert ansetzt und ein teil in in stach, brach im hertzog Ludbig mit seiner sterck das swert aus der handt.
23.
›jn./etw. überwinden, besiegen, vernichten‹; auch ütr.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wir cristen sin daz riche Gotes, | Swenne wir volgen sins gebotes, | [...] Swen wir des vleisches gemach | Brechen und den geist twingen, | Die wider ein ander ringen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
her hette dorzu under seyne herschaft gebrochen die zwei lant Apulien unde Calabrien.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 12, 36
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
Ich wart, ich leit, ich brach den tot.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der vil grimekliche tod | Müste do den frechen | Vor allen Krichen brechen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1522
/
45
):
zugent die fúszknecht in den Schwartzwald und brochent die letzenen, erstochen by 36.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 54
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sein urstend was uns gut | für helle glut, die er da prechen wold.
Klein, Oswald
2, 11
(
oobd.
,
1431
/
2
):
er brach die hell, die nie gefros.
24.
›Regelungen, Verordnungen, Gesetze, Konventionen nicht einhalten, sie mißachten, gegen sie verstoßen‹; ütr. zu 1.
Syntagmen:
den ban / brief / eid / feiertag / frieden / glauben / sabbat / saz / willen, die autorität / ehe / eheordnung / ere / gewalt / gewär / hantfeste / lere / ordnung / sitte / treue, das bündnis / gebot / geleit / gelübde / gesez / recht b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen sie die schrift leren | Und die schrift so uneren. | So sie die lere brechen | Die sie der werlt vor sprechen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wan ok der herre suͤlve vluͤheit, nach des vluchte brichet nieman sine trůwe.
BRichet ein man einen vred, den her vor sich selbe brichet, iz get im an den hals.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
ind braichen vnder yn die vruntlicheit.
Rosenthal. Bedencken
42, 23
(
Köln
1653
):
Was sie ohnbedingt versprochen haben / muͤssen sie ohnbedingt halten / vnnd durch kein beding brechen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
223
(
mrhein.
,
um 1335
):
Gib vns dinen rat. | Dise frauwe ir e gebrochen hat.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 13, 24
([
Worms
1521
]):
disser Bapst Leo seynen glauben wie anndere vormals auch geprochñ.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Der papst aber brach gleichwol die bündnuß und schlug sich zu Venedig.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Wie Adam unde Eva das gebot brochen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
254, 27
(
thür.
,
1474
):
Hans Rote hat met sollichin gesetczin dy were nicht berurt nach gebrochin.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 9, 20
([
Wittenb.
]
1523
):
Deñ nott bricht alle gesetz vnd hatt keyn gesetze.
Luther, WA (o. J.):
Ist besser das recht brechen quam tod schlahen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
he tut unrechte unde brichet den vride unde der stat ir recht.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 7, 29
(
Leipzig
1520
):
darumb das sye Johan Huß darinnen verpranth / vnnd das geleit So sie im solten tzugesagt / gebrochẽ habẽ.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
das der stat recht adir hantfesten gebrochen worden von gewaldiger hant, was syn broch were.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swaz im Daniel vor sprach | Lere, keine er der brach; | Swie die was, so hielt er sie.
Gille u. a., M. Beheim
79, 169
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er mancz wol czu frumkait damit | das sy seine pot prechen nit.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
die stat Speyer, die ir treu an ym [Lotharius] gebrochen hetten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
393, 14
(
els.
,
1362
):
daz sú lichter stúrbe denne daz sú dise gelúbde breche.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1374
):
die [prieff] prach der kaiser und darzů all ander prieff.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
Das erst ist die ee, die nymant schaiden sol noch prechen mag an aigenlich sach.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3095
(
schwäb.
,
1453
):
So will er tůn als ain gesell, | Der sinen ayd nit brechen wil.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dú magd ist also versthricht | Mit ir gelúpte, die si nicht | Inkainer wise brechen sol.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
722
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die zehen gebott solt du tragen | Und stät in dinen sinnen haben, | Das du der kains solt brechen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
46, 89
(
Basel
1494
):
Ouch Benedab der künig brach | Syn büntniß / do er gaben sach.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1529
):
Wellich dann also dise ordnung übertraͤtten, brechen und den eyd nit gehalten haben.
