1
losung,
vereinzelt mit Umlaut(schreibung),
die
;
/–.
1.
a.; b., s.
2
 1.
2.
s.
2
 5.
3.
s.
2
 10.
4.
›durch Bezahlung eines Betrages erfolgende Herauslösung von Gegenständen aus rechtlichen Bindungen verschiedener Art, vor allem aus der Pfandschaft‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße (vom Gegenstand auf den Pfandbetrag:) ›Einlösung eines Pfandes und damit verbundene (Wieder)gewinnung der Verfügung über den Gegenstand‹; auch: ›Rückkauf‹; als Metonymien: ›Recht auf
losung
‹; ›dem Rechtsgeschäft inhärenter Geldbetrag‹; ›das Geld selbst‹; vereinzelt auch (da sachkontingent): ›Befreiung e. P. aus ihren rechtlichen Bindungen‹;
vgl.
2
 4.
Rechts- und Wirtschaftstexte, chronikalische Texte.
Zu rechtlichen Differenzierungen s. f.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichszugehörig):  2,  3,  12, ,  10,  4, , .
Syntagmen:
die l. abkünden / aufsagen / verkünden / haben (wollen) / leihen / sperren / nemen / tun / (vor)behalten, jm. l. anbieten / gestatten / vergünnen
;
die l
. (Subj.) [wo]
liegen
, [in einer Zeit]
beschehen, die l
. [ein Betrag]
sein
;
jm. der l. genug / stat tun
;
an der l. stehen
, [ein Betrag]
auf l. verschrieben
(im Gegensatz zu:
ewig
)
sein, dem beklagten das pfand auf l. halten, in der l. list vermeiden, stössig werden, mit der l. warten, jn. um l. ersuchen, zur l. schreiten
;
die l. des pfandes / dorfes / gutes / schlosses / zinses, der habe / landschaft / wiese, die l. um geliehenes geld
;
die versprochene / vorbehaltene l
.;
die gerechtigkeit / verliesung der losung
; [ein Betrag]
auf die l
.
Wortbildungen:
losungbrief
,
losungrecht
1,
losungsgülte
›dem Kündigungsrecht unterliegende Einnahme‹,
losungsgut
›dem Rückkaufsrecht (der
wiederlosung
) unterliegendes Gut‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
4, 33
(
preuß.
,
1379
):
Peczen von der Memil 16 m. czu synir losunge.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Summa Summarum also ist aller lusungesgulte, so die stad Mentze giebet, paffen und leien, 9403½ gulden 10 ß. und 2h.
Köbler, Ref. Wormbs
235, 14
(
Worms
1499
):
vnd [sie] soͤllen darzu mit Recht getrungen werden dieselben losungs guter vff vberantwortung der Sum des kauffgelts denen die soͤlich losung zuthuͦn haben. volgen zulassen.
Ders., Ref. Nürnberg
180, 23
(
Nürnb.
1484
):
wo soͤlliche losung oder vergnuͤgu͂g in der zeit nit beschiht.
Ebd.
296, 12
:
Von ledigung vnd losung verpfenter habe vmb das gelihe͂ gelt daruber vnbeschwert.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Losung des pfands sol nit gespert werden. Weñ der schuldner bereit ist / sin houptsumma zuͦ billicher zit / vnd an komenlicher statt / zebezalen / So sol im der pfandtherr nach dem er volkomme bezalung empfangen hat / die pfand von hande͂ zuͦ geben vnd zuͦ antwuͦrten schuldig sin.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
296, 6
(
thür.
,
1474
):
wanne her daz also nachbrenget unde volkomet, so muß Nigkel Geler deme genanten Hanßin Winther als eynem besiczer des gutis Wolfframsdorff den wedderkouff unde losunge der wesen als eyne zcugehorunge desselbigen gutis vor zcwelff Rynsche gulden zcu habin vorgunnen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1473
):
Wie dem hertzogen von Burgund die losung der versetzten landtschafft verkúndet ward.
Ebd. (
1474
):
Welches dott der hertzog wolt rechen, ouch die losung [...] nit nemmen, das er uff das land gelúhen hatt.
UB Zug
544, 25
(
halem.
,
1415
):
das ir [...] mit soͤlcher slosse und anders losunge warten sollet, als dann die artikel in den pfandbrieffen, [...], innehalden.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
in der gestalt, das der fúrst von Oͤsterich allwegen losung zuͦ den
[Z. 10:
versatzten
]
landen und stetten solt haben.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 9, 14
(
halem.
,
1508
/
16
):
der herzog, [...] liess graf Heirichen von Salgans (von des vordren er die herschaft verpfent hat) an die losung stan.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1527
):
mir, minen erben, [...] dar an noch zuͦ dhein gemeinschaft, gerechtigkeit, vordrung, losung, noch ansprach vorbehaltend.
Ders., Gebiet Bern (
halem.
