gesitzen,
V., unr. abl.
1.
›(wo) sitzen‹; ütr.: ›ruhen (z. B. vom
has
)‹; ›auf etw. beruhen, gegründet sein‹.
Leichte Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Phraseme:
nicht gesitzen noch / oder gestehen können
o. ä.
Syntagmen:
auf dem ars, auf / in dem stul, in der kirche, in dem gras, bei dem borne g., der has / neid nicht g., der grund in etw.
(z. B.
in einer bekantnis
)
g
.
Wortbildungen:
gesiz
1 ›Gesäß‹ (a. 1512).

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
7278
(
ohess.
,
1501ff.
):
die thufel thun uns alßo we, | das mer enkonnen gesiczen adder gesten !
Gerhard, Hist. alde e
1207
(
omd.
,
um 1340
):
Bi einem burne er gesaz, | Wan er was mude unde laz.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
730, 3
(
els.
,
1362
):
Niemer gesach man in gesiczen in der kirchen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das nid und hass | Nie muͦssig gesass.
Wiessner, Wittenw. Ring
9277
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Man hiet im gholffen auf sam e | Do mocht er nicht gesitzen me
(verhüllend für ›tot sein‹).
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
4, 1
(
noobd.
,
1347
/
50
):
In kain bekantnüss
[hinsichtlich der Dreifaltigkeit]
nie gesaz | Diser grunt und das gepeu.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
86, 9
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Karnein, Salm. u. Morolf
188, 4
;
Wiessner, a. a. O.
5618
;
6398
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
2.
›sich (wohin) setzen (von Personen); sich anschicken, zu [...]; eine Stellung einnehmen (von Himmelskörpern)‹; speziell: ›untergehen (von der Sonne)‹.
Texte der Sinnwelten ,Religion / Didaxe‘ sowie ,Recht‘.
Syntagmen:
auf ein ros, auf seiner kirche, in den tron, bobenhalb der sonne, zu tische g
. ›sich zu Tisch begeben‹,
das gestirn in einen punkt g., die sonne g., der richter an das recht g
. ›die Verhandlung eröffnen‹,
die selen bobenhalb den brunnen g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz der himelische brutegoum | durch sinen koniclichen rum | Und durch der menscheite lon | Gesitzet in sinen tron.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Al de wile, vnz sich eyn man mit eyme swerde beguͦrten mach vnde of eyn ros mit schilde vnde mit schafte gesitzen mach, [...], de wile mach her halten vnde latzen, als ob her vierzich iar alt were.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 70, 37
(
rib.
,
1344
):
desselven days sal hey genuͦch doyn, e de suͦnne gesizze.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
wan ouch diz gestirne clar | Und der himel speren gang | Wurde volbrach al umme lang | Und inire punct gesezen.
Pyritz, Minneburg
4104
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sie [Mynne] sol auch niht dergitzen | Das sie nymmer tuͤrre gesitzen | Zu andern steten frawen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
die vroide die ein iegeliche sele an der anderen sihit, die zúchit si ir, so si úbir den brunnen [lebinde Got] gesizzent und si ir kurzewil wellent haben.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Swenn der richter an daz recht gesitzt und alz mit fronboten unnütz chradem wirt verpoten.
Helm, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
119, 14
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Steer u. a., RS Bertold
428
.
3.
›sich wo aufhalten; wo wohnen, sitzen, ansässig sein‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  4,  1, , (V.) 5, .
Wortbildungen:
gesiz
2 ›bewohnter Teil einer Stadt‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
453, 1117
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
zwo grosser hauffenicz. | mit den schussens in das gesicz | Zw dem hewsern und techern.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Vor Troye ich [kaisser] unzwiffelich | Mitt eren küngen vor gesass.
Henschel u. a., Heidin
163
(
nobd.
,
um 1300
):
Ein grave gesezzen vb‘ rin | Der waz indem lande sin | Dem komen dise mere.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1377
):
Man sol auch furbaz mer nieman dheinen brief geben, damit er stewerfrey gesitzen müg, es gescheh dann mit gemainem rat.
4.
›sich setzen, unten absetzen, ablagern (von Stoffen)‹; Ütr. zu 1.

Belegblock:

Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Dann lond wir das bech zesamen sitzen und wann es gesitzt, giessend wir das wasser ab.
Rohland, Schäden
412
;
5.
›etw. (eine Stadt) belagern‹.

Belegblock:

Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
ein grossen mechtigen chrieg, daz die herrn von Payrn Muldorff gesassen in die Bonifacii mit iren lanten und leut.
6.
›jm. etw. zugestehen; jm. seine Aufmerksamkeit leihen, hinsichtlich eines Wunsches nachkommen‹.
Bedeutungsverwandte:
 8, , .
Syntagmen:
dem mänle g
. (s. u.
Maaler
),
jm. e. S.
(Gen.obj., z. B.
des geizes, einer gutlichkeit, der rechnung
)
(nicht) g., jm. etw.
(Akk.obj., z. B.
einen trunk
)
g
.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Eins ist, daz du nieman gestandest noch gesitzest noch gelosest, es si frúnt oder vient, der dich keinen abweg wil wisen.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
des doch die Eidgnossen im deheines weges gesitzen, noch das vertragen woltent.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gesitzen / So das weyble dem mennle gesitzt. Subsidere masculo dicitur fœmina in coitu.