tanz,
danz
(letzteres md. und ab 16. Jh. auch wobd.),
der
;
auch
-s/-e
+ Uml.
1.
›Reigen, Tanz‹.
Syntagmen:
den t. anfangen / tanzen / üben
;
bei den tänzen liegen
;
ein
˹
abenteuriger / mörischer / possierischer
˺ jeweils: ›kurzweiliger, närrischer‹
/ neuer / welscher / züchtiger t
.
Wortbildungen:
Die folgenden Wortbildungen lassen sich möglicherweise auch der Bedeutung 2 oder  1 zuordnen:
tanzboden
,
tanzflecken
,
tanzgarten
,
tanzgeld
,
tanzlaube
,
tanzlied
,
tanzmädchen
,
tanzpfeifer
, ˹
tanzplaz
,
tanzschule
˺ (a. 1636),
tanzspiel
,
tanzwasen
(a. 1633).

Belegblock:

˹In Sprichwörtern:
Luther, WA (
um 1535
):
Vmbkeren das beste am tan̂tze
(vgl. dazu:
Ebd.
Anm.).
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 195, 28
(
Hagenau
1534
):
es gehoͤren zum tantze / nicht alleyn rote schuch / sonder auch junge starcke beyne.
Lemmer, Brant. Narrensch.
25, 33
(
Basel
1494
):
Wann der esel anfoht syn dantz | Haltt man jn nit wol by dem schwantz
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
Doch was der vurss. her heinrich ducke vnd vil en bynnen Coelne in syme huse vnd in deme huse zer lillen vp der brüggen Ind ouch in neten huse vanme dantze.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
sahe, wie sie [...] nach gewonheit auff den hochzeiten einen tantz, nemlich einen rundtantz, da erstlich ein manns- ein weibsperson, diese wider ein jungen gesellen etc. bey der hand faßet, [...] im circkel tantzen oder springen anhuben.
Luther, WA (
1527
):
Wolt jr [Juden] ein Tempel bawen, so sehet darauff, dz yhr den glauben habt, wo yr den nicht habt, so bawet jn hin, wie jr sunst ein tantzboden wolt machen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1405
):
item ½ fird. den tanzmeiden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
tichtest ein tanczlidlein dar fur.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
280, 8
(
nobd.
,
1501
):
unser behausung [...] in der vorstat Wirtzburg jenset Meyns am danzflecken [...] gelegen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
31, 33
(
nobd.
,
1522
):
ein iglicher ammensone, auch alle dinstknecht, die an andern orten zu dantz geen wolten, sollen gleich tantzgelt zu Schillingsfirst geben.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1622
):
uf der tanzlauben soll ihnen, stattknechten, ein hochzeiter mehr nit als ain maß wein [...] zu geben schuldig sein.
Wickram
4, 42, 9
(
Straßb.
1556
):
Die hochzeit wirt gehalten mit grossen frewden / aber gar kein dantz oder seitenspiel gebraucht.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1529
):
Und von wegen des tantzen an brutlouffen wellend wir nit wytter, dann dry zimlich, züchtig dentz, die ouch die mann in röcken und nit ze blossen hosen, zuͦgelassen wellen haben, damit zucht und erberkeyt gefürdert werde.
Ukena, Luz. Sp.
2830
(
halem.
,
1575
):
Land vnd statt ist alls in mim gwallt | [...] Drumb muͦß ichs dapfer angryffen / | Vnd zuͦ eim dantz ein anders pfyffen.
Heidegger. Mythoscopia
5, 23
(
Zürich
1698
):
Der Danz wäre ein kreiß / dessen Mittelpunct der Teufel.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
vor dem selben pfaffen haws pflagen die jungen nãrrischen ir tanczspil zu treiben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
Vermerkt den tanzgarten. der sol offen sein zum kirchtag.
Turmair (
Ingolst.
1516
):
choraules ,tanzpfeiffer‘.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
244, 6162
;
Lichtenstein, Lindener. Katzip. ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
117, 22
;
Goedeke, P. Gengenb. ;
Sappler, H. Kaufringer
30, 113
;
Gilman, a. a. O.
1, 79, 15
;
194, 30
;
430, 17
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
230
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
166, 1
;
Strigl in: Zs.f. dt. Wortforsch. ;
Öst. Wb.
3, 534
.
Vgl. ferner s. v.  6,  1,  1,  4, .
2.
›Tanzveranstaltung, Fest; Tanzgesellschaft‹, selten ütr.: ›Menschenschar‹.
Syntagmen:
tänze halten
;
zu tänzen gehen, auf den t. ziehen
;
ein grosser / köstlicher / offener
(häufig)
/ öffentlicher t
.;
zu höfen und zu tänzen, zu tänzen und zu tisch
.
Wortbildungen:
tanzkerze
,
tanzlader
; vgl. auch unter Bed. 1.

