geschwellen,
V., unr. abl.
– Nahezu ausschließlich obd. Belege.
1.
›anschwellen, schwellen (von Körpergliedern); aufgebläht, unförmig, aufgedunsen werden (vom Menschen); blähen, sich aufblähen (vom Magen)‹; speziell: ›infolge Schwangerschaft an Umfang zunehmen‹; als Ütr.: ›schwellen (vom Mut); sich aufplustern; überheblich werden‹; auch: ›um sich greifen, sich ausbreiten (vom
gift
einer religiösen Bewegung)‹, dies auch zu
geschwellen
(V.) stellbar.
Phraseme:
jm. geschwellen die stiefel
›j. wird hoch-, übermütig‹.
Syntagmen:
j
. (z. B.
das kind, der könig / mensch) g., der leib, das glied, die gemächte g., jm. der bauch / fus / hals, die hände / auglieder, das herz herz / maul g., dem hengst der hals, dem ros die warzen g
.;
der geschwellende schlag
.
Wortbildungen:
geschwellung
1 ›Schwellung (an einem Körper)‹; 2 ütr.: ›starker Übermut‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Da ers nu war, geschwall yhms hertz, ward stoltz.
Ebd. (
1544
):
es faulet jm sein gemecht, und wuchssen jm maden drinn, und von undten auff geschwal er scheutzlich.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 64, 10
(Hs. ˹
noobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
da jaget manig hunt, | ob von der tagalt fülle | im sin mut geswülle, | den solte ein fürste ringen e.
Voc. Teut.-Lat.
m iijr
(
Nürnb.
1482
):
Geswellen hochfertigen zurnen pawßen. turgere. [...] Geswellen. quelle͂ erplasen hochfertigen. tume, tumescere.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
künig Günther geswal und wart ein krang man an sime libe.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Augsb.
1475-1518
):
der ist [...] in so groß geschwellung des úbermuͦts erhebet worden.
Die wunden vnd daz seer vnd der geschwèllent schlage: ist nit vmbbunden noch geruͦcht mit der ertzenei.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
vñ geswal der gantz lib in massen eines wassersüchtigen menschen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 58
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das hawbt sey plod, prynne die prust, geswelle der mage.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
210v, 15
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wem der fuͦss geswelle [...], so nim gaissinen mist.
Menge, Laufenb. Reg.
3817
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Obe geswellend die gemächte | So loße doran So tuͦstu rechte.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der selben jungen kinde ains | Ain schlange gifteklich erbais, | Das es vil balde gross geschwal.
Jörg, Salat. Reformationschr.
181, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie man dem wuͤttenden / gschwellenden gifftt begegnen [...] moͤcht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sy fieng an Geschwaͤllen / Sy was eines kinds schwanger. Pondera uentris tumescebant.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da viel der hiengst mit im, daß im der hals geschwal und muest also sterben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
wenn man einen bawren bitt / so geschwellen jhm die stiffel.
Es geschwillt kein Glid / es sey dann vergifft. Lob den Narren / so geschwillt er.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
von der selben zeitt huͦb er an ze siechen und ward kranck mit geswellung des pauchs.
Deinhardt, Ross Artzney
358
(
oobd.
,
1598
):
So geschwellend ime [roß] die wärzen vnnd fallen mit wurzen vnd allem heerab.
Klein, Oswald
7, 39
(
oobd.
,
1427
):
Der sorgen raiff | hat meinen leib zesamen vest gebunden, | von sorgen gross mein herz geswillt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
47, 6
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
209v, 30
;
215v, 11
;
Rohland, Schäden
413
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
75, 12
;
Päpke, a. a. O. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Voc. Ex quo, T
655
;
Vgl. ferner s. v. , (Adj.) 1.
2.
›knospen (von Pflanzen)‹; ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9,  3, ,  23,  2,  3.

Belegblock:

Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
so die ersten brosß gschwellen, soltu brechen von den estlin die jaͤrig sind.
3.
›über die Ufer treten (von Flüssen)‹; ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  8,  7,  3, ,  1.

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die wasserflüeß, so es ser und ân underlaß regnet, luefen an, wuechsen und giengen über; dergleichen herentgegen geschwal und schwelt sich über sich das erdrich, verstopht die außgäng.