liebe,
die
;
-Ø/–
.
1.
›natürliche (d.h. „nicht aus einer Rechtspflicht entspringende“; ) soziale Achtung, Wertschätzung des anderen, soziale Verantwortung, Gemeinschaftssinn, Verläßlichkeit stiftende innere Freiheit‹; von hier aus Tendenz zu ›Begünstigung‹ (in den Belegen als Warnung / Verbot o. ä. angesprochen); in 1 Beleg (s. u.
Rennefahrt, Stadtr. Bern): ›vertraglich geregeltes Miteinander‹; offen zu ;
.
Texte der Sinnwelten ,Recht / Wirtschaft‘ sowie ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
liebe und leid leiden
›etw. gemeinschaftlich tragen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. bereichszugehörig):  7,  4, ,
1
 5, ,  8,  34,  6, , .
Gegensätze:
(
das
1, , .
Syntagmen:
l. haben / beweisen / fürgeben, die l. erhalten / erneuern
;
die l
. (Subj.)
ungefärbt sein, verkälten
›erkalten‹;
etw. durch l. tun, durch / zu liebe oder leid
(ansatzweise phrasematisiert) (etw. tun);
die heidnische / natürliche / lautere / reine / rechte / (ge)ware / sondere l
.;
friede mit l
.
Wortbildungen:
liebezorn
›in
liebe
1 gründender gerechter Zorn‹,
liebgefallen
(dazu bdv.: ,  2,  2, ),
lieblos
1 ›nicht liebenswürdig‹,
lieblüge
›Lüge, um jm. nicht weh zu tun, Lüge aus Verantwortung, zur Abwendung von Schaden‹,
liebreich
1 ›vertrauenswürdig, zuverlässig‹,
liebschaft
1.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
CHARITAS: Liebe huͤld freundtschafft minne gunst zuneigung.
Luther, WA (
1521
):
Weyl dem menschen, der die liebe hatt, keyn gepott nott ist.
Ebd. (
1528
):
huiusmodi officiosa mendatia, lieblugen, da ich eim zu gut lieg, non incommodat, sed ist im gut.
Luther, WA (
1525
):
Also ist auch die reyne liebe eyn seltzam ding auff erden. Nicht das Liebe an sich selbs unreyne sey, Sondern das sie liebe fur geben.
Pfefferl, Weigel. Ges.
8, 8
(
Hamburg
1646
):
Der Apostel saget, dem Gerechten ist kein Gesetz gegeben sondern er thut das gesetze ohn zwang vnd beschwernis aus lauter Liebe.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her [man, der kempen sal] muͦz eynen vor sich setzen, der iz tuͦ duͦrch liebe oder duͦrch pfennige.
Also strak ist iz vmme diz gerichte, dar man noch wedder lip noch duͦrch leit noch dorch guͦt noch dorch vruͦnde willen nicht richten sal wen dorch rechticheyt.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Des andern ubels machen ich myn, | Und allen muß myn gut gemeyne sin. | Minen name ob ir den wissen wollet, | Geware Liebe
[personifiziert]
ir mich nennen sollet!
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 8 (
mosfrk.
,
1598
):
Ein jeder inwohner zu Fell ist das jahr durch [...] zwên tage zu graben [...] durch sich selbst oder einen anderen lieberichen arbeiter zu erscheinen schuldigh.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1355
):
so sulden wir, die scheffen und der rat, mit den vorgen. hantwerken und sie mit uns, und wir, die vorgen. hantwerke, mit den scheffen und dem rade und sie mit uns getruweliche lyp und leyd lyden.
Köbler, Ref. Franckenfort
27, 4
(
Mainz
1509
):
Jch. N. schwere das ich in diser sachen niemandt zu lieb oder zu leid / noch vmb miedt oder gab [...] / sunder allein die warheit [...] / offenbare͂ [...] woͤl.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Dienst [...] Dienstbarkeit. Handreichung. Wolgefallen, Liebgefallen. Behegligkeit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wan di ungerechtikeit sal ubirfluzzic werden, sô vorkeldet di lîbe in manigen herzcen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Liebe nicht allzu lieb, leit nicht allzu leit sol umb gewin und verlust bei weisem manne wesen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Noch hat er [mussigener] weder lieb noch gunst | Zu den die im sein brot gewynnen.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
nun zwingt die christliche liebe [...], ja auch die heitnische natürliche liebe, wie ir wolten, das euch beschehe in nöten, also solt ir auch dem notürftigen hergegen erstatten.
Wiessner, Wittenw. Ring
3599
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Got mach euch sälden reich! | Ewer liebschaft gfiel mir wol.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1388
):
Und suͥllen oͧch bi den selben eyden dis vorgenant burgrecht und luter liebuͥ und truͥwe von dishin ewenklich [...] mit uͥnsern eyden ernuͥwern.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1471
):
ob inen vor ziten etwas goͤnnen und erloubt sie in dem selben holtz, das sie von liebe und keins rechten wegen beschechen.
Ebd. (
1513
):
die selben all soͤllen landtraͤcht kouffen und mit den unsern im landtgricht lieb und leid tragen.
Ders., Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
Welcher [...] mit den ubrigen stubengsellen in dem einen und anderen kein lieb und leyd hat, derselbig soll [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Raͤchte Liebe die ein mensch gegen dem anderen hat. Charitas, Communis fides.
Liebloser leyb / Vngeraatsamet. Incultum corpus.
