geschrift,
die
, seltener
das
;
/
-en
, auch
, rib. auch:
geschricht,
das
;
auch
-s/
auch
-er
;
zum Wechsel von
-ft
zu s.
Frnhd. Gr. §  L
56, 3
.
1.
›Schrift, Werk, Buch, Darstellung unterhaltender, belehrender Art ohne unmittelbare Handlungsrelevanz‹; auch: ›Gesamtheit der Schriftwerke einer Zeit, Literatur‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  12.
Syntagmen:
die g. herfürbringen / durchgründen / lesen / volbringen
›abschließen‹,
zu deutsch setzen, jm. eine g. bekant tun
;
die g. evangelisch sein
;
jm. aus den eigenen geschriften antworten, in einer g. etw. finden / anzeigen / melden, in einer g. finden, das [...], jn. in einer g
. (hinsichtlich seiner Aussagen)
strafen, seine lust in der g. haben, etw. mit hilfe der g. beweisen
;
die g. des meisters, der heiligen väter
;
die warhaftige g
.;
die erkentnis der g
.
Wortbildungen:
geschriftgelert
›literarisch gebildet‹,
geschriftgelerte
(
die
) ›literarische Bildung‹,
geschriftlerung
,
geschriftweise
(
der
) 1 (dazu bdv.:  1, ).

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Eirstlich hat man die geschrichter bei anderhalb hondert jar in latin gesatzt, folgens alle zu deutschen, das dem folck bess gefallen hat.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
29, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
In manigen weisen meisters geschriften findet man, das on frauen steure niemant mag mit selden gesteuret werden.
Voc. Teut.-Lat.
m jv
(
Nürnb.
1482
):
Geschriefft gelerter. litteratus. [...] geschriefft lerung. litteratura.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
es war ie all sein [Luther] geschryfft | Evangelisch, apostolisch.
Ebd. (
1562
):
Simonides, der weise mann, | Der zeigt in sein geschrifften an, | Das schweigen gar vil nützer sey, | Den on verstand zu reden frey.
Jörg, Salat. Reformationschr.
33, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
jst aber den jungen noot und guͦt / erkantnus der geschrifften und historyen / damit werdend sy jn hindersichtenckung den allten glych.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wan wer diser letzen flißeclich war nimmet und obe er joch kein andere geschrift gelesen möhte, dise letze ist alleine gnuͦg alles übel zuͦ verhuͤtende.
Schmitt, Ordo rerum 291, 32.
1
(
alem.
,
1486
):
geschrifft wiser [...] (Scriba) – rechtschreyber [...] legis scriptor.
Lemmer, Brant. Narrensch.
103, 98
(
Basel
1494
):
Vff dry ding / vnser gloub stat gar | Vff apploß / buͤcher / vnd der ler / | Der man yetz gantz keyns achtet mer / | Die vile der gschrifft / spuͤrt man do by | [...] | All buͤcher synt yetz fürher bracht | [...] | Das sie nütz geltten überal.
Maaler (
Zürich
1561
):
sein lust vnd froͤud inn der Geschrifft haben. Sich in der leer belustigen.
Gschrifftgeleert (der) Ku͂streych. Literatus, Bonus, Eruditus. Gschrifftgeleerte (die) Kunst vnd wüssen auß der gschrifft. Literatura. Ein Gschrifftgeleerter zum teil / oder ein wenig geleert. Literator.
Bauer, Geiler. Pred.
492, 10
(
Augsb.
1508
):
das ist on zweiffel war / allen denen / die seine geschriften und predigen lesen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1550
):
des auch dockttor Marttinus Lutter gar oft hatt gemelltt in seinen gschryfftenn.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Ich wil niemant in seiner geschrift nicht strafen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2476
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
24, 4
;
Gille u. a., M. Beheim
77, 32
;
110, 21
;
Roloff, Brant. Tsp.
778
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Vgl. ferner s. v.  22.
2.
›Brief, Dokument, Schriftstück, Text verschiedener Art (oft: Urkunde) handlungsverpflichtenden, rechts-, sozial-, moralverbindlichen Inhalts oder einer solchen Inhaltstendenz‹.
Bedeutungsverwandte:
1
,  1,  2,  1; vgl.  2, ,  4,
1
 1,  1,  2.
