leben,
das
;
-s/-Ø
.
1.
›Existenzform sich selbst bewegender und erhaltender Organismen (insbesondere des Menschen als eines Individuums und als Teils der Gesellschaft), die durch Zeitlichkeit und Körperlichkeit begrenzt und in einem theologischen Verständnis durch Gottesferne gekennzeichnet ist (im Gegensatz zum körperlichen Tod und zum dem körperlichen Dasein diametral gegenüberstehenden, diesem aber auch vorausgehenden ewigen Leben in Gott)‹; als Metonymie: ›Gesamtheit des Lebenden, Existierenden, Vegetation‹; sehr häufig ütr. auf den Rechtsbereich, dann: ›Leben als verwirkbares sowie als zu schützendes Rechtsgut‹; dazu wiederum metonymisch: ›Straftat, die die Todesstrafe zur Folge hat‹; vgl. (V.) 1; offen zu 3; 4; 5.
Zur Sache:
LThK
6, 848
f.
Phraseme
oft in Paarformeln:
leib und leben; hals und leben; sele und leben; leben und gut
; ˹als polare Paarformel:
(zu) tod und (zu) leben
˺
; bei meinem leben
;
das leben antreffen
(von Taten, auf denen die Todesstrafe ruht);
jn. auf sein leben senden
›jn. in den Tod schicken‹; ˹
jn. um sein leben bringen
;
jn. von dem leben zum tode bringen
;
jn. aus dem leben heben, jn. des lebens pfänden; jm. etw. am leben tun; jn. lebens bar machen; jm. das leben abbrechen / abhauen / angewinnen / absagen / abschrecken,
jeweils ›jn. töten, jm. das Leben nehmen ö. ä.‹˺; ˹oft euphemistisch mit Angabe der Motivation:
jn. an seinem leben bessern
›jn. aufgrund einer Straftat zur Sühne hinrichten‹;
an dem leben büssen
›mit dem Tode bestraft werden‹˺;
über js. leben richten; jn. vom leben zum tod(e) erkennen / richten / urteilen / verweisen; jn. am leben, an leib und leben strafen
›jn. mit der Todesstrafe bestrafen und hinrichten‹;
um das leben gefangen werden
›wegen einer Straftat, die die Todesstrafe zur Folge haben könnte, gefangen werden‹;
jn. an seinem leben verklagen; jn. um leib und leben anklagen
›jn. wegen eines Deliktes, das die Todesstrafe zur Folge hat, gerichtlich zur Verantwortung ziehen‹;
es get jm. an sein leben
; ˹
um (leib und) leben kommen; sein leben einbüssen; aus dem, vom, von diesem leben scheiden; sein leben verkaufen; aus dem leben verscheiden,
jeweils ›sterben‹˺;
des lebens müde sein
;
jm. nach dem leben stehen / trachten
;
jm. bei seinem leben gebieten
›jm. bei Todesstrafe gebieten‹;
auf js. leib und leben setzen
›die Absicht haben, jn. zu töten‹;
jm. den hals und leben abschweren
›jn. durch Falschaussage um Kopf und Kragen bringen‹;
sein leben teuer verkaufen
›sich wehren‹;
bei (dem) leben bleiben
;
sein leben in guter hut haben
›auf sein Leben achten‹;
sich seines lebens retten / weren
;
etw. geschieht um lebens und sterbens willen
;
in leben sein
›lebendig, am Leben sein‹;
jm. bei leib und leben bieten, jm. gefält etw. bei leib und leben
;
seines lebens sicher sein
;
dem leben mit abmachen nachkommen
›(etw.) lebensecht abbilden‹;
wie das leben, gleich / nach dem leben
›lebensecht, lebensgetreu, naturgetreu‹;
das leben erkennen
›medizinisch erkennen, ob jemand leben oder sterben muß‹;
sich seines lebens verwegen
›nicht mehr an Heilung glauben‹;
sein leben nicht gegen etw. austauschen
›sein Leben um keinen Preis hergeben‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 6.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
das / sein l. (gering) achten / (an)berüren / angewinnen / antreten / aufgeben / bezalen / (dar)geben / darvonbringen / dranstecken
›sein Leben aufs Spiel setzen‹
/ einbüssen / haben / lassen / suchen / verlieren / verunruhigen / verwirken / volenden / wagen, das l. durch jn., von jm. haben, sich sein l. verkürzen, js. l. erstören, jm. das l. abstechen / erretten / geben / gönnen / kosten / (be)nemen / schenken, dem tode das l. zollen, pflichtig sein; das leben
(Subj.)
jm. lieb sein; des l. abkommen / begeren, sich des l. retten / weren, jn. des l. berauben / gnaden; um das leben kämpfen / streiten, jn. bei dem leben behalten / lassen, jn. von dem l. scheiden, jm. an dem l. gnaden; l. des leibes / menschen, l. in dieser welt; abdruk / baum / beschädigung / buch / feind / frucht / gefar / gold / kleid / krankheit / natur / süsheit / ursache / verlust / verwirkung des l.; cagastrisches / dieses / vieheliches / fleischliches / gegenwürtiges / iliastrisches / liebes / menschliches / natürliches / peinliches / salnitrisches / sinliches / sterbendes / tierisches / tödliches / vergängliches / weltliches / wunderliches / zeitliches l
.
Wortbildungen:
lebensbaum
,
lebensbrunne
,
lebensfaden
,
lebensgefar
,
lebensgönnerin
›Natur‹,
lebenskraft
(16. Jh.),
lebensland
,
lebensodem
,
lebenssaf
,
lebenssicherung
,
lebensziel
,
lebenzeichen
,
lebenzüchtiger
›Scharfrichter, Henker‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sus wart daz gotliche cleit | Zu widerwechsle gegeben | Dem tuvel vors vleischliche leben.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Die günstige Natur vertraut euch all’ ihr Gut | und was sie heimlich haͤlt. Die Lebens-Gönnerinne | hat euch der Welt geschenkt.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Fried ist das Leben / wer frieden zer stoͤret / der verunruhigt das Leben / ehe man das thue / seynd die Vrsachen wohl zu bedencken / [...] / daß man Gefahr vnd Noth soll vbernehmen Leib / und Leben wagen.
