handschuh,
hendschuh,
hensch
und weitere Kontraktionen / Deformationen,
der
;
–/-e
, auch
und
-en
.
1.
›Handschuh‹; in den Belegen angesprochen als Zeichen der Forderung, Anerkennung, Bestätigung sozialer Bindungen, speziell von Rechten, als Geschenk, als Abgabe, als Zeichen in abergläubisch rituellen Zusammenhängen; speziell: ›Handschuh des Falkners‹;
zu  1.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Zur Sache: (mit feiner Differenzierung und reicher Belegung);
Schwineköper, Der Handschuh [...].
1938
.
Phraseme:
den handschuh für jn. werfen, jm. seinen h. darwerfen
o. ä., jeweils ›jn. zum Kampf auffordern‹ (auch im eigentlichen Sinne verwendet).
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. , .
Syntagmen:
den / einen h. anrüren / antragen / kaufen / machen / stelen / umkeren / unterfüttern, an den händen haben, einen h. für sein meisterwerk machen, einen h. zu einem warzeichen aufwerfen / machen, jm. den h. von der hand ziehen, jm.
(z. B.
dem herren
)
zwei weisse handschuhe geben, jm. handschuhe zu handlon geben; sich der handschuhe beschämen; etw. in den h. tun, jm. in einem h. etw. senden, jm. mit zweien handschuhen dienen, jn.
(z. B.
eine fraue
)
mit ein par handschuhen
(aus einem anderen Rechtsgebiet)
lösen, jn. mit einem h. zum ritter schlagen, etw.
(z. B.
das gut
)
mit zwei handschuhen empfangen; der h. des königs; der blanke / weisse / schwarze / lederne / wollene h.; tuch zu handschuhen
.
Wortbildungen:
handschuhen
,
handschuher
,
handschuhlehen
›zur Abgabe von Handschuhen verpflichtetes Lehen‹ (15. Jh.),
handschuhsleute
›wohl situierte Leute‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
sol man [...] die Schuh nicht an die Haͤnd legen / noch die Haͤndschuh an die Fuͤß ziehen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
691, 6
(
preuß.
,
1410
):
des winters gap man den herren gutte vordir gro tucher czu rocken und czu nahtschuͤn. dy hantschun woren mit weysem wande undirfuttirt.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der richter noch de sschepene suͦlen huͦben noch huͦte, cappen noch hantschuͦ noch mantel an traghen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
gecleit as eim ertzbuschof zobehoirt mit allem gezuge ind cleidongen sins staifs, niffelen, schoin, gehenschoit ind gerinkt.
Wunderlich, Fierrabr.
147, 34
(
Simmern
1533
):
waren etliche stuͤcklin [Heylthumb] vff dem ersten tuͦch blieben / die thet der Keyser mit andacht in seinen haͤndtschuͦch / vnnd da er des willens ware / wider in sein Land zukheren / da warff er den haͤnschuͦch eynem Ritter dar / [...] / vnd da der Keyser Karle eyn wenig ferre von dannen khame / da gedacht er an seinen haͤndtschuͦch.
Struck, Joh. Pfannstiel
181, 38
(
mosfrk.
,
1548-49
):
gegeben meynster Cristgen vor eyn hudt zu hensen eodem die 5 alb.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
die wißgerber u.i.g., die hentschuger u.i.g., die linenwober u.i.g.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
do sende der konyng synen hantschuch tzu. Das ist dorumme gesatzt. das dy lantlute ynne werden. daz es des koniges wille sy.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
35, 20
(
nobd.
,
1324
):
Hermannus de Eystet famulus [...] et Rogenlin hantschuher sententiaverunt se a civitate ad duos annos.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
der baupst, [...] hatt zwen hendschuͦch an sinen henden und ain großes fingerlin [...] an dem mitteln finger.
Spanier, Murner. Narrenb.
5, 138
(
Straßb.
1512
):
Ir baretlin / vnd ir hendtschuͦchs lyt!
