1
leisten,
V.;
zu
mhd.
leisten
›ein Gebot befolgen‹
().
1.
›einer eingegangenen Verpflichtung (z. B. einem Gebot, einem Eid, einem Versprechen u. ä.) nachkommen, ein Versprechen erfüllen, ein Gebot befolgen; (Gottes Willen) entsprechen‹; offen zu 2.
Phraseme
(oft in Funktionsverbgefügen):
jm. (pflicht und) gehorsam leisten; e. S. / jm. folge leisten; jm. treue leisten
›jm. seine Treue beweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
 28, (V.) 4, .
Syntagmen:
js. willen, die verheissung / zusage l., fianze l
.
Wortbildungen:
1
leiste
1 ›Eifer, Bestreben‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
wis notveste | Mit dinen werken kegen Got | Und leiste dar nach sin gebot.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
weil man [...] auffgetrungene Vertraͤg / zu bewilligen vnd anzunehmen / viel weniger denselbigen folg zu leisten nicht schuldig.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
wat man geloift dat sal men leisten.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
da er [Christus] vns daßihenig zu geben verspricht vnd verheisset / das er im Abendtmal reichet vnd Leistet.
[der H. Petrus] hat an seiner almechtigkeit [Christi] / vnd das er [...] was er Verheissen hat / leisten wurde / vberal nit gezweifelt.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
472
(
mrhein.
,
um 1335
):
Viel liebe frauwe, so mir got, | vil gerne ich leisten vwer gebot.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
[Der Agari] erwuͤrgete alle / die jhm nicht wolten Gehorsam leysten.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Du Grozer Got der eren, | [...] | Leistende dinen knechten, | [...] | Gelubde daz din gute hat | En gelobet veterlich.
Thür. Chron.
5v, 17
(
Mühlh.
1599
):
[Hannibal] Schwur vff der Abgoͤtter Altar / der Roͤmer feind zu sterben / daß hielt er auch / vnd leistet sein geluͤbde redlich.
Dietrich. Summaria
29v, 31
(
Nürnb.
1578
):
das man Gottes willen auß dem Gesetz lerne / vnnd wisse / das wir jn nicht koͤnnen leisten noch thun.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die ime denne in diseme vinsternisse truwe hant geleistet, die [...] sint in Gotte gestorben.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz ich üch gelobet habe, daz leist ich üch vollekliche.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
der [geloube] sich sô missestalte | nâ sîner secte rehtekeit | als leider tuot diu kristenheit | mit volleclîcher leiste.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ob er nút laisti ir gebot, | So tæt er och wider Got.
Maaler (
Zürich
1561
):
Leisten / [...] Halten was einer schuldig ist vnd versprochen hat. [...] Die verheissung halten vnnd Leisten. [...] Sein zuͦsag leisten.
Brandstetter, Wigoleis
193, 11
(
Augsb.
1493
):
jch verman eüch czuo leysten viancz als jr gelobet habt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
daß er [...] das gemelt zuͤsagen leisten.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 133, 30
([
Augsb.
]
1548
):
Das ist ain gantz fein / rain wort unnser Teütschen / Die neben Got / unnd nach Gott / iren Herren die trewe bewisen unnd gelaystet haben [sollt].
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Den munt er nicht entslewsset, | Er well ez laisten sunder var.
Niewöhner, Teichner
412, 6
(
moobd.
,
1360
/
70
):
,Staech ein iegleich aid alz ein dorn, | ir wurd nicht so vil gesworen‘ | [...] | wann ein laisten als ring waͤr | als gehaissen, wist fuͤr war, | so wuͤrd nieman trewn par.
Köbler, Ref. Nürnberg
81, 16
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 24
;
Sappler, H. Kaufringer
18, 146
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
108, 6
;
Weber, Füetrer. Poyt.
351, 2
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Moscouia
E 2v, 30
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
159, 10
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
90b, 12
;
Hulsius
L iijv
.
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
›(jm.) ein Versprechen geben, etw. (Verpflichtendes) zu halten, auszuführen geloben, (einen Eid) leisten, etw. (z. B. Treue) schwören‹.