Mannack, Rist. Pers.
177, 11
(
Hamburg
1634
):
daß er [...] trachtet / wie er sich gantz grausamlich an mir rechen / vnd [...] meinem Leben seine Endtschafft gebe.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
110, 2
(
Hamburg
1646
):
schoͤne Roselinde / mein liebes leben / ich folge dier
(emphatisch).
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Weil [...] Ich [Nero] auch kein ander Mittel habe, Mich mein leben zuuerkürtzen.
Boon, St. Prätorius
68, 17
(
Ülzen
1579
):
Schwerter / Wasser vñ der gleichen dinge / dadurch vns Gott das leben
(Bed. 3)
abkuͤrtzet / vnd das vorgesteckte lebensziel seines raths zum ende fuͤret.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
4578
(
Magdeb.
1608
):
Also regiert die Seel den Leib / | Vnd macht / das er bey Leben bleib.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
waz wunderlîches [...] lebens hât dér mensche ,ûf erden‘.
Ders., Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz leben ist mir gemeine mit den boumen.
Nochdenne swie bœse daz leben ist, sô wil ez leben. War umbe izzest dû?
ist leben edeler dan wesen oder bekantnisse, als der boum der lebet; sô hât der stein ein wesen.
daz er [got] uns helfe von einem lebene, daz geteilet ist, in ein leben
(Bed. 2),
daz vereinet ist.
Jostes, Eckhart
55, 1
(
14. Jh.
):
di gegenwerticheit meines todes und meins sterbenden leben.
Ebd.
55, 37
:
Wem ich geordent han daz peinlich leben in der zeit, der sol in der ewicheit niezen daz suzz march meiner gotlichen natur.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
14. Jh.
):
dem kinde wart gegeben | Gesuntheit und des libes leben.
Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 563, 3
(
rib.
,
1486
):
Jacob ieme gedient soille haven, as dat umb levens ind stervens willen geschiet.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Er wirt die seele mein | Mit lebenssafft erquicken, | Wirt durch den namen sein | Auff rechte ban mich schicken
(auch zu 5 stellbar).
[Götzen]
haben augen, mund vnd oren, | Koͤnnen nicht reden, sehn noch hoͤren, | Ihr mund keiñ lebensodem hat
(auch zu 5 stellbar).
Du bist mein hoffnung Herr, | Mein teil im lebensland auff erden.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
wie wol die mule hatte steine, | [...] | Steyne von hartem liden | Und steine des lebens abesnyden.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
158, 1
(
rhfrk.
,
um 1435
):
ich forchte er sye dot / Dann were er jn leben / so were er lange widerkomen.
Karnein, Salm. u. Morolf
43, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Komet mir [Salmon] der hochvertige man, | es muß im an sin leben gan.
Ebd.
386, 3
:
was han ich dir gethan, | das du mich wilt senden uff min leben?
Köbler, Ref. Franckenfort
41, 12
(
Mainz
1509
):
dañ souil jre vatter vnd můter geerbt moͤchten haben / wo die noch in leben weren.
Ders., Ref. Wormbs
103, 13
(
Worms
1499
):
so er fuglichen on sorg oder beschedigung syns lybs oder lebens nit wychen. moͤcht er sich vffhalten.
Ebd.
345, 20
:
das der gefragt an synen glydern oder leben dadurch nit verderplich werde.
Froning, Alsf. Passionssp.
607
(
ohess.
,
1501ff.
):
gedencket, das uns lebesboem | als zwiveliche stad! | der toid em alles nachgaid.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
45, 8
(
Frankf./M.
1550
):
Dauon sie hatten kein gewinn / | Ja kamen bed vmb leib und leben.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Wir scheiden auß diesem Leben nit als auß einer wohnung / Sondern als auß einer Herberg.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
daß [...] nicht vber 120. Soldaten / vnnd kein Viech mehr bey Leben blieben.
Perez, Dietzin
1, 404, 15
(
Frankf.
1626
):
dz Anteus [...] mitten vnter seine Feinde / vnd also in Leibs vnd Lebens Gefahr gerieht.
Luther, WA (
1525
):
von unterscheyd dieses lebens ym glauben und ihenes ym hymel Goͤttlicher beschawunge.
Ebd. (
1535
):
sie [creatur] sey dis lebens eben so muͤde als wir und dencke mit uns auff ein new wesen und leben
(Bed. 2).
Jahr, H. v. Mügeln
109, 520
(
omd.
, Hs.
1463
):
Die nünd was Phisica genant: | das leben truk ir rechte hant, | die linke hant die truk den tot.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
33, 19
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Seit jeder mensche dem Tode das leben, der erden den leib, die sele Uns pflichtig ist zu geben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
25, 34
(
omd.
,
1487
):
Szo ehliche leẃte, eins das ander vmb sein lebenn woltt bringen.
Ebd.
25, 40
:
Wer aber dem andern [...] nachem lebenn gestanden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Cetar uber einen Herman, der mine gewalt Cunrate gewunt unde gewatschart hat unde mit derselben wunden von deme lebene zume tode hat bracht.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
WEnn er sein leben zum Schuldopffer gegeben hat / so wird er Samen haben.
endlich wird aus dem elenden Reißlein ein giesser gruͤner Bawm des Lebens.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Ich dachte / er haͤtte sein Leben im Wasser eingebuͤsset.