Sappler, H. Kaufringer
29, 4
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
weliches under den zwaien wär | baß ze loben und ze krönen, | die lieb oder die schöne.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 137, 8
([
Augsb.
]
1548
):
alß haben sy [Hunde] dem armen Lazaro mehr diensts und liebe beweiset / dann der Reiche Wanst.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
„So bin ich die Schoͤn genannt“, | [...] | „So bin ich die Lieb“.
Köbler, Ref. Wormbs
37, 24
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
264
;
503
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
113, 12
.
2.
›Gunst, Gunsterweisung eines sozial Überlegenen gegenüber einem Unterlegenen; als Gunst erklärte Bereitschaft eines in der Seelsorgehierachie Befugten zur Lesung einer Messe o. ä.‹; in allen Belegen rechtsformelhaft oder Teil eines Rituals.
Meist ˹wobd./oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte˺.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. , , ,
1
 6,  9,  1,
1
 4.

Belegblock:

Bindewald, Texte schles. Kanzl.
25, 3
(
schles.
,
1349
):
das wir [wenczlaw] mit gutem willen [...] haben gegeben durch rechtir libe vnd fruntschaft willen Der Edeln furstynne vnde vrowen katherynen, [...], eyne mark groschen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass uwer grosmaͤchtikeit in semlicher achthabung, andacht, frintschaft und liebe woͤlle verharren.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1533
):
haben wir von sonderbarer lyeby und früntschaft, ouch uß sondern gnaden und von keins rechten wegen, gantz früntlicher wolmeynung [...].
Hör, Urk. St. Veit
71, 26
(
moobd.
,
1352
):
Ich pruͤder Philipp prior [...], verjehen offenleich an disem brief, daz wir durch besunder lieb vnd trew vnd umb gelt [...] hintz nacht ein vigilii vnd dez morgens ein selmezze singen.
Ebd.
138, 30
(
1390
):
Wir graf Hainreich [...] bechennen offenleichen an dem brief, daz wir Petern dem Griesteter, [...] die lieb und genad getan haben umb datz gut zu Räut, [...] haben wir im [...] ledig lazzen.
Leisi, a. a. O.
8, 374, 21
;
Hör, a. a. O.
185, 28
.
3.
›kleinere Zuwendung, Gabe, Geschenk‹;
zu (
das
4.
Phraseme:
sant Johannis liebe
ein in St. Johannis Namen gesegneter Wein;
jn. einer liebe gewären
›jm. einen Gefallen tun‹ (ironisch).

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 95, 33
(
md.
,
1493
):
die phenner sollen den knechten fortmeher kein lon adder libe gebin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
do sprach der ritter: ,reich mir vor sant Johannes lieb‘. do trug er ein groß glas mit wein her.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Der lieby wil ich sie [pfaffen, leyen] geweren, | Vnd inen auch die seckel leren
[ironisch].
4.
›liebevolle, natürliche, nicht zweckgerichtete und nicht erotische Zuneigung eines Menschen zu einem oder mehreren anderen‹; bezogen auf das Verhältnis von Familienangehörigen untereinander (Eltern und Kinder, auch Ehegatten), generell auf das als Familienbindung gedachte Verhältnis von Personen, die Umgang miteinander haben, darunter auch z. B. zwischen Angehörigen verschiedener sozialer Schichten (etwa Bürgern und König);
vgl.  5, (Adj.) 23.
Bedeutungsverwandte:
 4, (
der/das
),  6; vgl.  4, , .
Syntagmen:
(keine) l. zu jm. haben
(z. B.
christen zu heiden, die bürger / Franzosen zu einem könig
),
seine l. zu jm. wenden, l. in der ehe halten, jm
. (z. B.
dem vater
)
l. erzeigen
;
die l. ein werk des willen sein
;
der affe seine junge für l. zu tode drücken
;
etw. mit l. sehen, jm
. (z. B.
dem keiser
)
zu l
. [etw. tun];
die l. des vaters gegen den kindern, die l. der eltern / untertanen (zu jm.)
;
die sundere / väterliche l
.;
der friede der liebe
.
Wortbildungen:
liebesstrafe
,
liebestreiche
,
liebgenies
,
liebwirdig
(dazu bdv.: ,  1, ),
liebzorn
.

Belegblock:

Das [Kinder mit ruten straffen] sind amptschlege und Liebestreiche, nuͤtzlich [...].
Ebd. (
1534
):
ira, quae venit ex amore, [...], Das ist der gmeine lieb zorn.
Helbig, Qu. Wirtsch. 1,.
91, 27
(
md.
,
1423
):
Ouch sal eyn iclicher wergkmeister in unser hern phlege nach nyrgen in der stad von keyme gesellen heymlichen liebgeniss neme nach geschenckte dar umme, das [...].
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Holdtselig. Lieblich. Schmaichlich. Liebwirdig.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Dieser Herr hatte keinen ehligen Sohn / wandte derowegen sein Gemuͤth und Liebe zu diesem seinen unaͤchten / der [...].
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 32
(
omd.
,
1487
):
saltu dÿ liebe deines ehlichen gemahels vorsetzen vor dÿ lÿbe deiner eldern.
Logau. Abdank.
168, 28
(
Liegnitz
1651
):
Der FRJEDE der Liebe / der Einigkeit / Aufrichtigkeit und Trew / welchen Sie / geliebter Herr Ohme / Zeit jhres Ehstandes / so lieblich / so loͤblich mit einander gepflogen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
128, 33
(
Nürnb.
