aufrichten,
V.
Die Bedeutungen 1-4 sind verbindbar durch die Vorstellung ‘etw. nach oben richten’, 5-7 daran assoziativ anschließbar; 8-12 zusammengehörig durch das Inhaltsmerkmal ‘etw. gründend oder vollziehend leisten’, 13-16 durch das Merkmal ‘etw. Rechtsgültiges bewirken’; 17 isoliert.
1.
›etw. physisch aufrecht hinstellen, aufstellen, in die Höhe richten, (Wasser) aufstauen; gerade nach oben verlaufen; nach oben wachsen, sprießen; jn. körperlich aufrichten, jn. (z. B. Christus) aufgerichtet ans Kreuz schlagen; sich körperlich aufrichten, erheben, aufgerichtet gehen / stehen; eine aufrechte Körperhaltung (im Gegensatz zu gebückter, kniender, zusammengesunkener Haltung) annehmen‹; als Synekdoche zu ›sich erheben‹: ›aufbrechen, sich aufmachen‹; als Ütr.: ›sich hochmütig benehmen, sich auflehnen; jn. rehabilitieren‹.
Phraseme:
den kam aufrichten
›sich überheblich benehmen‹.
Syntagmen:
die gleie
(›Lanze‹)
/ kerze / schlange
(als Zeichen)
/ säule, den galgen / götzen / spies / stein / leiterbaum, das banier / kreuz / mal / segel / zeichen a., jn.
(auch:
sich
)
a., jn. an kreuzes stam a.
;
aufgerichtetes fänlein, aufgerichteten leibes sein, aufgerichtete beine haben, aufgerichtet stehen / sein.
Wortbildungen:
aufrichtung
1.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
auffschwellen schwantz vffwerffen den kam vffrichten sich vffblaͤhen sich auffbruͤsten hochfart treiben.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8182
(
rib.
,
1444
):
Tzwae gleyen hadde sij up gericht, | In beide yre ougen stijff gesticht.
Froning, Alsf. Passionssp.
5644
(
ohess.
,
1501ff.
):
helffet uns das crucz uffrichten!
Feudel, Evangelistar
35, 6
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
richte her sich uf unde sprach: ‘swelch uwir ane sunde sy, der werfe an sy den ersten steyn’.
Ebd.
123, 10
:
Jhesus nam en by syner hant unde richte en uf.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
[Danyel] Richte dich uf! min zunge | Wil mit dir sprechen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Sam. 15, 12
(
Wittenb.
1545
):
[Samuel] ward angesagt / das Saul gen Charmel komen were / vnd hette jm ein Siegzeichen auffgericht.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
92, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sollen die spis alwegenn vffgricht sein, bis mann sicht, wo man sie will angreyffenn.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
stund er aufgericht und er het zwen degen ploß, die setzt er an seinen ploßen hals.
Bell, G. Hager
162, 1, 21
(
nobd.
,
1597
):
Das [wasser] aber her ab kam mit fleiss | Sollicher weiss | auf gericht, [...] | wie ein Mauren.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
,
1631
):
auffgericht ans Creutzes stamm, | Verspott war er von jederman.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4215
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Zwuͦ seülen hettents vffgericht.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Do Maria das crúce uf richten sach.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2930
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
[er] hat in guͦter zuͦ versicht | Die laiter boͮme uns uffgericht.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ir segel ward da uff gericht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich Aufrichten / Aufwachsen. Sagt man von zweyen vnnd kreuteren.
Ebd. :
Der schlang Richt sich zornigklich Auf / oder emboͤrt sich trutzlich.
Sappler, H. Kaufringer
15, 38
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
[das weib] richt sich auf an dem pett.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Bugglot. Vast gebogen vor alter das er sich nit mocht auff richten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ist der mensch ains aufgerihten leibes gegen dem himel.
daz feur [...] prinnet, wenn man die kerzen aufriht.
[der weisel] hât [...] aufgerihteu pain.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Mit dem richt sich der pfaltzgraf mit den seinen zu ross auf.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
wir Wienner aber / durch Aufrichtung der Seulen / haben viel tausend beym Leben erhalten.
Quint, Eckharts Pred.
296, 6
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Feudel, a. a. O.
35, 10
;
122, 3
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 30
;
Luther. a. a. O. Mk.
1, 31
;
Joh. 8, 6
;
Apg. 9, 41
;
1. Mose 28, 18
;
1. Mose 37, 7
;
4. Mose 21, 8
;
Hes. 39, 15
;
Dan. 10, 11
;
Kehrein, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
219, 19
;
Päpke, a. a. O. ; ;
Hulsius
O jr
;
Rot
311
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 250
;
2.
›(ein Körperglied) hochheben, aufrichten (oft zeichenhaft)‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
die fäuste / finger / hände, das haupt, den kopf, das auge a.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Do seindt 2 Becker außgangen, die andern aber alle geblieben und zwei finger aufgericht.
die Jenigen, so bey dem Rathe und dem Wort Gottes bleiben wollen, die richten alle ihre Hende uff wie ich.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 3, 4
(
Wittenb.
1545
):
du HERR bist der Schild fur mich / Vnd der mich zu ehren setzet / Vnd mein Heubt auffrichtet.
Ebd.
Apg. 9, 41
:
[Petrus] gab jr [Tabea] die hand / vnd richtet sie auff / [...] vnd stellet sie lebendig dar.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Daz ander oge da mit wir Got nach sont sehen, daz ist ain uf gerihtes oge.
3.
