gierlich,
Adj.
– Gehäuft älteres und späteres Frnhd.
1.
›gierig, hab-, genuß-, beutesüchtig auf materielle Güter gerichtet, hoffärtig, ruhmsüchtig, soziale Anerkennung suchend und dementsprechend handelnd‹; als Metonymie auch: ›begehrenswert‹; Texte (oft gebundener Form) der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘ sowie berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
.Syntagmen:
nach etw. g. sein, etw. von natur g.
›erstrebenswert‹ sein
; g. gegen jm. ziehen, das herz g. gegen etw. wächten, j. jm. g. gewalt tun, dem gewin g. folgen
; der gierliche obertrit
.Wortbildungen:
gierlichkeit
Belegblock:
du [...] hast gewalt getan gyerlichin
[
geitzlichEck
1537: ;
treiben jren Geitz wider ...Luther
1545: ]
dinen nehestin und hast mynir vergezzen. ,War mite tut diz der trache?‘ | [...] | Mit dem girlichen obertrite, | Mit uppichlichem rume, | Mit valschem irretume, | Mit honic suzer lib nar.
darumb zogete er gar girliche gegen den burgern die zuͦ Munoltheim den turn brochent.
hoffart, niden, wider tail, | ainer nidt dez andern hail | das er selb gern waͤr fuͤr, | daz ist girlich von natuͤr.
nu fragt ich sant Augustein, | der vergicht, der wellt flust | sey nicht anders dann ain lust | und ain girlichait betrogen.
künftig gen streittes tage | sicht man ir manlichs hertz girlich wechten.
2.
›inbrünstig, begierig auf einen Glaubenstatbestand gerichtet und danach handelnd‹; bei Metonymie auf das Ziel inbrünstiger Verehrung bezogen, dann: ›erbaulich‹; als Ütr. zu 1 auffaßbar; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Belegblock:
[der mann] Des hertz mit lieb entzuͤndet | Girliche lust empfindet, | Zuͦhalten sein [Got] gebot.
ye grasser unde | Girlicher ader merer | sy ümmer ist und sein mag, ye | pesser und volkummer ist sy [liebhabung gocz].
so du den vinger goͤttelicher lere ie girlicher sugest, so du ie lúterlicher wurst [...] mit dem trancke der ewigen wiszheit getrencket.
Verstexte des Minne-, Erotikdiskurses.
Wortbildungen:
gierlichkeit
Belegblock:
Ich bin mit sußer mynne gewel | So girlich uber krupfet, | Daz mir daz hertze hupfet.
Welcher hie auff erdt | Ein weib gierlich ansehen thut | Und begert ir in seinem muth | Im hertzen zu dem werck unrein | [...].
schaw, bitt ich dich [fraw], und rat mir eys. | heis stat myn girlich gedencken, | blencken hin und her far ich sinlos.
Gierlich gedanck mir nahent ferr | mit unhilflichem waffen.
mach haimlich zam | gierlichen sunder scham, | ergetz hüglich meins herzen qual.
Pyritz, a. a. O.
2308
; Belegblock:
Und do ich in die tuchscherergassen kam | [...] | Do hub ich gar girlich an zu laufen.