Syntagmen:
eine g. haben / lesen / vorlesen, jm. eine g. geben / tun
;
die g
. (Subj.)
besagen / lauten / ausdorren, stat / glauben haben
;
etw. an dem g. stehen, jn. ane g. in ban tun, an dem g. viel gelegen sein, gegen das g. tun, jn. in einer g. manen, in der g. ein urteil tun, mit einem urteil jn. in einer g. von etw
. (z. B.
von dem reich
)
entsetzen
;
die alte / verfaste g
.;
die g. um
›über‹
eine schuld
;
das alter / ende der g
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 116, 2
(
rib.
,
1397
):
die boissen, die hinneaf gebuerent zu vallen, haent sij bevoilen ind beveilent in diesme geschrichte den vieren, [...], dat sij [...].
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dat werentliche gericht | des pais gebode ind geschrichte | sulde vmmer wesen vnderdain.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
und steit diss freihung a. 1548 hinden an dem geschricht.
Ebd. (
1563
):
einen eit gesworen, gegen das geschricht nit zu doin, wie die wertschaft, so besigelt ist, sulchs auch mit uisforet.
Köbler, Ref. Franckenfort
94, 1
(
Mainz
1509
):
ob etwan vonn parthyen brieffe / register / acta / oder andere geschrifft daran jnen groß vnd vil gelege͂ were / in gericht gelegt werden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das er on alle geschrift und christliche ordnung vom fiscal oder aber andern in pann getan ist worden.
Goldammer, Paracelsus
6, 193, 20
(
1530
):
ir geschrift, ir bucher, ir lehr, ir orden, ir wesen, gesatz, gebot, stend und was sie aus David genommen haben, das wird ausdorren wie das heu uf dem dach.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
als sy in dem selben brieff ver iach vnd in vogtz wisse sin eigen insigel ze end der geschrifft uff truckt vnd besiglet hat.
Merz, Urk. Wildegg
123, 29
(
halem.
,
1557
):
diewyll sich dan durch allte des genanndten Saͤgissers seligen geschryfften befindet, das [...].
Wiessner, Wittenw. Ring
8429
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Do sprach Paggen zan der man: | ,We, wie wench ich rechtens kan! | Jch waiss vil chlaine, waz die gschrift | Singet, saget oder stift!
Dreckmann, H. Mair. Troja
22, 20
(
oschwäb.
,
1393
):
darnach gab si im ain gescrift an ainem brief [...]. er solt andehtigen in der götter er diz gescrift drei stund vor lesen, den göttern zu ainem opfer, daz si im dez gnedig werdend.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Mit disem urtl, das wir thun und geben in diser geschrift, entseczen wir den vorgenannten herren Wencesla als ainen unnüczen, [...] hanthaber des heyligen römischen reichs und von dem selben romischen reich.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1494
):
soll alsdann [...] in solhem unserm grundpuch kain geschrift ausserhalb des prelaten [...] handgeschrift stat oder gelauben haben.
Altmann, Wind. Denkw. ;
Loesch, a. a. O. ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
252, 26
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Zingerle, Inventare .
Vgl. ferner s. v.  7.
3.
›Quelle, Textvorlage einer Schrift‹.

Belegblock:

Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Doch inder rame oder wie, | Das seit enkain geschrift hie: | Ich wæn es
[
roͤklin
des kleinen Jesus]
gelisemet wære.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dü trinkfass man da vand, | Von den tütt üns die geschrift erkantt, | Dü warend weder gold, silber noch holtz.
Uff ainen anger vil braitt | Traib er sin hertt, als üns saitt | Die geschrift mit rechter warhaitt.
4.
›einzelnes Schreiben, Brief innerhalb einer Schreibfolge; Korrespondenz‹.

Belegblock:

Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1506
):
Daz [demunt püntle] will jch ewch kawffen pis awff weitter geschrift.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1501
):
uff mittvasten kamen die Eidgnossen gon Basel, und ward ynen vil zucht und eer bewisen, und kam man in red und in geschrift.
5.
›Inschrift, Aufschrift (o. ä.) an Monumenten, auf Steinen, Münzen, auch am Kreuz Christi‹.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , ,  1.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
110, 130
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
An ainem fuss an disen | kunglichen apfel vor gemelt | waren alle reich diser welt | mit geschrifften pewisen.
Wiessner, Wittenw. Ring
2422
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
die glesin chron, die sei da trait, | Und die gschrift dar an gelait.
Morrall, Mandev. Reiseb.
