gesellen,
V.
1.
›sich jm. zugesellen, sich mit jm. (z. B. ehelich) verbinden, sich jm. anschließen; sich e. S. zuwenden, sich mit etw. verbinden, vereinen‹;
vgl.  345789.
Oft literarische Texte, darunter Verstexte, vielfach Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Phraseme
(Sprichwort):
gleich zu gleich geselt sich gern
o. ä.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1, , ; vgl.  1.
Syntagmen
vereinzelt ohne Reflexivpronomen:
jm. g
.; in der Regel mit Reflexivum:
sich jm
. (z. B.
got
)
g., sich nackend dem nackenden g., sich der menige g
.;
sich zu jm
. (z. B.
zu einer jungfrau, zu dem hoffärtigen, zu affen / feinden / heiden / spöttern / reichen / narren / türken
),
mit jm
. (z. B.
mit dem armen
)
/ zu etw.
(z. B.
zu der helle, zu dem höheren
)
g., die manheit sich der milte g., die hyäne sich mit dem hunde, der wolf sich zu dem schafe g., das herz sich zu der minne g., der baum sich zu der mauer / wand g
. (›sich
einflechten
‹);
nicht gesellet sein wollen
›nicht freundschaftlich verbunden sein wollen‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Zu den heidin ir habit | ûch gesellit und gepflicht.
Luther. Hl. Schrifft. J.
Syr. 13, 22
(
Wittenb.
1545
):
Wie Hyena mit dem Hunde sich gesellet
[
Froschauer
1530:
fride͂ haben
,
Eck
1537:
gmainschaft mit ...
]
/ Also auch der Reiche mit dem Armen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Adsociare. Gattiern gesellen zufuͤgen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
25, 3
(
Magdeb.
1608
):
als Hercules sey in Deutschland komen / habe er sich zu einer Jungfrawen Celtine, [...] gesellet / von der were Herculis Sohn Celtus geboren.
Ebd.
209, 5080
:
Ein Edelgstein zum andern fellet / | Denn gleich zu gleich sich gern gesellet.
Ebd.
529, 708
:
Vnd ist selten gut Gluͤck darbey / | Wo sich geselt vngleich Partey.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Geselle dich nicht zum höhern. Ein Erdner vnd Eysern Hafen zerstossen einander.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz her sich der menie | Des himeles geselle.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
366, 2
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
In aller kunst man darf wol zellen, | wie einez zwein, zwei einem sich gesellen, | unt wie diu driu vier überkomen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
Sich nach irm pild stellen, | Zu tugent sich gesellen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Bundt machen. [...] Sich mit einen vereinbaren oder gesellen.
Pyritz, Minneburg
2483
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wiltu in zorne biegen | Dich und niht sin gesellet, | So wiße fur war: daz vellet | Min freuden gewelb gar der nider.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 35, 15
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
wa nimt die manheit al ir tugent, daz sie sich muz gesellen | der hochgeherten milde?
Gille u. a., M. Beheim
109, 130
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den reichen, die da haben gut, | zu den sie
[Kardinäle]
sich gesellen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
120
(
Nürnb.
1517
):
Im dritten grad sein die köngin. Dise gesellen sich nackent dem nackenden, entpfinden, auserhalb Christo nichts sueses sein.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
etlich von den brúdern von ioppe die gesellten sich zu im
[
Luther
1545, Apg. 10, 23:
giengen mit jm
].
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
138
(
schwäb.
,
1455
):
Zuo dir [Maria] haut sich gesellet | Gott vatter in sym wesen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Was sich geliebet / das gesellet sich auch. Wer sich gesellet zu Narren vnd Affen, Dem geben sie gar vil zu schaffen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain epaum [...] slinget sich über al auf die maur [...], dar zuo er sich gesellet, und vlichtet sich dar ein.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 91
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
zu der hellen | sich nicht gesellen.
Munz, Füetrer. Persibein
521, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ich sag, das meiner frawen hercz | zw annder mynn durch mynn sich hat gesellet.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
61, 1
(
mslow. inseldt.
,
1577
):
das śie śeiner śobald vergeśśen hat, vnd nit ein Jahr lang gewartet, śondern śich bald Zue einem Andern geśellet.
Peil, a. a. O.
594, 2793
;
Gille u. a., a. a. O.
110, 148
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Wickram
4, 30, 7
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
6563
;
Niewöhner, Teichner
333, 44
;
Klein, Oswald
30, 15
;
99, 4
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›jm. jn. zugesellen, zuordnen und ihn dadurch jm. gleich, zum Gleichgesinnten machen; jn. wohin (in eine Gruppe) aufnehmen‹.
