gespiele,
die/der
;
Verteilung des Genus, soweit erkennbar, nur partiell nach dem natürlichen Geschecht;
-n/-n
.
1.
›Person, die einer anderen nahesteht, mit ihr vertraut ist, den Tagesablauf teilt‹; in der Regel auf Frauen, deutlich seltener auf Männer, vereinzelt auf Kinder, ütr. auch auf Tierpartner bezogen; bei Bezug auf Frauen: ›Spielgenossin, Gespielin, Freundin, Vertraute, Gefährtin, Gesellschafterin‹; teils mit Öffnung zu verschiedenen Spezialisierungen bzw. Negativierungen (jeweils selten): ›Kampfgefährtin‹; ›Komplizin‹; ›Anhängerin‹; ›Liebhaberin, Geliebte eines Mannes‹; ›Arbeitskameradin‹; entsprechende Varianz für Männer nicht belegt; bezogen auf Tiere speziell: ›Gesellin der Hinde‹; für Kinder nur 1 allgemeiner Beleg.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld bei Bezug auf Frauen):  23, ,  34,
2
(
der
),  2,  1,  127, (
die
2,  2, .
Syntagmen:
(einen) gespielen haben, js. gespielen nennen, die gespielen erschlagen
;
j
. (z. B.
die leirerin
)
js. g. sein
;
die gespielen
[wohin]
faren, jn. trösten, zugrunde gehen, gesegnet sein
;
den gespielen nachfolgen, der gespielen die stat verbieten
;
mit den gespielen etw
. (z. B.
den magettum, die jungfrauschaft
)
beweinen, jn. / etw
. (z. B.
die gerechtigkeit
)
zum gespielen nemen, jm. zu gespielen bekant sein
;
g. des weibes / Mariae
;
die gute / heilige / verlassene g
; ˹in der Anrede:
liebe gespiele
˺;
der gespielen zu lone
.
Wortbildungen:
gespielin
1,
gespielisch
(dazu bdv.:  12; um 1500).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 45, 15
(
Wittenb.
1545
):
jre gespielen
[
Mentel
1466:
nechsten
] /
die Jungfrawen / die jr nachgehen / furt man zu dir.
Ebd.
Weish. 8, 9
:
Jch habs beschlossen / mir sie [gerechtigkeit] zum Gespielen
[Hs. 1529:
gesellen
]
zu nemen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Min hausfrau hat Greitgin gegermechersche zum besten genomen, die ir uberst gespill und rait waß.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
7, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
sie was edel der geburt, reich der eren, schöne, frütig und über alle ir gespilen gewachsener persone, warhaftiger und züchtiger wort.
Küther, UB Frauensee
210, 4
(
thür.
,
1440
):
2 sex. unde 12 gr. Kethen Gündela er gespilen zcu lone.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
122, 26
(
nobd.
,
1392
):
Barbara Schewrerin maisterin im Mawkental und Alheyd Junge irer gespil ist die stat verboten 1 jar.
Thiele, Minner. II,
7, 262
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
sie ist uwer gespil | unnd wont uch deglich by.
Ebd.
16, 8
:
und spräch zuͦ minr gespiln: ,nun woldan!‘ | die da allain by mir wäß, | ,wir weln bluͦmlun und gräß | brechen‘.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Es solt och die lirerin | Ir aller gespil sin | Und ain tanz machen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Huͤt dich vor den, die da heissen guͦt gespilen, die da soͤlicher ding pflegen, wann die weren froͮ, das sie dich in ir wis zúgen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wir haben nit verdient. noch sein wirdig gewest zuͦ haben in disem leben ein soͤliche heilige gespile.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Eine der Gevatterinnen oder Gespielen, so die Wittwe in ihrem Leid nach gewohnheit trösten wolte, sprach: [...].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
So ir [Maria] gespilen alle gar | Ze ir frúnden fuͦrend anderswar, | So belaib dú raine guͦte | Da haim.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Hie lassen wir mit fröden sin | Helenna und ir gespillelin | Und hörend von dem kaisser frütt.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 83, 16
(
schwäb.
,
1433
/
4
):
Dez Schupen wip und ir gespil 10 guld., als sie nahtz die ruben ussgruben.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
158, 7
(
moobd.
,
1494
):
wie die Elweinin, so [...] umb ir müssetat gericht worden ist, sull seltzam händl in irem leben getriben, [...], und on zweiffl hie gespillen oder helffer gehabt haben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
teten etlich schlacht mit in, lagen ob, erschluegen zuelest mêr gedachte frauen Myrein mitsambt irn gespiln.
si volgen noch mit dem opfer disem Montano und seinen gespilen nach, dergleichen mit dem predigen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
575, 2203
;
Gerhard, Hist. alde e
1652
;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 77, 14
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Thiele, a. a. O. II,
16, 273
;
Barack, a. a. O. ;
Kurrelmeyer, a. a. O. Var.;
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
141, 1672
;
Moscherosch. a. a. O. ;
Koppitz, a. a. O. ;
Päpke, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Dietz, Wb. Luther f.;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 66
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
›Seelenkraft, psychisches Vermögen; Fähigkeit oder Eigenschaft, die zu einer anderen derartigen Gegebenheit in ein Ähnlichkeitsverhältnis (wie z. B.
geschwestern
) gesetzt oder in einem Bild verbunden wird‹.
Vorwiegend ˹Texte der Mystik; 14. Jh.˺.
Wortbildungen:
gespielin
2,
gespielschaft
3 (1. H. 17. Jh.).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan bekantnisse hât den slüzzel [...] und brichet durch und vindet got blôz und saget denne ir gespilen, dem willen, waz si besezzen habe, swie si doch den willen ê gehabet habe.
Pyritz, Minneburg
3129
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Gerechtikeit sprach zu der frist: | ,Wisheit, gespil, waz redestu ?‘
Kehrein, Kath. Gesangb. 1, S.  (
Nürnb.
1631
):
ergetzlichkeit, welche ein Begleiterin vnd Gespielin der Tugend ist.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Rehte also geschiht dem menschen, also er sich der grossen súnden erwert und úberwindet, so kumment danne die kleinen húndelin, vor den er sich nút enhuͤtet, es sint gespilen oder kleinoͤter oder die geselleschaft oder die kurtzewile und der menschlichen guͤtlicheit, und die [...] zerziehent ime sin hertze.
ein gedichte demuͤtekeit, die ein swester ist und ein gespile der hochfart.
Ebd. (
1359
):
Dise [diemuͤtig und senftmuͤtig] sint zwo gespilen, zwo geswesteren die alwegen bi einander wonent.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Diese lieben hitzigen inbrünstigen minnebrende und lutern megde süllent ir zuͦ gespilen erwelen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
118, 10
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Si [minne] ist vnscheidlich, wand si kvnt von der gehuͥgd niemer. Si ist svnderlich, wan si hat enhein gespilen.