stopfen,
V.
1.
›etw. (Löcher, Spalten, Risse; mit verschobener Bezugsgröße: den beschädigten Gegenstand, z. B.
die scheune
) flicken, stopfen, reparieren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , ,  1,
1
,
1
.
Wortbildungen:
stopfung
1 (z. B.
des daches
; a. 1577).

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
Sonst bricht und reisst es
[kleiderähnlich Gedachtes]
aus an zehen orten, wo du an einem stopffest und werhest.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 141, 17
(
omd.
,
1425
):
I.f. den deckern, dy schune czustoppen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6549
(
rib.
,
1444
):
An dem rechten wege up der spitzen | Sach ich eynen nattenmecher sitzen, | De syne alde natten stupde.
Rechn. Kronstadt
1, 299, 11
(
siebenb.
,
1521
):
pro reformatione fontis Czÿp gestopt asp. 4.
Rechn. Kronstadt
1, 233, 45
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›etw. (das als Öffnung, besonders Körperöffnung, oder als Hohlraum gedacht wird) zumachen, verstopfen, verschließen‹.
Phraseme:
jm. den mund stopfen
›jn. zum Schweigen bringen‹;
jm. das maul stopfen
wohl auch: ›jm. die Taschen füllen, jn. bestechen‹;
die oren / augen stopfen
o. ä. ›weder zuhören noch hinschauen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , , ,  1.
Wortbildungen:
˹
stopfe
,
stöpfel
˺ ›Korken, Flaschenverschluß‹,
stopfhammer
(dazu bdv.: ), ˹
stopfholz
,
stopftuch
˺ wohl ›Spund‹˺,
stopfsloch
eine Pflanze, wohl Buplarum pleurum (a. 1543; Motivation unklar; vgl.
Marzell
1, 697/8
),
stopfmesser
,
stopfung
2 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Obturare os alterius. Geschweigen ein treiben betuͤsten verstuͤmmen mundt stopffen.
Luther, WA (
1522
):
das er [bischof] [...] den falschen schwetzern ain widerstand thuͦn durch ein gewiße leer und das maul stopffenn.
Ebd. (
1532
):
so bald ein prediger odder pfarher geitzig wird, so ist er kein nutz mehr, [...], Denn er [...] lesst jm schencken und das maul stopffen, das er die leut lasse thun was sie wollen.
Ebd. (
1537
):
das wort klingt, erfult himel, erden und stopfft die hell.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wanns im Hauß raucht / muß man Ohren vnnd Augen stopffen.
Blümcke, Hans. Gesandtsch. (
nrddt.
,
1603
/
05
):
Fur leddern Beutels zu den Stöpffen und Leffeln ... 8 Sch.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1296
(
Köln
1476
):
Dayr myt [hoenich] moysten vortan stoppen | Dye gud gesellen yren maegh.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Vns ruͦffet das Kindelein, | Stopff nicht die Ohren dein.
Schmitt, Fachprosa
54, 15
(
nthür.
3. V. 14. Jh.
):
wen pech stoppit di brust, beswert vnde betrubit das gehirne.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Stiparius malleus. Eyn Stopfhammer / oder schlegel.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
509
(
Genf
1636
):
Stopffe / oder staͤpffel
[wohl
stoͤpffel
]
m. das jenige das man in ein loch stecket [...], Obturamentum. [...] stopffen / ein loch zu machen. [...] Stopfhamer [...], Malleus. [...] Stopfholtz [...], Pilus. [...] Stopffmesser / welches man brauchet beym stopffen / in dem man hennftuch damit man in die risse treibet. [...], Culter vietoris. [...] Stopfftuch / m. und n. welches man zu den fassen braucht sie zu stopffen. [...], Lantea vietoris. [...] Stopffung / zumachung.
Hulsius
R ijr
(
Nürnb.
1596
):
Stopffen / verstopffen / estouper.
Luther, a. a. O. ; ;
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
484, 17
;
Froning, Alsf. Passionssp.
