2
gemächt,
das
;
-(e)s/-e
, auch
;
zu
mhd.
gemechte
›Machung, Vertrag‹
().
1.
›Abmachung, Vereinbarung, Vertrag, Ordnung, Gesetz; Vermächtnis und dessen Regelung in einer testamentarischen Verfügung‹.
Obd.; gehäuft Urkunden und Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
das g. ändern / aufrichten / haben / halten / machen / mindern / nemen / tun / volfüren / zusichern; das g. der gemeinde, des gerichts / handwerks
.
Wortbildungen:
gemachtfälscher
›Urkundenfälscher‹,
gemächtschreiber
,
gemächtweisung
›Heiratsvertrag‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
73, 6
(
nobd.
,
1407
):
ich gerede und globe [...] ditz geben und gemehte und alle vorgeschriben dinge wore, stete und veste zu halten.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1423
):
wo denne nicht bedinge der hirait oder gemaͤchte geschehen weren.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1491
):
das gemecht ainer ganzen gemaynd zuͦ Sünthain.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Das obangezaigt gemecht geschach in gegenwurtigkait diser obgenannter zwaier freihern.
Müller, Stadtr. Ravensb.
158, 13
(
oschwäb.
,
1378
):
das niement denhain gemaͤcht sol tuͦn noch machen [...] wan allain vor dem rat.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gemaͤchtfelscher / Ein felscher der erbgemaͤchten. Testamentarius.
Gemaͤchtschreyber. Testamentarius.
Argovia (
halem.
,
1424
):
wa ein man siner elichen husfrowen ein gemächt macht oder libding.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
593, 18
(
halem.
,
1619
):
Es habent aber die meister zun Mören inen hieby heiter vorbehalten, diße ordnung und gmächt zuͦ enderen, zeminderen und zemehren.
Ders., Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
Von erbschafften der ehelüthen ohne gemaͤcht.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
110, 7
(
halem.
,
1488
):
das der selben frow Anna vater [...] miner schwiger obbemelt ein gemaͤcht geton.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 474, 23
(
halem.
,
E. 15. Jh.
):
und meinten ouch, die gmëcht zuͦ halten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1580
):
all gemacht, geschäft oder sätz [...], die sullen mit des perkherrn oder perkmaisters hand beschechen, sonst hat das kain craft.
Ebd. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
wem weingarten anersterben von frontschaft oder von geschefts oder gemechts wegen, der kom des auch nutz und gwer in rechten tagen nach landes recht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
all gmächt, geschäft oder kauf oder säz [...], die schullen mit des perkherren oder perkmaister hant beschehen.
das die paurn heirattbrief und gemachtweisung auf die hueben irn hausfrauen geben.
Qu. Brassó
5, 133, 32
(
siebenb.
,
1550
):
Dieses Gemech mit den Leutgeben haben alle Farrherren und Gemeinen gelobt.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Leisi, Thurg. UB
8, 68, 5
;
Hulsius
L iiijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß f.;
Vorarlb. Wb.
1, 1113
;
2.
›das Gemachte, Geschaffene, Hergestellte in verschiedenen Bereichen, z. B. in Kunst und Handwerk (Bauten, Schule, Speisen); das Machwerk‹.
Syntagmen:
das g. machen / schenken
.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 97, 28
(
md.
,
um 1466
):
was sulchs gemechts addir gesmeides noch erkentteniss der meister zu geringe were, sullen die meister zuslaene.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
werent ir doch | Nit von bosem gemechte.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Was in sich beschleust vnd erhelt | Das Werck vnd Gmaͤcht der grossen Welt.
Lippert, UB Lübben
2, 1576, 8
(
osächs.
,
1439
):
3 g. Jurge Tileman vor 1 gemechte an dy steffeln.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Des jars [...] da prunen zwai heuser ab oder dreu gemecht und 8 menschen darinn.
Bell, G. Hager
582, 2, 2
(
nobd.
,
1598
):
Sie sprach: [...] | wolt jr mir das gmecht schencken fein?
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Und die selbigen ertznyen werdent och hin zuͦ getǒn wann die gemecht verbrunnen sind.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Eß ist ach die warhayt, das diser Ölberg und gemecht mer, dan 6000 gulden kostet hett.
Argovia (
halem.
,
1424
):
Wer ouch der ist [...] der vellig ist vnd der koufte oder verkoufte oder sust ein gemächde macht.
Strauss, A. v. Villanova dt.
147v, 3
(
obd.
, Hs.
1421
):
Warumb die reytzung mangerley gemachte der spyse reytzent den magen mer tzu eßen wanne der mag verdeuwen mag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dauht golt dick in daz gemächt alsô haiz, daz golt värbt sich gar wol.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
6, 15
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
So śoll die Schueśter Jm Schuechverkauffen dieße ordnung halten, das śie [...] Ein gemecht vmb 18 denar [...] verkauffen śollen.
3.
›Produkt der Schöpfung Gottes; Geschöpf, Kreatur‹.
Syntagmen:
ein armes / götliches / heiliges / schwaches / wunderliches g
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Creatura. Geschoͤpffe schoͤpffung gemaͤcht creatur.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Es ist der Herr freundlich vnd recht, | Darumb wird er der suͤnder sich erbarmen, | Vnd nicht verwerfen sein gemecht.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1. H. 16. Jh.
):
er kennet das arm gemechte, | Got weiß, wir seind nur staub.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Wan der herre erkent uns schlecht, | Das wir sint gar ain schwach gemecht.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 77, 32
(
Straßb.
1529
):
es ist gottes gemecht vnd freilich ein wunderlichs.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
160, 749
(
Zürich
1526
):
meinst denn nit, das bäpstlich recht | Sye ouch ein heilig göttlich gmecht.
4.
›Zusatz bei der Weinherstellung (der der Verbesserung, der Qualität, aber auch der Verfälschung des Weins dienen konnte)‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.
149, 24
(
els.
,
1521
):
die wirt felschent den wein mit allerlai gemächt, mit waßer und andern bösen stucken.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1424
):
das nieman dehainerlai wins hie fail haben oder verkoufen sol, darinne dehainerlai gemaͤhts weder von waidáschen, von kalk, von senf noch von dehainerlai ander sache oder gemaͤchte sie.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
ettlich wein kamen von in selber wider on gemecht.