gestatten,
V.
1.
›(jm.) etw. (über das auch anders hätte entschieden werden können) gestatten, zulassen‹; falls der Entscheidungsbefugte ein Amtsträger ist, Tendenz zu: ›(jm.) etw. genehmigen‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  13,  1,
1
(V., unr. abl.) 4, , , , , , .
Syntagmen:
(jm.) (nicht) g., das [...] / zu [...]
;
(jm.) e. S
. (Gen.obj., z. B.
der minne
)
/ etw
. (Akk.obj., z. B.
die appellation / berufung, einen brauch
)
(nicht) g
.
Wortbildungen
gestatlich
II (dazu bdv.: ),
gestattung
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Permittere. Gestatten zu lassen erleuben verguͤnnen zugeben verhengen verwilligen verguͤnstigen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wel aber der vormunde des nicht gestaten vnde hant se ir vleisch nicht gemischet der knape vnde de juncvrowe, man suͦndert se wol mit rechte.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9311
(
rib.
,
1444
):
Mit mynre tzouveryen ich dat begade | Dat mir der doerwerder des gestade.
Feudel, Evangelistar
59, 20
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do lif abir eyner unde vullete eyn vaz mit ezzege unde [...] gab ym trynken unde sprach: ,gestatet iz‘.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
111, 1
(
thür.
,
1474
):
unde Hans Jorge in synen schrifften vorlutit, syn werman furzcubrengen, so gestatit man ym des billich, daz er den vorbrenget.
Küther, UB Frauensee
415, 27
(
thür.
,
1540
):
so mugen die menner gein Sehe gehorig, [...], mit iren aigen schweynen in berurtte gehultze unnd mast uff gestattunge unser des landgraffen treibenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 2
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
In der [stat] ist eyne gewonheit das der man gestat das si mit eyme andirn gemeynschaft habe.
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 11, 16
([
Zwickau
]
1525
):
wollen wir den brauch genant den todfall [...] nymmer leyden noch gestaten.
Köbler, Ref. Nürnberg
70, 6
(
Nürnb.
1484
):
so soll im das
[Beschlagnahmung von Besitz]
yezuzeitten von de͂ Richter. bys auf sein oder eins erbern Rats kuͤntlichs widerrueffen. erlawbt vergoͤnt oder gestattet werden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Waz Got úber den menschen verhenget und gestattet, [...] liep und leit, das dienet alles dem menschen zuͦ selikeit.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
195
(
Genf
1636
):
Gestattlich / zulaͤssig [...], Permittendus.
Sappler, H. Kaufringer
6, 197
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ich [frawe] gestatt ew [ritter] kainer minn. | mein man ist in dem haus hinn.
Große, a. a. O. ;
Köbler, Ref. Wormbs
36, 35
;
67, 31
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Vgl. ferner s. v.  3, ,
2
 3.
2.
›jm. etw. (das er wünscht oder für das es eine Notwendigkeit gibt) gestatten, vergönnen, genehmigen, gewähren‹.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Moyses, lâz mich zürnen, verhenge mir des, erloube mir des, günne mir des, gestate mir des, daz ich zürne.
Dubizmay, kurß zu Teutze
59, 4
(
hess.
,
1463
):
Geruch mir gestatten dich zu loben gib mir kraft gein deynnen feinden.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Einem etwas bewilligen vnd einraumen. Etwas zugeben. Zulassen. Nachgeben. Verhengen. Gestatten. Vergoͤnnen.
Küther, UB Frauensee
341, 3
(
thür.
,
1521
):
Dy vyl gnanten Thomas, Anna [...] mogen auch die gnanten molnn [...] verkeuffenn, szo das sy uns das zuvor anbitenn und gunden vor eim andernn und kaufs gestattenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
61, 7
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
noch grozer und langer bete so gestat her deme bosin teter das her sich moge selbin totin czu ere deme apgote.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
vnd bin oͮch nv der zuͦ kumen, daz ich [einsidel] miner naturen alles daz gestaten mvͦs, daz si haben wil.
Bauer, Geiler. Pred.
99, 5
(
Augsb.