Phraseme
(am ehesten hier anschließbar):
kundschaft leisten
›Zeugnis ablegen‹;
jm. die warheit leisten
›etw. als wahr bezeugen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als Ysaias hete geseit | Daz nie gelougen urkunde | Wart vunden in sinem munde; | Die warheit leiste her der diet | Allez daz ir Got beschiet.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swa iz den vrowen zuͦ deme eyde Cuͦmt, den sal se selbe tuͦn vnd nicht ir vormuͦnt. [...] se scal iz leisten.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
dise siben gebot [...] gehorn zu dime ebencristen dem du truͦwe leistin solt.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
DJewil nit der minderteil in gerichtsstenden kuntschafft leysten vnd bewysung zethuͦn / Vnd aber war ist / das zuͦ zyten verlümpt üppig.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den Roͤmeren fründtschafft vnnd treüw Leisten vnd beweysen.
Munz, Füetrer. Persibein
384, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Persibein auch erpaisste | zw hannd, der degen kúen; | das er vianntz im laisste.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
158, 20
(
mslow. inseldt.
,
1625
):
Den 8 Marty 1625 wird noch geleiśtem burgerlichen eidt fur einen Statdmann angenomben Bartholomeeus.
Strauch, Schürebrand ;
Grothausmann, a. a. O.
91, 20
.
3.
›etw. bezahlen‹; speziell: ›(eine Geldschuld) abtragen, (eine Schuld) begleichen‹; ›(eine Geldstrafe, Buße) bezahlen; einer finanziellen oder rechtlichen Auflage nachkommen‹; auch ütr.: ›Buße tun‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  123,  1,  11, .
Wortbildungen:
leistmanung
›Zahlungsaufforderung‹,
leistpfennig
›Gerichtsgebühr‹ (a. 1543).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe heizet ez [himelrîche] snœde, wan ez einem ieglîchen veile ist umbe als vil, als er geleisten mac.
Kollnig, Weist. Schriesh.
187, 10
(
rhfrk.
,
1613
):
Welcher außer dießem flecken under frembde herrschaft zeucht, ist [...] den zehenden pfennig zu leisten schuldig.
Feudel, Evangelistar
22, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Dy man von Nyniven sullen uf sten in deme gerichte myt deseme geslechte unde sullen ez vortumen wenne sy buze geleist han.
Küther, UB Frauensee
161, 32
(
thür.
,
1369
):
so seczczin wir in untsementlich czu burgen dy gestrengin hern Apeln [...] und Heynrichen [...], dy soylden in davor leyste alse gute burgen mid phanden odir mid phengen unvorczogelich.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
daz im derselbe man schuldic si sines rechten vorsezzenen erbecinses [...]. Gewinnet he in also mit dem eide, so sal he im leisten in deme dinge oder he mac phenden davor.
Ebd. (
1335
):
so sal im der richter gebiten zu geldene in deme tage, unde vir schillinge muz he verbuzen dem voite, daz he nicht vergolden hat; di sal he leisten in vircen tagen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
habe reuwe [...] und unphach buͦzze und laiste die.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
zu lawffen gen Franken zu den, die fur Dietrich von Heyttingsfelt gesprochen heten, do man sie mant zu leysten.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
[volck] sich bekeren in iren hertzen in der erden zuͦ der sy geuangen sein gefuͦrt vnd laisten
[Var. Augsb. 1477ff.:
thuͦn
;
Luther
1545:
bekeren sich
]
puͦß.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
darnach mantend sy die gülten, by den aiden, so sy geschworen hattend, das sy soltend laisten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
dz ie dz moͤnsch sin eynung leiste, an zit vnd an phenningen, alz er ime denne gebotten [wirt].
Schib, Urk. Laufenb.
349, 5
(
halem.
,
1615
):
Nachdem wir [...] durch angetrawte laistmahnungen [...] getrungen werden, die aufgeloffenen zinß abzuestatten
(offen zu 8).
Piirainen, Stadtr. Sillein
84b, 27
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
dy weil ir nicht geleistet ist ir morgen gobe.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Ermisch, a. a. O. ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ; ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
31, 8
;
45, 26
;
Piirainen, a. a. O.