Gajek, Seidelius. Tych.
14, 3
(
Breslau
1613
):
Ward jhm das Leben kaum geschenckt / | Da er sich also klaͤglich krenckt.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 82
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
o mensch [...] betracht [...] die verderben menschlichs lebens und dein aigen plodikeit und geprechen.
Ebd.
16, 15
:
wann das werntlich leben macht den menschen nicht allein elend von got, sunder auch gancz fremd.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
des reichs amptleutten, als lebenzuchtiger, stathirten und huntschlaher.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Martino Luther, den der pabst mitt sein geldt verrätherlich wieder gott umb sein leben bringt.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
73, 36
(
nobd.
,
1523
):
das dann die funf wirtzpurgischen ein schedlichen man vom leben zum tod zu urthelen westen.
Ebd.
80, 24
(
1429
):
ist me gesprochen zum rechten, das mit namen off die zent gehörn sol diepstal, mort, brant, felscherij, lantzwinger und raub, und was das leben antrifft.
Franck, Klagbr.
221, 21
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
yetzund find man hin vnd wider zerstrewt leichnam / die der vnduldig hunger auß dem leben hat gehebt vnd hingericht.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
So kompt ir sein mit ehren ab, | Weyl man im lebens-sichrung gab.
Dietrich. Summaria
19r, 30
(
Nürnb.
1578
):
Derhalb sollen sie [...] fuͤr den lenten sich nichts foͤrchten / welche nicht mehr denn das leben koͤnnen nemen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nürnb.
1610
/
8
):
Gibt der König das Leben auff, | Daß du kompst in das Regiment!
Biß das von disem leben scheidt | Vnser Vatter.
Daß, wenns mir kosten solt das Lebn, | Wolt ichs warhafftig daran wagen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
O Lebensbrunn, O Lieb vnd Fewr.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Ein Angel daran ein Fisch hanget: Er sucht das Leben und findt den Tod.
Deß Lebens Feind / drey Suͤnden seind / der Zorn / venus und das Sauffen / [...]. Das Leben ist das Liecht deß Leibs / [...] Das Leben wird bedeutet durch das Gras und die welkende Blum.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
da er / [...] / in gefahr seines Lebens stunde / gleichwol aber sich so dapfer wehrte / daß sie wol sahen / wie er sein Leben ihnen theuer genug zuverkauffen gesonnen waͤre.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
38, 7
(
els.
,
1362
):
wie sant Thoman prediete von der kranckeit dis lebens, wie schiere dis leben
(Bed. 3)
verginge.
Ebd.
743, 3
:
sprach der richter: „Weistu nút daß ich gewalt habe úber din leben?“ Antwurt Cecilia: „Jn disen worten wil ich beweren daz du lúgest; wenne du mast den lebenden ir leben nemen, das leben
(Bed. 2; 5)
mast du den doten nút geben. Do von hast du gewalt des dodes, nút des lebendes“.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
[einer] der da wu͂d wz in das hinder teil der hirn schalen [...] danocht belib er by de͂ leben.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Heva / vom Wörtlein Leben fein; | Weil sie ein Mutter würde sein | Aller Lebendigen
(auch zu 2 stellbar).
Dann durch jhn haben wir das Leben: | Ja Leib und Seel hat Er [Ewig Vater] uns geben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 289, 17
(
Hagenau
1534
):
wie er vor lange zeit dem koͤnig sein leben errettet hett.
Ebd.
444, 17
:
eyn man / der yhm [Alexander] sagte / er solt sein leben in guͦtter huͦt haben / denn es würde yhm Cassander [...] nach seinem leben trachten.
Goldammer, Paracelsus
2, 132, 11
(
1530
/
5
):
denn glieder nehmen schadet dem leben nichts.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Kain leben zaichen man an ir sach | Denne das hercze ruͦrte sich vil klein.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
das alle die, [...] von denen nu fuͥrbashin solliche offen meyneide kuntlichen werdent [...] an irem lib vnd leben gestraffet werden soͤllend.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1504
):
den selben vom leben zum [ze] tod richten.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1527
):
sachen, so lyb und laͤben beruͤrend und den hochen gerichten zuͦstaͤndig sind.
Stammler, Berner Weltger.
196
(
ohalem.
,
1465
):
Wie bitter wirt denne das leben!
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
das einer [...] in sachen [...] klagen wil / die nit lyb oder leben antreffen.
Welche vff ir Eltern lyb vnd leben setzen.
Wyss, Luz. Ostersp.
229
(
Luzern
1545
):
All gschöpfftten zuͦ dem Adam gfürt, | Die so da hattend Seel vnd läben.
Ebd.
6473
:
sy möchten nit besser noch feister syn, | dan sy sind, by mynen läben
(Versicherungsformel).
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
61, 1
(
schwäb.
,
um 1435
):
er muͦsste sich sins lebens redten und weren.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
169
(
schwäb.
,
1455
):
[Maria] Git leben in der bruot.
Sappler, H. Kaufringer
5, 689
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er pot ir bei leib und leben, | das si müest herfür geben | die sechzig guldin guot.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
dann ime sein leüb gleich so lüeb seye als unns unnser leben.
Brandstetter, Wigoleis
199, 5
(
Augsb.
1493
):
die [starcke thyost] den wirdt des lebens baraubet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 184, 27
([
Augsb.
]
1548
):
Wann des Künigs angesicht freündtlich ist / das ist leben.
Andreae. Ber. Nachtmal
60r, 7
([
Augsb.
]
1557
):
Der leib Christi würdt Leyblich geessen / welches aigentlich nicht nach arth dises naturlichen lebens / sonder auff ain Him͂lische weyß soll zuͦgehn.
Memminger Chron. Vorr. (
Ulm
1660
):
Niemand war seines Lebens [...] vor der Pest vnd Thewrung sicher!
