gescheiden,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
scheiden
›scheiden, trennen‹
(), sehr vereinzelt Zuordnung zu
mhd.
schîden
möglich ().
1.
›scheiden, weggehen, Abschied nehmen, sich entfernen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  6.
Syntagmen:
von jm., von dannen / hinnen, von dem lande g
.;
die sele von dem leibe g
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Mit zorne gescheit hie van in.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Unde gaben den scheffen große ere unde wisheit, unde also geschiden si von hinnen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
merk, saͤlger mentsch, war umb er [Christus] die fúnften wunden enphieng dar nach do sin sel von sim lib geschiede.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
35, 5
(
els.
,
1362
):
Do sant Thomas von in geschiet, do sach men in des iúngelinges hant ein ast von eim palmen.
Dreckmann, H. Mair. Troja
26, 4
(
oschwäb.
,
1393
):
zu dem lesten rettend si mit anander, wie si mohtend von dem land geschaiden.
Karnein, Salm. u. Morolf
444a, 5
.
2.
›sich von jm. / etw. lossagen, trennen, abwenden‹.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  6,  2,  2, ,  6,  20.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[Jhesus Crist] Der gruzet sinen vater hie, | Von deme her sich geschiet nie.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
daz wir von siner meisterschaffe nummer ingescheiden, daz wir an siner lerungen vollenhirtin.
Durch daz sollen sie alle in allen dingen nafolgen der meisterscheffe der regelen noch van ir nummer gescheiden.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
die hat [...] anvechtunge gehabet tac vnd nacht lange zit, das ir hercze nie von gote eine stunde geschiet.
Pyritz, Minneburg
3876
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz ir mir wandels frye | Mit stete syt gestanden by | [...] | Und uch nie wolt gescheyden | Von mir durch keiner slahte not.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1560
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
sicherhait, | daz sich nimmer gescheit | ein stunde von der sel got, | weder in dem leibe noch an dem tod.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Zarter herr, toͤde mich e in diner minne, wan von dinen minneklichen vuͤzen enwil ich niemer me gescheiden!
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
daz ist von siner ewigen ordenunge, das er es also geordent hat das er [got] sich nút gescheiden enmag noch wil.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
633, 22
(
els.
,
1362
):
Jch swer dir by dinen grossen kreften daz ich mich niemer von dir gescheide.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ach we mir [Petrus] armen, owe mir, | Das ich mich ie geschied von dir | Indiner bitterlicher not.
Sin gothait dú blaib indem grabe | Und fuͦr och mit der sele hin abe, | Von libe noch sele geschiet nie, | Verainet mit in baiden ie.
Helm, a. a. O. .
3.
›etw. / jn. von etw. / jm. trennen, scheiden‹, meist negiert.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
54, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
ein bilde alse ez ein bilde ist, daz inkan niman geschêdin. wan di sele darinne lebit daz si Godis bilde ist, daz inkan niman gescheidin trotz allin creaturen, daz si daz mugin geschedin, da die sele ein bilde Godis ist.
Ebd.
88, 9
:
also daz schussin mir und ume eine veste aneheftunge ist, daz mich nicht fon ume [Got] gescheidin mac.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1333
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Sie enphehet / hie den hantslach, | daz si himel noch erd enmach, | [...] | von got niht gescheiden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
wer ler verschmechte, | Den dut die gotlich echte | Von im geschiden ewicleich.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Du Römer ligst in Egipten da, | Und ich sol liegen in Roma, | Die uns doch beide in dem leben | Gar niemand mocht gescheiden eben.
Adrian, Saelden Hort
10703
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
Mich mag von dinem lip | geschayden weder dis noch daz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1461
):
das unser kaiserlich majestat person und öberkait, gewaltsam, wird und wesen also ist, das die niemant von ainander getailen noch geschaiden mag.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
An ir [Kaizerin] di armen hand verlorn, | Di si von gaben nie geschit.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4170
;
Adrian, a. a. O.
2255
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 38
;
4.
›jm. etw. erklären, sagen, jm. Antwort geben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  5, (V.) 3,  3,  3, (V., unr. abl.) 7, , .

Belegblock:

Quint, Md. Karl u. Eleg.
180
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Alßo ich uch gescheiden kan, | Dz yer czuͦ disßen geczyten | Nicht dyerffen alleine ryten.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
mag es gesin, geschaident mich der fräg: war umb tragt ir uͤwer senlich clag und zerrissen ser uͤwer claid?