glänzen,
V.;
vereinzelt ohne Uml.:
glanzen
.
1.
›glänzen, leuchten, scheinen (sowohl von der Sonne als Lichtquelle u. ä. wie von Licht reflektierenden Gegenständen aller Art, vor allem von Metallen, darunter Waffen, auch von Edelsteinen gesagt)‹; je nach Gegenstand speziell, z. B.: ›strahlen (von der Sonne)‹; ›funkeln (von Edelsteinen)‹; ›aufgrund leuchtender Farbe ins Auge springen (z. B. vom Rot, von Blut)‹; als part. Adj.
glänzend
›leuchtend, glänzend; hervorragend‹;
vgl. (
der
1.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1,
2
,  1,  23,  1,  1, , .
Syntagmen:
˹
die sonne, das liecht
˺ (mehrfach)
g., der helm / panzer / säbel / schnabel / spiegel / stern / wein, die lanze, das edelgestein / feuer / kleid / schwert, ein fas, die augen g., etw. von gestein, von seiden g., etw. sam etw
. (z. B.
sam blut
)
g
.;
hel daher g
.;
das glänzen der harnische
; mehrfach Gebrauch des Part. Präs.:
der glänzende marmel / stern, das glänzende liecht / schwert
;
glänzend dunkelrot
;
ein fisch, am bauch glänzend
.
Wortbildungen:
glänzer
, ironisch für den Goldschmied.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Splendere. Gleissen scheynen glitzen glantzen glasten zwitzern.
Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 39, 23
(
Wittenb.
1545
):
Wenn gleich wider es [Ross] klingt der Köcher / vnd glentzet
[
Eck
1537:
würdt geschwungen
]
beide spies vnd lantzen.
Ebd.
Hes. 1, 4
:
mit einer grossen Wolcken vol Fewrs / das allenthalben vmbher glentzet
[
Froschauer
1530:
mit seinem glast erleuchten
].
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,Nemet abe‘, sprichet Salomôn, ,den rost von dem silber, sô liuhtet und glenzet ûz daz aller lûterste vaz‘.
Ders. Md. Karl u. Eleg.
1312
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Deß morgens, do der dag vff brach | Vnd könig karle dy sōnē sach | Glanczen an dem̄ trone.
Sermon Thauleri
140b, 11
(
Leipzig
1498
):
so gleisset vñ glantzt in ym [mensch] ein liecht vñ gibt ym tzu erke͂nen.
Opitz. Poeterey
51, 14
(
Breslau
1624
):
Vor den andern kleinen Sternen | Phebe selber / glaͤntzt von fernen.
Pyritz, Minneburg
5196
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
[Er, snabel] glentzet sam rotes helfantz blut.
Maaler (
Zürich
1561
):
Glantzen / Einen scheyn oder glantz gaͤben. [...]. Das Glantzen der harnischen. Armorum fulgura. [...]. Glantzend / Stromen oder glantz außwerffende. [...]. Heyter vnd glantzend oder leüchtend sternen.
Lauater. Gespaͤnste
38r, 11
(
Zürich
1578
):
natürliche ding / die allein zuͦ nacht schynend oder glantzend / als etliche edelgestein.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Visch / Lischa genannt / [...] / der war schoͤn von farben / [...] vnden am bauch gantz weiß vnd glantzend.
jre Sebel waren maistthails beschlagen / mit lang verguldten beschlaͤgen / welche glatt / vnd so glantzend / wie auch jre Stegrayff.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist nicht alles Gold / das da glaͤnzt.
Niewöhner, Teichner
600, 9
(Hs. ˹
moobd.
,
1469
˺):
hab nicht: gee dein stras, | goltsmid: glenczer, | gelerter man: penczer.
Panzer, Seifrid Füetrers
286, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
von gschichte si dar inn ain schapel funnden. | das glenst von gstain vnnd edeln margariten | in gleicher weis dem sunnen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
143
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 paradisköniglein, [...], seind über den rugken, kopf und fligeln schön glantzendt dunckelrot.
Pyritz, a. a. O.
2976
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Bremer, Voc. opt.
274
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
von Gegenständen unterschiedlichster Art gesagt, die aufgrund ihrer Schönheit, aufgrund erotisch oder religiös motivierter Wahrnehmung mit den Licht ausstrahlenden oder reflektierenden Gegenständen (unter 1) verglichen werden, dann ebenfalls: ›leuchten, strahlen, glänzen; sich als herausragend, schön, vollendet zeigen‹;
vgl. (
der
2.
Syntagmen:
das wort / werk, ein kleid, js. / die augen (hel / klar, als eine fackel), der leib (vor klarheit) g., die wunden / zeichen glänzend werden
;
die heide geglänzet liegen
;
der glänzende adel, das glänzende angesicht, die glänzenden blumen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Moses kam mit eim solchen glentzend angesicht ut glentz in oculis. Ideo cornuta facies i. e., glentzick.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
114, 2191
(
Magdeb.
1608
):
Ein schoͤnes weisses Jungfrewlein / | Sein euglein glentzten hell vnd klar / | Es leckt vnd schlichtet seine hahr.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz werk glenzet und liuhtet tac und naht.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
13, 1, 13
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Meije uns vreuden gît | heide lît | wunneclich geglenzet.
