binnen,
Adv.
(1-3),
Präp.
(4; 5);
zu
mhd.
binnen
›innerhalb‹
(), dies aus der Zusammenrückung von
be
und
innen
(
Kluge/S.
1995, 86
).
– Nrddt./md.
1.
›innerhalb eines Bezugsortes gelegen, innen befindlich, innerhalb‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, (Adv.) 1,  1.
Gegensätze:
(Präp.) 23, (Adv.) 34,  5,  12,  3.
Syntagmen:
(Paarformel)
baussen und binnen
›überall‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die himelvogele han nest | da sie mugen aller best | ir jungen geberen binnen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Doch nam daz vleisch sterke do vone | Daz die gotheit mit voller wone | Dem vleische wonete binnen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
12, 31
(
preuß.
,
1407
):
eyne holczyne schale mit eyme silberynne griffe und bynnen mit unsers herren antlicz.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
903
(
Köln
1476
):
Ind vmb dye stat sy ronnen. | Geslaegen wart dye stormklock seer. | Dayr bynnen wust man myn noch meer: | Dye stat en weer gewunnen.
Thiele, Minner. II,
30, 95
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
vrouwe Venus wonit da bynnen | und leret da underscheit von mynnen.
Ebd.
2, 12, 23
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Der thron ist fin gewercket | vonn zucht unnd eren bynnen, | ußwendig wol gestercket.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
17, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Abir dy wip di tun alle werk des husis bynnen unde busin.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Dirre abgot ist vorwar | Binnen hor, uzwendic clar | Erin, unde izzet nicht.
2.
phras.
von binnen
›von drinnen, von einem Ort innerhalb einer Bezugsgegebenheit ausgehend‹.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
26, 32
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ynhed der godsoen userkoren | durch synre lieplicher, steder mynnen, | der hem brande syn hertz van bynnen.
Ebd.
2, 32, 213
:
das ich kyesen, das ist van bynnen, | niet na uysserlichen synnen.
Strauch, Par. anime int.
38, 33
(
thür.
,
14. Jh.
):
di worheit ist fon binnen und nicht von busin.
Ebd.
124, 28
:
so blibet der stein dicke kalt fon binnen durch di gropheit des steines.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2409
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
also dut des kuschen menschen witze | unnd di gotliche lieb van binnen | beide mit hertzen unnd mit sinnen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Wan von binnen von der lûte herze gên vore bôse gedankin.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Und von beuzen sicher stan | Ire huser, daz besinne, | Ouch stan vridelich von bynne.
3.
›innerhalb einer Zeit, eines zeitlichen Ablaufs geschehend, unterdessen‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
In semelîchir bittirkeit | daz gotis volc zu Pruzin leit | unsprechliche swêre | und doch wundirbêre | gedult da binnen ubete.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Vrunt, kompt her weder zo eyme anderen dage, | Hir bynnen ich mich besynnen will.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
674
(
Köln
1476
):
Nu had der stoultze herzongh sessz wechen dayr gelegen, | Dayr bynnen syn hoycheyt had verlorn vyll froemer degen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Richtet hie sundir sinne, | Nicht merkende da binne | Ob die rede in warheit | Beste die da wirt gebreit.
4.
kennzeichnet mit folgendem Nomen (meist im Dat., seltener im Gen., Kasus nicht erkennbar bei Ortsnamen) die räumliche Situierung einer Bezugsgröße oder eines Bezugsgeschehens innerhalb einer Fläche, eines Raumgebildes, Körpers ›innerhalb e. S.‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  12.
Syntagmen:
b. der mauer / stat; b. des landes / plans
.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 242, 28
(
nrddt.
,
1399
):
binnen landis mag der orden und die kirche ansiehtlich ir recht beweisen mit briven.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 349, 2
(
preuß.