72r, 6
;
Vgl. ferner s. v. (
der
), .
4.
›(einen Dienst) verrichten, (eine Aufgabe) erfüllen, etw. vollziehen, ausführen; etw. vollbringen‹; speziell: ›(Lehensdienst, Militärdienst) verrichten‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
einen rat leisten
›einen Rat ausführen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, .
Wortbildungen:
leistig
›zum Frondienst verpflichtet‹ (a. 1508).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Durch willen des grosen rates | Den der vater vor geriet, | Im zu leistene beschiet.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
der dem Koͤnig von Hispanien [...] gar trewe vnd schwere Dienst mit sonderlicher Klugheit hatte geleystet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
71, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do der bischof di vart hatte geleyst und heymwert czouch.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2704
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
sehen, horen, richen unnd smecken, | di das mensche sele beflecken, | unnd fulen allermeist, | das der gantze licham leist.
Ebd.
4431
:
also dicke wir widder sten den geisten | unnd iren bosen rad nicht leisten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eim einen verheißnen dienst Leisten. [...] Sein tagwerck Leisten vnnd außrichten.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 59, 42
(
Luzern
1616
):
all die heligen Geister, | die stätten dienst im Himmel leisten.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
306
(
Genf
1636
):
Leysten / thuͦn / verrichten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Allweg soll mehr woͤllen ein Mann / Dann er mit der that laisten kan.
Klein, Oswald
63, 43
(
oobd.
,
1416
):
ich fluh ir nicht, gult, was es wolt. | [...] | villeicht so wurd mir dannocht tëg | ze laisten wider in ir haus, | darab so hett ich klainen grauss
(hier im erotischen Sinne: ›den Beischlaf vollziehen‹).
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do di gefangen gen Wienn komen, do vie sy der herczog [...], darumb das sy nicht laisten scholten gen Peheim zu iren junkchherren.
Mathesius, Passionale ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1754
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ;
Vgl. ferner s. v.
1
 1.
5.
›jm. etw. schenken, gewähren, geben; jm. etw. zur Verfügung stellen; jm. etw. (z. B. Widerstand) entgegenbringen‹.
Phraseme:
jm. beistand leisten; jm. (gute) geselschaft(en) leisten
.

Belegblock:

Luther, WA (
1545
):
dem Heiligen Geiste | Der uns jnn dieser argen Welt | Sein gnad leiste.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
als im wurden di [sacramenta] geleist, | dô gab er ûf zuhant den geist.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swaz der vater geleisten mac, daz gibet er dirre sêle glîch.
enbedecket uns in der wârheit alzemâle niht allez, daz er geleisten mac, wîsheit [...] noch gotheit noch nihtes niht.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
149, 1
(
wmd.
,
1634
):
Dir sey Lob, Ehr, vnd Preiß geleist.
Karnein, Salm. u. Morolf
608, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
miner helffe der wirt dir noch vil not, | obe ich sie dir dan leiste.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
die vnserer kleinen Armada grossen Beystandt leisteten.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
einen mannlichen Regenten / der [...] den Gallern des Reichs Erb=Feinden Widerstand leisten koͤnte.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2888
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
der vater, der son, der heilige geist | haben uns disse snur geleist.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Darzu haben sich von jn selbs geladen, mir gut gesellschafften zu laisten.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
306
(
Genf
1636
):
Einem wolthat leysten.
Sappler, H. Kaufringer
1, 38
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der bruoder sprach: ,wiltu dann mir | guot gesellschaft laisten als ich dir, | so will ich dein geverte sein‘.
Klein, Oswald
58, 1
(
oobd.
,
1402
):
Mein bül laisst mir gesellschafft zwar, | recht als die monat tünt dem jar.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Lucius] wolt den Teutschen ir begern laisten und wider gên Rom ziehen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. I,
988
(
tir.
,
1551
):
In allen Euren Trybsall will ich laisten, | Den heilligen geist geben in Euren Mundt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
4304
;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Sappler, a. a. O.