1548
):
wie er [feind] die hertzen von einander reysse / Das gleich / wie jr yetzundt lust vnd lieb gegen einander habt / er vnlust / vnd feindschafft moͤge anrichten.
Ebd.
130, 1
:
dazu helffen / das eynigkeyt vn̄ liebe in der ehe gehaltē werde. Das geschicht aber also / dz er [man] mit vernunfft / vñ nit mit gewalt faren / [...] soll.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Du magst wol verstăn, daz sy kein liebe zuo dir hand und werden dir nŭt halten waz sy dir verheissen hand: wann sy sind Kristen und du ein heid.
Maaler (
Zürich
1561
):
Liebe deß vatters vnd der muter gegen den kinden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Aff trucket für libe sein Junge zu todt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das der bischolff dem kayser zu lieb und gevallen dem von Gran, [...], das pistumb soldt ubergeben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 84, 20
;
Warnock, Pred. Paulis
23, 295
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Eschenloher. Medicus ;
5.
›christlich begründete Liebe des Menschen zu anderen, verständnisvolle, liebende, nachsichtige Haltung, fürsorgliches Bemühen um den anderen‹; besonders auf protestantischer Seite Betonung des
glaubens
als des theologischen Grundes der
liebe
sowie der christlichen Freiheit, aus der sich die
werke
, mit ihnen die
caritas
im Sinne sozialer Verpflichtung herleiten; dem gegenüber auch Begründung des guten Werkes aus der Hoffnung auf Rechtfertigung, Sündenvergebung.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch der Didaxe.
Bedeutungsverwandte
(bzw. bereichszugehörig):  4, , , , ,
1
 4,  6.
Gegensätze:
 12.
Syntagmen:
l. untereinander haben, in die herzen setzen, der prediger l. haben (sollen), jm. l. erzeigen
;
l
. (Subj.)
freundlich / langmütig sein, alles glauben / hoffen / dulden / vertragen, nicht das ire suchen, sich nicht erbittern lassen, keine secten machen, das gesez meistern, fordern, das [...], eine -waffe wieder die arglistigkeit (des teufels) sein
;
ane l. nichts gut sein, aus l. zu jm. reden
, ˹
aus der l. ein werk machen, durch l. sünde tilgen
˺ (beides als Vorwurf gegen die ,Werkgerechtigkeit‘),
durch l. die sünde (anderer leute) vergeben, in l. leben, in reiner l. minnen, nach l. stellen, das gesez nach der l. beugen / lenken, jn. zu l. ziehen, der glaube jn. zu l. (des nächsten) neigen
;
die l. des nächsten, gegen dem nächsten / menschen, zu dem orden
;
die auferbauliche / brüderliche / schwesterliche / brünstige / christenliche / emsige / heisse / hohe / stete l
.;
der lon, die frucht, regel, das mas der l
.
Wortbildungen:
liebheit
(semantisch hierher, morphologisch eher zu
lieb
, Adj.),
liebreich
2.

Belegblock:

Liebe und not maistern alle gesatze, und kaine gesetz sol sein, es sol nach der liebe gebeügt und gelencket werden.
wen die werck nit aus der lieb gescheen, so sein sie gar lautter nichts, dan an die lieb ist nichs gut.
Ebd. (
1523
):
liebe unnd glawbe machen keyne secten noch unterscheyd eußerlich.
Dieser frucht [Euangelion] nachfolgen denn die fruͤchte des geysts, die werck, als gedult, liebe, trewe.
Ebd. (
1544
):
,Fur allen dingen aber habt unternander eine bruͤnstige Liebe, Denn die Liebe decket auch der suͦnden menge.‘ [...], Hie sagt er nu, wie sie auch sich gegen andern Leuten sollen halten, Und fasset hiemit alle guten werck [...], so wir unserm Nehesten schuͤldig sind, in ein starck wacker woͤrtlin, das er nennet Bruͤnstige liebe.
Ebd. f. (
1544
):
die Papisten [...] Machen aus der Liebe des Nehesten ein werck oder tugent gegen Gott, Wollen darnach daraus schliessen, Das durch unsere Liebe unser suͤnde [...] getilget werden, [...] unser suͤnde zu decken fur Gott, da gehoret ein ander Liebe zu, nemlich, des Sons Gottes, welcher [...] durch solche Liebe auch uns ein Exempel gegeben, das wir auch (durch die Liebe) anderer Leute suͤnde, [...] vergeben sollen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 13, 1
(
Wittenb.
1545
):
WEnn ich mit Menschen vnd mit Engel zungen redet / vnd hette der liebe nicht / so were ich ein donend Ertz.
Ebd. 4:
DJe Liebe ist langmütig vnd freundlich / die liebe eiuert nicht / die liebe treibt nicht mutwillen / sie blehet sich nicht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
als S. Augustinus spricht: waz der mensch liebhat, daz wirt er in der liebe.
Struck, Cist. Marienst.
1348
(
mosfrk.
,
1492
):
einträchtig in göttlicher Liebe, [...], Liebe (
leyffhayt
), Reinigkeit des Leibes und Armut des Geistes leben
.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Petrus und Andreas. bi den zwein soltu merken zweir hande minne: minne got und minne din ebencristen. di minne und die libe sol haben ein igelicher pretigere.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
178v, 23
(
Leipzig
1588
):
Darumb treibet [...] jhn sein liebreiches Hertze / den Nehesten vmb seiner mengel oder vbertretung willen / trewlich zu straffen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
738, 22
(
els.