Goldammer, Paracelsus
5, 180, 18
(
1530
):
daß ir den sabat brochen habt.
Lauater. Gespaͤnste
30r
(
Zürich
1578
):
Jr Eemann / diewyl jm die frauw lieb was / wolt jren letsten willen nit braͤchen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
swer der gesetzt aines pricht, dem ist daz floswerch verpoten ain moneit.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
das die fraw mit im ir eer geswecht oder geprochen hett.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
ich mein kewͦsch meinem gott und schöpfer gelobt hab, die wil ich umb nichte prechen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si [elephanten] kriegent niht umb iriu weip, wan si prechent ir ê niht.
Piirainen, Stadtr. Sillein
69b, 34
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wer so daz brichet der vorbuͤzzet drei windische march.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
67, 29
(
mslow. inseldt.
,
1585
):
Wie wol wir aber das Erśte teśtament nicht haben prechen wollen.
Große, a. a. O. ; ; ; ;
Froning, Alsf. Passionssp.
403
;
2689
;
3473
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ; Mk. ; Joh. ;
Dirr, a. a. O. ; ; ; ; ;
Niewöhner, Teichner
165, 59
;
419, 102
;
464, 1182
;
Weber, Füetrer. Poyt.
22, 3
;
221, 2
;
339, 2
.
25.
›etw., z. B. einen Vorgang, unterbrechen, abbrechen‹.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
15, 8, 29
([
Worms
1521
]):
hat jme der Bapst ein auffrůr in Italien gemacht das er den loͤblichen zůg hat prechen muͤssen vñ widerumb zůruck ziehen.
Luther, WA (
1544
):
Hie ists zeit, das du in solcher flucht und schrecken den lauff brechest, dich wendest.
Sachs (
Nürnb.
1545
):
Iren schlaff sie brechen und zaumen, | Kein nötig gschefft dardurch versaumen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
144, 30
(
els.
,
1362
):
Do brach der keyser den brief den er wolte wider sant Basilien han geschriben.
26.
in der mittelalterlichen Rechenkunst, ›ganze Zahlen brechen, in Bruchzahlen verwandeln‹.

Belegblock:

Ries, Rechenb.
L 5r, 7
(
Erfurt
1522
):
Wiltu gantze mit gebrochne multiplicirn / so brich die gantzen mit vndersetzũg.
Ebd.
F 3v, 9
:
gehe mit beyden bruͤchen darein / mitten brichs in sich vnnd hynden setz den zeler / lesche auß den nenner.
27.
›ein Wort (grammatisch) verändern, flektieren‹.

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
183
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie man die namen brechen sal | nach iren fellen hin zutal: | man sprichet: Petrus kummet her | Petri des ist der rote sterr, | und Petro sal man geben brot, | Petrum se ich dort in not.
28.
›die Sinne, Gefühle auf etw. richten, hinlenken‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do unser lieber herre sach | Wie Paulus sine herze brach | Nach im mit rechter stetekeit, | Do was sine helfe im unverseit.
Als ich die gesiht gesach, | Min ougen ich zu himel brach.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
295, 1064
(
Basel
1529
/
30
):
Die ab eim zun ein ansprach brechend | Und etwan ein armen man ansprechend | Umb ein löchlechti haselnuss.
Niewöhner, Teichner
610, 53
(Hs. ˹
moobd.
,
1469
˺):
will er zu himel gewinnen ein stat, | er mueß den synn erst darauf prechen.
29.
›etw. vorbringen, erklären, mitteilen‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Baldach sich vleyz zu brechene | Und waz grozes zu sprechene | Von Gotes grundeloser craft.
di zunge myns herzen grunt | Sol brechen waz nuwer blumen | Mit spruchen in mynem gumen.
Niewöhner, Teichner
398, 32
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ich wil ew daz ain wol prechen | daz ir sprecht, dw fursten han | yezunt chain weisen man | in ir rat.