›sich erheben, sich aufrichten (von Menschen, menschlichen Kräften, religiösen Gegenständen); etw. (religiöse Kräfte) aufrichten, stärken‹; als Part. Prät. auch: ›aufrecht, aufrichtig‹; Ütr. zu 1.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 19; vgl.  2,  12,  3.
Syntagmen:
den geist / sin, das gemüt / gewissen / herz, die kunst / sele a.
;
ere gottes sich a., sich gen himmelreich a., sich in begerunge / minne a., jn. a.
;
aufgerichtetes gemüte, aufgerichtete begierde
;
im herzen aufgerichtet sein
;
eitles a.
(subst.).
Wortbildungen:
aufrichtung
2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz daz oberste teil der sêle sol stân ûfgerihtet staeticlîche.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
die [sinne] werdent hie ûfgerihtet und gote ordenlîchen erboten.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 36
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wo die demutikeit enspringt, do richtet sich auch auf die ere gots.
Gille u. a., M. Beheim
73, 132
f. (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so wir vallen, sy [engel] uns auf | richtent.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
173
(
Nürnb.
1517
):
Got ist er alzeit einformig und derhalb in seinem herzen aufgericht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
ein ufrihtunge des gemuͤtes in Got und in ein entlidigen des innewendigen grundes.
Ebd. (Hs.
1359
):
des sol der geschaffene geist sich vereinen und uf richten und sich in senken in den ungeschaffenen geist Gotz.
Ebd. (
14. Jh.
):
daz du habest ein ufgerihtet gemuͤte in Got.
Adrian, Saelden Hort
375
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ich wil min hertz uf rihten, | min hobet wil sich geslihten.
Ebd.
684
:
[dú maget] mit hertzen, ogen, hende sich | rihtende uf gen himelrich.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 157
(
halem.
,
15. Jh.
):
daz got vúrkome die sele vnd si erweke vnd si beruͤre vnd vf richte zuͦ dem guͦten gedanke.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das gemuͤt widerumb Aufrichten vnd ein hoffnung haben / Einen muͦt machen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu riht uf, sel min, all din kunst.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
42, 30
(
tir.
,
1464
):
ich wais wol, das die pösen menschen sich auf werden richten zu verstrikhen die sëlen der ainuelttigen getreüen menschen.
Vetter, a. a. O. ; ;
Adrian, a. a. O.
463
;
Strauch, Schürebrand ;
Rieder, a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
g viijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Winkler, Flugschr.
1975, 89
.
4.
›etw. (Gebäude aller Art) errichten, aufbauen; etw. (das eine vertikale Dimension nach oben oder unten hat, z. B. Möbel, Anlagen aller Art) bauen‹; speziell: ›den Haspel über einem Bergbauschacht errichten‹ (als Zeichen der Inbetriebnahme des Bergwerks und des Besitzes der Abbauberechtigung).
Syntagmen:
das gezelt / haus, die burg / hütte / kapelle / stat / werkstat, den bau / turm, das fas, die bank / falle / schiesstat / wasserkunst, den altar / aquaeductus / feuerkasten / predigtstul / tisch a.
Wortbildungen:
aufrichtung
3.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
21, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
richt man das hus uf in deme monen junio.
Luther. Hl. Schrifft.
Joh. 2, 19
(
Wittenb.
1545
):
Brechet diesen Tempel / vnd am dritten tage wil ich jn auffrichten.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 8, 21
(
schles.
,
1345
):
daz ir mugit [...] eine kapelle adir ein betehus vf richtin vnde buwin.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1533
):
seine mitgewercken drei grosse wasserkunste daselbst [...] aufrichten erpoten.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
155
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Esechiel sach aufgeriht | [...] |einen tempel hoh auf ainen perch.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
so richten unser hern vom rate ein kuchen auf auf auf der SChutt pei dem Wildpad und liessen dorinn kochen hirß.
Wickram
4, 9, 6
(
Straßb.
1556
):
an offenen strassen / tisch und baͤnck auffgericht / ire speisen zuͦsamen getragen / und also tugentlich miteinander gessen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aufrichtung eines bauws.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
sent fuer casten [...] in der statt gar aufgericht und außgemacht worden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
sich nicht understehen bei ihren heüßern schießstett aufzurichten.
Ebd. (
17.
/
18. Jh.
):
soll sich keiner [...] unterstehen [...] cleng und fallen aufzurichten und abzuschiessen.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 134
(
Wien
1573
):
der Schacht / mit seiner gerechtigkait / als fuͤlpaum / Stützen / Rippaum / Einhorn / Sail / zwo HenckPenck angeschlagen vnnd aufgericht.
Luther, a. a. O. 1. Mose
12, 8
;
2. Mose 26, 30
;
4. Mose 21, 27
;
Jes. 23, 13
;
Jos. 6, 26
;
Esr. 5, 11
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Asmussen, a. a. O.
81
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
203
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Rot
287
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 250
;
5.
›etw. (z. B. einen Chor, Heeresabteilungen) aufstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
Music von zweyen hierzu aufgerichten Choͤren.
6.
›etw. in besonderer Weise herrichten, zurechtmachen‹; speziell im Bergbau: ›einen Trog Gestein neben den Schurf schütten und einen grünen Zweig hinein stecken‹ (als Zeichen für die rechtsgültige Inbetriebnahme des Bergbaubetriebs); mit der Spezialisierung offen zu 9.