,
1362
):
Jst es aber daz du in reiner liebe minnest so gewinnet er [engel] dich so liep also mich vnd erzoͮget dir sine gnode.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
auch mag er [prister] plab tragen in rechter emsiger und steter lieb zu leben.
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 7, 27
(
Straßb.
1524
):
DEr glaub an Christu͂ macht vnß frum͂ vor got / vnd neigt vns zuͦ lieb des naͤchsten.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
/
32
):
also stellen sie
[Wesen ohne Seele]
nach solcher liebe gegen dem menschen, auf das sie mit den menschen in der selbigen büntnus seind.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 335, 38
(
oobd.
,
1461
):
daz der selb Herr, [...] wöll vns raiczen vnd enczunden in seiner vnd auch in pruderlicher vnd swesterlicher lieb vnd wercken der güttikeit.
Ebd.
2, 271, 10
(
schwäb.
,
um 1543
):
[bischoff Friderich] het besundere lieb vnd andacht zuͦ dem heiligen orden.
Bauer, Geiler. Pred.
9, 10
(
Augsb.
1508
):
aynem ainfaltigen christen menschen ist genuͦg daz er hab cristenliche liebe.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
148rb, 18
(
moobd.
,
n. 1434
):
vil groͤsleicher vodernt vnd begernt von vns got vnd die lieb, das wir vmb das geistleichen leben vnd hail vnsers nachsten sarig vnd fleiẓz tragen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Awsserhalb der lieb ist der glawb nichts wie Paulus erzellt, wann jch gleich allen glawb hiet [...], vnd daneben khain lieb so bin jch doch nichts.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
59, 332
(
tir.
,
1466
):
Der lon der pruederleichen lieb das ist die lieb Kchristi.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 24
;
5, 6, 21
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
235, 29
;
Dietrich. Summaria
20v, 22
;
Bauer, Geiler. Pred.
473, 21
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst., S. 
222
.
Vgl. ferner s. v.  2,  2,  1, .
6.
›tiefe Neigung, Verlangen, Streben, Begehren der menschlichen Natur generell oder des einzelnen Menschen zu etw. (meist:) negativ, (seltener:) positiv Bewertetem hin‹; dieses wird in der Regel als Besitz, in Einzelfällen als erstrebte Tätigkeit gedacht;
vgl.  6.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch ,Didaxe‘.
Syntagmen:
l. an etw. legen, zu etw. haben, für etw
. (z. B.
für warheit
)
annemen, die l. büssen
›erfüllen‹,
jm. die l. fremd machen
;
die l
. (Subj.)
ein ausbruch der herzigung sein, jn. zu etw. bewegen / ziehen
;
mit l. ungefangen, zu etw. geneigt sein, etw. mit l. ausrichten
; ˹
die l. der geschrift / kunst / warheit / weisheit / welt, der zeitlichen dinge, des vaterlandes
˺, jeweils ›zu [...]‹;
die l. zum geld / gejägde, zu dem leibe
;
die grosse / lautere / tolle / weltliche l
.
Wortbildungen:
liebde
1.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
sondern trittest aus der pan
[›irrst ab‹]
und denckest nur wie du deine lust und liebe zum geld buͤssesst.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1584
):
er hetzs
(einen Mord)
aus sich selbst getain ausser eifer gegen die catholisce religion und leifden des fridens.
Dedekind/Scheidt. Grob.
87, 38
(
Worms
1551
):
daß sie [menschlich natur] zu allem / das verbotten ist / ein lieb / lust / vnd wolgefallen hat.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ein fri [...] gemuͤte, das ungevangen ist von allen dingen, noch mit luste noch mit liebe.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
201, 6
(
els.
,
1362
):
Du [Herre] hast weltliche liebe mir froͤmde gemaht, du hast mir kraft geben daz ich alle pin han úberwunden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der ein lust vnd liebe zum gjaͤgt [...] hat.
Heydn. maister
3r, 16
(
Augsb.
1490
):
von grosser liebe wegen der weißheit / mocht er [Tales] zeit nit haben dem gelt nach zestellen.
Bauer, Geiler. Pred.
322, 12
(
Augsb.
1508
):
welche tier den flaischlichen gedenken nachfolgen / das sind die außbrüch deiner hertzigungen Die erst / ist. liebe Die ander glüst.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
vn bewegt mich darzu nichts anders dan̄ die liebe vnd lust diser seynen subtilen kunst.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Affect / bewegligkeit zu oder von dem jenigen das vns gut vnd boͤß dunckt zu sein / beweg des gmuͤts / affectus, perturbatio [...] derer seind viererley / lieb / haß / hoffnung / forcht.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
164
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
ein andrew aigenschaft der sel, das ist, das sy natürleich genaigt ist von notdurft der natur mit grosser lieb zü dem leib vnd erkükchung ds leichnames.
Bauer, Imitatio Haller
75, 25
(
tir.
,
1466
):
die lauter lieb der warhait die sol dich cziehen czue dem lesen.
Dies., Zist.-Pred. Haller
47, 128
(
tir.
,
1466
):
Die lieb der welt die pegert der ganczen welt vnd würt nimmer ersatt.
Alberus, Barf. Vorr. Alb. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 23
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
ders., Staat/Kirche Bern ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 736
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 18, 24
;
Bauer, Geiler. Pred.
318, 32
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
209, 61
;
7.