Ebd. Chr. :
Er lag in dem [...] Diebsthurn / vmb Leib vnd Leben.
Ebd. Chr. :
Die Vollkommne Gluͤckseeligkeit wollen wir nach disem Leben hoffen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
8, 2
(
noobd.
,
1347
/
50
):
deu zwai
[Himmelskörper]
sint allen fruhten und allem leben widerkriegend.
Klein, Oswald
2, 40
(
oobd.
,
1421
):
[Gott]
gnad mir an dem leben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Also lyeß in der Turckh pey dem leben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
131
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 vogel eme, sein haut außgefültt und so wie das leben inn rechter proportion uffgestellt.
Ebd.
1703
:
5 kleine schlänglein von silber nach dem leben abgossen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
59, 21
(
moobd.
,
1399
):
wolten mich darumb an meinem leben gepessert haben nach dem rechten, daz ich wol verschult het.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
252, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Was im [Hector] ett kom zue schlage, | des leib dem tod sein leben mueste zollen.
Weber, Füetrer. Poyt.
44, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
WEr ye seinr tochter gerte, | den fuͦrt er auf dy prugken, | da von im leben verte.
Mell u. a., Steir. Taid. , Note (
m/soobd.
,
1523
):
wan ein schedlicher man [...] umb das leben gefangen wirdet oder sich andere sachen da vergiengen, die den tod auch nit berüerten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
daß die lebenskreften abgemadt werden.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
warum wilst du dir so leichtsinnig abschneiden den Lebensfaden.
Bauer, Imitatio Haller
65, 26
(
tir.
,
1466
):
das tödleich leben das ist vol mitt schmërczen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
31, 28
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
Iśt [...] des lebens mit nachfolgen condicion vnd vnterśchaidn gegnadt worden.
Helm, a. a. O. ; ; ;
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Reissenberger, a. a. O. ;
Rosenthal. Bedencken
7, 11
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
130
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
104, 10
;
Ralegh. a. a. O. ijv, ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
14, 11
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
442
;
Henschel u. a., Heidin
945
;
Gille u. a., M. Beheim
76, 234
;
141, 82
;
v. Keller, a. a. O. ; ;
Harsdoerffer. a. a. O. ;
Roloff, Brant. Tsp.
970
;
Gilman, a. a. O.
1, 74, 24
;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
ders., Zivilr. Bern ;
Lauater. Gespaͤnste
16v, 1
;
33r, 7
;
Wyss, a. a. O.
10234
;
10658
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
72, 20
;
Bauer, Geiler. Pred.
80, 16
;
Bauer u. a., a. a. O.
2349
;
Brunner, a. a. O.
74, 6
;
89, 22
;
Fichtner, a. a. O.
74, 7
;
369, 5
;
Weber, a. a. O.
179, 3
;
Munz, Füetrer. Persibein
146, 7
;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Stedtfeld, Roger-Glosse
83
;
Rwb ff.;
Öst. Wb.
4, 283
;
Tpma
7, 295
ff.
2.
›über das körperliche Dasein und den Tod hinausgehende Existenzform der Seele, ewiges Leben‹; dazu metonymisch: ›Erlösung, Gottesnähe, Seligkeit (auch bereits im irdischen Leben)‹; auch: ›ewige Existenzform Gottes‹; personifiziert für Jesus und Maria;
vgl. (V.) 67.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhaltes.
Zur Sache:
LThK
6, 855
;
Lex. d. Mal.
5, 1780
.
Phraseme:
durch den tod in das leben hindurch dringen
.
Bedeutungsverwandte:
(
das
5, , , .
Gegensätze:
2
 2,  8,  4, .
Syntagmen:
das l. behalten / empfangen / erlangen / lernen / nemen / sehen / studieren / überkommen / verdienen, jm. das l. bescheren; sich des l. berauben; sich an das l. hangen, in das l. gehen; das l. gottes, der ewigkeit / glorie / gnade / sele / welt; der baum / born / leib, das buch / holz, die miterben / wege des l.; das andere / bessere / clarifizierte / ewige / götliche / himlische / nachfolgende / neue / selige / untödeliche / ware l.
Wortbildungen:
lebenmachend
,
lebenreich
,
lebensmachung
›Wiederauferstehung‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
daz ewige leben | Wil ich dir zu lone geben | Binnen des himeles kore.
Pfefferl, Weigel. Ges.
4, 4
(
Hamburg
1646
):
die vernunfftige Creatur ob sie schon alles ist vnd hat wie Gott selber, [...], dennoch ist sie nicht von ihr selbst, wie Gott von Jhm selbst, vnd hat weder Wesen noch leben von ihr selbst, wie Gott hat.
Ebd.
4, 14
:
Allso ist Gott das wahre wesen Leben, vnd Licht ohne Anfang vnd ende.
Ebd.
41, 38
:
ihr forschet in der Schrift dan ihr meinet ihr wollet das Leben darin finden, vnd sie ists zwar die von mir alß vom Leben zeüget, dennoch wollet ihr nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben köndtet.
Luther, WA (
1527
):
,Wer an den sun glaubt, der hat das ewig leben, Wer dem son nicht glaubet, der wirt das leben nicht sehen [...] ,Das ist dz ewig leben, das sie dich, das du allainn warer Gott bist, unnd den du gesandt hast, Jhesu Christ, erkennen‘.
Denn was das wort nicht ist, da ist kein leben, Jst nu das wort das leben, so mus ich yhe das und kein anders haben, wil ich anders leben. [...] Es ist nicht yn uns, sondern allein yns wort gefasset, das wir durch und ynn yhm muͤssen das leben erlangen.
Ebd. (
1528
):
mus man blos an Gottes wort hangen, das ist denn das leben.