36, 23
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Ussern an den kornhúßern ist mengerlay geschrifft von mengerlay spräch.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1549
):
Nebenn dysser geschryft ann der einen seyttenn schönn gemachett byld fygurenn der geburtt seiner fyrstlichenn durchlaucht.
Buijssen, Dur. Rat.
5, 19
(
moobd.
,
1384
):
,Jesus Nazarenus rex Judeorum.‘ An dem ersten wart da selbst geschriben die judische geschrift, daz alle, die zu der alten ee gehorten, sahen und erchenten, daz si iren chunig getötet hieten.
Turmair (o. O.
1519
):
alda auch noch täglich allerlai alte römische müns, silbren, kupfren, gulden, mitsampt alten römischen geschriften, gefunden werden.
ein alter stain mit gschrift, darein gehaut die abgöttin Minerva.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es ist noch alda daselbst im graben aussen ein stain eingemaurt mit diser geschrift [...].
Vgl. ferner s. v.  1, .
6.
›kleines Textstück, Übungstext für Schüler; kleiner abgeschlossener Text; Textsorte‹.
Wobd. / oobd.

Belegblock:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
562, 11
(
els.
,
1362
):
Dirre Sabinianus las eines moles den fers: „Asperies me domine“ etc. [...], vnd begerte von herzen zuͦ wissende was dirre fers bezeichente [...] vnd meinde do zuͦ ersterbende, es wer denne das er den sin dirre geschrift fúrstunde.
Maaler (
Zürich
1561
):
An gaͤbne geschrifft / das namlich / das ein schuͦl meister seinen jüngeren zeschreyben hatt angaͤben.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
131
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
ain puch heldet vnd begreiffet dikke alsuil geschrifft an ainem plate als ain anders an czwayen plettern.
7.
›Bibel, Heilige Schrift, Altes und Neues Testament als Gesamtheit; einzelnes Buch, einzelne Stelle der Heiligen Schrift‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte der weiteren Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
die heilige
/ (seltener:)
götliche geschrift
(vereinzelt im Pl.);
die alte / neue geschrift
›das Alte / Neue Testament‹;
der geschrift eine nase machen
;
aus der geschrift den gauch färben
›sich (als einem Narren) durch Bibel-, Schriftkenntnis den Anschein von Bildung geben‹ (auch zu 1 stellbar).
Bedeutungsverwandte:
,  1,  1,  2; vgl.  1,  12,  67,
2
 5.
Syntagmen:
die g. erfüllen / betrachten / lesen / erwägen, die heilige g. biegen / krümmen, jm. die heiligen geschriften weisen
;
die g. etw. melden / sagen, die g. sprechen, das [...]
oder Hauptsatz,
die g. nie gelaugen
›lügen‹,
vol exempel sein, jn. e. S
. (z. B.
dem würmlein
)
gleichnen
;
der g
. (Gen.)
gelert sein, jn. der g. verständig machen
;
der g. glauben / leben / nachkommen
;
aus der g. etw. bewären / nemen
(z. B.
ein gleichnis
),
durch die heilige g. reden, sich in der g. üben, nichts in der g. wissen, in der g. jm. jn. verheissen, in der g. gegründet sein, grund in der g. haben, in der g. vernemen, das [...], in der heiligen g. zauberei verboten werden, mit der g. etw. erzeigen, mit jm. von der heiligen g. disputieren, nach der g. leben
;
die g. der alten e
;
die bewärte g
.;
˹die sage / meinung / ordnung der g
. (genitivus subjectivus)˺,
die auslegung der g
. (genitivus objectivus),
der doctor / meister / gelerte / erfarene / merer der g., die warheit
(mehrmals)
/ verborgenheit der g., die taufe der heiligen g
.;
der gelerte in der heiligen g
.
Wortbildungen:
geschriftgelerte
(
der
),
geschriftlästerer
,
geschriftlich
1 ›der Heiligen Schrift entsprechend‹,
geschriftmässig
(dasselbe).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
„Mich wundert“, sprach ich, „daz diu geschrift alsô vol ist, daz nieman daz allerminste wort ergründen enkan“.
Ez sprichet ein geschrift: ,vor der gemacheten werlt bin ich‘.
Minne ich denne got, wirde ich danne got? Des enspriche ich niht, ich wîse iuch die heiligen geschrift.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sant Augustînus sprichet, daz der allerbeste die geschrift vernimet der blôz alles geistes suochet sin und wârheit der geschrift in ir selben.