›als
unrecht, unordenlich, ungeordnet, unredlich, unrein, eigen
o. ä. charakterisierter Hang zur Sexualität, zu sich selbst, zum Besitz, zum Hochmut, zum Zweifel, zu Verwegenheit‹; erhöhte Belegdichte für den Bereich der Sexualität (insbesondere zur außerehelichen Liebe, dann z. B.:) ›sexuelle Beziehung zwischen Heiratsverwandten‹, andeutungsweise ›verwegene Neigung zur Teufelsbuhlschaft, auch zur Sodomie‹; im einzelnen: ›Unzucht; Habgier; Ehrsucht usw.‹; im Hintergrund stehen die 7 Hauptsünden; die genauen Ausprägungen von
liebe
im Sinne dieses Bedeutungsansatzes werden teils verschleiert; vgl. den Stellenkommentar mit Lit. zum Beleg
Wagner.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,  56, , ; vgl. (
der/das
1,  2, , (
die
5.
Wortbildungen:
˹
liebkind
,
liebeskind
)˺ ›unehelich geborenes Kind beider lebender Elternteile‹ (14./15. Jh.).

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
520
(
pfälz.
,
1436
):
Welicher nü das gewiecht hat der vnördenlichen liebe jn siner sele, der [...].
Jostes, Eckhart
65, 21
(
14. Jh.
):
Sunderlich lieb on huͤte die ist ein valsch minnerin und ist ein ubergreifferin dez rehten gemaheln und ist ein zustorerinne dez frids
(es folgen weitere Nennungen).
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 21
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie ubel alle sein innern kreft [...] vergift sein mit [...] unredlicher, ungeordenter lieb, haß und poß senung, hoffnung und verczweiffelung, forcht und kuͤnheit.
Ebd.
9, 37
:
unkewsch, wollust, inprunst des fleysch, bewegung des fleyschs, unlawterheit, vermayligung, snodikeit, unschamheit, unvernunft, aygene lieb, haß gotes, begerung der werlt.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Deß menschen leib, fleisch unde blut, | Welches von natur ist nicht gut, | Sonder vol begierd und affect | Und eigner lieb heimlich vol steckt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Die Königin vnd Stiefmutter mein | Ist voll in brunst vnd Lieb vnrein.
Eichler, Ruusbr. steen
59
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
do mitte wurt vertriben alle verbildunge vnd alle ungeordente liebe zvͦ den creaturen.
Warnock, Pred. Paulis
16, 128
(
önalem.
,
1490
/
4
):
So denn der mensch wendt, er hab ain gaistliche liebe zuͦ sinem hailgen, so ist er bös vigind hie mit sinen tusigfaltigen listen und enzúndt den menschen mit liplicher unrainer liebe, also daz er etwenn begert, liplich mit im ze fallen und ze súnden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Huͤrische Liebe.
Sappler, H. Kaufringer
16, 289
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
die ander laug, als man list, | ist unrecht lieb, [...]. | an den zwain hangen alle sünd.
Ebd.
338
:
lieb des flaisch; lieb der ern; lieb des guotz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
ain grober, harter mann, der was in unordenlicher liebin gegen ainer junckfrauen, [...], entzündet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Sein obgenanten sun Crispum [...] redt die stiefmueter Fausta umb unordenliche lieb an.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1077
;
Bauer, Imitatio Haller
100, 13
;
Vgl. ferner s. v. .
8.
›Liebes, Angenehmes, Freude, was jm. im Unterschied zu
leid
zuteil wird‹;
zu  1.
Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
las mich mit lieb!
›laß mich mit Frieden / in Ruhe‹! (hierher?).
Gegensätze:
(
das
12.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Waz ist widersatzunge? Liep und leit, wîz und swarz das hât widersatzunge, und diu enblîbet in wesene niht.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
[Volkomeniu abegescheidenheit] wil alsô stân von ir selber, niemanne ze liebe noch ze leide.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú [junger] nament fride in unfriede und in liebe leit, und in dem tode nament sú daz leben.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Laß mich mit lieb, das rat ich dir, | Vnd halt mir nit dein dochter für, | Jch würd sunst sein dein ewig findt.
Sappler, H. Kaufringer
1, 196
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si funden vor der statt stan | ain haus mit bösem obedach; | den gesten lutzel lieb geschach.
Klein, Oswald
115, 78
(
oobd.
,
n. 1438
):
Wer ain andächtigs herze trait, | den kümbert weder lieb noch laid.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Schade, Sat. u. Pasqu. .
9.
›Liebe zwischen Mann und Frau, körperliche und psychische Zuneigung zwischen Erwachsenen beider Geschlechter‹; vereinzelt offen zu: ›zwischenmenschliche, sozial geprägte Zuneigung‹ (vgl. 1) sowie zu: ›ungezügelte sexuelle Leidenschaft‹ (vgl. 7);
vgl.  9.
Phraseme:
der liebe buch / getöne
›Hohes Lied‹;
einander für liebe fressen
›heiß verliebt sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,  1,
1
 12,  5,  1; vgl.  2.