,
1420
):
sall nymand keyn armbrost furen uff tage bynnen landis.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat sij den man in Coelne vryen weulden, dat he bynnen Coelne gain vnd stain meichte vngehindert.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
dat die becker binnen Coelne overmitz sichselfs noch niemants van iren wegen geinrelei fruchte upgelden noch upschudden sullen.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
dat ambocht hadde die macht ind de gewalt binnen Collen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mosfrk.
, o. J.):
ensal nieman wein zappen binnen gezirk des gerichts, er si ime vurwech durch den scheffen ufgedain.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1396
):
Darnach ober ein halp jar irhup sich binnen Collen aber ein ander zweiunge.
Thiele, Minner. II,
27, 292
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz al der meyster weren hier | der sint bynnen Mumpelier | end inder scolen van Parys.
Strauch, Par. anime int.
82, 30
(
thür.
,
14. Jh.
):
maze ist daz etwaz binnen sich besluzit oder buizzin sich.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
28, 27
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
bynnen der muren ist eyn pallas, bynnen wol begat mit geslagim golde.
Ebd.
46, 19
:
bynnen dem plane sint schone gartin und vil gutir vrucht.
Eis, Wahrsagetexte
54, 37
(
omd.
,
15.
/
16. Jh.
):
der mensche, der dy ungnode hot bynnen adir bowsen leibes.
Eis, Gottfr. Pelzb.
123, 30
(
3. V. 14. Jh.
):
eppil di do kernichin bynnen der schalin han.
Piirainen, Stadtr. Sillein
91b, 11
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Ist eyn man dem andern schuldik binnem wicbilde.
Dietz, Wb. Luther ;
5.
kennzeichnet mit folgender Zeitangabe (meist im Dat., seltener im Gen.; Kasus oft nicht entscheidbar) einen Zeitraum, innerhalb dessen ein Geschehen oder Sein statthat ›innerhalb einer bestimmten Zeit‹.
Bedeutungsverwandte:
 3.
Syntagmen:
b. des jares, der frist / zeit; b. stunden / tagen / wochen
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 504, 17
(
preuß.
,
1456
):
das sie stete, slosser und dorffer, die sie ynne haben, bynnen der czeit der beczalunge nicht uspochen.
Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Cůmt aber iener, der iz erben sol, binnen iare vnde tage.
wil her nicht wedder keren binnen jares zit, So sol sin biscop […] deme pawese kindegen sine Missetat.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 117, 20
(
rib.
,
1397
):
dat derselve leirknecht binnen sinen leirjairen vurs. einiche nacht ussliefe buissen oirloff sins meisters.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1426
):
alle des hoeffs acker bynnen der vurg. jairszailen ganss uyssmirgelen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1376
):
darna binnen zehen jaren da irstarp daz konigrich zu Ungern ane rechte libes erben uf daz heilige rich.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1396
):
in disem jare vurgeschreben, binnen den virzen dagen nach ostern.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp. 
1284
(
mrhein.
,
um 1335
):
Nů ist vns dine helfe worden kunt, | des wir binne wol vůnfdusent iar | vil gemerlichen waren.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
daz daz antwerk oder die zunft […] ein ander biderben bescheiden man an sin stad bin eime mande kisen mogen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
16, 30
(
thür.
,
1474
):
hat her dye ußradunge unde bestatunge syner swester nicht geczuget bynnen rechter zcyt.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
35, 16
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
bynnen stundin, wen dy elefant wurdin des strites mude.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das die obgerurten bornmeistere bynnen den nehsten virzcen tagen nach yrem abekomen […] rechinschaft thun.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
136, 4
(
osächs.
,
1542
/
70
):
sal appellant von tage erlangeter aposteln binnen zweien monden seine appellation an obern richter prengen.
Feudel, Evangelistar
55, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Bynnen des daz sy azen, nam Jhesus daz brot unde seinte iz.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
40, 7
(
omd.
,
1487
):
App aber weiber bynnen der zceitt yrer natürlichen kranckeitt ane sunde yre gerechtigkeitt mogen fordern.
6.
phras.:
binnen werden
›gewahr werden, kennenlernen‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1575
):
uff das er auch binnen wurde, was es vor ein handel were.