Ebd. (
1544
):
die ursach, so das leben bringet und gibt, das mus sein gerechtigkeit, dadurch der Mensch Gott gefellig ist.
Ebd. (
1531
):
dan der Sunden sold ist der Todt, wo aber das leben ist, do mus keine Sunde sein, den das leben wurget den todt, wen du aber das leben nicht hast, so wirdt nicht eine einige Sunde vergeben.
Jostes, Eckhart
53, 3
(
14. Jh.
):
Leiden ist ain sicherr wek zu dem ewigen leben.
Ebd.
69, 3
:
wann allez daz ie auz gefloz [...], daz hat ewig wesen und leben in got.
Ebd.
97, 9
:
Wir sein kuͦmen auz dem tod in daz leben, wann wir minnen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
vnder den seluen
[Bäumen des Paradieses]
was eyn boum des leuens vnd d’ wizsheyt.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Dann [...] seyn warer Leib vor das leben der welt geben / vnd am Creutz vffgeopffert ist.
aber ehe sie das Hochwirdig Heilig Sacrament des Leibs Christi entfahen, toͤdtlich abgehen / der lebenmachender gnad des Leibs vnd Bluͦts Christi / nit beraubt werden.
Rosenthal. Bedencken
36, 2
(
Köln
1653
):
WJr bedencken zum Achten Die Enge der Pforten vnnd des Wegs zum Leben / vnd die Breite zum Verderben.
Ebd.
38, 14
:
Herr IESV / dann du bist der Weg / die Warheit / vnd das leben.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
610
(
mrhein.
,
um 1335
):
daz wir demuͦt sollen plegen, | wollen wir daz ewige leben.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
447
(
pfälz.
,
1436
):
doch ist sie siecher des ewigen lebens vnd das nach der vrstende auch jr lip ewig freüde gewynnet.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wollin wir flieen die pine der hellen und vollenkummen zu deme ewigen lebene.
Dubizmay, kurß zu Teutze
38, 2
(
hess.
,
1463
):
das leben ist vns durch dÿe maget geben.
Ebd.
94, 11
:
wan du pist das ebig lebenn vnnd das lichte.
Froning, Alsf. Passionssp.
3684
(
ohess.
,
1501ff.
):
Pilate herre, mer klagen, | das disser hot [...] | [...] das volck felschlich gelart | eyn ander ee und eyn ander leben!
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
261, 25
(
wmd.
,
1634
):
Ein Broot, nitt Brot, gantz Lebenreich, | Da drinn wird lebend gessen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 18
(
omd.
,
1487
):
ßo ich auch alle werlt selig machte vnd beÿm leben behÿlde.
Strauch, Par. anime int.
9, 27
(
thür.
,
14. Jh.
):
wir sprechin mit dem munde und geloubin in disime lebine und sullin bekennen in deme ewegin lebine.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. 2. V. (
osächs.
,
1343
):
der [...] menslich geslechte irlôsit von virer leie tôde mit predigene lebins machunge.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
diz brot sol in enphahen und nuͦtzzen wider die suͦnde, [...], und hast da von den lib dines lebns.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Hilff vns Maria [...] / Du bist vnser leben / Himelpfort / Weg vnd Leiter zum Himel.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Das wir aus diesen worten des Lebens / das ewige Leben studieren vnd lernen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
339
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Meineu [Jesu] wort sint gaist und leben.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 44
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
desgeleich geschicht auch in seyner weiße mit dem geistlichen tod der sele, dy da mit eynem willen und nachhengen in ein todsund czu thun sich berawbet des lebens der genaden und gots.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
ob du [Erasmus] hie gleich förmig deinem maister Christo würdest [...], so wirstu doch ehe aus dem todt ins leben kommen und durch Christum clarificirt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die oberste und die woreste hochzit und die aller leste ist die hochgezit des ewigen lebens, das ewige selikeit heisset, do Gottes gegenwúrtikeit ist in der worheit.
do der mensche kummen ist in ein goͤttelich leben und die nature úberwunden ist.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 442, 34
(
Hagenau
1534
):
die seele hatt perpetuam agitationem / eyn ewigs schaffen unnd wircken / oder leben.
Warnock, Pred. Paulis
4, 167
(
önalem.
,
1490
/
4
):
won sy ir todemlich leben hat verwandlet in daz ewig, clarificiert, untodelich leben.
Bauer, Geiler. Pred.
465, 15
(
Augsb.
1508
):
die ader des lebens ist der mund des gerechten.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 171, 3
([
Augsb.
]
1548
):
Gott hat den menschen erschaffen / zum ewigen leben / und hat in gemacht zum bilde / das er gleich sein soll.
Andreae. Ber. Nachtmal
107v, 2
([
Augsb.
]
1557
):
ob wol das Flaisch Christi das leben inn seiner natur ist / vnd nicht der Todt.
Steer, Schol. Gnadenl.
11, 69
(
moobd.
,
15. Jh.
):
Die gnad gotz ist das ewig leben.
Jostes, a. a. O.
97, 6
;
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. ; ; ; ;
Gropper. a. a. O. ; ;
Steer, a. a. O.
389
;
391
;
Eggers, Psalter
28, 5
;
79, 11
;
Schönbach, a. a. O. ;
Sermon Thauleri
3ra, 8
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
28, 6
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
37
;
120
;
255
;
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 10, 8
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 35
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ; ;
Hubert, Straßb. lit. Ordn. ;
Warnock, a. a. O.
1, 116
;
28, 220
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
343, 24
;
394, 8
;
Andreae. a. a. O.
26
R, 16;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
187, 78
;
205, 25
;
ebd., Untersch.
85, 58
;
123, 58
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
318
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
29, 11
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
3, 7
;
Vgl. ferner s. v.  6,  1, , , (V., unr. abl.), ,  13,  4.