Belegblock:

Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 134
(
Wien
1573
):
auß ainem yeden Schurff / ain halber trog vol Perges / mit ainer Khratzen genomen / neben dem Schurff geschüt vnnd gestürtzet werden / vnnd sol darein ain grüenes Zweig gestecket werden / vnnd diß sol also ain zaichen [...] sein, das Er ordentlich sey aufgericht.
7.
phras.:
ein dorf / haus im roten feuer aufrichten
›ein Dorf / Haus in Flammen aufgehen lassen‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1523
).
8.
›etw. gründen, stiften; etw. (meist: durch obrigkeitlichen Beschluß, seltener: aufgrund privaten Entschlusses) einführen, einrichten‹.
Syntagmen:
den/ einen anlas / brauch / brief
(›Urkundeninhalt‹)
/ bund / frieden / glauben / handel / markt
(mehrfach)
/ orden / stand / stok
(›Almosenstock‹)
/ zol, das gericht / gewerbe / reich / statut / zolgeld, die / eine abgötterei / apoteke / auflage / bruderschaft / burse / herschaft / kirchfart / messe / müle / münze / neuerung / ordnung
(mehrfach)
/ satzung / schmiede / schule / stat / steuer / werkstat / zunft
(mehrfach)
a.
Wortbildungen:
aufrichter
3.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
he richte uf di herschaͤft von Drevorde.
Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 1, 6
(
Wittenb.
1545
):
HErr / wirstu auff diese zeit wider auffrichten das reich Jsrael?
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1538
):
ein eyssnhandl, den er uf den Freudentalischen guetern ufzerichten vermaint.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Ich hab gerichtet vff ein bunt, | Den nie kein mensch an sigen kunt.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
in dem sie eine neue Aufflag oder Zollgelt auff unserm Weg auffrichten wollen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
haben auch ain stock in sant Peters kirchen [...] auffgericht, das allenmuͦssen einzuͦlegen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
viel das volk von dem glauben Cristi und richten wider auf ir abgötterey.
richt er auf Compostel und machte da ein patriarchtumb.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
hat die gröst liberei [...] in der hauptstat in dem land Africa [...] aufgericht.
Symon mit seinen nachkummen hat ein besundern orden in der christenhait aufgericht.
Diocletianus ain vater und aufrichter der goldenen gnadenreichen neuen welt zuegenant von den gelerten wirt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
soll sich kainer underwinden, [...] ze hülzen, ze pauen oder ainiche neuerung aufzerichten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1577
):
hab ich [...] ein albmordnung aufgericht.
Luther, a. a. O. 1. Mose
6, 18
;
1. Makk. 6, 60
;
Dan. 2, 44
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Spiller, a. a. O. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ; ;
Bischoff u. a., a. a. O. ; ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 250
;
9.
“›eine bergmännische Anlage in bauhaften Zustand versetzen und damit den Rechtsanspruch auf dieses Bergwerkseigentum wahren‹“ (so
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 133
); ›(ein Bergwerk) in Betrieb nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  11.
Wortbildungen:
aufrichtung
4 ›Tätigkeit und Ergebnis des Aufrichtens‹,
unaufgerichtet
für eine „nicht in bauhaften Zustand versetzte bergmännische Anlage, deren Eigentumsrecht dadurch verloren wurde“ (
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 133
; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1486
):
wir [...] vergonnen [...] mit disem brieve, allenthalben in unsern landen [...] allerlei erczt und perckwerch zu suchen aufzurichten und zu pauen durch sich selbs und ander.
Ebd. (
schles.
,
1538
):
so ist und wurt [...] ein erschieslich berkwerch aufgericht.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 133
(
Wien
1573
):
ES sollen alle [...] die da Perckhwerch pawen / [...] alle Jar / wann man die Perckhwerch widerumben auf new pflegt aufzurichten / auf jhre Schurff vnnd Perckhwerch fleissig achtung haben.
Ebd. :
dise aufrichtung der Hütten vnnd Müllen / sol ... alle halbe Jar vernewert vnnd aufgericht werden.
Wutke, a. a. O. ;
Paul, a. a. O.
130
;
133
.
10.
›etw. veranstalten, abhalten, durchführen‹; hier anzuschließen das im einmal belegte: ›einen Prozeß anstrengen‹ (17. Jh.); offen zu 11.
Syntagmen:
das fest / kapitel
(›Sitzung eines Kapitels‹),
die disputaz / fart, den markt / prozes a.