Sermon Thauleri
4va, 17
(
Leipzig
1498
):
Wie ich doch der geschrifft mer glaube dan mir selber.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Das uns der war almechtig Got | Vürsehen hot | Mit der vil keuschen maide, | Durch die erfült wart dy geschrifft.
Reichert, Gesamtausl. Messe
33, 22
(
Nürnb.
um 1480
):
Und sollen auch haben zwu prinnent kertzen; das ist: die alten geschrifft – die bibel und die buecher, dy vor Cristi geburt gewesen seyn, dy noch gehalten werden – und darbey die new geschrift.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
Mit welcher hayliger geschrifft wolt irs beybringen einem getawfften Christen, nit in der schrifft zu forschen, lesen, schreiben?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ist gros underscheit enzwúschent den die der geschrift lebent, und in den die alleine sú lesent.
alse die geschrift sprichet daz ein ieglich ungeordent gemuͤte ist ime selber eine martere.
Lemmer, Brant. Narrensch.
57, 2
(
Basel
1494
):
Der ferbet vß der gschrifft den gouch | Vnd dunckt sich stryffecht vnd gelert.
Fuchs, Murner. Geuchmat
227
(
Basel
1519
):
Het ich mich in der heiligen gschrifft, | [...] | So vil geuͤbt als geuchmats tandt.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Rieffen stetz vnd hoͤrt sie nim, | Schrifft, schrifft, mit luter stim, | Goͤtlich geschrifft vnd heilige geschrifft.
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 13, 3
([
Straßb.
]
1524
):
Gedenckent O Christliche͂ maͤnner / wie ewer standthafft dapfferkeit / vnd geschrifftmaͤssiger trutz / so wolgefellig vnd angenem seyn werd / vor den augen goͤtlicher maiestat.
Ebd.
25, 3, 17
([
Augsb.
1522
]):
also spricht er [...] Dz we über die gschrifft gelerte͂ / die da die lugen vñ betruͤglich predigñ.
Hubert, Straßb. lit. Ordn. (
Straßb.
1530
):
mit gesengen der [...] psalmen vnd ettlich geistlichen liedern, so auch (ge)schrifftlich vnd auß bewertem geyst angestellt sein.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
812
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Die arch bezaichnot fürbass me | Die buͦch der gschrift der alten e.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
101, 3
(
halem.
,
1484
):
das ist, das die helig geschrifft alle cristenmenschen getruͥlich underwiset, das wir mit unserm zitlichen ergencklichem guͤt das ewig yemerwerend guͤt erwerben soͤlen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
12, 11
(
Zürich
1521
):
Die gelerten in der heiligen gschrifft sage͂ / das durch empfahung der sacramenten / jngossen werd der himmelsch geist.
Wyss, Luz. Ostersp.
2999
(
Luzern
1571
):
So gang, berüff von stund hie har | Die gschriffttgeleertten vnd geistlicheitt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
76, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ir soͤllent wissen das daz hailig land, daz die geschrifft haisset Terra Promissionis, ist in dem kúngrich von Syria.
Ebd.
79, 10
:
da sach er [Sant Pauls] vil der haimlichait unsers herren, als er wol erzoͤgt hat mit geschrifft.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Von ainem Augustinerminch [...], der was doctor in der hailigen geschrift, hies doctor Martinus Luther.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
pfui dich, dû geschriftlastrær, wâ tuost dû dein verstantnüss hin?
diu selben wazzervogel sint die hailigen lêrer, die erläuht werdent, paiden von dem hailigen gaist und der götleichen geschrift.
Wackernell, H. v. Montfort
soobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
˺):
ich hân in der gschrift vernomen, | das du Moyses mit sim her | zwölf strasze machtest durch das mer.
Bauer, Imitatio Haller
90, 28
(
tir.
,
1466
):
Die andechtig sel die nimet auff in der still vnd rue vnd lernet da die verpargenhait der heiligen geschrifft.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2296
;
12075
;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
12, 18
;
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
13r, 33
;
Anderson u. a., a. a. O.
9, 4, 7
;
26, 7, 19
;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Gille u. a., M. Beheim
3, 24
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 30
;
Kurz, a. a. O. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Adrian, Saelden Hort
360
;
Lindqvist, a. a. O.
1213
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
65, 9
;
Wyss, a. a. O.
3003
;
Sappler, H. Kaufringer
22, 13
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
77, 104
;
109
;
81, 161
;
182
;
83, 23
;
95, 69
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Vgl. ferner s. v.  7,
1
 2.
8.
