geschlos,
das
;
auch
(Ekthlipsis)/auch
und
schlösser
.
1.
›Schloß, Schließvorrichtung, Riegel (z. B. an Türen); Fessel, Band‹; als pars pro toto auch: ›Gefängnis‹.
Oobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,
1
 9,  1, ,  6, ,  1, .

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1562
):
Die göttin Juno frewt zu mal | Der güldin sessel so zierlich, | Hochmütig darauff setzet sich, | Zu-hand sich das geschloß einschlug.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Das auch in chrafft der anrúffung desselben aller heyligisten namen Maria die geslosz und pannt der gevangen leúte auffgelószt [...] werden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der kunig gab in antwurtt, sy warn da nicht, doch woltn sy, so mochtn sy suechen, man solt in alle gschloss aufthuen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 20
(
tir.
,
1464
):
ob sich seczët wider in das geschlos, das würt sein hercz nicht fürchten.
2.
›Hüftgelenk; weiblicher Schoß‹; speziell: ›Schoß Mariens‹.
Bedeutungsverwandte:
, , : vgl. (
das
1.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Do die Welt zu dem abend kam, | Da giengstu auß dem keuschen gschloß, | Deiner Mutter, wie ein Breutgam | Außgeht auß dem Brautbeth seines gnoß.
Bremer, Voc. opt.
1262
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Coxa beindicki [...] dich [...] geschloß [...] schloss [...] Coxa est pars superior femori contigua, ad quam femur coligatur.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 59
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Salve, mueter gueter rete, | der gedreiten trinitete | edels, schöns, gedreits geslos. | gotes sun, got vater worte | sunder magenkreftig porte, | übergehews dein maidelich schos.
3.
vereinzelt in tropischen oder poetischen Verwendungen; mit genitivus explicativus für den Inhalt des Genitivausdrucks, z. B. ›Berg‹; ›Mund‹; als Ütr.: ›Schlüsselpunkt, Schlüsselstelle eines Textes‹.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Biz daz ein stein behende | Gebrochen wart ane hende | Uz eines berges gesloz. | Niederwart zu tal er vloz.
Sachs (
Nürnb.
1541
):
Die red in eyl | Die fleugt dahin gleich eynem pfeyl | Unnd verlast des mundes geschlos.
Ranke, Umgangsspr.
1951, 182
(
oobd.
,
um 1400
):
das aber du dich in der maisterleichen frage wol chünnest ausrichten, so must du sechs gesloz merkchen, da der schrifft uil innen besteet.
4.
›befestigte Wehr- und Wohnlage des Mittelalters zu Zwecken des Schutzes der umwohnenden Bevölkerung vor Angreifern, der Verteidigung gegen diese und der mit diesen Funktionen verbundenen Wirtschafts- und Verwaltungsorganisation‹. Das (häufige) Vorkommen in Aufzählungen mit
stat
(
die
) 3,
dorf, flecke, markt, stift
belegt die enge Verbindung der Wehr- mit der Wohnanlage und der Wirtschaftsfunktion. Seit dem 15. Jh. weicht das
geschlos
als Wehr- und Wohnanlage zunehmend dem auch der Herrschaftsdokumentation dienenden festen Schloß.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
2, 957
ff.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  5, .
Syntagmen:
ein g. bauen / machen / abschleichen / besetzen / einnemen / gewinnen / ausbrennen / (zer)brechen / entschütten / verkaufen / verlieren / umlaufen, jm. ein g. abtreten / (ein)antworten / geben
;
dem g. zol geben
;
auf das, aus dem g. fliehen, in das g. laufen, jn. in ein g. füren / fordern, in dem g. hin- und herlaufen, etw
. (z. B.
die habe
)
in das g. bringen, sich für ein g. schlagen, sich für das g. legen, vor dem g. liegen, von dem g. schiessen, zu dem g. kommen, etw
. (z. B.
brenholz
)
zu dem g. füren, etw
. (z. B.
weinberen
)
zu dem g. geben, etw
. (z. B.
robat
)
zu dem g. fordern / nemen
;
das alte / eigene / heidnische / offene / zerbrochene g
.;
die behütung / nötung, der pfleger des geschlos(es)
.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
328, 775
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die wurden all perâbt. | [...]. | die mörder lieffen ser | In dem gslass hin und her | die leng und ach die zwirche.
Leisi, Thurg. UB
6, 407, 9
(
halem.
,
1366
):
[daz wir] aynen zoll dem geslozze und der stat ze Dyessenhoven, [...] gegeben haben.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1379
):
in weliche vest oder geslozz er infordert oder mont, da sol er im vnuerczogenlich hin laisten dar nach in acht tagen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
79, 16
(
moobd.
,
1429
):
das iedermann sein hab und gut ungehindert in die geschloss bringe, damit die veint nicht narung aus dem land gehaben mugen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
da pauwten sie das lande je furbas und machten von tag zuͦ tag je furbas stet, geslösser und dörfer in diesem lande.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
wolt der keiser wissen, wievil er land, gegent, stet, gslösser, märckt, dörfer und menschen hiet.
die reichstet mit gewalt und hereskraft zuͦgen durch das land [...] und tetten grossen schaden mit rawb und prant und prachen dem adel vil geslösser.
er hett auch etlich stet und geschlösser gewunen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Sex monat lagen si vor dem sloß und stift, capitolium [...] genant.
Gille u. a., a. a. O.
328, 265
;
453, 225
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.; Var.; Var.;
Karnein, de amore dt.
246, 61
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Leidinger, V. Arnpeck ; ;
ders., A. v. Regensb. ; ;
Winter, Nöst. Weist. ; ;
A. à S. Clara. Deo Gratias ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Zingerle, Inventare ;
Schmitt, Ordo rerum
38, 28
;
Vgl. ferner s. v.
2
 1,  8,  9,  2, (
das
6, (V.) 20,  2,  2,
4
(Adv.) 1,  3.