los,
das
;
-es/-e
, auch
.
1.
›konkreter, zum Losen genutzter Gegenstand (z. B. ein Zettel, ein Stein, ein Stück Holz)‹; mit fließendem Übergang (Metonymie) zu: ›Los als von den Handelnden anerkannter oder von einem bis mehreren der Handelnden festgelegter materialer Entscheidungsträger in Angelegenheiten, die auf andere Weise weder schnell noch reibungslos entschieden werden können‹; damit auch: ›durch das Los getroffene Entscheidung‹.
Phraseme:
wie das los gibt
.
Syntagmen:
die lose zusammenlegen, das / ein l. werfen
(vielfach)
/ geben / legen / machen, laufen lassen, aus dem hafen ziehen, über jn. fällen, auf etw
. (z. B.
auf einen rok
)
senden, um etw
. (z. B.
um ein kleid
)
/ jn
. (z. B.
um einen obman
)
werfen
;
das l
. (Subj.)
ergehen / laufen, jm., auf jn. fallen, jn. anrüren
›treffen‹, [wohin]
kommen
;
dem l. vertrauen
;
jm. am l. etw
. (z. B.
Africa
)
fallen, jn. durch (das) l. erwälen / ordnen, etw. durch das l. erforschen / (zer)teilen
(z. B.
das erbe / land
),
jm. etw. durch das l. zum erbteil geben, etw. in das l. werfen, etw. mit dem l. tun / teilen
(z. B.
eine herschaft / hofstätte, das werk
),
jn. mit dem l. an das gericht geben, mit dem l. erkiesen
(z. B.
den richter
),
etw. mit dem l. nemen, mit l. versuchen, was [...], jm. mit l. angewinnen
;
das l. von holze
;
das gemeine / ratgebende / teilende l
.
Wortbildungen:
˹
1
loser
1,
loswerfer
˺ ›der das Los handhabt‹ (dazu bdv.: ),
losstab
›Wahrsagestab‹,
losstein
›als Los fungierender Stein‹,
loswerfung
(dazu bdv.:
2
 1),
loszeichen
1 ›konkreter Gegenstand mit dem Loszeichen‹ (dazu bdv.: ),
loszettel
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 16, 6
(
Wittenb.
1545
):
Das Los
[
Mentel
1475
1
:
seyl
; 1475
2
/
Eck
1537:
strick
]
ist mir gefallen auff Liebliche.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vnde teileten daz lant vnder de zwelf geslechte, vnde gap ieglichem also vil, so her dort hette, vnde tet daz mit loze.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Des maichden sy ein los van hultze, | dat veil up her Gotschalck Ouerstultze.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1549
):
schar- und groisholz [...] sall mit der schairaxen gesclagen und den loßzedulen uisgegeven, [...] werden.
Ebd. (
1557
):
Item sullen die obbemelte sehel, so die holzgreven und foerster haben, gleich den andern erben in das los geworfen werden.
Feudel, Evangelistar, V.
391
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
uf synen [Jhesus] rok wart gesant | eyn loz, wem her wurde.
Eggers, Psalter
45, 4
(
thür.
,
1378
):
sy teilten en myn gewete, vn̄ vmme myne cleydere worffen sy vr loz.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Sortes Die Loßzedel.
Voc. Teut.-Lat.
t ijv
(
Nürnb.
1482
):
Loswerffer oder loßer. Sortilegus oder zaubrer. Loßung od' loßwerffung. sortilegium od' zauberey.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Da schafft der köng nach den geschichten, | Daß mann und weib legten die loß | In disem handel.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
bi sancte Mathise, uf den das los viel von siner kleinheit wegen, und nút uffe Joseph.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
und wurfent si daz lôss und fundent den schuldigen hern Achor.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1525
):
Ob sich aber solch undergänger deßhalben mit ainandern nit vergleichen, so sollen baid partheien umb ain obmann, sover sie sich deß nit güetlichen verainen möchten, das loß werfen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1403
):
das das gotzhus Inderlappen und oͧch die herschaft Usspunnen alle die frijen hofstetten, [...], gelichlich mit einem gemeinen los in zwei teilen soͤllent.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das sú [mægde] das werk klain und gross | Tailen woltend mit ir loss | Und iegkliche næme | Was ir mit losse kæme.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so sol [...] daßselb ding gantz ir einem / wie dañ das loß gibt / [...] / zuͦgeteilt werde͂.