Syntagmen:
die l. beschreiben, l. zu jm. haben / tragen, js. l. begeren, jm. (die) l. öfnen / anzeigen / abschlagen / versagen, die l. einem handel vergleichen
;
die l
. (Subj.)
alweg wären, sich verlieren, pein bringen, nicht ane leid ergehen, sich bis in das mark setzen, js. herz verstricken, giftig als ein atter sein, zu wegen bringen, das [...], l. sich mit l. vereinen, die l. arzenei, der herzen band sein
;
der l
. (Gen.obj.)
pflegen
;
in l. behaften, verhaftet / entbrant sein, bewegt / entzündet werden, jm. in l. gefangen sein, sich in l. gegen jn. annemen
(z. B.
gegen hadermetzen
),
sich mit l. gegen einander halten, bei jm. mit l. wonen, jn
. (z. B.
die jungfrau
)
um l. ansuchen, von l. reden, jn. von l. küssen
;
frau liebe
(personif.);
die l. des bräutigames / mannes, eines töchterleins
(jeweils gen. subjectivus),
die l. der frau
(gen. objectivus),
die l. zu jm
.;
die blinde / grosse / innigliche / rechte / stäte / unzerbrochene / züchtige l
.;
der weg / strik, die ordnung / göttin, das band / schwert / zeichen der l
.;
durch l. und treue willen, die anreizung zu der l
.
Wortbildungen:
liebebrunst
,
liebesarm
›liebender Arm‹,
liebeschmerz
,
liebesfalke
,
liebeskraft
,
liebeskus
,
liebessache
,
liebhalb
›aus Liebe‹,
lieblos
2 ›ungeliebt‹,
liebmal
›Kußfleck‹,
liebsenend
,
˹liebtrank
1,
liebtrunk
(dazu bdv.: II)˺ ›Liebestrank‹,
liebung
4.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Jnn der erst gehets wol so an, das sie [eheleut] ein ander [...] fur liebe fressen wollen.
Volkmar (
Danzig
1596
):
Philtrum, ein liebtrunk, nachlauff.
Klett, J. v. Soest
11, 865
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
hy by klerlichen wurt erkant, | das lyb ist tzweyer hertzer bant.
Ebd.
11, 1106
:
dy lyb dy wyl bescheyden syn, | und ist das nyt, so bryngt sy pyn.
Ebd.
11, 1390
:
merck, wy von Amazonia | lybhalp wass schyr geworden gra | des selben landes kong.
Voc. inc. teut.
p ir
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Liebu͂g Dilectõ. i. Amor.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
amm suessen schlaff, den sie do thet | in rechter lieb mit liebesarmen umbschrenket.
ich bin behafft mit liebes kraft, | mit Adams ripp durchschoßen.
Dedekind/Scheidt. Grob.
125, 2
(
Worms
1551
):
Küß an ein backen daß es schmatzt / | Das heißt das liebmal angesatzt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
In der liebe buche dort | Hore Salomonis wort.
In der liebe gedone | Sprichet er gar wunneclich.
Böhme, Morg.R.
149, 2
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wann dieselbe [zwey junge menschen] an einander erhitzen in liebe brunst / so [...].
v. Ingen, Zesen. Ged.
384, 35
(
Breslau
1641
):
weil alle die anmuthigen Liebes⸗Kuͤsse / [...] / von der Goͤttin der Liebe Venus sollen [...] an den schoͤnen Himmels⸗Saal gehaͤfftet werden.
Ebd.
391, 27
:
Des Liedes Inhalt war ja von lauter Liebes⸗Sachen / das muß sie alles gestehen.
Pyritz, Minneburg
1503
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Min trost, min wunne, min liebes valk, | In din suße minne du mich walk!
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
129
(
Nürnb.
1517
):
Nun ist aber des geists antastung ein anrürn der lieb des breutigams zu der liebe der breut, des geists zum geist
[hier bildlich].
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Daß er vor lieb-senendem schmertzen | Ward kranck von seim gemüt.
Ebd. (
1548
):
Da mir mein herz | In liebe-schmerz | [...] | So yniclich entzündet wart.
Thiele, Minner. II,
2, 31
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
so muß got uͤmmer erbarmen | das ich liebloses wib | den sinen mynngernden lib | in keinen kumber ye gewarff.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
598, 23
(
els.
,
1362
):
Der waz so stolcz von libe vnd von iugent das dise frowe sterklich in sine liebe wart beweget, [...]. Do von begúnde sú mit flisze betrahten wie su in úberkeme daz er zu liplichem valle mit ir keme.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
’ich haiß frow Lieb und hon den sin | das ich da all zitt gern bin | wa sich lieb mit lieb ver aint‘.
die funfft [frowe] nem ich uch schier: | das was frow Lieb, die mengem man | lib und guͦt gewund an.
Roloff, Brant. Tsp.
938
(
Straßb.
1554
):
Under eim baum als ich euch sag | Da sie mit im der liebe pflag.
Maaler (
Zürich
1561
):
Liebe die sich biß in das margk hinein gesetzt hat.
Einem die Liebe offnen / anzeigen vnnd nit verhaͤlen. [...]. Eines frommen eegemahels Liebe waͤret allwaͤg.
Lauater. Gespaͤnste
33r, 11
(
Zürich
1578
):
der ist in liebe eines schoͤne͂ züchtigen toͤchterlins eines burgers daselbst / entzündt worden.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
307, 18
(
Genf
1636
):
Liebtränck / m. Poison pour fairs aimer.
Brandstetter, Wigoleis
193, 28
(
Augsb.
1493
):
wonet herr gabon bey seiner frawen mit [...] jnniklicher liebe biß si schwanger ward.
Klein, Oswald
56, 22
(
oobd.
,
1417
/
8
?):
Mein herz, das prüfft vil offt und dick, | das seltzam blick pringt freundlich schrick, | in der lieben strick.
Ebd.
64, 2
(
1416
/
7
?):
Gar wunniklich hat si mein herz besessen, | in lieb ich ir gevangen bin mit stëtikait.
