geschlos,
das
;auch
-Ø
(Ekthlipsis)/auch -Ø
und schlösser
.1.
›Schloß, Schließvorrichtung, Riegel (z. B. an Türen); Fessel, Band‹; als pars pro toto auch: ›Gefängnis‹.Oobd.
Belegblock:
Die göttin Juno frewt zu mal | Der güldin sessel so zierlich, | Hochmütig darauff setzet sich, | Zu-hand sich das geschloß einschlug.
Das auch in chrafft der anrúffung desselben aller heyligisten namen Maria die geslosz und pannt der gevangen leúte auffgelószt [...] werden.
Der kunig gab in antwurtt, sy warn da nicht, doch woltn sy, so mochtn sy suechen, man solt in alle gschloss aufthuen.
ob sich seczët wider in das geschlos, das würt sein hercz nicht fürchten.
2.
›Hüftgelenk; weiblicher Schoß‹; speziell: ›Schoß Mariens‹.Belegblock:
Do die Welt zu dem abend kam, | Da giengstu auß dem keuschen gschloß, | Deiner Mutter, wie ein Breutgam | Außgeht auß dem Brautbeth seines gnoß.
Coxa beindicki [...] dich [...] geschloß [...] schloss [...] Coxa est pars superior femori contigua, ad quam femur coligatur.
Salve, mueter gueter rete, | der gedreiten trinitete | edels, schöns, gedreits geslos. | gotes sun, got vater worte | sunder magenkreftig porte, | übergehews dein maidelich schos.
3.
vereinzelt in tropischen oder poetischen Verwendungen; mit genitivus explicativus für den Inhalt des Genitivausdrucks, z. B. ›Berg‹; ›Mund‹; als Ütr.: ›Schlüsselpunkt, Schlüsselstelle eines Textes‹.Belegblock:
Biz daz ein stein behende | Gebrochen wart ane hende | Uz eines berges gesloz. | Niederwart zu tal er vloz.
Die red in eyl | Die fleugt dahin gleich eynem pfeyl | Unnd verlast des mundes geschlos.
das aber du dich in der maisterleichen frage wol chünnest ausrichten, so must du sechs gesloz merkchen, da der schrifft uil innen besteet.
4.
›befestigte Wehr- und Wohnlage des Mittelalters zu Zwecken des Schutzes der umwohnenden Bevölkerung vor Angreifern, der Verteidigung gegen diese und der mit diesen Funktionen verbundenen Wirtschafts- und Verwaltungsorganisation‹. Das (häufige) Vorkommen in Aufzählungen mit stat
(die
) 3, dorf, flecke, markt, stift
belegt die enge Verbindung der Wehr- mit der Wohnanlage und der Wirtschaftsfunktion. Seit dem 15. Jh. weicht das geschlos
als Wehr- und Wohnanlage zunehmend dem auch der Herrschaftsdokumentation dienenden festen Schloß.Zur Sache:
Lex. d. Mal.
ff.2, 957
Obd.
Syntagmen:
ein g. bauen / machen / abschleichen / besetzen / einnemen / gewinnen / ausbrennen / (zer)brechen / entschütten / verkaufen / verlieren / umlaufen, jm. ein g. abtreten / (ein)antworten / geben
; dem g. zol geben
; auf das, aus dem g. fliehen, in das g. laufen, jn. in ein g. füren / fordern, in dem g. hin- und herlaufen, etw
. (z. B. die habe
) in das g. bringen, sich für ein g. schlagen, sich für das g. legen, vor dem g. liegen, von dem g. schiessen, zu dem g. kommen, etw
. (z. B. brenholz
) zu dem g. füren, etw
. (z. B. weinberen
) zu dem g. geben, etw
. (z. B. robat
) zu dem g. fordern / nemen
; das alte / eigene / heidnische / offene / zerbrochene g
.; die behütung / nötung, der pfleger des geschlos(es)
.Belegblock:
Die wurden all perâbt. | [...]. | die mörder lieffen ser | In dem gslass hin und her | die leng und ach die zwirche.
[daz wir] aynen zoll dem geslozze und der stat ze Dyessenhoven, [...] gegeben haben.
in weliche vest oder geslozz er infordert oder mont, da sol er im vnuerczogenlich hin laisten dar nach in acht tagen.
das iedermann sein hab und gut ungehindert in die geschloss bringe, damit die veint nicht narung aus dem land gehaben mugen.
da pauwten sie das lande je furbas und machten von tag zuͦ tag je furbas stet, geslösser und dörfer in diesem lande.
wolt der keiser wissen, wievil er land, gegent, stet, gslösser, märckt, dörfer und menschen hiet.
die reichstet mit gewalt und hereskraft zuͦgen durch das land [...] und tetten grossen schaden mit rawb und prant und prachen dem adel vil geslösser.
Sex monat lagen si vor dem sloß und stift, capitolium [...] genant.
Karnein, de amore dt.
246, 61
; Uhlirz, Qu. Wien ;
A. à S. Clara. Deo Gratias ;
Schmitt, Ordo rerum
38, 28
;