›Bücher, Texte der Überlieferung / Tradition, die in die Nähe oder in die Folge, Fortsetzung der Bibel gestellt werden‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,Sie sint tôt‘, sprichet diu geschrift von den marteræren, und sint gesast in ein êwic leben.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe sprichet ein geschrift: swer sich selben bekennet, der bekennet alle crêatûren.
sô ich alle die geschrift durchgründe, als verre mîn vernunft erziugen [...] mac.
Thiele, Minner. II,
18, 223
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wilt du mich lernn die hailgen geschriftt, | die unß Sant Bernhart hät gestifft?
Lemmer, Brant. Narrensch.
51, 7
(
Basel
1494
):
Dann frowen sint als die gschrifft seyt | Boͤß huͤteryn der heimlicheyt.
Sappler, H. Kaufringer
1, 3
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
als die geschrift sagt gewis: | „mirabilis deus in sanctis suis.“
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
2, 4
(
tir.
,
1464
):
die auserwëlten heiligen, die da geleücht haben als die sunn in der verganngen zeit mit den güten ebenpilden vnd noch leüchten sein durch die heiligen geschrifft.
9.
›schriftliche Form, Fassung eines Textes im Medium der Schriftlichkeit (Handschrift oder Druck finden sich nicht eigens unterschieden)‹; die der Schriftfassung zugeschriebene besondere Leistung gegenüber der Mündlichkeit (s. die Absetzung von
laut, wissen, mündlich, wort
in den Belegen) besteht in der zeitüberdauernden Sicherung relevanter Inhalte, dadurch in der Ermöglichung von Tradition und kulturellem
gedächtnis
(s. u.
Spiller
; vgl. auch:
Müller, Gedechtnus [...].
1982
, speziell S. 81), (mit Bezug auf die jeweilige Textgegenwart:), in der Erhöhung der Gültigkeit der Texthandlung, damit auch in der stärkeren Fixiertheit, Starre, als bei
geist
und bei
wort
, in der Nichtverfügbarkeit für den
leien
; hier anschließbar folgende Metonymien:
a) ›Lese- und Schreibfähigkeit‹;
b) ›Schreib- und Beschreibstoffe, damit verbunden materiale Substanz von Texten‹.
Syntagmen:
die g. vertreiben
;
die g
. (Subj.)
töten, eine triskamer sein
;
der g. vergessen
;
den geschichten etw. befelen
›anvertrauen‹;
jm. durch g. etw. fürhalten, etw. in g. finden, etw. in g. aufrichten / begreifen
(z. B.
recht
)
/ bringen / nemen / stellen / verfassen
(z. B.
die rede / lere
),
etw
. (z. B.
das evangelium
)
nicht in geschriften, sondern in worten geben, (jm.) etw. in g. geben
(z. B.
ein testament
)
/ verkünden, js. lob in g. erheben, sich e. S
. (z. B.
des gutes
)
mit g. unterwinden, etw. mit geschriften bekant machen
;
die g. der worte
. Zu den Metonymien: a)
die g. verlieren
, b)
den brief an g. schwächen, etw. an der g. abtilgen / vernichten, über das g. streichen
.

Belegblock:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
So wer van danne weulde, dat der oeuer dat geschrichte strichen vnd dat punte dilijen mochte.
Gille u. a., M. Beheim
96, 115
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der drit nucz ist, ab grasse sach | und patschafft van dem babst und ach | van andern grassen herren | Dem fursten und den hern im land | hie mit geschrifften wurd pekand | auss fremden landen verren, | Dar zu kain lai nit kunde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
von den abgöttern dieser lant, und worumb so wenig in geschrift gefunden wirt von beschehen dingen.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
Das er mein darbey thu gedencken | Und in gschriefft erheb mein lob.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die geschrift doͤtet und der geist machet lebende.
Stammler, Berner Weltger.
277
(
ohalem.
,
1465
):
Der tüfel hat sich vermessen, | Er welle oͧch nit vergessen. | Wann was der sünder hat getan, | Das wil er nit verborgen lan. | Gedenk, wort, werk sin geschriben, | Die geschrift ist nit vertriben.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1462
):
Und also nach verhörunge [...] beder partien clage, [...], ouch keiserlicher und kunglicher friheiten und gnaden, ouch ander briefen und kuntschaften, in geschrift und lebendigen lúten fúr úns bracht, haben wir [...].
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
vnd sol dhein testame͂t werhafft sin / es syg dañ ingeschrifft vffgericht.