3.
›Lebenszeit, Lebensspanne, Zeit zwischen Geburt und Tod‹; Metonymie zu 1; dazu als Synekdoche: ›bestimmte Lebensphase (z. B. Jugend, Alter)‹.
Phraseme:
bei (js.) leben
›zu (js.) Lebzeiten‹;
auf / zu (js.) leben; sein leben lang
jeweils: ›(js.) Leben lang‹;
das junge leben
›Jugend‹.
Bedeutungsverwandte:
 5, .
Syntagmen:
das l. (ab)kürzen / längen, wo zubringen, jm. das l. fristen / geben, sein l. verschleifen, mit etw. vertreiben; das l.
(Subj.)
dahinfaren, kurz sein; das l. des menschen; das fürfarende / ganze / gegenwürtige / jämrige / künftige / zeitliche l.; das alter, die kindheit / (leb)tage des l., anfang / ausgang des l
.
Wortbildungen:
lebensfrist
,
lebensfristlich
(a. 1645),
lebenslauf
,
lebensur
,
lebenszeit
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Disin mort vil ebene | hatte dennoch bi lebene | dem kunige vorgeseit | sente Wenzlaw.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Es sein guter an meinen g. hern gestorben, [...] auch Jesau, Rippendorff, welchs auff leben zu patenpfennig eingeschrieben wurden sein sollen.
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
46, 35
(
Hamburg
1642
):
so bald die Lebens-uhr des Menschen ausgelauffen.
Schöpper Vorr. (
Dortm.
1550
):
Gibt Gott gnad vnd leben / das ich etwan mehr Synonyma colligieren werde.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat der vurss. her heinrich syn leuen lanck nummerme ze Coelne komen en sculden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Es steht in deinen henden | Mein zeit vnd lebensfrist.
Dubizmay, kurß zu Teutze
43, 12
(
hess.
,
1463
):
We mir das meyn menschlich leben gelenget ist ich won bey den vngütten.
Froning, Alsf. Passionssp.
1334
(
ohess.
,
1501ff.
):
[Jacob] drangk des [born] selber by sym leben.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
menschlich elend ist nicht klein, | Anfangs meins lebens ichs bewein.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 32
(
Frankf./M.
1559
):
bitte / jnen so viel gnade / barmhertzigkeit vnnd Lebens zu verleihen / damit sie jhr Kind in allen ehren [...] aufferziehen moͤchten.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn elich man eyne besliffe by synes ewibes lebin.
Dorumme heisset is leiprenthe, das eyn man ym dy herlichkeit behelt zcu syme lebin.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Den dritten Berg treten wir endlich an bei dem Ausgange dieses zeitlichen Leebens.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Habe ich meinen von Gott geschenckten Lebens=Lauff wol=anzuwenden / angefangen.
Lutz, Buch Alfadol
39rb
(
obd.
,
n. 1478
):
nit ee wan in dem dritten alter deins lebenß.
Gille u. a., M. Beheim
202, 77
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz leben kürczet sy [unkeüsche] dem leib.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
ein meister der jungen leben, ein spigel der tugent [...], den nachkomen ein lere.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
[Berengario mit den seinen] Nach Bamberg ist gschafft vnd verbandt, | Ihr leben daselbst zu zubringn.
Nun bin ich bey meins Lebens Zeit | Nie gwest in einem solchen Streit.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
So lang der warme Geist belebet [...] erstrecket unser Leben / unsre Tage.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
229, 11
(
els.
,
1362
):
Do erwelte er alles sin leben in siechtagen vnd in smerczen lieber denne zwene tage die pin des fegefúres liden.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Als auff den Gburtstag / der zur frist / | Gleichwol seins Lebens anfang ist.
jhm [...] | Gewünschet [...] | Viel Glück / Heil / Wolfahrt und Gsundheit / | Zu seiner gantzen Lebenszeit.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Eines Mänschen leben ist viel zu kurtz.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 382, 23
(
Hagenau
1534
):
wiewol sie sonst / [...] / yhr leben lang nye guͤts von Gott gedacht haben.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der mentsch sol alles sin leben in drú taillen. zem ersten sol er gedenken an daz fúr varend lebenn; dar nach an daz gegenwúrtig leben; zuͦ dem dritten male an daz kúnftig leben.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
24
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz ich hincz auf den tag meines iëmrigen lebens sünde nie verlassen hab.
Moscouia
C 1v, 32
(
Wien
1557
):
denen hat er noch lebendiger jre Erbschafften außgethailt / [...] / vnd nach ordnung bey seinem leben eingesetzt.
Perez, Dietzin
1, 132, 27
;
v. Keller, a. a. O. ;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 262, 10
;
Niewöhner, Teichner
595, 68
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
94, 14
;
Vgl. ferner s. v.  5,  3,  5, , ,  10.
4.
›Lebensweise, Art und Weise, sein diesseitiges Leben zu gestalten und zu verbringen; Lebenswandel, Lebensführung; Stellung in der Gesellschaft; Lebensunterhalt‹; Spezialisierung: ›Klosterleben‹; metonymisch: ›biographische Darstellung, Erzählung, die das Leben einer ausgewählten Persönlichkeit, insbesondere von Heiligen, nacherzählt, damit deren Beispiel als Vorbild für die eigene Lebensführung dient‹;
vgl. (V.) 4.
