lieber,
Adv.
(1),
Interj.
(2).
1.
›lieber, eher das Eine als das genannte oder vorausgesetzte Andere‹;
vgl. (Adj.) 1.
Phraseme:
lieber sterben, dan [...]
;
lieber beim teufel wonen, dan [...]
;
lieber wäre ich nie geboren
.
Bedeutungsverwandte:
(Konj.; s. v. , Konj., 5), (Adj.) 4.
Syntagmen:
lieber etw. geben / wagen / tun / wollen, dan / den [...] / als [...], ehe [...], lieber etw. sein
(z. B.
tot
) /
werden, als [...]
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
581, 2388
(
Magdeb.
1608
):
Es wer auch rathsam / nuͤtz vnd gut / | Das man lieber Geld geb denn Blut.
Quint, Eckharts Pred.
290, 11
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ich entrüege daz bœse kleit lieber dan dehein ander kleit.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ire alre hertze dachte al ein, | dat sij lieuer alda sturuen | dan [...].
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
141, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Darvmb wil ich mich viel liebir wappenen / vnd wil mit myner glenen zü yme in den plane ryden.
Froning, Alsf. Passionssp.
4875
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich wolde lieber uber hundert myle gan, | dan das ich dyt vornumen han!
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
254b, 38
(
Frankf./M.
1649
):
diß die wir viel lieber vnsere͂ Eyffer raum geben / alß vnsers Gesetzgebers Christi Gebott folgen wollen.
Henschel u. a., Heidin
1822
(
nobd.
,
um 1300
):
Lieber wer ich nie geborn.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
252
(
Nürnb.
1517
):
das wir lieber wölten ze nicht werden dann leben.
Franck, Decl.
346, 5
(
Nürnb.
1531
):
das schier gar kein mensch ist / der nicht lieber ein buͦler [...] woͤl genant werden / dann ein volle kuͦ.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ich wolt warlich lieber sein todt, | Als mit eim solchen Mann behencken.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 141, 2
([
Augsb.
]
1548
):
so solt der Man / die Kinder / das Gesinde / unnd gantze Nachbaurschafft / lieber beim Teüfel wonen / dann bey ainem solchen Weibe.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
903
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 1
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
392, 11
.
Vgl. ferner s. v.  1,  16,  7.
2.
dient der Redeeröffnung bzw. dem Fortgang des Gespräches, dann: ›nun, ach, und, mit Verlaub, quaeso‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 12, 13
(
Wittenb.
1545
):
Lieber
[
Mentel
1466:
ich bit dich
; ähnlich
Eck
und
Dietenberger
]
so sage doch / Du seist meine Schwester.
Ders., WA (
1547
):
LJeber, Wer gleubet doch das, das vnser Gebet so angeneme sey?
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Ey, lieber, der narr ist abentewrisch, | Ist gar einfeltig und sehr beurisch.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
M. Simon sagt: So seit jhr Mahler? Ey lieber, lieber!
Maaler (
Zürich
1561
):
Lieber ist es ein wunder? Jn spottsweyß. Mirum uerò? Lieber ja / aͤ ja hinder sich / Spottwort. [...]. Lieber ja / als ob er nitt dainnen seye / aͤ ja / aͤben ja. Eia uerò quasi von sit intus. Lieber meine / ich bitt dich darumb / Ein wort lieb zekosen oder zeermanen. Sodes. Lieber sag wilt du aͤcht. Dic Sodes. [...]. Lieber meine sag mir / ist ers? Jch bitt dich darumb / ist ers? Obsecro an is est?
Ukena, Luz. Sp.
658
(
halem.
,
1575
):
Lieber was manglet an Jesu Christ | Der durch v̈ch zuͦm Tod kon ist.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Phaenicia
164, 1360
.