Sermon Thauleri
7ra, 7
(
Leipzig
1498
):
dz es [wort] offenbart. dz vorborgen ist Es offent sich vñ glantzet mir vor.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
10, 2
(
Coburg
1626
):
sein
[des
Gerechten
]
Leib glentzet vor heller Klarheit / alle seine Glieder leuchten.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
aber si [begine] het nvͥt geret von dem hohen glenzenden vernuͥnftigen adel.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
die Augbrauen getrümt als ein Bogen, die Augen als ein Fackel glantzend.
Goldammer, Paracelsus
2, 427, 20
(
1532
/
4
):
kleid [...], das in ewigkeit nit veralten noch zerbrochen wird, sonder glanzen und leuchten wie die clare sonn.
Sermon Thauleri
7rb, 8
;
Pyritz, Minneburg
3447
;
Kehrein, Kath. Gesangb. .
Vgl. ferner s. v.
1
 1, .
3.
›leuchten, strahlen, glänzen; jn. umleuchten, umglänzen‹, wie es als überirdische Lichterscheinung Gott, dem Evangelium, gottnahen Wesen, gottgewollten, religiös überhöhten Tugenden (
mägetlicher lauterkeit
) zugeschrieben wird;
vgl. (
der
3.
Älteres Frnhd.; meist Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5,  7.
Gegensätze:
(V., unr. abl.).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
das liecht ist kummen in die welt durch den mundt der Aposteln und hat glentzet durch die gantzen welt.
Ebd. (
1535
):
Moses kam mit eim solchen glentzend angesicht, ut glentz in oculis.
Ebd. (
1536
):
Iohannes baptista leucht und glentzet suis praedicationibus.
Ebd. (
1538
):
do weren wir hoch gnung geadelt und glentzeten schoͤn, das wir ein Stuck vom reich Christi sein.
Ebd. (
1545
):
Son gehet auff, Euangelium leuchtet und scheinet, glentzet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dem învluzze der gnâden klimmet ûf alzehant daz lieht der vernünfticheit; dâ glenzet got in ein unbedecklîchez lieht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Sie [Engel] glentzen hell vnd leuchten klar, | Vnd sehen dich gantz offenbar.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der geist kam [...] zuͦ den menschen und blickete und glentzete me denne die sunne.
Ebd. (
1359
):
wenne das ware liecht das Got ist, us get, so muͦs das geschaffen liecht under; so das ungeschaffen liecht beginnet glenzen und schinen, so muͦs von not das geschaffen liecht dunster und dunkler werden.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so vil wurt ouch die krone des gesiges [Megetliche(r) luterkeit] edeler und verdienlicher, iemer ewicliche vor allen himelschen her glentzende und erliche schinende über alle planeten und elemente.
Adrian, Saelden Hort
9601
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
si [Frauen] sahent sin [Jesu] antlútze | gelantzen sam der plitze.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jn dir so wart daz ewig leben | Tzeitig fuͤr des suͤnder not, | Des glentzet dich der margen rot.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 53
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sunn, der glenst und nie derlast, | ist / der maide käwsche pluem.
4.
›von leuchtender, strahlender Schönheit sein‹ (Bezug auf die Minnedame und auf Maria, in letzterem Fall engster Zusammenhang mit 3).
Älteres und mittleres Frnhd.; meist Verstexte.

Belegblock:

Ettmüller, Heinr. v. Meißen
353, 16
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
si glenzet sam ein engel zwir | sô schœne enwart doch nie kein lîp.
Pyritz, Minneburg
1986
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ich mus ir glantzen und ir brehen | Verswigen und hie machen kurtz.
Ebd.
4747
:
Mich troste dann min zucker truͤb, | Die do sam ein rote ruͤbe | Glentzet, die mit milch begoßen | Ist und clerlich uber floßen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
den stain hân ich geleicht unserr frawen glenzen, wan sô man die ie mêr lobt mit andern crêatûren, sô man ir adel ie mêr nidert.
Klein, Oswald
13, 19
(
oobd.
,
1416
?):
ei du traut minnikliche, keusche creatur! | dein klarheit glenzet an geteusche uber alle figur.
Weber, Füetrer. Poyt.
191, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
vnnd sagt, das seiner frawen schön | dy weytte vil vor meiner frawen glenntzet.
Panzer, Seifrid Füetrers
385, 5
.
5.
›äußerlich glänzen, blenden, gleißen (ohne entsprechende innere Qualität oder im Unterschied zu dieser)‹;
zu (
der
5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  2,  3,  1,
2
,
1
 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Sed econtra non habet plue, schon farb, glentzt und gleist nicht status a deo ordinatus.
Ebd. (
1539
):
ein Bisschoff mus ein sonderlich kleid und Bisschoffstab und Huth haben. O das glentzet, und das macht einen Bisschoff.
Gille u. a., M. Beheim
444, 202
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die frawen stellen sunderling | nach hupschen zirn und glenczen | vil vester dann nach anderm ding.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz glentzent ist in uswert geslagen, aber daz smertzent ist in inwert geslagen.