18, 78
;
6.
›eine Zusammenkunft (z. B. einen Hoftag, einen Gerichtstag) abhalten, etw. beraten, verhandeln; einen Verhandlungstag zubringen, absolvieren; der Einladung zu einem Gerichtstag Folge leisten‹.
Wortbildungen:
leistman
›zu einer Zusammenkunft Verordneter‹ (a. 1500).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Sus bat hie alle die vrunt die hie saich, | dat sy leisden synen daich.
Ebd. (
1417
):
de stat leistet darumb dage mit den kurfursten zu Bun.
Chron. Mainz f. (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
also wart uberkommen den vorgenanten dag zu leisten. und worden unser frunde ußwendig Mentze gebeden von unsern frunden, [...], daz sie in wolten helfen, iren dag lesten.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1403
):
dar wir [...] gewonlich ze tagen gemant werden, fuͥrderlich ze komen und den tag leiste.
UB Zug
2530, 5
(
halem.
,
1527
):
wie wol wir villicht soͤmliche tagsatzung nit leisten werdentt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
299, 11
(
halem.
,
1534
/
5
):
das deshalb jetz der dritt tag geleyst jst / und die houpttsach noch nie angfangen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Struck, Marienst. Wetzlar
570, 100
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 243
.
7.
›wegen eines Vergehens aus dem Gerichtsbezirk verwiesen werden; sich als Verbannter außerhalb des Gerichtsbezirks aufhalten; in die Verbannung gehen; etw. / jn. aus der Stadt verbannen‹; als Spezialisierung anschließbar an 3.
Halem.
Wortbildungen:
1
leister
2 ›Verbannter‹ (a. 1444).

Belegblock:

Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
926
(
Mühlh./E.
1556
):
[er] soͤlle ouch leisten darbyn | Ein monat vor der statt duß syn.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1410
):
Das von sollichs irs missehandels wegen der vorgenant her Hans Ludman vor der stette crútzen leisten sol, und fúr die niemer me in kommen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
um 1470
):
als dick sol er ouch nach derselben satzung inhalt liden und leisten und dem richtschriber sin recht gen im vorbehalten sin.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 171, 5
(
halem.
,
1508
/
16
):
das die, so vormals ein zal jaren von der statt zuͦ leisten geschworen und nit dabi beliben, [...] zuͦ ewigen ziten nimmer me in die statt komen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
die butzenantlitz und hosenlumpen heissen leisten.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
ca. 1540
):
derselbig [...] sol eyn monat leysten.
Bernoulli, Basler Chron. ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
8.
›Einlager halten, sich auf Veranlassung und auf Kosten des Gläubigers als Schuldner / Bürge bis zur Bezahlung der Schuld in einem Gasthof einquartieren‹; tendenziell: ›sich dem offenen Schuldarrest unterziehen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
geiselschaft leisten
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3, .
Wortbildungen:
1
leiste
(
die
) 2 ›das Einlager der Bürgen in einem Gasthaus‹,
leistbar
›bereit und fähig, als Bürge die
leistung
anzutreten‹,
leistbürge
,
leistkosten
(a. 1553).

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1588
):
wan einer sein korn nit betzalte, so soln die burgen gemant werden in die leist zu Esch.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1387
):
Hat he darubir sinen perden korn gegebin zu essin, daz sie yme sin virdorbin, unde hat sine burgen laßin leysten unde schaden machin.
Wiese, UB Wetzlar (
Wetzlar
,
1333
):
sullin unse burgen [...] vuͦr das vorgescrıͤben gelt in einer herburge zuͦ Wetslar leisten, dar si si inlegin, also lange, bis das wir den bruͦch gerichten.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
221, 4
(
nobd.
,
1489
):
so sol er [bürge] sich [...] in eins offen wirts herberge [...] in leistung stellen und dorin in leistung pleiben, leistens nit aufhoren noch daraus komen, sunder alslang halten und leisten bis den obgnanten keufern umb ire verschribung und alles das, dorumb sie zu leisten gemant hetten, ein ganz vollkomen genüge [...] ist getan worden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Das heissen Gisselmal, da man etwan uff ein Stat oder uff ein Edelman mit einem reisigen Hengst leistet, dy essen kostliche Mal, damit das groser Kosten uffgang, das man sie dester fuͤrderlicher bezal und ußricht, warumb man dan leistet.