,
1570
):
by verlierung deß veechs, und die verkhöüfer sölichs nit länger ufhalten, by verlierung der losung, so oft es zuͦ schulden khompt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Losung (die) Vorbehaltne Losung / das einer sein versetzt guͦt widerumb abloͤßt. Fiducia. Etwas kauffen mit vorbehaltner Losung. Fiduciam accipere.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 109, 33
(
schwäb.
,
1436
/
7
):
4 guld. han ich geben Caspar Wissler zerung gen Brysach [...], die losungbrieff zu suchent gen Bentzen von Bochingen.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1376
):
wenn si dez obgenanten saczz nicht lenger înn gehaben mochten oder wolten, So schullen si v̂ns losvng anpieten.
Ebd. (
1377
):
alle mein Erben haben vollen gewalt ze Loͤsen alle jar [...] vmb di vorgenanten Sechczehen phunt phenning, also Lösung Recht ist.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 497, 40
(
moobd.
,
1462
):
der [pfunt] ains auf ewig vnd das ander auf losung verschriben ist.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1465
):
dass her Hanns [...] dem benanten Thoman Korner oder wem er sein gerechtigkait der losung übergibt, den kauff desselben hauss vertigen
dürfte
.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1420
):
ain brief von Hiltpranden aus Passeir auf losung.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
44, 24
(
mslow. inseldt.
,
1503
):
alśo lang biś die Summa der fünffundśechZig guelden zue löśung der obgenanten dörffer, nieder gelegt werde.
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Leisi, Thurg. UB
8, 80, 21
;
322, 37
;
Bernoulli, a. a. O. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
UB Zug
100, 34
;
Uhlirz, a. a. O. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vorarlb. Wb.
2, 302
.
Vgl. ferner s. v.  4.
5.
›Näherrecht, Recht des vorrangig Berechtigten‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
losungrecht
2.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
ydoch so hot der abetrunnyge man dy losunge an dem erbe by iar vnd tage von der tzyt alse das erbe vorkoufet wirt.
Köbler, Ref. Wormbs
228, 9
(
Worms
1499
):
Es soll noch mag auch der nechst gesipt dem solich losung gepürt syn losung recht noch das geloͤst gut keinem andern oder frembden zustellen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
Losungrecht. [...] So ein lehenguet vertheilt würdt in erbsweiß, so nemmt man ein treger des guets, derselbig der soll die losung haben vor andern. Zum andern der eignen güeter halb, so hat ain kind einmal die losung zu seines vatersguet oder muetterguts.
Rwb ; (mit reichhaltiger Belegung).
6.
›Freilassung e. P. (aus dem Gefängnis oder einer ähnlichen Situation)‹;
vgl.
2
 7.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
so kregen wir lusung aus dem gefengniss uff den freytag in unser heuser.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Er [man] ligt swärlich gefangen | [...] | Vmb In ist mir vnmassen and, | Dann seiner losung waisz ich nicht.
Qu. Brassó
4, 15, 41
(
siebenb.
,
1603
/
20
; Hs. 
v. 1761
):
Daneben hiesch er auch von der Stadt zur Losung, damit sie nicht gar niedergehauen würden, fl. 80 000.
7.
›Befreiung, Erlösung (des Menschen) aus seiner als Verstrickung gedachten und verbildlichten sündhaften Existenz‹;
zu
2
 8.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  3, , ,  2,  2,  2, (
der
4.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz der herre lobelich | Mit sinem blute wiete | Durch losunge der diete.
Feudel, Evangelistar
27, 13
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
des menschen sun ist nicht kumen daz man ym dyne, sundir [...] czu gebene syne sele czu eyner losunge.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die porten worent beslossen und enwaz kein prophete der gesprechen moͤhte wenne die loͤsunge beschehen solte.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
won von ir
[Maria]
hat enphangen der gevangen losung, der siech gesunthait, [...], der súnder ablâss aller siner súnde.
Schmidt, Rud. v. Biberach
164, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
daz es [gemoͤnschett wort] vns ist geben zvͦ einer loͤsung vnd zvͦ eim vbersubstancilichem brote vnd spise.
Adrian, Saelden Hort
3401
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
min herre úns Gottes signunft | und úser losung tet schin.
Niewöhner, Teichner
464, 728
(Hs. ˹
moobd.
,
1370
˺):
die schrift die tuͦt uns schein | daz wol sechslay losung sein: | ainen lost er mit der touff | von der erbsünden lauff.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
14, 4
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
hitzig lieb der losung der armen von dem vͤbel der schult vnd auch der pein vnd des irrsal.
Niewöhner, a. a. O.
464, 1549
.
8.
›Ertrag, Erlös (aus einem Wirtschaftsunternehmen, aus der Maut)‹;
zu
2
 9.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1581
/
2
):
1351 versetzt Herzog Wenzel [...]
unse urbor czu Nieclausdorf [...] adir wo berkwerk sin [...], mit mit der losunge unde mit alle dem, daz darczu gehorit, [...], mit alle dem rechte unde mit alle der herschaft, alse wir si selbe pflegin czu habene.
Qu. Brassó
5, 579, 31
(
siebenb.