Karnein, de amore dt.
182
(
moobd.
,
v. 1440
):
ir werd gesehen sam ain grosser vberfarer der geliebten lieb, das ir so vnbesinlich [...] tuet aischen vnd piten der lieb vnd minn.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1460
):
seiner Frau
Margrethen durch sundere lieb und treun willen, so sie
ihm in seiner
krankhait bewaist hat.
Klett, a. a. O.
11, 788
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 4
;
v. Keller, Amadis ;
ders., Ayrer. Dramen ; ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ; ;
Hübner, a. a. O. ; ;
Opitz. Poeterey
11, 25
;
21, 21
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 20
;
Goedeke, P. Gengenb. ;
Roloff, a. a. O.
541
;
856
;
Sappler, H. Kaufringer
11, 74
;
Brandstetter, a. a. O.
226, 11
;
Klein, a. a. O.
1, 18
;
1, 39
;
20, 70
;
Karnein, a. a. O.
180
;
Vgl. ferner s. v. ,  22,  5, ,  2, , , (V.) 1.
10.
›dem Menschen aus
gnade
von Gott gegebene, ihn
gotförmig
machende, durch asketische
übung
, den
glauben, demut
u. ä. Haltungen wieder auf Gott zurückführende Liebe, inbrünstige Ausrichtung des Menschen auf Gott, Liebe zu Gott‹; in 1 Beleg (s. u.
v. Tscharner
): ›Liebe, Verehrung eines heidnischen Gottes‹;
vgl.  10.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, oft der Mystik und Scholastik, auch der Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
 12,  10,  2,  14, ; vgl. ,  3,
1
 5.
Syntagmen:
l. zu got haben, zu Christo tragen / bringen, die übung mit hilfe der gnade l. wirken
;
die l
. (Subj.)
zu got wachsen, jn. gotformen, zu got aufziehen, im menschen die gestalt der tugend gebären, die l. alle dinge verschmahen
, [etw.]
erkriegen / minnen
;
der l. durchbrünstig sein
;
in der l. alle gesaz begriffen sein, die furcht in die liebe gehen, sich in l. zu got erheben, in gottes l. steigen
›hinaufsteigen‹,
Christi mit l. geren, mit l. den zugang zu got zieren, von l. innigkeit zu got kommen
;
die l. gottes, einer lere, der heiligen schrift
(jeweils: ›zu [...]‹);
die befindliche / geistliche / innige / inbrünstige / ware l., die götliche l
. ›Liebe zu Gott‹;
die inbrunst, das feuer, die gebote der l
.
Wortbildungen:
liebde
2,
liebespfeil
›Liebe (des Menschen) zu Gott‹,
liebung
5.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen sie [Gots irwelte] nimmer werden kul | Der waren Gotes minnen, | Der sie vor liebe brinnen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2685
(
rib.
,
1444
):
Yederman hain ich vrede gegeven; | Nu hoede den mallich gantz ind even | Na der liefden de zo mir drait | Eyn eicklicher.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
O Herr gib mir der liebten brandt, | Mein schwachheit ist dir wolbekandt, | Leßt du mich auff mir selber stahn.
Dubizmay, kurß zu Teutze
48, 7
(
hess.
,
1463
):
heyliger geyste erfülle deyner gleubigen hertzen vnd eÿnzunde dar In das fewer deyner libe.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 12
(
Frankf./M.
1626
):
Vnd auff mein Andtlitz mich zu seinen Fuͤssen neig / | Mit Demuth / Glauben / Lieb Furcht / Hoffnung angethan.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Von den dy ir wip lygin den markt lutin durch di libe irer gote.
Steer, Schol. Gnadenl.
6, 79
(
moobd.
,
15. Jh.
):
disen frid wurckt vnd sacht ein v̈bernaturleich tugent, das ist dy genämmachent lieb, dy dann gotformet den menschen vnd gepirt yn ym alle gestalt der tugent, wann yn zwain gepoten der lieb sind begriffen alle gesaczt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Der Heiligen gsell moͤcht er
[Ignatius von Loyola]
sein, | Mit Verlangen, | Liebspfeil sein Hertz durchdrangen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
des bitte ich úch umbe alle die liebi und minne die ir zuͦ Gotte hant.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 243
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Beuintliche minne vnd liebe, das ist ein begirlicher smackender gelust, den man het zvͦ gotte alse zvͦ einem ewigen guͦte [...]. Beuintliche liebe git vrlop allen creaturen nach der gelust [...]. Innige liebe beuindet sich begerende von innen mit ewiger minnen [...]. Innige liebe verzicht vnd versmahet lihtekliche alle ding, vf das sv́ erkriegen moͤge, daz sú minnet. Vs diser beuintlichen liebe kumet innekeit zvͦ gotte.
Michels, Murner. Badenf.
19, 26
(
Straßb.
1514
):
Frow, all sünd verzich ich [Cristus] dir | Vmb liebin die du dreyst zuͦ mir.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
230, 15
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
do braht der mensche sin liebi zuo der minnen gottis alse zuo dem ende, unde also des gliches zuo allen den andern dingen.
Bauer, Geiler. Pred.
462, 12
(
Augsb.
1508
):
wann seine
[des
Cristophorus
]
reden flackrent von einbrunst der liebe.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Goͥtleicher lieb inhitzig vrisch | Was er durchpruͤnstig als ein glŭt.
Buijssen, Dur. Rat.
2, 4
(
moobd.
,
1384
):
ir bewarent ewren sin mit liebe der heiligen schrifte und ander sitigen lere.