Leisi, Thurg. UB
8, 640, 28
(
halem.
,
1340
):
daz sie [búrgen] sich danne nach der manunge in aht tagen antwúrten sonde [...] in aines offen wirtes hus und sondt da laisten ain reht gyselschaft und usse der gyselschaft niht komen, untz daz ich inen vollefuͤrre disú vorgeschriben guͤter.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
do santen wir 16 der erbersten [...] gen Brugg, die da in giselschaft laͤgin und laisten soͤlten, durch das die richtung unverzogenlich ain frúntlichen ustrag gewunne.
Roder, Stadtr. Villingen f. (
önalem.
,
1371
):
Wer laistende wirt, uf wien der lit, in welles wirtes hus das geschiht, der sol dem vorsaggen, wer in gemanet hab und uf wien der schad gange. [...] Swas ǒch ainer mit baren pfenningen in giselschaft laistet, das sol ǒch er behaben zuͦ den hailigen. Es sol ǒch uf ain pfuͦnt und darunder nieman laisten, es sie denne, das des hǒptguͦtes me denne ain pfuͦnt sie des ersten, so sol man iemerme daruf laisten, untz wirt vergolten hǒptguͦt und ǒch giselschaft.
Welti, Urk. Rheinfelden
714, 257, 36
(
halem.
,
1581
):
[Bleibt er mit der Zahlung von Zins [...] im Verzug, so soll [...] er verpflichtet sein, [...] den Münzverwalter]
sambt ainem laistparn knecht vnd zwayen laistparn pferden in laistung zu schicken [...] in aines offnen gastgeben wirtshaus [...] vnd laisten recht gewondlich vnd vnuerdingt geiselschaft.
Maaler (
Zürich
1561
):
Leistbürg (der) Gysel. [...] Leistbürgen gaͤben. Obsides dare. Leistbürgen nem͂en.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
was nu fuͥrbas mer hie ze Ulme verlaist wirt, daz sich ain ieglicher wirt gen den selben, die also bi im laistent in soͤlcher masse versorgen sol, daz er sins geltz gewiss sıͤ.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
solten die 60 burger alle und iegclich mit pfarden laisten ze Kirchhaim in der stat und darauß nit kommen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swer den purgern laystet, der hat der stat gelaitt und sicherhait, er und die ros, die da laistent.
UB ob der Enns
10, 10, 26
(
moobd.
,
1381
):
[sol] ainen erbern chnecht selbandern mit zwain pherden ze Wienn in ein erber offens gasthavs, da man in hinzaiget, in legen vnd die sullen da inne ligen vnd laisten, als inne ligens vnd laistens recht ist, vnd von der laystung nicht komen, ez werden denn der egenant Havser [...] beczalt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
welher fur ainen auswendingen purgl wirdt, der ist unserr herschaft vervallen 5 tal. ₰, desgleichen welher auf laistung get oder laist.
Loersch, a. a. O. ;
Wendehorst, a. a. O.
335, 27
;
Merz, Urk. Wildegg
11, 10
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
UB Zug
217, 9
;
254, 20
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2029
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
42, 26
;
Auer, Stadtr. München ; Anh. ; ;
Hör, Urk. St. Veit
75, 34
;
99, 34
;
99, 37
;
UB ob der Enns
10, 42, 29
;
79, 11
;
639, 30
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
211, 39
;
219, 7
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 255, 6
;
Vorarlb. Wb.
2, 267
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 243
;
Vgl. ferner s. v.  4,  3,  5.
9.
›die Fähigkeit zu etw. haben, etw. vermögen; etw. hervorbringen‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
si [sêle] ist ein, si enmöhte niht die kraft geleisten, dâ mite si sich ze gote kêren möhte.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Die Eheleuth nach der Vaͤtter sagn, | Dreissigfaͤltig Fruͤcht leisten.