Phraseme:
wesen und leben; leben und sitten; sich js. leben zum spiegel setzen
;
jn. in das leben empfangen
›jn. in die Gemeinschaft des Klosters aufnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Syntagmen:
ein l. anfangen / treiben, das l. füren, sein l. anstellen; auf js. l. acht haben, sich im l. halten; l. der tugend / welt, des fleisches / weibes, der frommen / heiligen / menschen; das abscheide / beschauliche / böse / engelische / fromme / geistliche / götliche / gotlose / gute / harte / heidnische / einsame / erliche / heilige / klösterliche / löbliche / müselige / öde / rechte / reine / sträfliche / strenge / sündige / tierische / tugendliche / ungebürliche / unordentliche / unreine / unruhige / unstete / verschmähte / weltliche / wilde / wunnesame / zierliche l.; die forderung / kunst / not / ordnung / schande / strengigkeit / verwandlung / würdigkeit des l
.
Wortbildungen:
lebenbuch
›Biographie, Lebensbeschreibung‹,
lebensart
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen priester amecht ist ein lebin | Daz immer sal gut bilde gebin.
Als irdachte her nicht daz closter | Der zu dem ersten iz leben | Den namen nante ,begeben‘.
v. Ingen, Zesen. Ros.
64, 6
(
Hamburg
1646
):
so gefaͤllet mier doch dieses leben / das ich fuͤhre.
Luther, WA (
1525
):
So muͤssen wyr nuͦ diß woͤrttlin ,lebendig‘ geystlich verstehen vom leben fur Got und nicht fur der welt.
Es hat Christus hyrynn furgebildet das Christlich leben, sonderlich das predig ampt.
Ebd. (
1544
):
DIEse Epistel ist abermal eine vermanung zu Christlichem leben und wercken.
Ebd. (
1549
):
DEr Gottlosen leben vnd wesen stehet wol eine zeit, gruͤnet, bluͤet.
Ebd. (
1544
):
Solcher gerechten oder gleubigen weg, wesen, leben vnd sterben kennet Gott
(auch an 1 anschließbar).
Ebd. (
1545
):
Simoney und Geitz, [...], Pedasterey, und was mehr der heilige Stuel zu Rom in seinem aller heiligsten leben treibt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
514, 239
(
Magdeb.
1608
):
Ein [...] ehrlichs leben / | Wird noch zu letzt in Ehren schweben.
Ebd.
570, 2036
:
Als wenn ich wer schuldig daran / | [...] | Das die Meuß anfiengen solch leben?
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
14. Jh.
):
Sines vleisches lebene | Lebete er vil unebene.
Ob ieman noch kumen wil | [...] | Enphet man den ouch in daz leben?
[›Klosterleben‹]. Rosenthal. Bedencken
6, 13
(
Köln
1653
):
die [...] das eynsame oder auch Kloͤsterliche Leben erwehlt hat.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
293
(
mrhein.
,
um 1335
):
Alle dine sunde sin dir virgeben. | Bezzer vorbaz din leben.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Franciscum [...] ist Christo gleich in seinem leben.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ir [Tod] [...] alles des, das mir wünnesam leben gemacht und gelübt hat, zerstörer seit.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
14, 27
(
omd.
,
1487
):
wú ein keúsche ehe, mit zcirlichem vnd togentlichem leben gehalden.
Ebd.
69, 14
:
du saltt mitt vleiß vormercken eins itzlichen sÿtten vnd leben.
Ebd.
69, 27
:
das er wisse das wesen vnd leben seiner kinder.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1737
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
mentel unnd rock di beide | sollen sin gesneten gar bequemlich, | also irem leben wol ist zemlich.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
776
(
Mühlh.
,
1556
):
Trib mit im selb ein schantlich laͤben.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
enwil doch sin leben niregen dar nach setzen noch richten.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 11, 31
(
Leipzig
1520
):
das kein Babst szo vorkarth / ader boßes lebens nye gewest ist.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
2272
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
An swelher stunt | der sunder sufzet sein sunde, | so wil ich si im alle vergeben, | wie pos und unrain wer sein leben.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
10, 30
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie er sich in allem seinem wandel und leben und geperden halt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
[ist] sein [Caroli Martelli] hailiger leib von den ochsen zu sant Peters kirchen in die stat gezogen, als das sein hailiges lebenbuch ausweist.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Was all Philosophi hand gschriben | [...] | Wie ich solt fuͤren ein guͦt laͤben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 1, 294, 16
(
Hagenau
1534
):
Es ist keyn feyner leben auff erden / denn gewisse zinß haben.
Goldammer, Paracelsus
3, 293, 9
(
1523
/
30
):
zeigt uns gott an, ein exempel zu nemben an verwandlung unsers lebens.
Schmidt, Rud. v. Biberach
79, 19
(
whalem.
,
1345
/
60
):
wie gros froͤide vnd nuͥtzze der menschlich geist enphind vf der strasse bescholiches lebens.
Warnock, Pred. Paulis
4, 116
(
önalem.
,
1490
/
4
):
hatt [Jhesus] da gefastet und bettet, ain streng buͦsfertig leben gefürt.
Plant u. a., Main. Naturl.
296rb, 9
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
svln wir vmbekeren die gewonheit vnsers lebins.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
12, 23
(
Zürich
1521
):
Wie lang wil [Christenlichen] name͂ vñ leben nit eins sin.
Heidegger. Mythoscopia
43, 13
(
Zürich
1698
):
Demnach ich mich [...] gleichsam selbst castriert / und mich nacher Ierusalem zu einer strengen Lebens=Art begeben.
Morrall, Mandev. Reiseb.
175, 12
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sind also kúsche und haltend als ain saͤlig leben als kain gaistlich lút.
Sappler, H. Kaufringer
1, 424
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
erkant ich wol [...], | das er bei dem rainen leben | nicht lang mocht beleiben.
Heydn. maister
1v, 1
(
Augsb.
1490
):
Von leben vnnd guͦtten sitten d’ alten liebhaber d’ weiszheit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 3, 29
([
Augsb.
]
1548
):
wie dann das der grossen leüte Anthonij Macharij / und anderer leben und thaten [...] außweiset.
Wolf, Norm im sp. Ma.