Maaler (
Zürich
1561
):
Loßzeichen (das) Warzeichen. Tessera.
Das Loß werffen / woͤlche am ruͦder soͤllind ziehen / wenn vnnd wo. [...]. Das Loß außhin auß dem hafen ziehen. [...]. Erwellung der richteren durch Loß.
Losser / der das lossz außgibt. Sortitor. Die Loßsteinle in hafen werffen. Conijcere sortes in hydriam.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 183, 21
(
Luzern
1597
):
vnd sy felleten dz loß v̈ber sy, vnd dz loß fiel vff Mathiam.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
310, 7
(
Genf
1636
):
Durch daß (loß) ein Erb vertheylen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1465
):
Es hat ain rat [...] gesetzt also, das man hinfür in unser meß allweg das lose von des gewands wegen legen [...] well.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1491
):
daß von herrn zwen, von kauffleuten zwen, von webern ainer und darnach von den andern 15 zünften 7 mann mit dem loß und abwechslung an das gericht geben [...] werden sollen.
Ukena, St. Jörg
242
(
oschwäb.
/
tir.
,
1486
/
n. 1520
):
Wir werffen / yetz das los da hin | [...] | Vnd wien das loß rieret an | der gebe das kind sein | dem tracken.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
so wil ich geben euch ein loz, | Wer meiner land schol walten.
Gereke, Seifrits Alex.
96
(
oobd.
, Hs.
1466
):
in den swarczen puechern | chundt er mit loss versuechen | und an dem gestyerm sehen | was in der welt solt geschehen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Weiter lernet oftgenanter unser erster vater loßstäb und wünschrueten schneiden und segnen, damit der herold oder pfarrer vor got offenlich pittend und auf in die himel sehend die leuf und kunftigen außgang angehebter hendl und sachen verstên solt.
Am ersten viel am loß dem Ptolemaeos Africa Aegypten Arabien.
ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 26, 55
;
1. Chron. 25, 9
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
540, 1064
;
Küther, UB Frauensee
267, 11
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
215v, 14
f.;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
184, 19
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Barack, Zim. Chron. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vgl. ferner s. v.  4,  1,  3.
2.
›jm. durch das Los zugefallener Anteil an Rechten und Pflichten; zugeteiltes Stück Land; zugeteilter Marktstand‹; Motonymie zu 1.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 35,  1, .
Wortbildungen:
losgeld
›unter alle Landleute verteilte Abgabe der durch das Los zu einem einträglichen Amte Berufenen‹ (so ; a. 1638),
losholz
›jm. durch das Los zugefallener Holzanteil‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Portio. Anfall antheil / loß zufal.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1470
):
das die schneyder mit den tuchmachern auff den mercktenn, do sie zu buden sten, loß ynlegen, als vor gewest ist.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
1000, 32
(
halem.
,
um 1516
):
ob einer sin stelly dahin inn daz loß treit, endertte und verwechslote [...], der sol gestraͧfft werden.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 34, 1
(
schwäb.
,
1574
):
welcher dem andern loß- oder aigen holz hinwegfüert oder sonst entpfrembdt, der kompt umb zehen guldin.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1655
):
Hannß Taupper clagt wider Hannsen Wintter schmid wegen in seinem luss abgehackten etlich grosser stämb holz.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1672
):
Die gemain lüß sollen verbleiben als wie sie vorhero von der löbl. lantgerichtsobrigkeit etc. anordnung seind vertheilt worden.
3.
›Schicksal; schicksalhafte Bestimmung‹.
Meist obd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme
/ Sprichw.:
alte lose fälen selten
›trügen nicht‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  4,  4, (
das
6.
