hantieren,
V.;
aus
afrz.
hanter
›häufig aufsuchen, Umgang haben‹
(
Pfeifer
2000, 508
).
1.
›Handel treiben, mit etw. handeln‹; daneben seltener: ›ein Gewerbe, ein Handwerk betreiben‹; beide Bedeutungskomponenten sind in den Belegen nicht deutlich zu unterscheiden; gelegentlich mit Betonung des finanziellen Aspekts: ›Geld (in Handel und Gewerbe) anlegen und vermehren‹.
Bedeutungsverwandte:
 8,  1, , .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
den kaufmanschaz
)
hantieren
;
hantierende bürger / einwoner / leute
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Jak. 4, 13
(
Wittenb.
1545
):
Heute oder morgen wöllen wir gehen / in die oder die Stad / vnd wöllen ein jar da ligen vnd hantieren vnd gewinnen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
293, 4
(
preuß.
,
1411
):
so haben wir im gelegen dem obgeschrebenen Dythmar Keyser 75 ℔ Lubisch, die sal her hantyren czu unser behuf und frommen.
Ebd., Orden
467, 13
(
1423
):
von allen vorledin dingen unde sachen, die ich von der schefferie wegen gehandelt ende gehantiret habe.
Buch Weinsb. , (
rib.
,
1572
):
Wege zu finden, damit alle hanterende burger und inwoner den hondertsten pfennink treulich bzalten.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
was uns hindert am leben, | daß ist der wollust disser welt | mit fressen und mit saufen, | die nur noch stellen dem guedt und geldt, | handtieren und verkhaufen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
ab geste kauffleute iren kauffmannschatz zu vil hanntirenn wollenn zu schadenn der stadt und der börger.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
zu dem das solichs allen burgern, handwerkern und hantierenden lewten zu allem nutz und pesserung irer narung und gutem kommen wurd.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1539
):
sol auch keiner im markt bei st. Geörgen nicht hantiern noch wein oder trank schenken oder ausgeben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Stolz, Zollwesen
91, 9
;
2.
›etw. tun, eine Arbeit verrichten (meist zum Gelderwerb); Geschäfte machen; geschäftig sein‹.
Phraseme:
˹
rede / worte, mit rede hantieren
˺ ›diskutieren, reden‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 7.
Syntagmen:
sachen h.
;
mit jm. h
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
132, 2750
(
Magdeb.
1608
):
von den Manthiern / | Die mancherley sachen hantieren.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1749
(
rib.
,
1444
):
Ich [...] woulde uch wale also leren | Dat uch myn hantieren | Soulde beven doen in vil manieren.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Dy materige und der syn | Da von sy disputyren | Und rede vil hantyren.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
dô si zuͦ hûse wâren, dô vregite her si: „Waz habit ir an dem wege gehantîret?“
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
so wir das geschaͤft der buwer aim ietlichen allerboͤsten der knecht als aim schaͤdlichen metzger empfelhend, das ain ietlicher der best unserer vordern uffs aller best gehandtiert haut.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
in geytz vnd erdichten wortten werden sy mit ew hanndthieren.
Lau, Qu. Neuß ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Gerhard, Hist. alde e
4330
;
Ziesemer, Proph. Cranc Na 1, 11, Jer.
3, 5
;
Ukena, Luz. Sp.
2850
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. .
3.
refl.: ›sich (gegenüber jm.) verhalten, sich darstellen, sich einrichten‹.
Gehäuft omd.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Uz disen worten man besluzt | Daz Job sy swerer wan eyn bly | Und so kunstenrich nicht sy | Das er muge sich hantieren | KenGote und disputiren.
Gerhard, Hist. alde e
2324
(
omd.
,
um 1340
):
Daz si [Bersabe] vrogte genzlich, wer | Nach im [David] sulde regniren | Und kunglich sich hantiren.
Ebd.
3093
;
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 115
.
4.
›jn. behandeln, sich um jn. kümmern‹.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
672
(
rib.
,
1444
):
Uren siechen sijt barmhertzich | Ind hantiert sij geduldentlich | In sanftē vredesamē moede.
Ebd.
1454
.