26, 6
(
oobd.
,
1486
):
Dy regel vn das leben der myndern brueder ist dye: [...].
Ebd.
32, 17
:
Sy sullen globen das leben vnd dy regel alczeit zu halten.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
111, 28
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die gaist sulcher menschen sint leicht abzeziehen von den doygen werchen, die da angehorent ain tyrisch vnd ain weltleiches leben.
Ders., H. v. Langenstein. Quästio
189, 110
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das awer der pöz geist den menschen dester pas mit dyser anweig müg petriegen, so wierfft er ym für das leben der heyligen.
Ebd.
191, 157
:
dy sich v̈ebent in strengem leben, awer nicht in tugënten.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Do kom eines abends ein fraue des wilden lebens.
Jostes, Eckhart
41, 26
;
Sievers, a. a. O. ; ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
49, 18
;
Luther, WA App.;
v. d. Lee, a. a. O.
69, 23
;
76, 35
;
Opitz. Poeterey
9, 32
;
12, 21
;
Asmussen, a. a. O.
22
;
Wagner, a. a. O.
15, 30
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
10, 12
;
15
;
20, 10
;
Franck, Decl.
334, 6
;
344, 12
;
Dietrich. Summaria
30v, 5
;
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
49, 8
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Haas u. a., a. a. O.
27, 15
;
Bauer, a. a. O.
102, 3
;
100, 21
;
22
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
191, 144
;
150
;
191, 140
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
86
;
ders., Stadtr. Sillein 36, l
35
; 40, l
17
;
Vgl. ferner s. v. (Adj.), (Adj.),  2,  1,  1,  2,  2,  2,  10,  1, (
der
1,  2,
2
 2,  2.
5.
›Wirkkraft, Lebenskraft, metaphysische Energie, Kraft, die körperliche Bewegungen, aber auch insgesamt Handeln und Wirken von Lebewesen ermöglicht‹;
vgl. (V.) 4.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
[man enschel] abe allez, daz der sêle ist: ir leben, krefte und natûre.
Jostes, Eckhart
20, 27
(
14. Jh.
):
Swaz leben gibt, des waz niht in Saulo, mer im beleib vil minner den einem, der da sleffet.
Opitz. Poeterey
46, 1
(
Breslau
1624
):
welche das leben vnd die Seele der Poeterey sind.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 15
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das leben hie aufpleent die pradem, es swechent die smerczen, es derrent die hiecz.
Gille u. a., M. Beheim
20, 80
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dein lieb, durch die du, herr, uns hast | geschaffen, mein got, leben meiner sele.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
das inwendige der natur, und das in der natur das leben ist, ist in allen formen gleich, [...] alein die form underschiden.
Ebd. (
1527
/
8
):
wo das leben, der tot, hauptglider und alles im menschen lig.
Ebd. (
1536
):
inwendig ligent die wurzeln des lebens, auswendig seind die est.
Golius (
Straßb.
1579
):
ANima, die Seel / Item das Leben.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
69, 25
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so enphat der lip von der sele daz leben unde alle die andern behörlichen eigenschefte dez menschlichen libes.
Andreae. Ber. Nachtmal
23r, 21
([
Augsb.
]
1557
):
wie [...] vnns Christus mit seinem warhafftigen Flaisch vnnd Bluͦt / speisen vnd trencken woͤlle / das er sein leben in vns erhalt.
Ebd.
112v, 9
:
dann die Neruen vnd gelenck seind verletzt / dardurch die Seel verhindert / das sy jr krafft vnd leben in der hand nicht uͤben noch erzaigen kan.
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 285
f.
6.
›Schicksal‹;
vgl. (V.) 9.

Belegblock:

Gajek, Seidelius. Tych.
8, 23
(
Breslau
1613
):
Habn sie das Gluͤck geticht verblendt / | Und daß auffm Rad vnd Kugl stendt / | Wie sich dieselbig waltz herumb / | So wend sich das Lebn vmb vnd vmb.
Sappler, H. Kaufringer
1, 296
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wir süllen peiten und still stan, | bis wir erfaren gar eben, | wie getaun sei seinem leben.
Bauer, Geiler. Pred.
103, 23
(
Augsb.
1508
):
Wenn nun ain mennsch also in disen schaden falt [...] das ist nit des lebens schuld / wann das ist an ym selber gerecht und guͦt.
7.
›Lärm, Aufheben, Geschrei‹.
Phraseme:
was lebens
Ausruf der Verwunderung.

Belegblock:

Roloff, Brant. Tsp.
913
(
Straßb.
1554
):
Was lebens woͤllen jhen dort machen | Wir went gon luͦgen zuͦ den sachen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Min bruoder, waz läbens ist daz, so ich inn der stat hör? Es ist ein vast grosser uffruor.
do erhuob sich ein groß gschrey inn der stat, wann yederman schrey „lärmma!“ Rengnold frǎgt, was lebens die inn der stat tribend.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.,
1117
(
Zürich
1560
):
Fast uß mit dir was darffs vil laͤben | ich woͤlt dir nit ein Guffen gaͤben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
die dinstlewt [...] tetten aus dem velld armen lewtten grossen schaden und was gleich ain leben, als vor Selldenhaim.
Wyss, Luz. Ostersp.
10248
;
8.
›Gültigkeit, Wirkkraft (von rechtlichen Verordnungen)‹.
Syntagmen:
e. S.
(z. B.
mandaten
)
das l. geben
.

Belegblock:

9.
›innerer Teil des Hufes, Fleischsohle (z. B. beim Pferd)‹.

Belegblock:

Deinhardt, Ross Artzney
140
(
oobd.
,
1598
):
wen ain gaul dz leben im huf weicht, so laß im im ersten viertl des monden außschneiden, [...]. So khompt dz leben wider.