graue,
grauen,
der
.1.
›Furcht, Angst, Schrecken, Entsetzen vor jm. / etw.; existentielle Angst vor der Strafe Gottes, besondere Gottesfurcht aus Verzweiflung über die eigene Sündenschuld‹; dazu ütr.: ›Unheil, Unglück‹; offen zu 2.Phraseme:
jm. einen grauen machen
›jm. einen Schrecken einjagen‹.Belegblock:
Eyn grow gink Israhel an, do Effraym rette.
Ebd. Dan.
10, 7
: ich Daniel sach dis gesichte alleine. abir di manne, di mit mir waren, si sahen iz nicht. mer groser grue quam si an
[
Doch fiel ein gros schrecken vber sieLuther
1545: ]
, und sie vlogen zu winkil. Daz der schime des todes scharf | Nicht so grozen gruwen warf.
Owe! welch ein tuwer couf | Ist geschen an der stunde! | [...] | Horet, von disme gruwen | Koset Jeremyas so.
graue und forchte scheiden von euch nicht.
in allen deinen werken gedenck dein leczte ding, das ist den grawen des tods, das forchtleich.
Ebd.
18, 105
: O herre mein got, was ist das, das ich beschaw in dem ertrich der armüt und der vinsternuße? Grawen, czittern und vorcht.
wann sa der man | den andern lachet an | und tut, als er im gutes gan, | daz er in hinder wercz verrat, | das muss er haben grawen, | als es nun in der welte stat.
Ebd.
449, 759
: [ein Bußfertiger im Fegefeuer]
das braht im kainen grawen, | wann er sicher und ledig gie. Nun hab ich heimlich mir gedacht, | Wie das dem würd ein graw gemacht.
Ob dir vor grawen schewcze, | So fleuch unter das kreucze.
So hat ouch der herzog von Borbun [...] zůgeschriben einer stat Bern [...], keinen gruwen ab sinem wol verursachten abfal zehaben, er waͤre ie und ie einer stat Bern [...] guͤnstig gewesen.
wann diser grauwen prent mein hercz on massen ser.
Sölche forcht und schrecken mêrten [...] kaufleut, die sagten den Römern grossen grauen vor, wie die Teutschen lauter unsinnig teufel wärn.
wurd mich der richter hauen | mit seinem strengen sail, | Owe des grossen grawen!
Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron.
168
; Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
32, 10
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
320, 1859
; Asmussen, Buch d. 7 Grade
551
; Wagner, a. a. O.
15, 47
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›Ekel, Abscheu; Appetitlosigkeit, Übelkeit‹.Wortbildungen:
grauenis
Belegblock:
fetor, horror, contraria voluntas. daz ist hitze kelde vinsternisse | worme stank und gruwenisse.
Abscheuwung. Grauw. Greuwel [...] Mißgefallen.
Kum, sunder, clage din leit | Deme priestre mit ruwe! | Vor dir wirt im ein gruwe, | Nicht dich en zu versmehen.
Szo sÿe dye kranckeitt offinbart. ÿr man ör derhalben mocht gram werden, adder ein graẃen zcu ÿr gewÿnnen.
ess muss der mensche di gedancken sin | in gotes liebe alle ziid keren, | [...] | unnd sine sunde sich lassen ruwen, | so gewinnet her kegen der unkuscheit gruwen.
Wo graw zu ander speis wer sust, | So pringt doch dis
[Konfekt]
der zungen lust | Mit seinem süssen, linden piczeln. Als ob er die verachten thet, | Und einen grawen darob het.
Das turst vnd hunger eim verlischt | Graw vnd vntewung sich ein mischt.
so geet etwann auff im hertzen des menschen ain grawen und ain schwelckender unwil. auß betrachtung der schnoͤde [...] der sünden / macht sollich hertzberuͤrung / das der mensch diße ungeschaffenhait der sünden außwirfft durch seinen mund / mitt warer beicht.