1508
):
Es wirt nit yglichem gestattet sich zuͦ ainem schauwennden leben zuͦ geben.
Jörg, Salat. Reformationschr.
669, 24a
;
3.
›(jm.) etw. (das gegen anerkannte Regeln verstößt) gestatten, etw. dulden, durchgehen lassen‹; oft negativiert, dann: ›etw. unterbinden, nicht haben wollen; e. S. einen Riegel vorschieben‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,
1
(V., unr. abl.) 4,  3, , .
Syntagmen:
(jm.) e. S
. (Gen.obj., z. B.
des geizes / stolzes / fürnemens / mutwillens
)
/ etw
. (Akk.obj., z. B.
bosheit / hoffart / hurerei, ein laster, den mutwillen
)
(nicht) g., (jm.) (nicht) g., das [...] / zu [...]
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
was solts denn werden, wenn er [...] frey allen mutwillen gestattet ?
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 21, 23
(
Wittenb.
1545
):
Sihon gestattet
[
Eck
1537:
hat(s) (nit) woͤllen zuͦ geben
]
den kindern Jsrael den zug nicht durch seine Grentze.
Ebd.
2. Makk. 3, 4
:
der [Vogt] war dem Hohenpriester feind / das er jm seins mutwillens in der Stad nicht gestatten wolt.
Alberus, Barf. Vorr. Alb. (
Wittenb.
,
1542
):
das oͤffentliche Hurerey vnd falsche Gottes dienst zu treiben / niemand gestat werde.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ind spraichen, wie sy des gestaden wolden | dat in die Querstoltze solden | brechen sus jemerlichen aff ir goit.
Köbler, Ref. Wormbs
290, 2
(
Worms
1499
):
das niemant gezime noch gestatt werde einen vßfluss oder Wasserstein zumachen an der want synes nachpurn.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Haben wir nit gestatten woͤllen / das die Contract / geding / conuencion / die dem gemeinen guͦt zuͦ schaden vnd nachteil reichen moͤchten / bestand vñ krafft haben.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Leiden. Zulassen / gestatten / dulden / gehengen / nachsehen / geschehen lassen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wî dicke wolde ich samenen dîne sune alse ein henne sament ire kuͦchin undir ire vetiche, und du woldes sîn nicht gestaten ?
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
33, 4
(
omd.
,
1487
):
Wiltuͥ ÿr solche bosheitt nicht gestatten vnd sÿe daruͥmb straffen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8rb, 8/9
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
gestatest dv deiner sel ir glust si machet dich zv ain‘ frevde deinen veinden.
Goldammer, Paracelsus
7, 176, 11
(
1530
):
ein lästerliche, üppige hoffart. darumb soll die nit gestattet werden, dann sie ist satanisch.
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 7, 3
([
Straßb.
]
1524
):
Die weyl [...] sie uns das wort Gottes [...] gewaltsamen woͤllend [...] sollend wir jnen des keyns wegs gestatten.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
und wolt ouch in ein sack sin geschloffen; des wolt man ir nut gestatten. Mardocheus enbott der kunigin, das sie den kunig bette, daz er des grosen ubels nit gestette über ir selbs mage.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
(er [Gott] hat aber) inen [den juden] doch ir halsstörrig begeren gestattet.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Freundes vnrecht gestatten / ist selber vnrecht thun.
Klein, Oswald
112, 341
(
oobd.
,
1438
):
Du richter solt nicht pärtig sein | [...] | noch niemand das gestatten bist | dem, der desselben leders ist.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Da fuer die g’main zue, setzt sich mit gewalt wider den adel, wolten kurz im seins stolz und geitz nit mêr gestatten.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Si hat villeicht als ein verstendige fürstin nit überal dem rentmaister seines fürnemens gestatten und den sun nach irem willen regirn wöllen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
52
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
das khainer beÿ dieser Stat [...] Solch laster [Zum volsauffen beschaid zuthun] in seine(m) haus od(er) wonung nit gestatte.
Bechstein, a. a. O. Joh. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Piirainen, a. a. O.
77
;
Dietz, Wb. Luther f.
Vgl. ferner s. v.
2
, ,  1, , (
das
1.