Älteres und (auslaufend) mittleres Frnhd.; meist Verstexte religiösen Inhalts.
Syntagmen:
der teufel im
›sich‹
den menschen g
. ›zum Verbündeten, Komplizen machen‹,
den wolf dem lamme gleich g
. ›zu einem Vertrauten des Lammes, dem Lamme gleich machen‹,
jn. in sein reich g., jn. zu jm
. (z. B.
zu den zwelfboten
›Aposteln‹)
g., j. zu dem teufel, zu den evangelisten, an der veigen schar gesellet werden, jn. zu der erde g. lassen
›jn. ins Grab sinken lassen‹, insgesamt stark poetische Prägung der Syntagmen.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz sie den wolf gesellent | Dem lamme glich unders joch | Und ein grozer machen noch: | Den lewen zu einer kalben.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di han ich gesellet in min riche | zu minen engelen werliche.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Got herre, la mich niht begraben | Noch gesellen zu der erden.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ob der gerechte vellet | In sunde, und gesellet | Zutz im tuvellischez her, | Siner gute wirt er ler.
die valle | Des tuvels, der hie stellet, | Den menschen im gesellet | Mit vil sundeclicher tat.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2762
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
dar nach der mensche in zwivel vellet | unnd wirt zu dem tuvel gesellet.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
619, 12
(
els.
,
1362
):
Leui [...] ist ein zuͦgefuͤgeter der zal der zwelfbotten. Oder ist ein zuͦgeselleter, wenne er zuͦ den ewangelisten gesellet wart. Oder ist ein zuͦgeseczeter.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1285
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Er hat dich [Juda] zuͦ im geselt | Und zuͦ den zwelffbotten gezelt.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
321, 7
.
3.
›etw. (sachliche Bezugsgrößen) mit etw. zusammentun, verbinden, addieren, e. S. etw. beimischen‹.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
32, 3
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Nu geselle wir deu zwai, so machent si vil nach aht und virzig grad; und benem wir die zal neunzig graden, so beleibent zwen und virzig grad.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ez [hong] behelt der ding kraft, dar zuo man ez gesellt.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
Aurum adjiciamus auro, last uns Gold zu Gold gesellen.
4.
›jn. zum Ehepartner nehmen; jn. mit jm. ehelich verbinden‹, jeweils in der Perspektive vom Mann auf die Frau.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  6,  4,  5.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[kung Rûdolf] darnâch gesellete | dî tochter sîn durch sûne | kung Ottackeris sune | nâch êlichem rechte.
Dreckmann, H. Mair. Troja S. 
34, 21
(
oschwäb.
,
1393
):
alz edel hochgeborn schön tohter, und daz er die fürbaz hielt alz sein zuweib, diu im doch von adel mer dann geleich waz, daz er si im ze rehter ee wol moht haben gesellet.
Niewöhner, Teichner
112, 97
(Hs.˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
offt ein man ein weib gesellet | die da nieman wol gevellet.
5.
›zusammenlaufen (von Körperteilen); zusammentreffen, sich decken, in Konjunktion treten (von Himmelskörpern); eng beieinander stehen (von Fruchtständen)‹.
Nur bei
K. von Megenberg
belegt.
Syntagmen:
auch in Passivkonstruktionen, insofern auch anschließbar an 2 oder 3.

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
an der stat, dâ diu runstâdern gesellet werdent des rucksdorn, [...], sein zwaintzig würm.
Amonum ist ain paum [...] und pringt sâmen gar dick zuo einander gesellt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
8, 5
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Jupiter haizzet der helfvater, darumb, daz sein kraft ist warme und feuht in seiner mozze. Und wanne er sich geselt dem satjar, so hindert er sein kreft, und darumb hiez er paz der raubvater.
Ebd.
29, 17
:
Daz vind wir also: seit an iegleichem tag paid ohsenzegel sich gesellen dem mittager zwir [...] daz ist auch bewert von dem andern.
Ebd.
39, 24
:
Nach dem volgt, daz ie zwen geleich pogen gegen ain ander sehent in der schilhenden rundengrozze habent ir geselten aufgenge geleich den gesamten aufgengen der selben pogen in der gerehten rundengroͤzzen.
6.
›jn. als Gesellen anreden‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a. 
1390
).
7.
als part. Adj.
gesel(le)t
: ›beschaffen‹, motivationell an 1-3 anschließbar über die Assoziation: ›zusammengefügt, aufgebaut‹.

Belegblock:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
ysidrus, | Der spricht: es sein vier sach, | Der ettlich auch mach, | Das sich ains anders stellet, | Dann sein natur ist gesellet.