lieb,
das
(meist) /
der
(seltener);
es
/ –.
1.
›Geliebte, Liebchen, Geliebter‹; meist auf die Frau bezogen; vgl. (Adj.) 6; auch diminutiv gebraucht.
Gewisse Beleghäufung für poetische Texte.

Belegblock:

Luther, WA (
um 1535
):
Ein lieb sucht das ander.
Karnein, Salm. u. Morolf
388, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Die liebe ist gar verlorn, | sie hat den heiden zu einem andern liebe erkorn.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
197, 1047
(
osächs.
,
1607
):
die haben [...] | Einander gehalst vnd geküst, | wie zweÿer liebichen gebrauch i(e)st.
Opitz. Poeterey
31, 18
(
Breslau
1624
):
wer nicht kan noch mag | Sein lieb sehn wann er wil / wird alt auff einen tag.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Mein voriges Lieb thut todt liegen, | Für die ich in die Höll wehr gstiegen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sie [-snecken] begernt des himeltawes reht als ain fraw irs liebes begert.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Mein lieb der hat wol hundert | Tzu lieb im ausgesundert.
Klein, Oswald
34, 46
(
oobd.
,
1416
):
wenn sich mein houpt wirt senken | gen deinem veinen mündlein rot, | so tü mich, lieb, bedencken.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wann ich dıͤr fleißleich gedienet han | recht als ein rechter chanman, | der nimer lieb hat dan ains.
Wyss, Limb. Chron. ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Klein, a. a. O.
20, 39
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›in der mystischen Liebesbeziehung zwischen
got / Christus
einerseits und der
sele
/ dem Menschen andererseits sowohl für Gott / Christus wie für die Seele / den Menschen als Ziel der Liebe gebraucht‹; Ütr. zu 1; erotische Bildlichkeit der Belege.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der Mystik; älteres und mittleres Frnhd.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
604, 8
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ von sprichet diu sêle in der minne buoche: ,mìn liep hât mich anegesehen durch einen schranz’.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
,Min lieb, du
[3493:
sele
]
bist suberlich, | Lustic mir
[3498:
Cristus
]
an allen schrantz‘.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so wir daz goͤtlich liep [...] ie dicker an blicken.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Ach aller liepstes einiges liep
[bezogen auf
unseren herren
],
were ich des wirdig das [...].
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
das dv [got] wellest ane sehen dine grúndelose v́rbermede, vnd wellest min liep vnd min gespvnze sin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
got aht die sêl niht klain, er schätzet si als sein schatzpær liep, nâch im selber gepildet.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Geliebtes, Geschätztes, Ersehntes, Verehrtes, Gegenstand existentiellen Bemühens; friedliches, freundliches Verhalten, das zu dem Ersehnten führt‹ (dies letztere im , mit reicher Belegung);
vgl. (Adj.) 5.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
67, 7
(
14. Jh.
):
Daz ein ist, waz der mensch liebes
[dies als Subst. zu
lieb
(Adj.) 5]
hat in dirre werlt, also schier als er dez enphindet, daz im daz ein hindernu̇zz ist an iens lieb, so sol er diz lieb durch iens lieb lazzen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die ime denne in diseme vinsternisse truwe hant geleistet, die fuͤrt er on alles mittel in sin unsprechenliches ewiges liep.
Sappler, H. Kaufringer
26, 52
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
leiden ist ain kurzes lait | und ain langs lieb.
4.
›Zuwendung, Trinkgeld, kleine Vergütung‹;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2.

Belegblock:

Argovia (
halem.
,
1530
):
das dem aman alls lieb beschech, soll er den kouf verkünden in der kilchen.
5.
s.  5.