Belegblock:

Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Es sein auch thümclosterfrawen, dye meinen frey zü sein; sy tragen alle farb; sy gen zü hoffen und zü dentzen.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
und muͦß sie darzuͦ gnädige frawen heyssen imm bad [...], zum wolleben, gastereyen, täntzen, freüdenspylen unnd bäselein, das vil gelt frißt, gehen lassen.
Froning, Alsf. Passionssp.
235
(
ohess.
,
1501ff.
):
O Luciper, du werest der schonen sonnen glancz! | ich wyl mich machen an der Judden dancz.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1468
):
Item und an kilchwichinen, hochtziten, tentzen und an andern versamlungen des folckes söllen des gotzhus amptlüt und hoptlüt ordnen.
Heidegger. Mythoscopia
4, 23
(
Zürich
1698
):
Jhre soͤhne [...] halten Daͤnze / sie erheben sich ab der Trummen / und Harfen / und freuen sich der Geigen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Sie wolten niemand bey jhren Taͤntzen mittantzen lassen / er were dann jhr Zunfftgenoß.
Munz, Füetrer. Persibein
151, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Manicher hannd an vingen | paid, ritter vnd die frawen, | puhurtt, tantz, lauffen, springen.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Soldaten / die lieber sehen den Tantz / als die Schantz / seynd nichts nutz.
Beckers, Bauernpr.
61, 1
;
Perez, Dietzin
1, 17
;
Hübner, Buch Daniel ; ;
Loose, Tuchers Haushaltb. ; ;
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
7545
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
157, 13
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
82, 14
;
Barack, Teufels Netz ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
35, 9
;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  1.
3.
›Streit, Zank‹; Ütr. zu 1.
Syntagmen:
den t. besprechen / bestehen lassen, jm. einen t. machen
;
der t. sich über etw. heben
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Aber der herr Christus saget: „IHR WERDET MICH SUCHEN UND NIT FINDEN“. Da hebt sich der tantz uber.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
118, 352
(
Magdeb.
1608
):
Vnd riethen all in diesen sachen / | Man solt den Froͤschen einen tantz machen / | Das jhnen das huͤpffen vergieng / | Vnd sie nicht lachten dieser ding.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Ir sult eynen dantz vp eynen dach besprechen, | den sullen sy willen zo brechen, | off myt beden uch anegain, | dat ir den dantz laist bestain.
Peil, a. a. O.
533, 848
;
Dwb 11, 1, 1, 119, Bed. .
4.
›(buntes) Treiben; außergewöhnliches Ereignis‹, auch: ›Vorhaben‹; Ütr. zu 1 oder 2.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb.
132
(o. O.
1558
):
Spinellutzo alle sach und des weybs red und antwort vernommen het und den tantz mit dreyen dritten ob ime lang zeit zuͦ gehöret, welches ine verdriessen ward und besonder pein bracht.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Und do der fürst [Jhesüs] so rein | Trat den ellenden tancze | In plütrotvarbem krancze.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 11
(
Hagenau
1534
):
Laß duncken macht den tantz guͦt.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1632/34
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Schwäb. Wb. 2, 57, Bed. .
5.
›psychogene Tanzkrankheit (Veitstanz)‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
8, 1447
, s. v.
Veitstanz
;
Höfler, Dt. Krankheitsnamen-Buch.
1899, 727
.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
nun sind die lunatischen krankheiten, taubsucht, unsinnig, kazenbiß, mania, der tanz, der fallent und dergleichen ander mer aus den chronicis, aus den acutis.
Vgl. ferner s. v. (Präp.) 2, .