kirchweihe,
kirbe,
die
;
–/-n
;
große Formenvielfalt.
1.
›Einweihung einer Kirche oder eines Heiligtums und das damit verbundene Fest‹; mehrstufig metonymisch: ›jährliches Fest zur Erinnerung an die Kirchweihung‹; ›weltliches Fest, Jahrmarkt, Ortsfest‹;
zu  1.
Phraseme:
die kirchweihe versäumen
›eine Gelegenheit verpassen‹;
jm. zu früh auf die kirchweihe kommen
›jn. überrumpeln‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1, , ,
1
 3, .
Syntagmen:
eine k. abstellen / aufheben / ausschlagen / begehen / halten / machen / verbieten; einer k. zusehen; an der k. tanzen, etw. an der k. auslegen, auf die k. gehen / kommen / laufen / ziehen, etw. auf die k. tragen, etw. auf der k. feilhaben / ausschenken / verzapfen, jn. / etw. zu einer k. füren, zu einer k. kommen; k. des gotteshauses, tempels; grosse / hiesige / järliche / offene / rechte k.
Wortbildungen:
kirchweihabend
,
kirchweihbrei
(seit M. 16. Jh.),
kirchweihfest
(seit 1574),
kirchweihflade
(M. 16. Jh.),
kirchweihfreiheit
(seit 1593),
kirchweihfreiung
,
kirchweihfriede
(seit 1360),
kirchweihgeld
›Abgabe der Schüler an den Lehrer zur Zeit der Kirchweihe‹ (a. 1432),
kirchweihgerechtigkeit
›Gesamtheit der Rechte einer Grundherrschaft beim Kirchenrecht‹ (a. 1585),
kirchweihgericht
›Sondergericht am Tage der Kirchweihe‹ (n. 1532),
kirchweihjarmarkt
(a. 1543),
kirchweihkuche
,
kirchweihmal
(a. 1626),
kirchweihmontag
,
kirchweihsamstag
,
kirchweihschlagen
wohl ›Kirchweihfest‹,
kirchweihschuz
,
kirchweihsontag
,
kirchweihtag
,
kirchweihwächter
,
kirchweihwälzetag
›der letzte Tag des Festes‹,
kirchweihwein
(a. 1488),
kirchweihzeit
(seit 1566).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
244, 6164
(
Magdeb.
1608
):
Da wolten auch wir Meuslein all | Kirchwey halten im Jahr ein malhl.
Struck, Joh. Pfannstiel
181, 50
(
mosfrk.
,
1548
/
9
):
Uff den kirbemontag dem geltzenlichter 6 alb.
Kollnig, Weist. Schriesh.
196, 28
(
rhfrk.
,
1543
):
nachdem Adam von Hirschberg sich von sein und seiner gebrüder wegen anmasset, daß sie zu Leütershaußen uff dem kirchweyschlagen den bannwein legen mögen.
Ebd.
158, 30
(
1595
):
Demnach zu zeiten auch kirchweywächter gemacht und bestölt werden.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1555
):
bekennt der richter, daß der junker vom Hirschhorn zu der kirben ein stuck ungeverlich weins zu legen haben.
Skála, Egerer Urgichtenb.
39, 4
(
nwböhm.
,
1562
):
Ir man hab [...] Die Kirch Zu Treintz an der Kirba Erbrochen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
Darumb hat sich die verstentnis kurz besunnen, | Sint dem fromen man zu frü auf die kerwei kumen.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
304, 5
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
Darnach auf montag dieselbigen wuchen | da wardt erstlichen die kirbenkuchen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
38, 1
(
nobd.
,
1488
):
Kumpt aber ein frembder zu einer kirben [...] dem soll geschatzt werden.
Ebd.
98, 8
(
15. Jh.
):
so ist von alter herkomen kirbefrihung: vom kirbeabent den kirbetag und den weltzertag bis zu mittage mag ein yderman veylen kauf han.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 291, 15
(
Hagenau
1534
):
Es ist keyn dorflein so klein / es wirt des jars einmal kirchweyhe darinnen.
Warnock, Pred. Paulis
28, 2
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Dise lere hát uns gethon der wirdig lesmaister Johanes Pauli [...] uff únser kylchwiche abent im lxxxxiiij jar.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do got 12 jor alt was do fuͤrtent in Yoseph und Maria mit in zuͦ der kirwige gein Jerusalem.
Fuchs, Murner. Geuchmat
45, 12
(
Basel
1519
):
Wer sich der wyber zanck an nem, | Der selb versumpt vff die kilchwyhe kem.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1468
):
an kilchwinen, hochtziten, tentzen und an andern versamlungen des folckes söllen des gotzhus amptlüt und hoptlüt ordnen und fürkomen so best sy mugen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1487
):
alles opfer [...] so uffgenomen wǔrt mit der patenen an der kilchen buw uff die kilchwyhe oder des hußheren tage, soͤllent öch dem selben lǔtpriester werden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1593
, Hs.
1655
):
den kürchweyschutz haben beide herrschaften zuegleich.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1408
):
Wir suͤllen auch fuͤren daz volk [...] an dem chirichweichtag zu Achspach dacz uͤnser frawn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Disem got zue lob und êr richt alda obgenanter Iphitus ein grosse mes, kirchweich und jarmarkt auf, desgleichen alweg am fünften jat ein spil und kurzweil.
Brinkmann, a. a. O. ; ;
Gerhard, Hist. alde e
4621
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. ;
Schade, a. a. O. ;
Dinklage, a. a. O.
87, 46/7
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Gilman, a. a. O.
1, 342, 14
;
Barack, Teufels Netz ;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
10, 25
;
Barack, Zim. Chron. ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Rechn. Kronstadt
2, 164, 36
;
Bad. Wb.
3, 137/8
;
Vgl. ferner s. v.  2,  3,  6, (
das
2, , .
2.
›Geschenk von der Kirchweihe, Jahrmarktsgeschenk‹.
Phraseme:
jm. der /
(seltener)
die kirchweihe kaufen
wohl mit obszönem Anklang.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
Ich wil der siben freud mit in spilen | Und in all tag der kirbei kaufen.
Ebd. (
n. 1450
):
Ich [...] hör die knaben gern hofiern | [...] | Den wil ich [mait] noch heur allen der kirbei kaufen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wann die bawren wurden zu-lauffen, | Wolten dem wolff der kirchweich kauffen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Vnd bringst du mir die Buben auff, | Ein gute Kirchweih ich dir kauff.
Mein Jahnn, du must schweigen darzu; Ich will dir schon ein Kirchwey schenckn.
3.
›ausgelassenes Fest, wildes Treiben, Schlägerei, Streit‹; in Anlehnung an die Metonymien unter 1.
Phraseme:
kirchweihe der narren
›Fastnacht‹;
kirchweihe und fasnacht haben
›lustig leben‹.
Bedeutungsverwandte:
, .
Syntagmen:
k. mit jm. treiben; seltsame / wilde k.

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, zu
1540
):
hatt ein ersamer rath zuͦ Basel ein kurtzweil oder kilchwy mit ir landtlutten angeschlagen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
als er diese kirchweihe und prass ersicht, konte er die unweis lenger nit erleiden.
Was es die selbig nacht für ain seltzame kirchweihe gewesen.
So verbot dann der alt seinem burgvogt, er solte den son nit einlasen, und heten also ein wilde kirchweihe.
Wyss, Luz. Ostersp.
7968
;
Barack, a. a. O. ;