durchfaren,
V., unr. abl.
1.
›einen Raum, ein Gebiet bereisen, durchwandern‹; vielfach tropisch und bildlich, dann auch: ›etw. erforschen, untersuchen‹; speziell bergbausprachlich: ›eine Grube besuchen, (kontrollierend) besichtigen‹; vgl.  15; offen zu 2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den argwon / stollen, die schrift / vogtei / welt, das gewissen / mer / mittel, die länder
)
d
.
Wortbildungen:
durchfarer
›Reisender‹,
durchfart
1 ›Passage, Reise‹ (dazu bdv.: ),
durchfarung
›Erfahrung; Exil‹ (hier bezogen auf die Babylonische Gefangenschaft).

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Dis [uber das große mere] ist die erste durchfart | Von dinre guden wallefart.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
216, 11
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Ihme gebührt [...] neben steiger den stollen zu durchfahren, zu sehen, ob irgents gebrechen [...] fürstünden.
Strauch, Par. anime int.
31, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
der engil cumit von einir stait zu der anderin ubir tusint mile in eime ouginblicke, also daz he daz mittil nicht durchwadin noch durchfarin indarf.
Gille u. a., M. Beheim
11, 40
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das peschach und cham | In der durch varung Wabilonie. und nach der | durch varung Wabilonie.
Ebd.
80, 173
:
wann ein | mensch [...] | [...] sein gwissen durchveret, | Ob er ain sund darinnen vint.
Lemmer, Brant. Narrensch.
34, 11
(
Basel
1494
):
Eyn narr ist wer vil land durchfert.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Also schreibet Strabo, dergleichen Ephorus, die namhaftigsten der ganzen welt durchfarer.
Wer mag und kan sölchs glauben, [...] das Teutschland solt durchfarn und durchsuechen des heiligen geists schrift?
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
34
;
Rwb  f.;
Patocka, Salzwesen.
1987, 135
 f.
2.
›durch etw. hindurchdringen; etw. durchbohren, durchdringen‹; in Texten der Mystik vielfach tropisch, dann auch: ›etw. erfassen, erfüllen‹; singulär:
etw. durchfaren
›etw. (z. B. Mehl, für sich) auf die Seite schaffen‹;
vgl.  214.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 23; vgl.  12,  13.
Wortbildungen:
durchfarenlich
›durchdringend, durchbohrend‹,
durchfart
2 ›kräftiger Hieb, Schlag‹; 3 ›Weg, Zugang, der zu einem Ort führt‹ (auch bildlich).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der götlîche vride durchvert und ordent und endet alliu dinc.
Jostes, Eckhart
58, 33
(
14. Jh.
):
got [...] durchvar die sel mit ym selber.
Gille u. a., M. Beheim
15, 31
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nu thu mir auf die durchvart meiner orn.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
aber die obersten sindt der untreue und schalckheit so sehre durchfahren.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
es [glas] nút brichet umbe das, | Ob es durch vert der sunnen schin, | Also haͮt das kint die muͦter sin | Durch varen gar aͮn allen bruch.
Ain swert von sinem smerczen | Durchvert dir sel und herczen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
74, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
des beschowendes gemvͦtes spitzes oͮge wirt gespitzzet, daz es [...] wirt [...] spitzze zvͦ dúrvarende gefuͤge sache.
Ebd.
121, 11
:
Want dis fúrs eigenschaft ist: [...] dúrfarnlich spitzzi.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz diu selben [hertem] dinch den dunst niht durch varn lâzent, dar umb zerpricht er si und zekleubt si oft ze stucken.
Munz, Füetrer. Persibein
300, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
sein schwert ain soliche durchfart nam, | das im das haupt vom leib viel.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. III,
1837
(
tir.
,
1514
):
Den schneider hais ich [diabolus Lesterer] dy grossn fleckh pehaltn, | [...] | Den mulner hais ich das mel durchfarn.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
140, 28
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
so gehört auch ein durichfart, [...], zu der herschaft.
Schmidt, a. a. O.
73, 16
;
3.
›etw. (Geschriebenes) durchstreichen, auslöschen, tilgen‹;
vgl.  25.
Bedeutungsverwandte:
 4,  12,  3.

Belegblock:

Rot
318
(
Augsb.
1571
):
ein Geschrifft durchstreichen / durchfaren / abthuͦn / abstellen.