gestade,
das
;
-s/- n
, auch + Uml.,
-r
+ Uml.;
vielfach Schreibungen mit
-t-
:
gestate
, in obliquen Kasus mehrfach
gestätte
;
Einfluß von etymologisch verwandtem
gestat
.
1.
›Ufer, Uferbank eines fließenden Gewässers, Flußufer‹; offen zu 2.
Obd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte sowie Chroniken.
Phraseme:
das schiflein an das gestade setzen
›sich zur Ruhe setzen‹;
ein schif wieder an das gestade füren
›etw. wieder in Ordnung bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  3,  1, , , .
Syntagmen:
das g. abgraben / einreissen / verderben / zerbrechen
(jeweils bezogen auf Beschädigungen des Ufers durch Hochwasser oder menschlichen Eingriff)
/ behüten, bessern
;
das g. hoch / holzig sein
;
dem g. zuwellen
›zutreiben‹;
an dem g. jolen / schreien, jn. an dem g. begreifen, jn. an das g. legen, das holzflössen an den gestaden schaden tun, auf dem g. spazieren gehen, auf dem g. etw. wachsen, auf dem g. etw
. (z. B.
holz
)
kaufen, über das g. gehen
;
das g. des baches, des fliessenden wassers, des Rheines, der Donau / Tieber
;
die erlen / weiden an den gestaden
.
Wortbildungen:
gestadbrücke
,
gestadig
›am Ufer gelegen‹ (a. 1616),
gestadrechen
›mittels eines rechenförmigen Gerätes fischen (bei Hochwasser)‹.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
ein büchlein [...] geteutscht und mit meiner hant zu dem viertenmal abgeschriben. Also leit ich hie mein schifflein an das gestat.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Wil doch ewer verschonen spat, | Euch hie legen an das gestatt | Der Tyber.
Jörg, Salat. Reformationschr.
46, 21
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie der keyser / das prochen schiff s(ant) Peters wider an das gestad fuͤren / und dann werd erfroͤwt / alles das vormals getruret hab.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gestad (das) Bort eines flusses oder brunnens. Ripa.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß sich Seiner f. gn. arme leut hoch beschwereten, daß inen das holtzflessen großen schaden gethan, auch an den gestatten.
Ebd. (zu
1563
):
[das weib] hat sich köpflingem in das wasser gestürtzt. doch hat sie im wasser heftig gezabelt und dem gestatt widerumb zuͤgewölt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1404
, Hs.
17. Jh.
):
begreift er den flüchtigen an dem gestett und zeucht ihn herab, der ihn herab zeucht der ist niemant nichts verfallen.
Ebd. (
16. Jh.
):
Vischwait volgt so zu der herrschaft Khirchling gehörig. von erst hebt si sich an bei der Maltzerin garten von ainer gestätten zu der andern.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
visch und vedrspil sind verpotn [...] auf des goczhaus grüntn und landgerichtn und vischwaiden, es sein gestatrechn oder wëlicher lai vischn das ist, nichez ausgezogn.
Ebd. (Hs.
um 1500
):
Wir verpieten das imant icht mer holz kauf an der Zucht oder auf den gstettn dann alsvil und er bedarf zu seinem haus.
Turmair (
moobd.
,
1528
):
das ist die gestiften kriegsknecht an der gränizen des heiligen römischen reichs und an dem gestatten der Danau; dan limes haist römisch ein gräniz und ripa ein gestat.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Von Lechsgmünd herab ist etwan das gestatten der Thonau hoch und holzig.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1565
):
zu den treien prugken, landstëg und kreuzstëg auch gstadprugken ist die ganz gemain mit altem herkumen schultig zu helfen.
Lauater. Gespaͤnste
38r, 2
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
241, 30
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Winter, a. a. O. ; ; ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Schmitt, Ordo rerum
28, 54
;
Schmidt-Wiegand, Dt. Rechtsregeln.
