1
kallen,
V.;
vereinzelt mit unr. Part. Perf.;
zu
mhd.
kallen
›laut sprechen‹
().
1.
›sprechen; (etw.) sagen, reden‹; subst.: ›Rede‹; offen zu 2.
Älteres und mittleres Frnhd.
Phraseme:
aus zweien mund kallen
›mit doppelter Zunge reden‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 3, ; vgl.  1.
Wortbildungen:
kallung
›Unterredung‹.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2080
(
rib.
,
1444
):
Nature de si alle hadde gehort | [...] | began alsus zo kallen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Wat, fysten? Got geve u rampe dar to! | Duncket yu, ick kalle van dritten hier?
Chron. Köln (
Köln
1499
):
dae hadden kallung zosamen der konink ind der burgermeister.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
off soldes du mit groissen herrn kallen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
443
(
mrhein.
,
um 1335
):
Daz bin ich, des gleube mir. | Wan er kallet selbe zuͦ dir.
Rueff, Rhein. Ostersp.
852
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
siner farben waz er gantz entfaln | und mocht auch kume eyn wart gekaln.
Grimm, Weisth. (
pfälz.
,
1382
):
soll ich mit urlaub kallen, gunst mir dem gericht daß wort dun.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Als uns di wysen callen, | Di blitze vil dicker vallen.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
Daß wir uns gar sollen ergeben | [...] | Uns sein willen lassen gefallen, | Und in kein weg darwider kallen.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
doch merck ich an dinem kallen | das dich verdruͤßt das ich [...] mit dir zuͤrn.
Munz, Füetrer. Persibein
453, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
was du mit worte kallst gen mir.
Meijboom, a. a. O.
4624
;
Frantzen u. a., a. a. O. ;
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Matthaei, a. a. O. ;
2.
›gegen etw. protestieren, über etw. klagen‹; subst.: ›Protest, Klage‹.
Älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 2,
2
 1,  3,  2, .
Syntagmen:
das k. lassen; spotlich k.; jm. in die oren k., mit zweifel / von sorgen k., wieder etw. k.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
waz di juden da wider kallen | und mit eren ketzeren schallen.
von hemele blutig tou sal vallen, | von sorgen muz ich kallen.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1258
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Swig Maria, laß sin din kallen.
Gille u. a., M. Beheim
317, 54
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wie tarstu, schnödes vich, | [...] | hie klaffen und ach kallen?
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Nun wil ainr springen und singen, | [...] | Ainr schrigen, diser kallen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Er sprach: mit schall | Sing, rüff vnd kall.
Klein, Oswald
52, 25
(
oobd.
,
um 1408
?):
nu kall‘ blaus ab der klingen | das uns müss wolgelingen!
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Dawider kallen hewt etlich vnkeysch lerer.
Fischer, a. a. O. ;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1398
;
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 12, 4
;
Barack, a. a. O. ;
Reithmeier,a. a. O. .
3.
abwertend auf den Inhalt bezogen: ›schwatzen‹; auf die Art des Redens: ›laut und viel reden‹; subst.: ›Geschwätz‹.
Gehäuft Verstexte.
Syntagmen:
das k. lassen; übel / unbesonnen k.
Wortbildungen:
källig
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Verbosum esse. Kallen klaffen schwetzen wasschen fladdern klappern schlaudern plaudern.
Froning, Alsf. Passionssp.
108
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ir lieben mentschen alle, | swiget nu und lat uwer kallen!
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
hör auff und nimmermehr kalle, | eh ich dirs maul verbind.
Spanier, Murner. Schelmenz.
47, 2
(
Straßb.
1512
/
3
):
Ich hab offt vnder roten rosen | geklafft / gekallen vnd gekosen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
mit lügen, list und kallen, | Mit spotworten, unnützem schwatzen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
41, 30
(
Basel
1494
):
Was yeder narr red / klaff / od kalt.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Mit kallen und mit swätzen | Von Hainzen und von Mätzen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
daz kallen din | Frumptt dich gar claine.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich besorg der claffer kallen.
Sappler, H. Kaufringer
32, 110
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
mein källige zung ward gezempt.
Karnein, de amore dt.
252, 233
(
moobd.
,
v. 1440
):
giengen sy an ain haimlich stat vnd redten vnd kalten mit ainander.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
darumb la dein chlaffen, | [...] | das du fuͤrbas nimmer chalst.
Froning, a. a. O.
4637
;
Haltaus, a. a. O. ; ;
Kummer, a. a. O. ; ;
4.
›bellen‹; auch ütr. auf Personen.
Bedeutungsverwandte:
 12.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
184, 17
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
‘die stumen hund‘ | spricht er, ‘mugen nicht challen’.
Niewöhner, Teichner
133, 2
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Zainmal het ein man zwen hund, | der challat ainer zu aller stund.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
58, 71
(
moobd.
,
1393
):
der [...] mit seinem challen dÿ andern zu zorn [...] pringt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
A. 17. Jh.
):
frembde hunt, [...] die leut [...] angreifen oder mit kallen und pellen [...] kain ruche noch fridt lassen.
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Gille u. a., a. a. O.
176, 137
;
Rudolf, a. a. O.
34, 73
.