Belegblock:

Fuchs, Murner. 4 Ketzer
409
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Der obseruantzer orden hatt | Zuͦ wimpen [...] | Ein capitel vffgericht.
Ebd.
3759
:
Sy hetten einen grossen hatz | Vnd richtent vff ein disputatz.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1523
):
in derselben stadt Newemburg alle jar auf sant Jorgen tag ain jarmarkt aufzurichten und zu halten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1368
):
wann nun die ordnung des rats session von den zunftmaistern auffgericht würde.
11.
›etw. erfüllen, vollziehen, ausführen‹; resultativ zu 10.
Wortbildungen:
aufrichter
4.

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wol an ir meister dichter gesanges ein ufrichter.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1349
):
wir lopten bi únsern eiden [...], stête ze haltenne, ufzerichtenne, ze tuͤnne und ze volleistenne [...] die ordenunge.
daz si stete haben voͤllenklich und ufrichten, alz da vor geschriben stat.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
sollent sy [weybel] vonn der statt eynung wegen fürpiettenn vnnd dem grichtschryber, so dz vffrichten vnnd ferttigenn soll [...] ghorsam sin.
12.
›etw. bewirken, etw. erzielen; jm. etw. verursachen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
des vroit sich ouch der bôsewicht, | daz er hatte ûfgericht | den cristnen sulche ubirlast.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1516
):
vormeynen mit der holffe des almechtigen gotis unsern bergkwergk czum Reichnstein durch etlich offinschmeltzen rosten arbten und zurichtung bessern nocz und fromen auffzurichten.
13.
›etw. sozialverbindlich (meist: rechtsgültig) beschließen, festsetzen, festlegen; (Gesetze o. ä.) erlassen; (Vereinbarungen o. ä.) abschließen‹; offen zu 15.
Bedeutungsverwandte:
 7 (mehrfach),  2,  2,  2, ; mehrfach im Handlungsrahmen:
etw. aufrichten
, ; vgl.  7,  9.
Syntagmen:
den artikel / frieden / pactum / vertrag / dingzettel, das bündnis / dekret / gesaz / gesez / interim, die ordnung
(mehrfach)
/ vergleichung a., etw. mit briefen a.
;
aufgerichteter abschied / beschlus / vertrag, aufgerichtete ordnung, aufgerichtetes vergleichnis.
Wortbildungen:
aufrichter
5 ›Vertragschließender‹; ›Vormund‹.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
uf den ersten Ougst ein puͤntnuͤss beredt und vergriffen, [...] beschlossen und ufgericht ward.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
des heiligen reichs jüngst aufgerichtem reichsabschied und dem beschloßnen Interim.
Ebd. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
daß die fürnembsten des römischen senats [...] auch gesatz und decret nach irem gefallen auffgericht.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als dise ding also aufgerichtt wurden mit hantfesten, briefen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
73, 9
(
mslow. inseldt.
,
1603
):
vermug Zwiśchen denen hinterlaßnen erben aufgerechteten vergleichnus.
Kollnig, Weist. Schriesh.
144, 39
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
110
;
Grothausmann, a. a. O.
81, 20
;
Shess. Wb.
407
;
14.
›etw. (Maße, Gewichte) eichen‹; Spezialisierung zu 13.