,
1617
):
Herr Cristianus Hirscherus und Herr Notarius [...] Führten Fürstlicher Gnaden die Losung von der Maut pro fl. 2000.
Wutke, a. a. O. .
9.
›von der dazu befugten (mehrfach: städtischen) Instanz erhobene, vom Pflichtigen teils als Belastung empfundene Steuer, finanzielle Auflage‹; vereinzelt metonymisch in Richtung auf ›Recht auf Steuererhebung‹ sowie ›Steuerbehörde‹; mit offenem Übergang zu ›steuerähnliche Belastung, Abgabe (generell)‹; auch zu ›Steuerbezirk‹ (vgl. mit Belegung);
vgl.
2
 9.
Keine wmd. Belege; Rechts- und Wirtschaftstexte, chronikalische Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichszugehörig):  2,  2,
5
,  2,
1
 2,
1
 45,  8, , ,  1, , , ; auch:  2, .
Syntagmen:
die / eine l. aufschlagen / setzen
(z. B.
der stat, auf die stat
)
/ bezalen / geben
(mehrmals)
/ lösen / reichen / richten / schweren, die l. tragen
›steuerpflichtig sein‹;
l
. (Subj.)
zum jarmarkt gefallen
;
der losung ledig / los sein
;
ane l
. [wo]
sitzen
›wohnen‹,
in der l
. (im Steueramt)
sitzen, jn. mit l. beschweren / leidigen, ein urbar mit der l. versetzen, etw
. (z. B.
einen zins
)
zu l. geben
;
die l. von 1 mark goldes
;
die gebürende / gewönliche / gedoppelte l
.;
die busse / strafe der l
.
Wortbildungen:
losungfrei
›steuerfrei‹,
losungherre
,
losungkorn
›in Getreide entrichtete Steuer‹,
losungschreiber
›Bediensteter des Steueramtes‹,
losungzettel
›Verzeichnis über bezahlte Steuer‹.

Belegblock:

Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
und auch die [guter] meinen hern und der stat zu Kemnitz verrecht, verschost und losung geben habe.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
113, 2
(
nobd.
,
1384
):
daz sie dheinen guten leumunt het und hie [...] on der burger wort und on losung gesezzen waz.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1420
/
41
):
in derselben jarzal [...] da schuͤtt man das losung koren.
Ebd. (
1449
):
Von der losung und steur. Jtem im anfang des kriegs muste ein ieglicher pruger geben ein gewonliche losung.
Ebd. (
1488
):
er [Carolus] macht statut und ordenung des rats und der stat und die alten herren genanten und losungherren als es noch ist.
Ebd. (
1440
/
4
):
ded. 2 ℔ hlr. n. Johanni Schützen unserm losungschreiber zu liebung von seiner mue wegen.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
zu einnemung söllicher steẅer ward beschiden Allexius Haller und Anthoni Tetzel mitsambt den losungschreibern.
Ebd. (
1491
):
das [gelt] solt alles [...] herrn Niclas Grossen dem eltern, desmals losungherrn behendigt [...] werden.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1514
):
adi 18 maczo hab ich [A. Tucher] fur mein loßung iecz auf Urbani verfallen beczalt innhalt meiner loßungczettel nemlich 97 fl. an gold.
Ebd. (
1517
):
hab ich [A. Tucher] 10 ewig gulden kauft hie in der loßungstuben ie ein gulden pro 30 loßungfrei.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
Zu den und der-gleich stücken allen | Kompt losung, haußzinst und knechts-lon.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
33, 34
(
noobd.
,
1307
):
daz wir [...] diselben ertwungen dıͤnst [...] abgelozzen haben [...], ez sei chamerschatz, ungelt, losunge.
Bastian u. a., Regensb. UB
440, 33
(
oobd.
,
1376
):
daz diselben, [...], ze chamer zins alle jar geben sullen [...] alle jar 36 d zu der alten gewoͤnleicher losung.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17.
/
18. Jh.
):
wer aber kein man der die lossung
(hier: ›Abgabe der Marktkaufleute an den Amtsdiener‹)
meiden wolt wen (er) herkompt, man soll ihm pfenden.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
so welle wier vurbaz, wan czu ainer czeit auf di stat losung und auf daz lant pern wiert gesetzet, daz uns nuer losung gewen, da welle wier uns an lazzen genugen.
Mollay, Ofner Stadtr.
156, 7
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
dy do erb haben vnd mer anderr handel treiben, dy süllen dauon losung geben.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
83
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Wier orndnen, auch hiemit das dem Herrn Richter zu den Herrn so in d(er) Losung sitzen alweg zwen aus d(er) gemain erfordertt damit [...].
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 16
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
so śoll ein Jeglicher Einwoner, [...]. śeine gePürende Lośung [...] erlegen vnnd zalen. Bey der śtraff vnd Bueß. der gedoPPelten loßung.
Bastian u. a., a. a. O.
204, 27
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
178, 16
.
Vgl. ferner s. v.  2,  2.
10.
bedeutungsverwandt zu  1.