geschwindigkeit,
die
;
-Ø/-en
.
1.
›auf Vorteil, Betrug o. ä. gerichtete Schlauheit, Tücke, Falschheit (als Charaktereigenschaft); daraus resultierendes Handeln, Reden; einzelner Trick, Kniff, Rank‹; nur vereinzelt neutrale oder positive Bewertung, dann: ›Gewandtheit, Klugheit‹;
vgl.  1.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
g. lernen / ersinnen / suchen / brauchen / treiben / üben, js. g. verlachen, etw. g. heissen
;
g
. (Subj.)
in einer person stecken
;
jm. etw. mit g. abstricken, sich mit g
. [wo]
eindringen, jn. mit g. in zweifel bringen
;
die g. der pfaffen, des verstandes
;
die listige / seltsame / subtile g
.;
das gemüt zur g
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Hedde ick doch all min leffdage niet en gelouet, Dat in ein frouwes person, so veele list ende geschwindicheit stecken soude.
Bell, G. Hager
532, 3, 8
(
nobd.
,
1610
):
Sie [Heüchler] kinen aus geben gar Süese worte, | bis sie ein an dem orte, | zu schaden bringen forte. | Das heist man ein ge schwindi keit.
Jörg, Salat. Reformationschr.
67, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
Betrüg / list / geschwindikeytt / und specklj / so diß nüwen secter uff die fallen gbunden / damit sy gelert / und ungelert disem fulen spil jngewicklett hand.
Ebd.
112, 2
:
mit wunderzeichen / so sy [ertzbuͦben] aber nit anders taatend / dann mit gschwindickeytt / wie man gougglett uß dem sack.
Ebd.
372, 27
:
man sott nit sophistriern / das jst gschwindikeytt und vertüncklung / abfuͤrung / und zwyflung [...] suͦchen.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
z’fil tribends [wysen] ir geschwindigkeit, | damitt sy ,svolch in torheit | und zwyfel bringend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geschwindigkeit / Ein feiner vnd guͦter list. Bonus dolus [...]. Geschwindigkeit zuͦ schmoͤcken ob ein ding ein guͦten oder boͤsen geschmack habe.
Kunst (die) Wüssen / Geschwindigkeit.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gesdhwindigkeit auß dem jenigen / was man ergriffen vnd gewont hat ein anders zu schliessen [...]. Die Sprachen mit einem wunderbarlichen list vñ geschwindigkeit ergreiffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
132, 2752
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Bell, a. a. O.
205, 3, 20
;
Franck, Klagbr.
230, 36
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Jörg, a. a. O.
395, 18
;
Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
642
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Vgl. ferner s. v.  3, .
2.
›die normale Zeitdauer unterschreitende Schnelligkeit, Geschwindigkeit‹;

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
fieng er stattlich an auff den Hertzogen [...] zuschlagen, mit solcher geschwindigkeit, daß keiner vnder dem hauffen war; so jhn nicht für ein gewaltigen vnnd hertzhafften Ritter hielt.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Mein prueder zu pringen umbs leben. | Der sach wil ich nach-trachten eben | Tag und nacht mit geschwindikeit, | Pis ich das volent kurzer zeit.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
39, 8
(
Coburg
1626
):
da faͤhret dahin die gleubige Seele / den Weg der Ewigkeit / in vnnachdencklicher Geschwindigkeit.
3.
›unangemessene Eile, Übereilung, Vorschnelligkeit‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
die
2, .

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
in in [anhebende lúte] stont vil gebresten, hochfart, geswindekeit, bitterkeit, eigenwillekeit, kriegelicheit.
wan die swindekeit
[Var.:
geswindekeit
]
die verjaget und vertribet den heilgen geist zuͦmole.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
din anfang ist geschwindigheitt oder gäche, din mittel träg, din ende unfruchtber.