Belegblock:

15.
›etw. (rechtsförmlich Beschlossenes) schriftlich fixieren, aufsetzen, abfassen, formulieren; etw. (z. B. Inventarlisten) schriftlich zusammenstellen, anfertigen‹; als Synekdoche: ›etw. rechtskräftig beurkunden‹.
Beleghäufung im Obd.; rechts- und wirtschaftsgeschichtliche sowie chronikalische Texte.
Syntagmen:
den brief
(häufig)
/ anlas / schein / vertrag, das buch / gemächtnis / geschäft / inventar / libel / original / testament, die abrede / (-)beredung / quittanz / verschreibung a., etw. schriftlich / vertragsweise a.

Belegblock:

Meisen u. a., J. Eck
26, 24
(
Ingolst.
1526
):
so durch vertrag hochloͤblicher gedechtnuß kayser Maximilianus verordneten commissarien uffgericht und nachgends [...] zuͦ merer bestetigung durch ir maiestet selbs [...] versigelt?
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1539
):
freihaiten zu geben aufrichten und ausgeen zu lassen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1491
):
die brief, so vor datum dis betrags usserthalb ufgericht und gevertiget sind.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
er solt sie das Testament ires Vatters uff lassen richten.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
331, 6
(
schwäb.
,
n. 1409
):
Diß original und darbei gelegte vidimirte
[!]
copi ... der Füesischen freihait mit abstraaffung irer burger etc., in anno 1407 aufgericht.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
ward doch das selb Testament von hertzog Jörgen nit formlich [...] aufgericht under etlicher seiner landtsässen besiglung.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1495
):
sind von wortt ze wortt gegeneinander gleich lauttend gecollacioniret, aufgericht.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
sein diser betädigung [...] zwai gleichlautund libell in rechts vertrags weise aufgericht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
ain ordentliches inventari darüber alsobalten aufgericht und verfertiget wiert.
Merk, a. a. O. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 23, 47
;
Spiller, a. a. O. ;
Rintelen, B. Walther
137, 26
;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Scherzius
68
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 250
;
16.
›etw. gerichtlich beweisen, förmlich darlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  14.

Belegblock:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
Wo aber ain burger den andern mit scheltwartn seiner ern entsetzt, das sol er auf im aufrichten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
kombt eer nit und der mag aufrichten, solch schrai gethan [ze haben].
Ebd. (
1624
):
das stet dem glaubiger bevor aufzerichten wie landsprauch und recht ist.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
welcher ainer schildt und unehrlich bezicht und zu denselben nicht aufrichten mag.
17.
›(jm.) etw. (vor allem: einen Schaden) ersetzen, vergüten; etw. bezahlen‹.
Wortbildungen:
aufrichter
6,
aufrichtung
5.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1497
):
mit uprichtonge aller schaden ind kusten.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
[he] wart der viant ind wolde des stiftz cost ind schaden van in upgericht hain.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
das her im do vor gnuk thun wolde und den schaden uff czu richten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
im von dem richter gebotten wirt, sin schuld vff ze richtenne dem kleger.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1345
):
daz sont die ietzo genanten geweren der aebtissenn dem convent ze Hailigcruͥtztal [...] ufrihten gar und gaentzlich aun ir schaden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
):
der sol das aufrichten, was er mit dem rechten verlorn hat.
Hauber, a. a. O. ; ;
Rintelen, B. Walther 177, Anm. zu
21
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 250
;
18.
›jn. ermuntern, aufrichten, stärken, erquicken‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1; vgl.  2,  2,  3.

Belegblock:

Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Gott wolle die Herzen der Eltern und hohen Anverwandten gewaltig aufrichten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Auffhelffen / Den bekümberten widerum̃ aufrichten vnnd troͤsten. [...]. Eim Aufhelffen / Fürderen. [...]. Eim Aufhelffen zuͦ guͦt und eer. Aliquẽ erigere [...]. Eim verdorbnen widerumb Aufhelffen. Calamitatem detrahere alicui.