V.,
unr.; vereinzelt
aufgestehen
; 2-8 assoziativ (als Synekdoche, ütr. usw.) anschließbar an
1;
9-
12 verbindbar durch das Merkmal ‘entstehen’; 13-16 isoliert; 17 zu der unter
3
nicht belegten Bedeutung ›geöffnet, offen‹.
1.
›aufstehen, sich erheben (vom Bett, vom Boden, aus liegender, kniender Haltung)‹; vereinzelt von Tieren gesagt; fachsprachlich speziell von Vögeln: ›auffliegen‹; ütr. auch von der Sonne gesagt; häufig Tendenz zur Verwendung als Synekdoche: ›durch Aufstehen anzeigen, daß man z. B. jn. ehren, angreifen, weggehen, eine Sitzung eröffnen, unterbrechen, beenden will‹, mit dieser Tendenz offen zu
2;
3;
4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1,
1,
,
1.
Syntagmen:
amman / fürsprecher / priester / richter / scherge / schultheis, gericht / oberkeit / rat
, (Einzelpersonen aller Art)
a.
;
j. vom bette, vom stul, von der erden, ab den knien, vom schlaf / gebet / mal / wein a., j. zu der mette a., j. wieder jn. / gegen jm. a.
(um ihn zu ehren, auf ihn loszugehen usw.),
j. vor dem tag, frühe / ungern, ane erlaubnis a.
; mit sachlicher Bezugsgröße:
aufstehendes gericht
›Galgen‹ (
; a. 1555).
Belegblock:
Feudel, Evangelistar
6, 35
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der engil [...] sprach: ‘stant uf unde nym daz kint unde syne mutir.
Do stunt uf der hoeste prister in daz mittyl.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Abdenago der stunt uf | Gar an allerleye guf | Prisende Gotis guͤte.
Thiele, Luthers Sprichw.
(
omd.
,
um 1535
):
Frühe aufstehen und frühe freien | Das soll Niemand gereuen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
46, 12
(
nobd.
,
1465
):
ist ir ieder besunder aufgestanden, zum ersten die schopfen.
Gille u. a., M. Beheim
43, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
‘was vorcht ir clein | des glauben?’ er | stund auf und pot dem wind.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
, Hs.
1359
):
mine kinder sint mit mir in dem bette und ich mag nút uf geston.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
205
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Sy stand uff ald si leg sich nider.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 17, 7
(
Hagenau
1534
):
es hilfft nicht frue auffstehen / nicht spat nidder gehen / unnd sich abhungern.
Fallen ist keyn schande / aber lang ligen / und nicht wollen wider aufstehen / ist schande.
Als der jmbiß volbracht ward. stuonden si auff zeschawen hauß vnd palast.
Klein, Oswald
16, 22
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ste auff und louff, erkies den grawen morgen.
Mollay, H. Kottanerin
32, 18
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Des morgens da ich auf stuend, da gieng ich zu der edelen kungInn.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
111, 5
(
tir.
,
1464
):
[er] lag auf dem ertreich ain gancze stund, das er nicht mocht auf sten.
Dies., Imitatio Haller
104, 24
(
tir.
,
1466
):
[die] reden gar selten vnd lüczel wort vnd wachen gar vil vnd sten auf czue der mettein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
, Hs.
17. Jh.
):
alß dan soll keiner ohne erlaubnuß aufstechen.
so ihr zween oder mehr vor gricht mit verbottnen worten [...] gegen einander aufstuenten.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 19, 2
;
Sappler, H. Kaufringer
2, 215
;
11, 414
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
108, 19
;
119, 30
;
Simonsen, Nd. u. hd. in Chron.
1911, 80
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 247
.
3.
›sich aufmachen, aufbrechen; sich wegstehlen, sich auf und davon machen; sein Amt niederlegen; (jm.) weichen, Platz machen‹; daran anschließbar folgende im
belegte Spezialisierungen: ›seinen Dienst verlassen (von Handwerksgesellen)‹; ›die Arbeit verlassen, einstellen‹; ›verlegt werden (z. B. von Dörfern)‹; Synekdoche zu
1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
3,
2,
, jeweils zur allg. Variante.