Jörg, Salat. Reformationschr.
471, 15
(
halem.
,
1534
/
5
):
das dann die selben ortt sich nemen sotend etc. mit gschrifftt und muntlich.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
268, 9
(
schwäb.
,
1386
):
ob der brief aungeverd gemaulget oder geswechet wuͤrde an pyrmit oder an geschrifft von wuͦrmen, von fuıͤr oder von wazzer.
Heydn. maister
4r, 19
(
Augsb.
1490
):
damit er sein nachkõmen auch berichte͂ moͤchte. hat er die natur der ding erfaren. seÿn ler vnd disputacion in geschrift verfassett.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Von einem priester, der durch aderlasz all sein geschrifft verloz [...] also verlor und vergaz er aller kunst und geschrifft, und nyemant verstund anders, dann das er durch das pluͤtt lassen verlorn hett. Von der zeit kunt er kain puchstaben und kunt auch lateinisch wort weder reden noch versteen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und schrayb in seine stett [...], das man im in geschryfft verkundet, was [...].
Vil mer wart bey dem tag von ains ewigen frids wegen betracht und in geschrift bracht.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
und sölichs seiner genaden mainung ist, alls in ain summ zu pringen und zu erklären, so das füran das alter nicht hinfüer, noch abvertilg die gedächtnüss diser nachrüererenden matery und gesta; seyt doch die geschrift ain triskamer ist, darinn behalten soll beleiben und werden der schatz aller eren, die gedächtnüss der allmächtigkait gots, auch unser sel säligkait, das ist der heilig kristenlich gelaub, die gepot gots, die er aller menschen, die würckung gueter und arger getat, der vergangen behalten, alle gegenwürtige handlung den nachkumenden, das doch an disen schatz und spiegel des pildes des puechstab oder geschrift aus aigner vernuft menschlicher gedächtnüss vor lang abgetilgt und als der staub zerflogen und vernicht wär.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1300-50
, Hs.
15. Jh.
):
ob die perkrecht nicht ganz aigenlich in der gegenwurtigen zedel in geschrift begriffen wëren, das sol besteen bei den eltisten weisen perklewten auszerichten nach irer gewissen.
Ebd. (
1624
):
ieder tail soll sein ruer in geschrift stëllen in maß wie solchs in das recht bracht ist.
Ebd. (
1494
):
stürb dann ain freisäzz, der nicht [...] erben hinter im in nähent liezz, so soll sich ain kellner desselben guets alles pei klain und bei gross mit geschrift und wissen frumber leüt underziehen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Vock, a. a. O.
340, 7
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 25
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. ,  1, (Präp.) 12.
10.
›Form, Typ der Graphe einer Buchstabenschrift; Schriftzeichen, Kurztext einer unbekannten Sprache bzw. eines unbekannten Zeichensystems; Stempel-, Siegelmuster‹; auch: ›Handschrift als identifizierendes Kennzeichen eines Menschen‹.
Wortbildungen:
geschriftgerät
.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
15, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Jch geuß die Schrifft zu der Druckrey | Gemacht auß Wißmat / Zin vnd Bley / | Die kan ich auch grecht justiern / | Die buchstaben zusammen ordniern | Lateinisch vnd Teutscher Geschrift | Was auch die Griechisch Sprach antrifft | Mit Versalen / Puncten vnd Zuͤgn | Daß sie zu der Truckrey sich fuͤgen.
Ebd.
16, 6
:
Jch bin ein Reisser fruͤ vnd spet / | Ich entwuͤrff auff ein Linden Bret / | Bildnuß von Menschen oder Thier / Auch gewechß mancherley monier / | Geschrifft / auch groß Versal buchstaben.
Schmitt, Ordo rerum
161, 30
(
alem.
,
1486
):
griffel [...] stiler [...] geschrifft gerett.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Dirre Balthasar sach eines moles eine hant schriben geschrift an sine want, das kunde nieman gelesen denne Danyel. der sprach: ,dise geschrift betütet, das Babilonie zerstoͤrt wurt‘.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1559
):
Da ist dein geschrift, das ist dein furnemen gewest
[Z 24:
handgeschrift und bitschir
].
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Auff der glingken sytten den text in der groͤssern geschrifft. Und auff der gerechten sytten die gloß in der klainern geschrifft.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und geviel im [herren] auch die geschrift wol und verhieß mir 4 gross von ainem sextern.
Vgl. ferner s. v.  2.