Wortbildungen:
2
losen
2 ›das Schicksal vorhersagen‹,
1
loser
2,
lostag
›Tag der schicksalhaften Vorbedeutung des Wetters‹ (a. 1583/4),
loszeichen
2.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
26, 28
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
hier om
[Sündenfall]
viel op ons daz lot | daz wir al zam weren verloren.
Eggers, Psalter
67, 21
(
thür.
,
1378
):
dv bist min got. [...] an dinen handen sint mine loz
[
Luther
1545, Ps. 31, 16:
zeit
].
Henschel u. a., Heidin
1832
(
nobd.
,
um 1300
):
Owe wie wendet sich daz loz | Von libe zv h’zen leide.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Also gieng des jomers los | Uff den getrüwen Paris.
Maaler (
Zürich
1561
):
Loß (das) Faal / Glück. Sors.
Auß einsi wort Lossen guͦts oder boͤß / weyssagen glück oder vnglück. Ominari. [...]. Losser oder lachßner / Der von künfftigen dingen durch das loß weyssagt. Sortilegus, Ominator. [...]. Loßzeichen oder warzeichen / so man ab vergangnen worten nimpt / zuͦ gangnen glück oder vnglück / oder ab dem geschrey der vöglen. Omen. Gott behuͤt vns vor dem greülichen Loß zeichen.
Bremer, Voc. opt.
38035
(
wobd.
/
oobd.
,
15. Jh.
):
Sortilegus ain loͤser [...] ein loser [...] est diuinator futura predicens ex quandam specie simulate religionis in scrutatione scripturarum et per fictam culturam dei et spirituum beatorum. Et dicitur a sors, quod est fortuna uel casus, et lego/-gis, quia sortilegus dicit se legere et legendo intelligere fortuitos et casuales euentus.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Swaben und Etscher hetten stoz, | Daz waz umb daz vorvechten, | Ygleicher nach dem alten loß | Wolt bleiben pey den rechten.
Der stam was edler art genoz, | Von des fruchte uns entsproz | Vir este nach der selden loz.
Niewöhner, Teichner
17, 16
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
doch waiz ich nyndert ein loz | daz der werlt als wol geleich | als ein vreundin valsches reich.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Dan alte loß falen selten (...) das untrew nicht unngerochen peleybt.
Niewöhner, a. a. O.
152, 70
;
302, 1
;
4.
›Losung‹; generell: ›(meist:) akustisches, (auch:) optisches Zeichen (z. B. Feuer) für eine gemeinschaftliche Handlung‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,
1
,
2
 2.
Wortbildungen:
losgeschrei
,
loszeichen
3 (dazu bdv.: , , ,
2
 2).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
es sol auch euer loß sein, damit wir uns unter einander erkenten, ,pfründ‘, und das geschrei ,schöne weiber‘.
Luther, WA (
1522
):
gleich wie die herren jre aigne wapen und farben haben oder loß, darmit sy erkennet werden, Also [...].
Ebd. (
1545
):
solchs [kuß], sagt Mattheus, sey das loß gewest.
Buch Weinsb. (
rib.
,
2. H. 16. Jh.
):
hat man vernomen, daz in der nacht under des keisers folk dreierlei loese gegeben war.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Hiberna Symbolum Das Loßzeichẽ / Heerzeichen / Feldzeichen.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Nun Machomet, der herrlich groß, | Der sol sein unser [türck] gschrey und loß.
Ders. (
1562
):
Bald der köng sah das fewr darvor, | Welches denn sein loßzeichen war.
Ebd. (
1564
):
Ich wil euch allen ein loß geben, | Darnach solt ir euch richten eben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
welche ämpter si [kriegsman] gar fleissig beschreiben mitsambt den trumel und pfeifen, lerman trumeter hornplaser, loßgeschrai, harnasch wer g’schoß und alle ander notturft.
Der puntschuech ist die creiden, loß und geschrai im krieg gewesen.
5.
bedeutungsverwandt zu  2.