Belegblock:
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
159, 3
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Es hette dan der schuldiger sich in die flucht begeben ader were aufgestanden.
Gille u. a., M. Beheim
32, 4
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Maria stund | auf eylunt und | ging in das pirge.
Niewöhner, Teichner
537, 52
(Hs. ˹
nobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
ich hon auch verzinst daz ort, | daz ich hie gemach wil han. | ich wil nymant auf stan.
Bell, G. Hager
379, 3, 26
(
nobd.
,
1590
):
wer | al Hie zu singen Hat be ger, | sicz nach mir Her! / er | sing, jch wil auf stone.
Wie ain kaufmann [...] gefalliert, aufgestanden und gen Fridberg schulden halber entlaufen.
Die compania der Baduani [...] seind zuͤ Antdorff aufgestanden.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 690, 44
(
schwäb.
,
um 1585
):
So auch iemandts vor gericht erscheinen, [...] der den gerichtsamman [...] aufzustehen, abzueweichen oder außzuetreiben begeren wurde.
4.
›auftreten, auf den Plan treten, in Erscheinung treten, sich erheben, entstehen (von Personen, Ständen o. ä.)‹, in einigen Belegen mit Tendenz zu: ›sich (unrechtmäßig) aufwerfen‹; Synekdoche zu
1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4.
Syntagmen:
antichrist / christen / keiser / könig / meister / prophet / adel / wurz
(ütr.)
a.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Dan. 11, 3
(
Wittenb.
1545
):
wird ein mechtiger König auffstehen / vnd mit grosser Macht herrschen.
Gille u. a., M. Beheim
116, 46
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dar an geschriben stund, ein wurcz | des adlers wurt auffstone, | Gehaissen Fridereiche.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
nu die welt ussewendig geflohen ist, es si in klosen oder in kloͤstern, so stet uf Archelaus und richsenet dennoch.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 239, 12
(
halem.
,
n. 1529
):
ist der predicant zuͦ Bern, Haller, ufgestanden und hat ein treffenlich kristliche abred und ermanung getan.
neüwe aufgestandner Adel / die von jren elteren haͤr nit edel sind.
Völker, Antichrist
1169
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
laut er [Cristus] in den anticrist auf stan.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
44, 21
(
tir.
,
1464
):
darum ste auf vnd hilf mir, ste auf vnd vertreib mich nicht an dem ent.
sein etlich christen aufgestanden, haben geistlicher wellen sein dan die andern.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 132
;
5.
›(aus dem Zustand des Todes) zu einer neuen Form des Lebens auferstehen‹, von Christus wie von den Toten im Rahmen der christlichen Heilserwartung gesagt, vereinzelt auch von Toten, die wieder zu irdischem Leben erweckt werden; Spezialisierung zu
1.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
1; vgl.
2.
Syntagmen:
as
(›Fleisch‹)
/ leibe der heiligen / tote / verstorbene / Jesus a.
;
j. mit dem leibe, vom grabe, von dem tode a., jn. von dem tode a. heissen / tun
; ütr.:
abgötterei von toten a.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Doch wen her vri von aller clage | Stunt uf an dem dritten tage.
wie Iesus [...] | lazarum, [...] | det von dem dode vf stan.
Feudel, Evangelistar
103, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
wen dy toten uf sten.
das, wenn sie werden sagen: ‘Nu gewonnen, Friede, friede, Es hat keine fahr mehr’, sie in abgrund der Hellen auffstehen.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 27, 52
(
Wittenb.
1545
):
stunden auff viel Leibe der Heiligen die da schlieffen / vnd giengen aus den grebern / nach seiner [Jhesus] Aufferstehung.
Weise. Jugend-Lust
(
Leipzig
1684
):
So koͤnnen todte Leute wieder aufstehen.
Mayer, Folz. Meisterl.
(
nobd.
,
v. 1496
):
Nach der lesten fier hörner doß | In lautung stet auff alles oß.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
So du [Jesus] gar úberwunden haͮst | Den tot und wider uf gestast.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
71
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Zü der zükuͤmft des all leͣwt haben auf zü sten mit iren leiben.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 88, 14
;
Lk. 7, 22
;
16, 31
;