Ebd.
564, 2344
:
ich [...] wil ewchs mit warhait prechen | daz die reichen nicht verlorn wesen.
30.
phras.:
etw. vom zaun brechen
›einen Grund für etw. ausdenken, erfinden‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
den hoffertigen kan niemand recht gnug thun, finden ymer etwas, das sie bereden und tadeln und nicht tragen künden, und sollten sie es von eym allten zaun brechen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 86, 11
(
Augsb.
1548
):
Ain ursach vom Zaun brechen.
31.
›sich erbrechen, übergeben‹.

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
121, 26
(
Worms
1551
):
Auch rhaten die Doctores all / | [...] Daß zu der gsundheit koͤstlich ist / | Sich prechen alle Monats frist.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Nausea Wenn sich einer brechen wil.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ez tuot auch sam ain mensch, daz undäut und sich prichet mit dem huosten und mit dem heschen.
32.
›sich zu jm./etw. wenden, sich auf jn./etw. richten‹; auch ütr. ›sich zu etw. durchringen, um etw. bemühen‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Si was so schœne und so whe, | Do der kung si an gesach, | Daz sin mut sich nach ir brach.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
Darzu jhr weiber all gemein, | laßt euch dieses ein spiegel sein, | wolt euch höher brechen nicht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu sêle muoz mit aller maht sich brechen in ir lieht.
Alsô muoz diu sêle sich brechen mit aller ir maht ze götlîcher ordenunge.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
darnach ich sach | Wie daz sich der weder brach | Irschuttende die horne | In vientlicheme zorne | Hin zu der sunnen ufganc.
Weren sie aber unter der tzucht wie andere, ßo musten sie sich offt brechen und lassen, das sie itzt gar frey thun.
Jahr, H. v. Mügeln
1828
(
omd.
, Hs.
1463
):
das kint sich nach dem vater brach.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wan er sich mit grozer craft | Zů tugentlichen dingen brach.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das wasser in so langer zit | Wart umbsich brechen also wit | Úncz es das holcz von dannan nam | Und in den wiger do gekam.
Karnein, de amore dt.
102, 129
(
moobd.
,
v. 1440
):
wer hocher mynn pflegen wil, der mues sich hoch prechen vnd arbaitten.
Gereke, Seifrits Alex.
2674
(
oobd.
, Hs.
1466
):
da prich ich mich nit nach.
33.
›sich von jm./etw. trennen, loslösen, absondern‹; dann auch ›sich mit jm. streiten, überwerfen‹.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
In denselben gezeiten qwam is das sich die von Erfforte sere under eynander brachin.
Wie sich lantgrave Frederich mit seyner muter brach.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2322
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ab di unkuscheit alsus | van deme liebe uswenig ist besneten, | so had sy einen sollichen seten | daz si doch zu male nicht | gantz sich van den hertzen bricht.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
an welchem orth der Erd-kugel das centrum umbræ Lunæ [...] dero Scheibe [...] zu letzt anruͤhret / und sich hiemit aus ihr bricht.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
des mac niht sin, | Davon wil ich niht brechen mich.
In sime heiligen gebote | Was ir so wol daz si sich ie | Brach von dirre werlde hie.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die andern die tastent die indewendige mirre an mit irre natürlichen behendekeit und brechent sich uz diseme getrenge.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do dis sohent etliche herren in dem strite, do brochent sü sich us dem strite und schruwent und růftent noch iren hengesten.
Niewöhner, Teichner
502, 44
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
ain ieglich mensch der mag sich brechen | von den boͤsen zů dem gůten.
Sappler, H. Kaufringer
7, 248
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ich sprang auf mit ungemach; | hart ich mich da von im brach.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das kint die draken ansach, | Von der můter es sich brach | Und stůnd da fúr sú in der not.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
von den dingen sich des ersten brechen, daz tůt we.
Niewöhner, Teichner
57, 24
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so gedench gar recht dar nach, | wie er sich zu den sunten prach | vor der vasnacht ymmer mer.