kirchfart,
kirchenfart,
die
;
–/-en
(+ Uml.);
die Pluralformen
kirchfärten
sind teilweise als Verb (s. u.) interpretierbar.
1.
›längere Wallfahrt, Pilgerfahrt, Bittgang (auch als Entschuldigungsgrund für das Nichterscheinen vor Gericht)‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, .
Syntagmen:
eine k. ausrichten / fürnemen / laufen / reiten / tun / verheissen / volbringen; sich auf k. befinden, in k. gehen, zu k. kommen / wandeln; k. überland; berümte / ferne / grosse k.
Wortbildungen:
kirchfartkleid
.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1554
):
Magelona bat die, sie solt | Mit ihr tauschen ihr kirchfart-kleyd.
Ebd. (
1554
):
Mein fraw [...] saget, sie wöll wallen gahn | [...] | Welch kirchfahrt sie verheissen hab, | Da ich hewer am fiber lag.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 203, 38
(
halem.
,
1492
):
ist meister Ruͦdolff [...] vergonnen, das er für die statt uß und ußerthalb zuͦkilchverrten und andrer siner notdurft [...] kommen mag.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
haben sy glaubt, das kain gepet für die totten den seelen helff noch almusen oder vassten noch ablaß oder kirchfertten.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat es [...] ain bruderhaus und ain kirchen gehapt [...] dahin vor jaren ain grosse kürchenfart gewest und vil zaichen aldo beschehen sein.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das arm volckh habs von Gott erpetten, wann man pat Got vast mit kirchvart und peten.
UB ob der Enns
10, 129, 34
(
moobd.
,
1382
):
swer [...] dahin chumpt in kirichuertn mit seiner kramerey oder in ander weg.
Gierach, Märterb.
7141
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
er begunde auf sein fuezze stenn | und gie gen Rom in chïrchvart.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
sein frome hausfrau Omelia, di in der obgenanten zeit di dreu jar vil kirchfart wullen und parfuss gethan het.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
der mensch mag jmselbs awswendig straff anlegen mit [...] hert kirchfert vnd dergleichen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1546
):
die sollen all bei dem pantheding sein, außgenumen drei ursachen: die erst ursach ist gotß gewald, die ander ist herren sorg, die dritt ist weite kirchfart.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 7
(
tir.
,
1464
):
so vil trüebsal, kümernus [...] chirchuerten [...] hat er geliten mit seinem erwirdigen leib.
Straus, Juden Regensb.
396, 17
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Rot
337
;
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 301
.
2.
›Prozession zu einer Kirche im Rahmen kirchlicher Feierlichkeiten‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  2,
2
, .

Belegblock:

Rot
341
(
Augsb.
1571
):
Process, Fuͤrgang / fortfarung / verruckung. Jtem ein kreutzgang von einer Kirchen zu der andern / Kirchfart / der gang mit der Leychten oder verstorbnen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
war allenthalben in der stat und auf dem land grosse freud, schluegen drei tag aneinander ein feier, kirchfart und umbgang an.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1598
):
wann ain kürchforth oder creüzforth von deß gemainen nucz weegen alß von alter herkommen fürgenomben wierdet und wehr nit selbst dazue erscheint [...] derselbig soll [...] zur pueß verfahlen.