Leisi, Thurg. UB
5, 603, 31
(
Konstanz
1357
):
und dienat och da vor geriht dem selben Bertolen Staͤhillin an mins herren des abbtes stat von Vischinen mit zwain haͤntschuͦhen nach der stat [...] gewonhait.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1470
):
wenn ain gotzhusman von Sant Gallen ain gotzhusfrowen von Sant Johan zu der E nympt, so sol dann derselb ir man sy roben und lösen [...] mit dry schilling pfeningen und aym par hendtschuͦch.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 374, 4
(
halem.
,
1508
/
16
):
und hieltind im die von Bern nüt, was si [...] versprochen hetind, warf daruf sinen hendschuch für den keiser, wellicher das wider spreche, das er den mit der hand wiesen woͤlti.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
606, 26
(
halem.
,
1637
):
soll ein meister [...] zuͦ vor und eh er zu einem meister auffgestelt [...], ein bar handtschuͦ, alles mit durchbrochnen mödlen, sampt einem gantzen mans wullhemd, für sein meisterstuck machen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das er im offentlich auf dem rathus in beisein aller graven und hern sein hentschuch dargeworfen und im ain kampf angepoten hat.
als der alt Gremlich allerlai mit ir gespracht, do ist hendtschuch bei dem aussgang der hüelin gehangen, hat er zu ir gesagt: „Eil geschwindt, das du disen hentschuch anrüerest! oder du muest ewiglichen hieinnen bleiben.“
Gereke, Seifrits Alex.
2294
(
oobd.
, Hs.
1466
):
wiss, chaiser Darius, | du hast mir vil magens gesant | in ainem hantschuͤch bechant, | wie deins volkchs gross menig werden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
der gäb seinen tail dem teufel; des zu ainem warzaichen wurf er ainen hantschuech auf.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
845
(
oobd.
,
1607
/
11
):
handtschuch zum paissen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
63r, 8
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wo man newe stet pawͤet [...] daz man do ein chreucze auf richte auf dem marchte durch daz daz man sicht daz do wic bildez recht sey vnd henget dez chuͦnigez hantschuch an daz chreuͤcze Durch daz daz man seche daz ez chuͤnigez wille sei.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ;
Ziesemer, a. a. O.
384, 31
;
Koeniger, Sendgerichte ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
34, 7
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
51, 11
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
514, 1
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
273, 8
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Zingerle, Inventare ;
Piirainen, a. a. O.
62b, 36
;
Voc. Teut.-Lat.
n vijv
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 82
;
Vgl. ferner s. v.
2
,  4, .
2.
›die Hand schützender Teil der Rüstung‹; in Inventarlisten oft im Orientierungsfeld anderer Rüstungsteile wie ,  1,  1,  1,
1
 1, , stehend.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1909
.
Phraseme:
schwert und handschuh
›Wehr und Waffen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .
Syntagmen:
jn. mit einem h. wapnen; h., mit harnisch überzogen; der blecherne / eisene h
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
39, 27
(
preuß.
,
1447
):
Harnaschkamer: [...] 2 eysenhuͤtte, item 2 par hanczken.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4269
(
rib.
,
1444
):
Mit eyme hensschoen en were ouch nyet | Eynch man wale gewapent eyt.
Ebd.
4590
:
Alsulche henschen synt nyet genende | Den genen die haint senfte hende; | Ich hain sij sanfte, dat ist mir leyt, | Ind die henschoen sint groff van hardicheit.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Nach beschehner Predig namen die Ritter all jhr waffen ausserhalb den eysin Hendschuch, zu sich.
Wiessner, Wittenw. Ring
7592
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Trag hin swert und hantschuoch | Und sag in auch den unsern fluoch!
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Des warzaichen hat dir [Karl] Got geschickt das swert, das horn und die hantschuech. [...] Das horn und die hantschuech soltu geben Ruelanden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1630
):
begreift ihm der richter, der mag ihm schwert und hantschuech nemmen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
100, 38
;
348, 8
;
630, 30
;
Meijboom, a. a. O.
4553
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
566, 33
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Winter, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. ,  1, ,
2
 1.
3.
eine Pflanze, wohl ›Akelei, Aquilegia vulgaris L.‹.
Zur Sache:
Marzell
1, 359
 ff.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Unser frauwen Hendschuͦch. Herb. Bacchar.
Lehmann, Rezeptb.
188
.