leier,
die
;
-Ø/-n
.
1.
›Leier‹, Sammelbezeichnung für verschiedene Zupf- und Streichinstrumente (z. B. Laute, Fiedel, Drehleier usw.; vgl.
Das neue Lex. d. Musik
3, 60
;
99
;
142
), die Belege lassen in der Regel keine genaue Identifizierung zu; metonymisch: ›Tonstück, das man zur Leier singt‹; häufig als Attribut des Dichters und der Dichtkunst.
Phraseme
(ironisierend):
eine krumme leier tragen
›den Arm in der Schlinge tragen‹;
auf solcher leier machen
›auf altbekannte und langweilige Weise vorgehen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,
1
,  1.
Wortbildungen:
leirächtig
,
leirennagel
1 ›Hilfsmittel zum Spielen der Leier‹ (dazu bdv.: ),
leirenstaffel
,
leirenwendel
1,
leirenwinde
einerseits: ›Plektron, Blättchen, mit dem die Saiten angeschlagen werden‹ (dazu bdv.: vgl. ), andererseits: ›Stimmschlüssel; Kurbel für die Drehorgel‹ (s. u. den Beleg
Bremer, Voc. opt.; dies offen zu
2
),
leirenspiel
,
leirenspieler
,
leirer
,
leirerin
›Leierspielerin‹ häufig negativ konnotiert mit Tendenz zu ›Buhlerin‹,
leirersche
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
½ frd. eyner frauwen gegeben, die of eyn lyer sang.
Voc. Ex quo L
344
(
15. Jh.
):
Liricen eyn harffer uel eyn liren spieler. [...] eyn harpe, eyn liren spil.
Ebd.
346
:
Liricina eyn lyrerin / lirersche [...] mulier canens in lira.
Ebd. L
347
:
Lirus lirechtich. [...] liraftich.
Voc. inc. teut.
o vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Leire͂ lira est instrume͂tu͂ musicu͂. [...] Leirer oder leirerin liricina Catigit.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
105, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Der Organist. [...] Daß jn die weil nicht werd zu lang | Brauchn wir die Leyern mit gesang.
Opitz. Poeterey
15, 18
(
Breslau
1624
):
Die Barden [...] haben [...] ritterliche thaten mit heroischen Versen beschrieben / vnd mit suͤßen melodien zue der leyer gesungen.
Ebd.
27, 21
:
ich habe es jhm mit einem anderen worte nachgethan / da ich die Leyer anrede: Jetzt solt du billich mehr als wol / | O meine lust / Pindarisieren.
Ebd.
40, 7
:
Der grawen ewigkeit durch meiner Leyer kunst.
Ebd.
47, 4
:
Du guͤldne Leyer / [...] die Apollo mir | Gegeben hat.
Voc. Teut.-Lat.
n vijv
(
Nürnb.
1482
):
Harpffenspiler. od’ harpffer. [...] leyrer. od’ leyrnspiler.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Leyr. Lyra, Fides, Fidecula, Testudo.
Gille u. a., M. Beheim
67, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Er kan hovirn | in susser weis | czum veder spil | mit pritschen und der leirn.
Ebd.
115, 81
:
,Hort ǎch mein kumer‘, sprach dy leir, | ,ich han gar selten rast nach veir‘.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Leyer. Weil dieses das erste musicalische Jnstrume͂t sol gewesen seyn / wird das Wort fuͤr die Music ins Gemein gebraucht; sonderlich aber den Hirten zugeignet / die mit Gesang und Leyren die Fruͤlingsfeste feyren [...]. Es toͤnet fast mit gleichem Klang der Leyren offt beruͤhter Strang. Die Leyr und Harffe haben die Bedeutung einer gleichstimmenden Einigkeit / und wird jene die Leyer mit 7. Saͤiten dem Apollini zugemahlet.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
bey fünff hundert tisch ohn die köch, köchin, pfeyffer und trummenschlager, geyger, leyerer, singer.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
[Dauid] predigt cristum mit seiner leire; vnd auff dem psalter mit den zehen koren der seyten wegkt auf den aufferstener.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
das zuͦ den Leire͂ gehoͤrt. Lyricus [...]. Leiren nagel. Plectrum [...]. Leirer. Lyricen, uel Lyristes. Leirerin. Fidicina. gesang dz man zuͦ der Leiren mag singen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Es solt och die lirerin | Ir aller gespil sin | Und ain tanz machen.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
vnd wann sie einen prediger hoͤren vff solicher lyren machen, thuͦnd sie got ein dienst, daß sy all vß der kirchen gond vnd solich wiß verspotten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein guͦter Leyrer oder Harpffenist. [...] Leyrerin. Fidicina.
Bremer, Voc. opt.
35050
(
halem.
,
1329
):
Pecten lirenstaffel.
Ebd.
35043
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Vertibulum lirenwendel [...] leirenwendel [...] leirenwintt [...] Verticulum est lignum in angulo recurnatum, per quod rotula cordus mouens continue circumgiratur. [Sed] pecten in propositio est pars musici instrumenti cordas sustinens et supportans. [Sed] plectrum est instrumentum, per quod in cythara uel in psalterio corde tanguntur.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Cluus leyr nagel vel geigen nagel [...] Vertibulum leyrenwedel.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Saittenspilerin. Spricht er. und spricht nit von der jungkfrawen. [...] wann gewonlich so sind lautenslaherin und leirerin auch guͦt gesellin. das ist auf teütsch buͦlerin.
Klein, Oswald
105, 42
(
oobd.
,
1432
):
ir jeder trüg ain krumpe leir | von seiner achsel auf den dawm | in ainer binten weiss.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
hetten ein guet dirn, was ein leirerin und singerin, war ir puelschaft.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Barack, Teufels Netz ;
ders., Zim. Chron. ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bremer, Voc. opt.
35018
;
35041
;
Schmitt, Ordo rerum
263, 19
f.;
Voc. Teut.-Lat.
n viijr
;
Hulsius
L ijr
;
Vgl. ferner s. v.  5, .
2.
›Winde, Spannzeug für die Armbrust‹.
Wortbildungen:
leiernzwek
›Nagel an einer Winde‹,
leirennagel
2,
leirenreide
,
leirenreidequergel
,
leirenwendel
2,
leirerzieher
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
357, 34
(
preuß.
,
1488
):
1 hantvasz, item 2 lewchtter, item 1 gebiesz, item 1 leyre.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 21
(
thür.
,
1474
):
allen geczugk, der zcur were gehoret, also armborst, lyren, buchßen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
Contz Graw ein leirerzieher hat ein schloß pei dem Schießgraben.
Voc. Teut.-Lat.
s vjv
(
Nürnb.
1482
):
Leyrinwendel leyrnreyd haspel wayff armprostnus spuleysen quergel.
Ebd.
ee vjr
:
Spuleysen armprostnuß haspel wayff leyrnnagel. leyrnreydequergel.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Dein zeen geben gut leyrnzweck.
Rechn. Hermannst.
429
(
siebenb.
,
1506
):
Pro quatuor instrumentis proprie leÿr, quibus ballistae trahuntur.
Ziesemer, a. a. O.
204, 10
.