Klein, Oswald
4, 7
(
oobd.
,
1421
):
Wer liebe trait | ze got, von dem si [liebe] kompt, daran si hafftet, | so wirt der wille pald geschickt, | das er tëglichen trachtet, | wie er die liebe darzu fickt
[›fügt‹], |
das si nicht werd geferret gotes prust.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1108
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
die weil wir in der werlt sein so müssen wir in den creaturn als an ainer laytter in gotes lieb vnd sein erchantnüss steygen.
Höver, Bonaventura. Itin. B
589
f. (
moobd.
,
1450
/
60
):
das ist Jhesum mit liebender andacht ansicht auff gehenckten am kreúcz durch andacht, glauben, hoffnung vnd liebe, zuͦ verwundrung zuͦ erfroͤwung, zuͦ lobung, zu liebung, zu jubilierung.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
47, 130
(
tir.
,
1466
):
die lieb gottes die ist nicht anders pegern denn got alain. Die götleich lieb die ist gar edel: sÿ hat alle hübsche ding lieb.
Quint, a. a. O. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
495
;
Dubizmay, a. a. O.
92, 17
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
130
;
Franck, Klagbr.
226, 1
;
Vetter, a. a. O. ;
Eichler, Ruusbr. steen
72
;
586
;
878
;
Warnock, Pred. Paulis
5, 46
;
27, 83
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
191, 147
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
33
.
11.
›Liebe als Qualität, Seins-, Existenzform Gottes, der er den Menschen in einem als
-giessen, an-, en-, erzünden
gedachten Prozeß teilhaftig werden läßt und aus und in der er seine Erlösungstat vollzogen hat‹; auch für ›Gott‹ gebraucht;
zu  11.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 5,  4, (
die
2,  14; vgl.  13, ,
1
 3,  1.
Gegensätze:
 1, (
der
1, .
Syntagmen:
got die l. ausgiessen
;
die l
. (Subj.)
ewig / fest / stark / unwandelig sein, von got kommen, gottes l. in das herz gegossen sein, die liebe der weg gottes [...] sein, got die l. sein
;
die welt der l. (gottes) überzeugen
;
jn. der götlichen l
. ›mit Gottes Liebe‹
enzünden
;
aus l. für jn. leiden, durch die l. gottes vergottet werden, in der l. die tugend erzünden, sünde wieder die l
. [Gottes]
begehen
;
die l. gottes (gegen uns), des sones, Christi, des herren
;
die götliche l
. ›Gottes Liebe‹,
die heimliche / rechte / süsse l
.;
die gabe / süssigkeit der l., die brunst der l
.
Wortbildungen:
liebbrief
›Brief über die Liebe Gottes‹,
liebde
3,
liebestrafe
(dazu ggs.: ),
liebezeichen
,
liebmildreich
,
liebreich
3,
liebung
6,
liebtrank
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
das die libe gottis starck ist wie der todt.
Ebd. (
1518
):
Wye hoch got antzeugt die lieb, die er selbs ist.
Ebd. (
1529
):
wir haben im newen Testament viel ein groͤssers Liebe zeichen Gottes gegen uns denn jene im alten Testament.
Ebd. (
1524
):
du susse lieb schenck uns deyne gunst, | las uns empfinden der liebe brunst.
Ebd. (
1544
):
das die straff, die Gott auff uns legt, ein liebe srtraff und nicht ein zorm straff sey.
Pfefferl, Weigel. Ges.
12, 35
(
Hamburg
1466
):
er leidet, stirbet, [...], alles vmb vnsernt willen, das ist die Welt zu vberzeugen der versönung vnd liebe Gottes kegen vnß vnd alle Menschen zuuersichern.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 36
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
AUGUSTINUS spricht: Die lieb ist der weg gots zu der sel und der weg des menschen czu got.
Gille u. a., M. Beheim
69, 80
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mit dem geist du [heilger geist] mich enczund | deiner gotlichen liebe.
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 25, 18
(
nürnb.
, Hs.
1525
):
der [...] wirt durch die liebe Gottes gantz vergottet und Gott in im vermenscht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Engelischer Bot, | Vom Himmel gesendet wardt, | Von dem liebreichen GOtt, | Gabriel.
Dein Blut im streit ein Krafftwehr ist, | Dein Blut der Seelen Liebtranck ist.
Du Liebmiltreicher HERR vnd GOTT, | Mach mir beyn Außerwehlten Platz.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
daz wir [...] dancken syner [gottes] liebden und gnaden, die er uns in alle dyngen bewyst hat, sunderlich in synem heiligen lyden gantz unßer heyl instet.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
guͦte tútsche buͤchlin sint dines goͤtlichen liebes liebbrieff.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 285, 26
(
Hagenau
1534
):
Gott ist die liebe / [...] / darumb hatt er auch sein milte guͤtte unnd liebe außgegossen / unnd in der ersten schepffung / [...] / schaffte er voradt.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
408, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
die gotliche liebi, alse vil si von teile gotlicher getat ist, alse vil ist si ewig unde unwandelich.
Klein, Oswald
4, 16
(
oobd.
,
1421
):
lug, hoffart, spot, hass, zoren, neid | götliche liebe nicht melt.
Quint, Eckharts Pred. ;
Gille u. a., a. a. O.
69, 188
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
103
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
12, 11
;
37, 124
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
150rb, 40
;
153ra, 5
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1888
;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
83, 80
.
Vgl. ferner s. v.  6.