conscienz,
conscientie,
die
;
-ien/–
(erstere Form),
-n/–
(letztere Form);
aus
lat.
cōnscientia
›Mitwissen‹
(
Georges
1, 1501/2
).
1.
›Gewissen, innere Stimme, Gewissenhaftigkeit‹.
Gewisse Beleghäufung in Texten religiösen Inhalts, besonders der Mystik.
Phraseme:
sich um etw. keine conscientie machen; in der conscientie taub sein,
jeweils ›gewissenlos sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  23, (
das
1 (mehrmals), .
Syntagmen:
die c. behüten / beschweren / eröfnen / kränken / spüren / weiden, jm. die c. beladen / einstossen; die c.
(Subj.)
jn. beissen / nagen / unterweisen, jm. verbrennen; bei der c. schwören, etw. durch die c. wissen; aufrechte / böse / enge / freie / gefriedete / gute / irrende / lautere / reine / unbeflekte c.; besserung / läuterung / läuterkeit / sicherheit / verserung, antliz / heil der c
.
Wortbildungen:
conscientiös
,
conscientisch
,
conscienzrat
›geistlicher Berater des Kaisers‹ (a. 1632).

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1573
):
sunst was sei gotfrochtich und conscientiös gnoich und dede ir gebet bei ir selbst.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
die mönch [...] schweren bey irer conscientz, die warlich nicht eng ist gespannen.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
swer in siner celle durch got siczet vnd sine conscientie behutet, das er neben anthonio in dem himelrich wirt siczende.
Fastnachtsp. (
nobd.
1515
/
6
):
Clöster und kilchen ich beroub, | Inn meir conscientz so bin ich toub.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
Derhalb nagt mich mein conscientz, | Das ich den unleydlichen dadel | [...] | Nicht scharff und hefftig straffen sol.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1525
):
Die schryfft [...] bezugt [...], das wir [...] ouch umb willen unserer conscienntzen den oberkeyten gehorsamen [...] söllen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ich wolte dem selben menschen mit guͦter consciencie alle zit úber den anderen tag unsers herren lichamen geben frilichen.
Illing, Albert. Sup. miss.
75
(
els.
,
n. 1380
):
er sich do zuͦ bereite mit luterkeit siner conciencien vnd mit begirde.
Eichler, Ruusbr. steen
616
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
die ding, die got gebutet oder verbutet in der geschrift oder in der heiligen kirchen vnd in vnsere consciencien.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
do mitte es alles vermüschet ist [...] das unfrideliche bissen und nagen uwerre conciencien.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 69
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
drú punt, daz ist: lieht der gnaden gottes vnd ein frier zvͦgekert wille vnd eine vnbefleckete consciencie von totsúnden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ist es einem Menschen besser, das er ein frei lutere Conscientz hab [...] dan das er vil Guͦtz het mit Nagen und Beissen der Conscientz.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 10, 12
(
Straßb.
1524
):
Es sol im nyemant / so glaͤubig / conscientz oder gewissen machen / in oder ausser der fasten.
Warnock, Pred. Paulis
5, 146
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Daby verstand sin aigne conscientz und gewissne, die zogt im, waz er tuͦn und lon solt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 80
(
Basel
1494
):
Wer mit frowen hat vil credentz | Dem würt verbrennt sin conscientz.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
ich [...] hab vyl übels inn miner jugend begangen, darumm ich min contzientz beladen befind.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
175, 23
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so sprechent etlich, ob die bescheidenheit oder die consciencie etwaz sag, daz etwaz zetuon ist.
Heydn. maister
34v, 21
(
Augsb.
1490
):
Die vnschuldige͂ in widerwertikeit thuͦt gewissen vñ cõsciencz nit krencken.
Bauer, Geiler. Pred.
94, 7
(
Augsb.
1508
):
du mochtest aber nie stil in deiner conscientie werden / so oft hast du understanden / die sünd tzuͦmeiden.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
lassen euer conscienz ein richter sein.
Strauss, A. v. Villanova dt.
162r, 27
;
Langen, Myst. Leben
212, 34
;
Lauchert, Merswin ;
Rieder, Gottesfr. ;
Vetter, a. a. O. ;
Strauch, a. a. O. ;
Eichler, a. a. O.
1, 98
;
442
;
Bolte, a. a. O. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Warnock, a. a. O.
9, 253
;
Anderson u. a., a. a. O.
10, 8, 18
;
Ukena, Luz. Sp.
494
;
Rot
299
;
2.
›Bewußtsein, Fassung‹.

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
solch heftih indringen der krankheit, als solch fürgenomene speculation und am sonderlichsten aus dem grund, der da get aus der conscienz.
Ebd. (
1537
/
8
):
solches wissen wir durch unser conscienz, die uns eingeleibet ist von elementen, vom gestirn.
Ebd. (
1529
/
32
):
So aber die vernunft nit neben lauft und die conscienz nicht gespürt mag werden.
Klein, Oswald
103, 24
(
oobd.
,
1432
):
mein conscienz | wirt offt so schwach [...] | so das mein schreiber, dick gefach | klagt seinen grossen ungemach.
3.
›Mitwissen e. S., Mitwisserschaft um etw.‹.

Belegblock:

Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1624
):
deßwegen so söllend sy ein bedencken faßen, ob mit guͦter conscientz der diebstälen und allgemeinen sicherheit halben ein mehrere und strengere straff [...] fürzenemmen.