4864
;
Dietrich. Summaria
28v, 4
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
164, 6
;
Voc. Teut.-Lat.
ff iijv
;
3.
›etw. (das in fließender Bewegung gedacht wird) zum Stillstand bringen; (Wasser) zum Gefrieren bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen
auch absolut (wohl Ellipse):
etw
. (z. B.
den bauch / born / schweis, die quelle, die humores / wasser, das bluten der nase, den flus des leibes, der frauen; im haupt
)
s
.
Wortbildungen:
stopfpflaster
wohl ein Zug-, Heilpflaster (das den Eiterfluß zum Stillstand bringt; a. 1639).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Richter, Juristen stopffen bechlin nec plus possunt.
Ebd. (
1537
):
Es mus fur allen dingen der quell gestopffet [...] sein.
J. W. von Cube. Hortus
77, 34
(
Mainz
1485
):
Serapion bdelliu͂ stoppet den buch vñ stercket den magen.
Ebd.
100, 37
:
in krangheyt deß gedermtz genant colica sall man quidden nit nutzen wante sye stopffent.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
132, 10
(
Frankf.
1535
):
Nütz diß puluer mit wegrich safft / es stopfet den weissen vnd roten fluß der frawen.
Ebd.
174, 3
:
den schweiß stopffet vnd der stirnen vnd zungen weethumb vertreibet er [stein].
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wer kan schepphen und stopphen | Dy wazzer, dor uz machen ys.
Menge, Laufenb. Reg.
2718
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Die fúchte [spyse] stopfet vnd madet | Die herte vnd bitter constippiert.
Rohland, Schäden
533
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
das erst bad zücht im die bösen humores heruß, das hinderste stoppet vnd machet es im gancz und veste.
Lehmann, Rezeptb. S. 
264
;
Vgl. ferner s. v.  6, (V.) 19,  1.
4.
›etw. verhindern, unterbinden, stoppen‹; speziell bei
Luther
auch: ›die Sünde überwinden‹.
Wortbildungen:
stopfung
3 ›Behinderung (des Bergbaus)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Sic peccatum gestopfft non per nostra opera, [...] quam lesterlich lere papatus, qua docet die sund stopffen nostris operibus.
Ebd. (
1542
):
der [Teufel] vieleicht diesen Spruch Christi [...] da mit stopffen wolt, das [...].
Ders. Hl. Schrifft.
2. Kor. 11, 10
(
Wittenb.
1545
):
SO gewis die warheit Christi in mir ist / so sol mir dieser Rhum in den lendern Achaia nicht gestopfft
[
Mentel
1466:
vnderbrochen
;
Eck
1537:
vndernum͂men
]
werden
; dazu als Marg.:
(Gestopffet
[dies zu 2])
Wie ein lauffend wasser / Also sol mein Rhum auch lauffen / vnd vngestopfft fort gehen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wolten wir den schos dem rathe ungern stöppen noch hindern.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 29
(
omd.
,
1514
/
8
):
wie kan darauͤß einige soliche vorgleichunge geteylt werden, dadurch die dye gewercken tzu pauen verdrossen und ander stoppunge der bergkgebeude eynfielen.
Menge, Laufenb. Reg.
3279
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das böse gebläste weren | [...] | Es stopfet vnd wendet we.
5.
›sich / etw. verstecken; etw. bedecken, verhüllen‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
So stoppete ich mich dann nit also.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
424, 22
(
els.
,
1362
):
Do stophete der richter sin antlit mit sinem mantel, wenne er den grossen usgus des bluͦtes nút moͤchte gesehen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10747
.
6.
›etw. verbauen, (Baumaterial) verarbeiten‹; möglicherweise mit Bezugsgrößenverschiebung (vom affizierten Gegenstand auf das Material) an 1 anschließbar.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
7 m. 3 den. dem muwerer vor 49 000 minus 100 dachsteyns zu stoppen.