1996, 136
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Strand, Küste des Meeres oder eines Sees‹; teils Öffnung zu ›Hafen‹; ütr. (vereinzelt): ›Reich Gottes‹ sowie ›Gott (als Ziel der Seele)‹; auch in Bildern der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,
2
 1, , ; .
Syntagmen:
das g. übergehen
;
dem g. zunahen
;
am g. ankeren, an das g. kommen, an / bei dem g. stehen, das schif bei dem g. stehen, an dem g. umherfaren, den ankel am g. stärken, ein ziel an das g. setzen, sich an dem g. erquicken, sich an dem g. wieder jn. zur wer setzen, ein schif an das g. bringen, ein dorf (nimmer) auf das g. setzen, jn. sieglos auf dem g. lassen, vom g. kommen, von dem g. auf das mer schiffen, den strik (des schiffes) von dem g. lösen, vom g. ausgeschlossen werden, zu dem g. gehen
;
das g. des meres / sees, fliessenden wassers
;
das g. der Canarien
;
das lange / afrikanische g
.;
die krümme des gestades
;
die leute an dem g
.
Wortbildungen:
gestadsand
,
gestadvogt
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Littus. Gestad vfer bort.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Ripa, wasserfluß / gestad / borth / vfer.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Von dannen kamen wir an dz Gestad der grossen Canarien / vñ so fort nach Teneriffe.
Gille u. a., M. Beheim
69, 180
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Herr, salb sy [sel] mit dein gnaden, | das sy sey wirdig sunder swich, | ein wirdigs opher wirdigclich | czu pringen deinem gstaden
[›Dir‹] !
Voc. Teut.-Lat.
m ijr (Nürnb. 1482):
Gestatt. portus. portulus. portusculus.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Da er [gott] das zil setzet dem meer | Und den wassern gewaltig sehr | Befalch in ir grentz zu bestehn, | Und soltn ir gstatt nicht ubergehn.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do der morgen wart gemacht ihesus stuͦnd an dem gestat
[
Luther
1545, Joh. 21, 4:
ufer
].
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Littorea arena. Gestad sande.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
194
(
Genf
1636
):
gestadvogt / m. Le guet du haure, ou port, Portus.
Dreckmann, H. Mair. Troja
40, 12
(
oschwäb.
,
1393
):
und sazz in daz schiff und schifft von dem gestat uf daz hoch mer.
Morrall, Mandev. Reiseb.
10, 16
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
gen der hoͤhin des großen meres da was Troya gar uff ainem schoͤnen plon ze nechste by dem gestad deß wassers.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
das der mensch [...] sich widerstelt den winden des mers und understand sich des langen gestads selbs zuͦ empfelchen den wellen und allweg ain bilgri in maͮss der voͤgel durch irrot die unerkenten welt?
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wir sind vom Gestade außgeschlossen worden / wegen deß Windes zu ruck getriben worden [...]. Fisch / die nicht weit vom gestad deß Meers gefangen werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz merwunder hât die art, daz ez die läut an dem gestat pei dem mer gern zuo im lokt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
15, 15
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz auch daz wazzer sinbel sei, dez zaichen nem wir also: man setz ain zil an des meres ufer oder an daz gestat, und ge ain schif von dem zil
[Begründung der Kugelform der Hydrosphäre].
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
196
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
so löse ich den strik des schiffes von dem gestett vnd emphilich meinen segel dem winde des heiligen geistes.
v. Keller, Amadis ;
Gerhardt, Meister v. Prag
153, 12
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 9
;
Dreckmann, a. a. O.
33, 8
;
Löffler, a. a. O. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
12, 33
;
60, 33
;
Schmitt, Ordo rerum
30, 6
;
Voc. inc. teut.
i iiijv
;
k iiijv
;
Vgl. ferner s. v.  6,
1
.
3.
›Hangstufe (im Weinberg)‹.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
ob ain maur oder ain gstetten nider sass in dem berg.